Die Pflanzen und ich
Dies ist er also, mein erster Blogeintrag überhaupt. Sei es zum Thema Pflanzen, oder zu irgendeinem anderen, ich habe so was noch nicht einmal angedacht. Und dies obwohl ich eigentlich sehr gerne schreibe. Wahrscheinlich brauchte es genau so einen Abend wie heute, an dem alle meine floralen Mitbewohner schon längst versorgt sind und ich irgendwie auf nichts so richtig Lust habe. Zum Lesen zu müde, Fernsehen ist langweilig. Beim Besuch im Forum bin ich nun plötzlich über die Rubrik 'Blogs' gestolpert - die hatte ich vorher zwar registriert, aber irgendwie nie darüber nachgedacht dass man dort ja sicher auch so einige interessante Sachen lesen und - man höre und staune - auch selbst einen Blogeintrag schreiben könnte. Wie ich immer so schön sage, manchmal braucht man halt etwas länger, nicht.
Ich schreibe hier also in erster Linie zu meinem Vergnügen. Wenn es jemand liest und sogar interessant findet freut mich das natürlich. Wenn nicht - auch gut.
Ja, ich und die Pflanzen. Dies ist eine Liebesgeschichte.
Ich hatte schon immer Pflanzen um mich. Der Garten meines Elternhauses ist riesig, sowohl Gemüse und Obstbäume als auch Zierpflanzen in Hülle und Fülle, und auch drinnen war es immer ziemlich grün. Ich erinnere mich sehr gut an eine Hoya carnosa, die gut die halbe Wand bedeckte an ihrem Rankgitter (und die ganze Familie während der Blüte zeitweise ganz schön strapazierte). An eine Beaucarnea recurvata, die als Winzling in meinem Kinderzimmer stand und am Schluss sicher zweieinhalb Meter hoch war bevor sie aus Platzgründen weichen musste. An eine riesige Pelargonium graveolens die neben der Terrassentür mit ihrem Zitronenduft die Fliegen verscheuchte. Und natürlich an die vielen praktisch dauerblühenden Phalaenopsen.
Entsprechend war mein Interesse für Pflanzen schon früh vorhanden. Ich bekam zum Beispiel als Dreikäsehoch jeweils im Frühling ein kleines Stück Garten, in dem ich schöne blühende Sachen wachsen sehen wollte. So ausgeprägt wie jetzt war es allerdings sehr lange nicht.
Logisch wollte ich, als ich aus meinem Elternhaus auszog, weiterhin Grün um mich haben. Am Anfang fand ich die Pflänzchen halt in erster Linie einfach schön und habe mir nicht zu viele Gedanken über sie gemacht. Zu Hause hat sich meine Mutter um sie gekümmert, und bei meinen ersten eigenen habe ich dann einfach mal gemacht was ich für gut befunden habe. Dies war in vielen Fällen natürlich keineswegs das Richtige, die meisten Kandidaten habe ich wohl zu Tode gegossen, befürchte ich.
Die erste Pflanze, die ich ganz alleine in meine Obhut genommen habe war Aglaonema commutatum in Hydrokultur, und die lebt seit nunmehr über zehn Jahren bei mir ohne je gemurrt zu haben. Etwas verkahlt ist die Gute, aber die Blätter sind toll gezeichnet und wachsen reichlich. Viele (zum Teil auch nur ansatzweise anspruchsvollere) Pflanzen haben bei mir jedoch am Anfang nicht lange überlebt, und eine Internetrecherche zum Thema Rettungsmassnahmen wäre mir damals nicht in den Sinn gekommen.
Eben, ursprünglich angefangen hat alles mit besagtem Aglaonema. Irgendwann kam eine Yucca, irgendwann kamen Anthurium und Epipremnum pinnatum, aber die erste Pflanze die mich so richtig fasziniert hat war eine Euphorbia leuconeura, ein Geschenk von einem Kollegen. Auch diese habe ich munter ertränkt, und da hat es mich dann zu ersten Mal ziemlich beschäftigt dass eine meiner Pflanzen das Zeitliche gesegnet hat. Weil ich dem armen Ding irgendwie helfen wollte habe ich sogar erste zögerliche Forenerfahrung hier gesammelt (der Account dürfte noch irgendwo verstaubt rumliegen, sofern die Profile nicht nach einigen Jahren nach dem letzten Login gelöscht werden) - es ruht nun allerdings dennoch in Frieden. Nach und nach kamen Steckis von Freunden mit grünem Daumen - unter den ersten waren Syngonium podophyllum und Tradescantia pallida, an die beiden mag ich mich noch besonders gut erinnern. Auch Pflanzen von meiner Mutter fanden immer wieder den Weg zu mir – beispielsweise ein Ableger von der oben erwähnten Hoya carnosa der sich nun munter am Regal emporschlängelt, oder eine Agave welche den letzten Hitzesommer auf dem Balkon sehr mochte, oder eine Hawortia die sich nach etwas stiefmütterlicher Behandlung meinerseits jetzt auch wieder recht gut erholt hat. So wuchs und wuchs meine kleine grüne Familie, sprengte aber über Jahre niemals beinahe den Rahmen, so wie sie es jetzt zu tun droht. Bis vor etwa einem Jahr, als ich begann, alles Pflanzenbezogene regelrecht in mich aufzusaugen.
