Die Rose, der Deutschen liebste Gartenpflanze

Autor: Frank   
Veröffentlicht: 02.08.2011 - 07:07 Uhr
 
 
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Die große Welt der Rosen

Rosen sind schön an zu sehen, manche duften, sie blühen in den verschiedensten Farben und sie sind ziemlich anspruchslos. Kein Zufall, dass in nahezu jedem Garten in Deutschland Rosen wachsen. Kein Zufall auch, dass es hierzulande eine lange Tradition der Rosenzucht gibt und dass mehrere hochspezialisierte Baumschulen in Deutschland immer wieder neue Sorten vorstellen und jedes Jahr viele Millionen Rosen vermehren und kultivieren.

Das Sortiment an Rosen ist enorm vielfältig, weltweit gibt es etwa 30.000 Arten und Sorten der Gattung Rosa! In den Katalogen der Rosenschulen und Rosenzüchter findet man unter anderem Gruppenzuordnungen wie Beetrosen, Bodendeckerrosen, Edelrosen, Kletterrosen, Historische Rosen, Parkrosen, Gartenrosen, Strauchrosen, Stammrosen, Wildrosen, Zwergrosen. Hinter jeder dieser Gruppen stehen dann lange Listen von Rosensorten in den verschiedensten Blütenfarben und -formen, Wuchshöhen und Anzuchtformen, duftend oder eben nicht, mit mehr oder weniger Stacheln. Tatsächlich: Rosen haben - Dornröschen hin oder her - keine Dornen, sondern Stacheln. Die botanische Unterscheidung ist, dass Dornen Ausstülpungen des Holzes, Stacheln dagegen „nur" Ausstülpungen der Rinde sind, und sich deshalb leicht entfernen lassen. „Rosen sind die mit Abstand variantenreichste Gruppe der Gartenpflanzen", so Eckhard Beutnagel vom Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V., „mehr als 1.200 Rosensorten sind beim Bundessortenamt in Hannover und auf europäischer Ebene im Sortenschutz gelistet."

Bei ADR-Rosen gilt: Sicher ist sicher

Bis eine neue Sorte auf den Markt gebracht werden kann, muss sie eine lange Bewährungs- und Prüfstrecke erfolgreich bestehen. Den Anfang nimmt jede neue Sorte in einer Baumschule. Die sorgfältige Beobachtung von Aussaaten, das Selektieren von neuen Varianten und deren intensive Prüfung gehört für Baumschuler, die sich mit der Pflanzenzüchtung beschäftigen, zum beruflichen Alltag - nicht nur bei Rosen! Ist eine interessante Variante entdeckt, wird sie gekennzeichnet, über Jahre beobachtet und immer wieder bewertet. Nur Pflanzen, die sich in der Baumschule über mehrere Jahre als wirklich "anders" bestätigt haben und die nachweislich besser sind als ihre Eltern, können zur offiziellen Prüfung beim Bundessortenamt angemeldet und dort als neue Sorte unter Schutz gestellt werden. Dort geht die Prüfung dann weiter. Speziell für Rosen hat die deutsche Baumschulwirtschaft schon frühzeitig die Notwendigkeit erkannt, ein strenges Prüfverfahren einzuführen. Seit 1950 gibt es die Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung (ADR), die bis heute als die weltweit strengste Rosen-Neuheiten-Prüfung gilt. Bewertet werden zum Beispiel die Knospenform und Knospenfüllung, die Blütenform, Farbe der Blütenöffnung, die Blütenfarbe und schließlich das Verblühen. Vor allem die Pflanzengesundheit ist wichtig für die Auszeichnung als ADR-Rose. An elf Standorten in Deutschland werden die Rosen unter gleichen Bedingungen gepflanzt und ohne Pflanzenschutzmittelbehandlung kultiviert - nur so kann nach mehrjähriger Beobachtung die Widerstandsfähigkeit einer neuen Sorte optimal und objektiv beurteilt werden. In der ADR-Prüfung standen bisher über 2.000 Sorten, jedes Jahr werden etwa 50 neue Sorten aller Rosenklassen geprüft. Wenn neue Sorten geeignet erscheinen, ältere ADR-Sorten ersetzen zu können, kann das Prädikat ADR-Rose auch wieder entzogen werden. Bei der Sortenprüfung geht es schon lange nicht mehr nur um Schönheit, vor allem im Hinblick auf die Gesundheit bzw. Robustheit neuer Sorten dokumentiert das ADR-Zeichen eine sehr positive Entwicklung, die auch Umweltaspekte beinhaltet: Ob in Privatgärten oder im öffentlichen Grün: ADR-Rosen sind ausgezeichnet als widerstandsfähige Sorten, die keine Pflanzenschutzmittel benötigen. Sortenlisten dieser robusten Rosen stehen auch auf www.adr-rose.de zur Verfügung.

