Blog von GinkgoWolf

Bonsai - Alnus glutinosa (2012)



Pioniergehölze eignen sich für gewöhnlich sehr gut zur Bonsaigestaltung. Schnittverträglich, pflegeleicht sind so die Vorzüge der "grünen Pioniere".
Schwarz-Erlen sind solche Pioniergehölze. Sie wachsen wild gern überall, wo es für Erlen entfernt gemütlich ist. Sie wachsen schnell und lieben Standorte, wo sich andere schon nasse Füße holen. Sie vertragen also eine ganze Menge.

Ich habe in meiner Bonsaigestaltung auch ein paar Schwarz-Erlen, monentan sind es drei. Ich stelle sie euch mal vor:



Die größte der dreien wuchs bis letztes Jahr im Herbst wild in einem Staudenbeet. Selbst angesät, logisch.
Viel Potenzial steckt in diesem Baum. Eine Moyogi, frei aufrecht also.



Dann kam auch im letzten Jahr Spätherbst noch ein Erlenbäumchen dazu. Wieder in einem Blumenbeet, aber näher am Fluss, weil dort feuchter. Von Natur aus schief gewachsen, wusste ich sofort: Shakan, also geneigt.



Und dann kam auch Nummer drei noch ins Haus. Das war aber erst dieses Jahr. Einen sonderbaren Standort hatte die sich ausgesucht - für eine Erle. Im sogenannten "alpinen Teil" des Gartens hinter einer Weide. Recht trocken eigentlich. Das ist doch nix für eine Erle, oder?
Sie wurde als Unkraut gejätet, aber als Bonsai gerettet *hihi* Interessante Wuchsform, weil total gerade. Chokkan, streng aufrecht? Für einen Laubbaum??
Man wird sehen...

Update: 21.04.2012



Auf die frei aufrechte Erle ist Verlass, schön steht sie schon im Laub. Noch ein bisschen warten, dann ist der erste Schnitt fällig.



Unverkennbar ist, dass die geneigte ebenfalls austreibt. Sie lässt sich bloß etwas mehr Zeit.

Auch bei der geneigten Erle lohnt es sich, die Schere anzusetzen:



Vor dem Schnitt...



... und nach dem Formschnitt.
Alle Seitentriebe wurden stark eingekürzt, um den geneigten Stamm wieder in den Vordergrund zu rücken. Nur die Spitze des Leittriebs blieb von der Schnittmaßnahme verschont.

Nur die streng aufrechte Erle wurde nicht geschnitten. An ihr gab es nichts zu schippeln, außerdem war sie erst vor kurzem zu mir gekommen.

Update: 28.07.2012



Traurige Nachricht: Durch eine länger anhaltende Trockenheit haben meine Bonsai-Erlen Schaden genommen. Mehr oder weniger alle Blätter haben sie dabei von sich geworfen.
Nun stehen sie in einem wassergefüllten Untersatz - in der Hoffnung, dass noch etwas zu retten ist.

Ich melde wieder, wenn es etwas Neues diesbezüglich gibt.

Update: 19.08.2012

Es gibt etwas Neues:



Von den drei Erlen haben immerhin zwei überlebt. Und aus Sicherheitsgründen - die wohl jedem bekannt sein dürften- stehen sie auch immer noch im Wasser.

Update: 27.08.2012



Die große Erle hat sich vollständig wieder erholt. Sie hat sogar sehr viele kleine Blättchen gebildet. Aber man sieht ihr die Strapazen von der längeren Trockenheit an: Sie ist viel zu sparrig. Und genau deswegen muss sie jetzt auch unters Messer



Nach dem Schnitt schaut sie natürlich sehr gestutzt aus, aber wie wir inzwischen schon festgestellt haben (sollten), macht das den Erlen überhaupt nix. Sie wachsen dann einfach wieder munter drauflos.
Gut, es ist schon recht spät im Jahr, da wird sich der Neuaustrieb doch seeehr in Grenzen halten - wenn überhaupt von "Austrieb" geredet werden kann.

Beim Schneiden entdeckte ich noch etwas anderes:



Nanu, was ist denn das? Ein fast überwallter Trieb? Mir dämmerte, was ich genau ich da gefunden hatte.
Als ich die Erle übernahm, hatte ich ihr vorsorglich den Gipfeltrieb gekappt, um ihr doch recht vorschnelles Wachstum in die Höhe und damit in völlig überflüssige Wuchshöhen zu stoppen. Das muss etwa der Übergang von Oktober/November letzten Jahres gewesen sein. Jedenfalls hatte ich die Maßnahme schnell vergessen. Die Erle natürlich nicht wie man sieht.
Da bin ich aber auch selbst schuld. Ich hatte nämlich auf die nächste Knospe runtergeschnitten, die logischerweise den neuen Leittrieb übernommen hat. Und im Wachstum stellte mein Bäumchen an der Stelle einen Widerstand fest. Und was macht es - es überwallt die Stelle ganz einfach. Doch irgendwann ging ihm die Puste aus, die Stelle, die überwallt werden sollte, stand wie ein Buckel.
Was also nun tun? Man möchte ja keine Warze oder dergleichen haben.



Auch ganz einfach: Man formt die "schadhafte" Stelle aus, sodass sie für den Überwallungsprozess kein Problem mehr darstellt. Erstmal wurde der klägliche Rest des ehemaligen Leittriebs so weit es geht mit der Zange herausgeschnitten. Dann wurde mithilfe des Taschenmessers das restliche tote Gewebe bis zum lebenden Teil herausgeschnitzt, der Wundkallus ein bisschen angekratzt und Wundverschlusspaste darüber befestigt.
Alles klörchen *lach*

Update: 22.12.2012



Alle Erlen stehen wohl behütet unter einer Schneedecke im Winterquartier.