Im Forum hier habe ich mich zu dem Zeitpunkt wieder angemeldet, weil ich eine Schnittblume bestimmt haben wollte, und prompt wurde mir sehr schnell geholfen. Danach habe ich etwas gestöbert und einiges an interessantem Lesestoff gefunden, war aber immer noch nicht ganz angefixt – will heissen: Pflanzen, die nicht bei mir zu Hause standen, interessierten mich nicht.
Bis ich eines Abends auf einen Beitrag stiess, in dem es um die Rettung einer wunderschönen Brugmansia ging. In dem Beitrag wurde von einem der sehr erfahrenen Pflanzenhalter hier im Forum so detailliert und interessant beschrieben wie die Gute denn in Zukunft zu pflegen sei dass ich mir das Ganze so richtig vorstellen konnte, obwohl ich bis zu dem Zeitpunkt nie eine Brugmansia aus weniger als ein Paar Metern Entfernung gesehen hatte. Kaum fertig gelesen gings weiter zum nächsten Beitrag über die nächste unbekannte Pflanze, über das nächste Schädlingsproblem, über den nächsten Pflegetipp. Langsam entdeckte ich die unglaubliche Vielfalt der Pflanzenwelt, und fing auch an alles Mögliche über meine bestehenden Pflanzen rauzszufinden um sie so zu möglichst gesundem, schönen Wuchs anzuregen, längst nicht nur hier im Forum, sondern im gesamten www und in Büchern. Was es nicht alles gibt im Zimmer- und Gartendschungel, darüber staune ich immer wieder.
Wies halt so geht, wenn man dann ständig neue Pflanzen entdeckt und viele davon einfach so umwerfend schön findet dass man sie unbedingt bei sich daheim haben will – irgendwann bekam ich ernsthaft Mühe an einer Pflanzenauslage vorbeizugehen ohne stehenzubleiben und alles ganz genau anzuschauen. Und dann nicht mit der Hälfte der Pflanzen unterm Arm zur Kasse zu gehen (und sich dabei etwas dumm vorzukommen weil man schon wieder bei der gleichen Verkäuferin im Supermarkt irgend eine Pflanze kauft). Es kam so weit dass ich von meiner Mitbewohnerin ein ernstgemeintes (und durchaus verständliches, aus der Sicht eines nicht-Greenies) Pflanzenverbot für Wohnzimmer und Küche bekam. Also, dann wird halt mein Zimmer voll gestellt! Nach wiederholtem Möbelrücken, der Zweckentfremdung diverser Gegenstände (vorher ein Plattenkoffer, jetzt ein Standort für Zimmerpflanzen, so in die Richtung etwa) und trotz Anschaffungen bezüglich Kunstlicht bin ich nun am Punkt angelangt an dem ich schlicht keinen Platz mehr habe ohne den Pflanzen nicht einen völlig unartgerechten Standort bieten zu müssen.
Ich kann mich ja schon zurückhalten wenn ich muss. Allermeistens. In gut einer Woche kann ich endlich Clusia rosea abholen - da ist noch ein einziger Platz frei.
Ohne meine Pflanzen könnte ich mir kein mehr Leben vorstellen, soviel ist klar. Mittlerweile kann ich es jeweils kaum erwarten nach der Lohnarbeit nach Hause zu gehen und erst mal eine gute Weile mit meinen Pflanzen zu verbringen. Ich wünsche mir manchmal sogar sie würden mir mehr Arbeit machen als dass sie das tatsächlich tun - verzückt von Topf zu Topf schlendern und staunen ist aber auch eine Tätigkeit die mir sehr lieb ist, und wenn alle Arbeit mit den Pflanzen erledigt ist fröne ich dieser ausgiebig. Zu sehen wie sie wachsen und gedeihen, und zu wissen dass auch ich hier meinen Teil beigetragen habe, gibt mir so viel wie noch selten etwas zuvor. Eben, ich bin Hals über Kopf verliebt in jedes einzige meiner Pflänzchen (und sie zum Teil auch etwas in mich, wage ich zu behaupten).
Hier einige meiner Schützlinge (Nun ja, meine Kamera lässt zu wünschen übrig, und meine Talent für Fotografie fast noch mehr):