Wie wird aus einer Rose ein Feld voller Rosen?

Jede neue Sorte beginnt mit einer einzigen Pflanze - manchmal sogar mit nur einem einzelnen Zweig! Die Baumschuler mussten also Verfahren entwickeln, um eine einzigartige Pflanze zuverlässig und wirtschaftlich zu vervielfältigen. In der Fachsprache heißt das „vegetative Vermehrung". Je nach Pflanzenart eignet sich die so genannte Stecklings- oder auch Steckholzvermehrung. Für manche haben sich sogar Labormethoden etabliert, bei Edelrosen aber ist das bis heute übliche Verfahren die Sommerveredlung. Dafür braucht man als spätere Partner ein so genanntes Edelreis und eine Unterlage, ein sehr scharfes, sauberes Messer, eine ruhige Hand und jede Menge Erfahrung - Experimente sind hier nicht zu empfehlen. Ein geübter Baumschuler kann bis zu 3.000 Rosen am Tag veredeln - und die Anwachsquote ist sehr hoch, vorausgesetzt, man weiß, wie es geht. Mit dem Messer wird ein T-förmiger kleiner Schnitt auf Höhe des Wurzelhalses der Unterlage gesetzt, der es möglich macht, die Rinde in diesem Bereich leicht aufzuklappen. In den entstehenden Spalt setzt der Baumschuler dann eine Knospe der Edelrose ein und verschließt die Veredlungsstelle z.B. mit einem Gummiband. Je schneller diese Operation vonstatten geht, umso sicherer gelingt sie. Diese Veredlungsform heißt im Fachjargon „Okulation", weil der Baumschuler die eingesetzte Triebknospe „Auge" nennt. Dieses Auge der Edelsorte wächst auf der Wildrosenunterlage an und daraus treibt im nächsten Frühjahr ein Trieb der Edelsorte. Bis die Rose tatsächlich verkaufsfähig ist, vergeht dann mindestens noch ein Jahr, in dem die Rose zu einer mehrtriebigen Pflanze kultiviert wird.

Große Auswahl

Die deutschen Baumschulen produzieren eine große Vielfalt an Rosen. Allerdings kann nicht jeder Betrieb das gesamte Sortiment anbieten. Für spezielle Wünsche nach Rosensorten lohnt es aber doch, in Baumschulen mit Privatverkauf nachzufragen - vielerorts unterhalten die Baumschulen einer Region so genannte „Börsen", in denen sich die Betriebe zur Vervollständigung der Sortimente gegenseitig helfen. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch ungewöhnliche Pflanzen besorgt werden können. In den Fachbetrieben stehen meist sowohl wurzelnackte Rosen als auch Rosen im Topf zur Auswahl. Die beste Pflanzzeit für wurzelnackte Rosen ist der Herbst. In Töpfen kultivierte Rosen können das ganze Jahr über gepflanzt werden.

BdB
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Diskussion

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Swenja2008

hallo,
wie im Artikel von Frank erwähnt, ist ein ADR Prädikat nicht für die Ewigkeit. Es kann vorkommen, daß unter den ADR-prämierten Sorten im Zug der Zeit ähnliche moderne Rosensorten mit besseren Eigenschaften gezüchtet worden sind. Dann wird einer ADR-Rose auch das Prädikat schon mal aberkannt.

Zwischen 1950 und 2009 waren es 26 Rosensorten, die aus der ADR Liste gestrichen wurden.

Zum Dezember 2010 bestand die aktuelle ADR-Rosenliste aus 176 ernannten ADR-Sorten.

Ein Beispiel möchte ich hier anfügen, weil ich diese Sorte selbst gepflegt habe. Es ist die Sorte Schneewittchen (W. Kordes’ Söhne 1958). Sie bekam das Prädikat ADR Rose 1960 und wurde 1983 sogar zur Weltrose gekürt. 2004 wurde der Sorte Schneewittchen das Prädikat ADR-Rose wieder aberkannt, da sie vergleichsweise mit neueren Züchtungen doch anfälliger für Rosenkrankheiten ist.

