Die Artenvielfalt im Garten erhöhen

 
Pflanzenprofessor*in
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Die Artenvielfalt im Garten erhöhen

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Gepostet: 28.10.2010 - 10:27 Uhr  ·  #1
Tierisch Freude am Garten:
Harmonie durch (G)Artenvielfalt


Schmetterlinge tänzeln über Blumenbeete, Hummeln brummen von Blüte zu Blüte, Heuschrecken zirpen zwischen Gräsern, Vögel zwitschern in den Sträuchern: Und mittenmang Sie, die glücklichen Gartenbesitzer. Kein klinisch reiner Zierrasen kann die Glücksgefühle bieten, die sich in einem abwechslungsreich gestalteten naturnahen Garten, der mit Farben, Formen und Düften spielt, einstellen. Hier herrscht tierische Freude bei allen Beteiligten.

Den Mut zur „Wildheit" muss der Gartenbesitzer auf jeden Fall mitbringen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Natur sich selbst überlassen Regie führen sollte. Damit eine naturnahe Gartengestaltung gelingt, sind lenkende Eingriffe unabdingbar, aber eben unter Berücksichtigung der Gesetze der Natur und nicht gegen sie. Ganz entscheidend ist die Verwendung von standortgerechten Gehölzen und Stauden, denn wenn Pflanzen nicht bekommen, was sie brauchen, beginnen sie zu schwächeln. Die Balance zwischen Eingreifen und Abwarten, Gestalten und Wachsenlassen erfordert spezielle Kenntnisse, Sensibilität und sorgfältiges Beobachten. Dazu ist auch ausreichend Platz nötig. Ist der Garten nicht groß genug, lassen sich einzelne Ideen eventuell in Ausschnitten umsetzen.

Damit sich Artenvielfalt einstellen kann gehören als Zwitscherhochsitze heimische Pflanzen wie Efeu (Hedera helix), Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) oder Wildrosen in den Garten. Als Flugfeld für Brummer, Summer und Schmetterlinge eignen sich Wildblumenwiesen oder blühende Staudenbeete z. B. mit Schafgarbe, Sommersalbei, Phlox, Sonnenhut, Lavendel, Aster oder Fetthenne. Ein Schmetterlingsleckerbissen im Frühjahr ist z.B. der Duftschneeball (Viburnum x burkwoodii). Das immergrüne Gehölz wird bis zu drei Meter hoch und wirkt mit seinen stark duftenden, hellrosa Blüten attraktiv auf Tagfalter wie Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge. Die Weigelie (Weigela) ist ein wertvoller und trotzdem anspruchsloser, bis zu drei Metern hoher Zierstrauch für normale Gartenböden in sonniger Lage. Der lang anhaltende Blütenflor von Mai bis Mitte Juni ist für zahlreiche Nachtfalter attraktiv. Auch die Kolbenspiere (Spiraea billardii) mit ihren rosa Blütenrispen zieht Tagfalter wie Landkärtchen, Braunauge und Weißlinge an.

Sieben erste Schritte auf dem Weg zur mehr Artenvielfalt im Garten:


1. Lassen Sie in Teilbereichen des Gartens kontrollierte „Wildheit" zu.

2. Eine Wiese mit Wildblumen bringt Leben in den Garten. Bienen, Hummeln, Grillen, Heuschrecken, Schmetterlinge und Käfer werden es Ihnen danken. Außerdem ist eine Wiese viel pflegeleichter als ein Rasen, denn sie muss nicht ständig gegossen werden und auch das regelmäßige Mähen entfällt.

3. Ein kleiner Kräutergarten ist nicht nur für das eigene leibliche Wohl eine Attraktion. Auch Insekten lieben Dill, Liebstöckel, Salbei, Thymian, Lavendel und Co.

