Überlebenskünstler der Trockengebiete
Sengende Sonne, steiniger Boden und ständiger Wassermangel – die Ursprungsgebiete der Kakteen und Sukkulenten scheinen unwirtlich und lebensfeindlich. Doch manche Lebewesen haben sich so gut an die Verhältnisse angepasst, dass sie jeden Vorteil zu nutzen wissen.
Die Bezeichnung „Sukkulenten“ leitet sich vom lateinischen Begriff für Saft
succus ab. Sukkulenten zeichnen sich durch fleischig-saftiges Gewebe aus, welches Wasser speichern kann.
Um den Wasserverlust so gering wie möglich zu halten, haben die Pflanzen Dornen, sind in eine Wachsschicht gehüllt oder nehmen benötigtes Kohlendioxid nachts auf.
Nicht alle Sukkulenten sind Kakteen, aber alle Kakteen sind Sukkulenten – es gibt einen Vielzahl unterschiedlichster Sukkulenten, die rein optisch mit Kakteen nichts gemeinsam haben.
So sind beispielsweise Mittagsblumen- und Wolfsmilchgewächse ebenso an die Trockengebiete dieser Welt angepasst wie Kakteen. Während Kakteen ursprünglich vorwiegend aus Mittel- und Südamerika stammen, sind andere Sukkulenten auf der gesamten Erde heimisch.
Geografische Grenzen wie Ozeane oder Gebirge verhindern zwar die Verbreitung verwandter Pflanzen – das Prinzip der Sukkulenz konnten sie jedoch nicht aufhalten. In Australien gibt es jedoch keine ausdauernden Sukkulenten, dort sind Dornensträucher, die Trockenheit aushalten, verbreitet.
Auf isolierten Inseln haben sich einige Sukkulenten besser durchsetzen können als dies in benachbarten Ländern der Fall war. So haben sich beispielsweise Aloe, Pachypodium und Adansonia auf Madagaskar gut durchgesetzt, während sie auf dem Kontinent kaum zu finden sind.
Säulenkakteen prägen das Bild süd- und mittelamerikanischer Trockengebiete. (Fotos: nf)
Kakteen gibt es bis auf eine Ausnahme – den Rhipsalis baccifera – ursprünglich nur in den Trockenregionen Mittel- und Süamerikas. Gestein und sandige Böden kennzeichnen ihren Lebensraum. Regenwasser versickert sofort. Der hohe Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht verursacht ein Kondensieren der, in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit. Für viele sukkulente Pflanzen ist dieser Nebel wichtige Feuchtigkeitsquelle. Ihr wasserspeicherndes Gewebe gewährt einen weiteren Vorteil.
Wichtig ist auch die Oberflächenstruktur: auf steinige Böden dringt das Wasser tief in den Boden ein, die Verdunstung ist gering. Mit feinerem Material gefüllte Gesteinsritzen werden zu bevorzugten Besiedelungsflächen. Felskanten und Steilhänge bieten Lebensraum für Sukkulenten.
Mit mangelndem Niederschlag ändern sich auch die Nährstoffverhältnisse im Boden. Kalzium, Magnesium und Natrium stehen an den Heimatstandorten meist ausreichend zur Verfügung. Mineralien sind nicht wie in regenreichen Regionen in tieferen Bodenschichten zu finden, sie reichern sich an der Bodenoberfläche an. Ohne Wasser gelangen die Nährstoffe schlecht zur Pflanze, für Wachstum wichtige Stoffwechselprozesse in den Zellen werden erschwert und somit wird keine Biomasse produziert. Eine geringe Versorgung mit Stickstoff ist die Folge. Einige Kakteen haben sich daran angepasst und ihre Wurzeln werden bei Kontakt mit säurehaltigem Humus verätzt, so beispielsweise bei Astrophytum asterias und Lophophora.
Die Kugelform bietet hervorragende Möglichkeiten mit vorhandenen Ressourcen sparsam umzugehen.
Kakteen haben zusätzliche Überlebensstrategien entwickelt: sie rücken auseinander, um mit weit verzweigten Wurzeln eine größere Bodenfläche für die Wasseraufnahme nutzen zu können. Feinste Wurzelhaare ermöglichen es, selbst minimalste Wassermengen nutzen zu können. Dornen fangen Nebel- oder Tautropfen auf, sie rinnen durch die Rippen hinab und können vom Wurzelwerk, direkt unter der Oberfläche, genutzt werden. Einige gehen so sparsam mit in den Zellen gespeichertem Wasser um, sie können jahrelang ohne Regen überleben. Der Ziehharmonikaeffekt der Rippen sorgt dafür, dass Kakteen bei Wassermangel ihr Volumen reduzieren und ihr Gewebe sich rasch wieder ausdehnen kann ohne, dass die Oberfläche einreißt.
Stachel sind Ausstülpungen der Oberhaut, während Dornen umgewandelte Pflanzenorgane sind.
Neben der Möglichkeit Wasser im Gewebe zu speichern, gibt es eine Vielzahl weitere Möglichkeiten in trockenen Regionen zu überleben. Kakteen und Sukkulenten wachsen im Allgemeinen langsam und können uralt werden. Das Chlorophyll in den Zellen ist über einen langen Zeitraum aktiv. Sukkulenten halten ihre Atmungsorgane tagsüber geschlossen, sie nehmen notwendiges Kohlendioxid nachts auf. Es wird bis zum nächsten Tag gespeichert. Tagsüber wird es wieder freigesetzt und somit der Gasaustausch in Gang gesetzt.
Dornen, Flocken oder Haare reflektieren Licht. So bilden sie Schatten und ein Luftpolster, dass der Verdunstung entgegenwirkt. -nf-