Schneewittchen ist und bleibt trotzdem eine interessante und schöne Rosensorte mit einem großen Vorteil: sie ist sehr gut in Kübeln zu halten und gar nicht so anfällig, wenn man sie solitär stellt und sie überdacht steht (Balkon). Ausserdem wirkt sie solitär wirklich wie eine Märchenrose. Sie ist fast stachellos (im Kübel auf dem Balkon wichtig), hat einen leichten Duft und ist öfterblühend.

Anmerkung zu den Dornen oder den Stacheln: Dornröschen klingt aber viel hübscher, als Stachelröschen.

Anmerkung zu dem Prädikat Weltrose: World Federation of the National Rose Societies, die Weltrosenvereinigung, Mitglieder sind 36 Länder der Welt, -die höchste Auszeichnung für eine Rose.

Liebe Grüsse
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Inyourgarden

Hallo,

das Austauschen alter ADR-Rosen gegen neuere (vergleichbare) bessere stimmt.

Hier ist ein Liste von den o. a. Weltrosen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Weltrose

Zwei davon musste ich haben - einfach weil sie für meinen Geschmack wirklich wunderhübsch sind:

Gloria Dei und New Dawn.

Zu beiden muss ich sagen, da ist nix dran. Kein Rost, kein Mehltau, Blattläuse auch egal, blühen, duften sehen toll aus!

Ansonsten denke ich für mich persönlich: Wenn Rosen Mehltau, Rost, etc. IMMER überleben und sie dafür toll blühen und duften, warum nicht? Eine meiner Englischen Rosten von Austin (die bekanntlich wirklich robust sind) braucht das Wort Rosenrost nur zu hören und schon sind die Blätter voll damit. Ich habe Stock-Rosen die sind mit Viehzeugs und Malvenrost voll, sähen sich aus, wo sie wollen, sind teilweise über 2 m hoch, wachsen mehrarmig und blühen wochenlang.

Das ist aber eine philosophische Garten- und Pflanzenfrage, die jeder für sich entscheiden darf.

Vita Sackville-West z. B. fand es sehr gut, wenn Rosen jahrelang nicht geschnitten wurden.
Inyourgarden
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Swenja2008

hallo,
die Sorte Gloria Dei (F. Meilland) hat ja eine sehr interessante Geschichte.

@Inyourgarden du hast vergessen zu erwähnen, daß die Sorte Gloria Dei zur ersten Weltrose gekürt worden ist (1976).

Weiß eigentlich jemand, welche Sorte zur ersten ADR-Rose gekürt wurde?

Liebe Grüsse
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Rose23611

 [M]
hallo

Zitat:1950: Bei der ersten „ADR-Prüfung“ erhielten (von den 13 Prüfungssorten, die einen Namen erhielten) nur die Sorten ’Elmshorn’, ’Gelbe Holstein’ und ’Schweizer Gruß’ einen Gesamtmittelwert
von über 80,0 Punkten, wurden also als „ADR-Rosen“ anerkannt. Inzwischen sind alle drei aus der
Liste der „Aktuellen ADR-Rosen“ gestrichen (s. Tabelle 7).


Quelle: http://www.adr-rose.de/download/adr_chronik.pdf seite 61

bin immer noch nicht ganz durch mit lesen diese PDF datei ist sehr umfangreich und informativ, wer sich für rosen interessiert, sollte sie sich mal durchlesen

und das prädikat ADR Rosen hält nur 10 jahre, danach muss man das neu beantragen und die rose wird erneut durch die prüfung geschickt
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Swenja2008

hallo @Rose,
die Chronik hatte ich schon mal gelesen und die muß man mehrfach lesen, weil man so viele Fakten nicht wirklich behalten kann. Daß die Schweizer Gruß inzwischen gestrichen worden ist, wußte ich noch gar nicht. Allerdings dachte ich immer, sie sei 1952 zur ADR-Rose geworden und gehört nicht zu den erst benannten.

Was Rosen betrifft, atme ich fast alles ein, was ich an Material kriegen kann. Es ist soviel Information, daß ich manchmal auch was durcheinander bringe.

Rosen sind einfach nur schön!

Liebe Grüsse

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