4. Damit es bei Ihnen plätschert, quakt und sirrt, zwacken Sie ein paar Quadratmeter ab und legen Sie einen Gartenteich an. Die Größe ist hier nicht entscheidend. Auf die Uferzone kommt es an. Zur Bepflanzung eignen sich z.B. Rohrkolben, Sumpf-Calla, Bachbunge, Enzian-Ehrenpreis, Blutweiderich, Sumpfdotterblume, Schwertlilie, Wollgras, Binsen oder Igelkolben.

5. Ein pralles Gartenleben entfaltet sich zwischen Bäumen und Sträuchern. So bieten Sie Vögeln, Eichhörnchen und Igeln Nistgelegenheiten, Nahrung und Unterschlupf.

6. Räumen Sie im Herbst Ihren Garten nicht komplett ab. Einige Stängel dürfen ruhig stehen und einige Blätter liegen bleiben. Ein schönes Bild übrigens, wenn der Winter sie mit Raureif überzieht.

7. Damit es bei Ihnen piept, folgt die Hitliste der von Vögeln begehrtesten Gehölze: Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Gemeiner Wacholder (Juniperus communis), Weißdorn (Crataegus), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Schlehe (Prunus spinosa), Wildapfel (Malus sylvestris), Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris), Kornelkirsche (Cornus mas), Elsbeere (Sorbus torminalis) und Schwarze Heckenkirsche (Lonicera nigra).

PdM
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Die Vogelbeere ist ein optischer Leckerbissen für alle Gartenbesitzer und ein kulinarischer Höhepunkt für die Vogelwelt.
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Die Weigelia ´Eva Rathke´ besticht mit glockenartig geformten Blüten in Karminrot.
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Die gelben Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) fühlen sich in der Nähe von Wasser besonders wohl. Ihre Blüten enthalten reichlich Pollen und Nektar. Sie werden von Käfern, Fliegen und Bienen bestäubt, wobei insbesondere Schwebfliegen häufig an den Blüten
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Sedum ´Matrona´ ist eine ganz besonders prächtige und stattliche Fetthenne. Besonders auffallend sind die großen, zum Sommer hin rot überhauchten Blätter und die riesigen Blütenteller.
Hauptgärtner*in
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Re: Die Artenvielfalt im Garten erhöhen

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Gepostet: 30.10.2010 - 20:04 Uhr  ·  #2
danke für diesen schönen artikel,
man müsste ihn ausdrucken und an jeden gartenbesitzer im land schicken.
überall rasen und nutzgarten, echt traurig.
ich versuche seit 4 jahren die idee vom artenreichen, natürlichen garten auf 800 qm umzusetzen, es macht sehr viel spaß aber ist auch unglaublich zeitaufwändig.

tatsächlich haben sich in den letzten jahren eidechsen, erdkröten, eichhörnchen, nagetiere, viele vögel und natürlich insekten wie zb versch. libellen blicken lassen.
tiere die vorher im nutzgarten keinen lebensraum fanden.

lg oliver
Azubi
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Re: Die Artenvielfalt im Garten erhöhen

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Gepostet: 24.11.2010 - 21:38 Uhr  ·  #3
Wirklich ein schöner Artikel.
Die Artenvielfalt ist auch in der Pflanzenvielfalt wichtig.
Auch in einem kleinen Garten lassen sich wunderbar die Artenvielfalt berücksichtigen. Die Ausrede, dass so etwas auf den Geldbeutel geht, zählt seit der Verbreitung des Internets schon lange nicht mehr, den viele Raritäten können unter Gartenfreunden getauscht werden.
Heimische Wildpflanzen bereichern den Garten ebenso, wie exotische Kräuter und sind bei Insekten oft ebenso beliebt.....
Viele wunderschöne Wildpflanzen können wunderschön blühen.
Vielfalt hält gesund und schützt vor Krankheiten..

Siebenbürgen Salbei

violette Königskerze Verbascum phoenicum

Cardy oder die Verpflegungsstelle für Marienkäfer:
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