So sehr mich Euphorbia leuconeura damals in den Bann gezogen hat tut sie es auch heute noch, die ganze Gattung finde ich wahnsinnig faszinierend:

Enopla, milii und obesa

Eine unbekannte Musa

Calathea roseopicta, welche am Anfang etwas unter Lufttrockenheit gelitten hat - seit Blähton und Wasser im Untersetzer werden die Ränder aber nicht weiter braun. Schiebt gerade ein neues Blatt, und gut versteckt unter einem der älteren noch ein zweites

Steckis von meinem Ableger der Hoya carnosa und Ficus cyathistipula

Fittonia verschaffeltii - Steckis mit silbriger Musterung sitzen noch im Wasserbad und zeigen erste hauchzarte Würzelchen

Tradescantia zebrina und spathacea, beide noch nicht allzu lange in meiner Obhut, aber munter am grösser werden

Stecki einer Monstera deliciosa, entrollt demnächst sein drittes Blatt. Dass da schon ein Schlitz vorhanden ist lässt mich schwer hoffen dass die (noch) Kleine eines Tages genau so gross, kräftig und wunderschön wird wie ihre Frau Mutter
Und zu guter letzt drei meiner Allerliebsten:

Pilea peperomioides - Bauchnäbel finde ich eigentlich nichts so Spektakuläres, aber in dem Fall sind sie schlicht entzückend

Solenostemon scutellarioides, aus einen winzigen Stecki gezogen. Etwas zu arg in die Höhe geschossen, doch seit ich weiss was genau entspitzen ist und wie es durchgeführt wird, wird die ganze Angelegenheit immer buschiger

Ficus elastica, ebenfalls selbst gezogen. Nach diversen Problemen, Panikreaktionen meinerseits und geduldiger Hilfe von netten Greenies nun aus dem Erholugsschlaf ausgewacht, die rote Hülle ist gefühlte Minuten nach dem Foto aufgeplatzt
Dies also eine kleine Auslese meiner grünen Freunde. Wo die herkommen hats noch mehr! (Und da wir bald in eine Wohnung mit mehr verfügbarer Fensterfläche und grösserem Balkon umziehen ziemlich sicher in nicht allzu ferner Zukunft noch viel mehr. Nächstes Frühjahr werde ich wohl erstmal aufhören zu essen und mein Geld in Sinnvolleres investieren.)
Bearbeitet: 3x, zuletzt am 29.11.2015 - 18:45 Uhr