Anzucht einer Cherimoya (Annona cherimola)
Lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, selbst eine Cherimoya aus einem Kern heranzuziehen.
Warum ausgerechnet eine Cherimoya? Und was ist das überhaupt?
Die Cherimoya oder Rahmapfel oder Annone genannte Pflanze aus der Familie der Annonengewächse (Annonaceae), zugehörig zu den Magnolienartigen (Magnoliales). Ihre nächsten Verwandten sind unter Umständen nicht so unbekannt, wie man zuerst denken könnte:
Die Guanábana, oder Stachel-Annone (Annona muricata) genannt, ist einem vielleicht schon mal als Zusatz im Smoothie begegnet. Und die Dreilappige Papau oder Indianerbanane (Asimina triloba) gehört auch zu den Annonengewächsen.
Die Cherimoya wächst meist als kleiner Baum oder Strauch und wird ca. 5-9 Meter hoch. Optisch ist die Pflanze nichts allzu besonderes. Die Blätter sind ganzrandig, elliptisch oval und samtartig behaart (v.a. unterseits). Sie stehen wechselständig am Zweig.
Einmal im Jahr wirft die Cherimoya ihre Belaubung für wenige Wochen, manchmal auch nur wenige Tage ab. Das ist eine Anpassung an ihre Heimat, in der zu einer bestimmten Zeit wenig Regen fällt und damit ein Verdunstungsschutz. In der Wohnung gehaltene Pflanzen behalten diese Eigenart bei.
Die Cherimoya entwickelt im Alter einzeln stehende, duftende Blüten. Bei erfolgreicher Bestäubung (Flora Toskana schreibt, die Pflanzen seien selbstfruchtbar) entwickeln sich daraus etwa faustgroße, grünschalige Früchte, deren äußere Haut wie in Facetten eingedellt ist. Innen besitzen sie ein rahmweißes, sehr süßes und sahnig schmeckendes Fruchtfleisch mit zentimetergroßen schwarzen Kernen, die aber nicht essbar sind.
Außerhalb der Blüte- und Fruchtzeit ist die Cherimoya jedoch eine sehr unscheinbare Pflanze, die man im Zweifel mit einem mitteleuropäischen Baum verwechseln könnte.
Warum?
Warum möchte ich mir also ausgerechnet eine Cherimoya aussäen?
Es gäbe ja auch allerhand anderes exotisches Obst und Gemüse, das sich ebenfalls einer Aussaat lohnen würde, wie Mango, Avokado oder Papaya...
Um das zu verstehen, muss ich einen Exkurs in meine Studienzeit unternehmen.
Während ich im Bachelor- und später auch im Masterstudium meine Abschlussarbeiten verfasst habe, saß ich oft genug in einem Arbeitsraum meines damaligen Professors. In diesem Arbeitsraum stand ein recht imposanter Zimmerbaum (damals noch ohne Namen), den ich hier im Forum als Cherimoya bestimmen ließ.
>> Hier ist der Beitrag aus dem Forum <<
Ich machte mir damals Sorgen, weil dieser Baum "Herbst" spielte und man dies von "normalen" Zimmerpflanzen wie Ficus und Co. nicht kennt. Wenn ein Ficus Blätter en masse verliert, sollte man sich auch zu recht Sorgen machen...
Nach der geglückten Bestimmung und Namensfindung und erfolgter Pflegerecherche freundete ich mich mit dem Baum an. Ich fand es sogar etwas amüsant, dass er einmal im Jahr einmal "Rundumputz" macht und all seine Blätter abwirft, um für einige Zeit komplett nackig dazustehen und sich dann wieder neu einzukleiden. Als er Schädlinge hatte (Weiße Fliege) habe ich sogar die Schädlingsbekämpfung übernommen (in Rücksprache mit meinem Prof).
Ich hatte zu dem Baum eine besondere Verbindung. Immerhin saß ich manchmal für Stunden und dann tageweise, ach was wochenlang in diesem Raum und schrieb an meinen Abschlussarbeiten. Ich war sogar noch zu Zeiten da, wenn andere längst zu Hause waren. Da war der Cherimoyabaum meine einzige (wenn auch schweigsame) Gesellschaft.
Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht mehr sagen, warum ich ausgerechnet einen Cherimoyabaum aussäen möchte...
Aussaat
Saatgutgewinnung: aus einer reifen Frucht, gekauft im Supermarkt
Aussaat-Termin: 26.02.2019, abends gegen 22 Uhr
Anzahl: ca. 20 Stück
Vorbehandlung: keine
Aussaatsubstrat: Kokos-Quelltabletten
sonstige Hilfsmittel: Zimmergewächshaus
Das Saatgut der Cherimoyas ist nicht sonderlich lagerfähig. Am besten ist es also, sofort nach dem Essen der Frucht die Samen auszusäen. Der Keimvorgang selbst kann einige Zeit in Anspruch nehmen, denn die Schale ist ja doch recht hart.
Ich hatte keine Zeit für Vorbehandlungen wie Vorquellen lassen oder an Sandpapier aufrauen... ich wollte die Samen so schnell wie möglich unter die Erde bringen. Meine Arbeitszeiten sind da auch nicht sehr "gärtnerfreundlich": abends bin ich oftmals zu müde, um mich dann noch mit Aussaaten zu beschäftigen...
Deshalb also keine Vorbehandlung. Sollte bei diesem ersten Versuch nichts keimen, könnte ich es beim nächsten Versuch ja mit einer der genannten Vorbehandlungsmethoden wieder versuchen.
Als Aussaat-Substrat wählte ich Kokos-Quelltabletten. Die "liefen" mir letztens beim Einkaufen über den Weg. Waren in irgendwelchen Restestapeln im Gärtnerbedarf übrig geblieben. Also eine mitgenommen. Kokossubstrat zum Aufquellen als Blumenerde kennt man ja schon, warum nicht also auch als Quelltabletten? Immerhin werden dafür keine Moore abgebaut. Und wenn's feinkrümelig bleibt wie die Kokoserde, ist's auch ein gutes Saatbett.
Der Aussaat-Ort war ein gewöhnliches Zimmergewächshaus. Da ich keine Heizmatte besitze, habe ich das Gewächshaus auf ein zusammengefaltetes Handtuch gestellt (wegen der "kalten Füße" auf dem Fensterbrett). Unter der Fensterbank befindet sich übrigens die Heizung... wie das so typisch ist, bei zentralgeheizten Neubauwohnungen...
Ich säte also aus, wobei ich in jede Quelltablette je einen der dicken schwarzen Samen hineinlegte (mit einem Pikierstäbchen das Loch vorgedrückt) und mit Erde bedeckte. Sind ja Dunkelkeimer. Und nun hieß es... warten...
Anzucht-Tagebuch Cherimoya
13.04.2019
Da ich Ende Februar 2019 ausgesät habe, rechnete ich nicht damit, dass die erste Pflanze bereits Mitte April ihr zartes Köpfchen aus der Erde strecken würde.
Aber genau so war es!
Unter den zwanzig Samen war tatsächlich ein Frühstarter dabei, der es nach nicht mal 1,5 Monaten kaum abwarten konnte, endlich keimen zu können.
(Cherimoya: "Jo!")
Update:
Aktuell treibt meine Cherimoya wieder aus.
Im Zuge dessen konnte ich das "Rätsel der verschollenen Knospe" lösen

>> hier zu lesen <<
Bearbeitet: 15x, zuletzt am 10.05.2020 - 21:24 Uhr