Noch ist Pause im Garten – die Nützlinge danken es

 
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Noch ist Pause im Garten – die Nützlinge danken es

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Gepostet: 01.01.2011 - 08:57 Uhr  ·  #1
Nebel liegt über den Feldern, die Sonne kämpft sich nur mühsam vor und tristes Grau dominiert, wenn nicht gerade Schnee für Abwechslung sorgt. Beim täglichen Blick auf das Thermometer mag man es kaum glauben, aber es stimmt: Die Tage werden langsam wieder länger, der Frühling ist auf dem Vormarsch. Für viele Gärtner ist die kalte Jahreszeit viel zu lang, sie können es kaum erwarten, bis sie wieder im Garten werkeln und sich an ihren Blumen erfreuen können. Doch noch herrscht Ruhe im Garten, und das ist auch gut so, denn die kleinen Helfer des naturnahen Gärtners brauchen ein stilles Plätzchen, um gut über den Winter zu kommen.

Quartiere nicht zerstören

Sicher einer der bekanntesten Nützlinge im Garten ist der beliebte Marienkäfer (Coccinellidae). Blatt- und Schildläuse sowie Milben gehören zu den Lieblingsspeisen des auffällig gepunkteten Insekts. Kein Wunder also, dass seine Anwesenheit von Gärtnern freudig aufgenommen und er sogar in einem Kinderlied besungen wird. Doch wie vielen anderen Nützlingen wird auch sein Lebensraum knapp. Marienkäfer überwintern meist in Scharen an einem geschützten Ort, beispielsweise unter Laub, Moos oder in Baumspalten oder unter der Rinde. Manchmal findet man sie auch an den Ritzen von Fensterrahmen. Dort können sie dank ihrer körpereigenen Flüssigkeit, die wie eine Art Frostschutzmittel wirkt, gefahrlos überwintern. Dies gelingt ihnen jedoch nur, wenn sie ungestört bleiben. Zufällig gefundene Überwinterungsquartiere sollten in Ruhe gelassen und auf gar keinen Fall zerstört werden. Auch vermeintliche Hilfe, durch ein Mitnehmen der Käfer und den Versuch sie im geheizten Haus zu überwintern, stellt eine Bedrohung für die possierlichen Tierchen da. Wer eine Gruppe von ihnen in ungeheizten Räumen findet, sollte sie nach Möglichkeit einfach dort lassen, denn ein Aussetzen der überwinternden Käfer bedeutet den sicheren Tod.

Frühzeitig bei der Arbeit

Rund 450 Schwebfliegenarten (Syrphidae) gibt es allein in Deutschland. Bekannt sind sie vor allem durch ihren schwirrenden Flug und ihre Ähnlichkeit mit Bienen und Wespen. Zu diesen gehören sie jedoch trotz ihres Aussehens nicht. Experten gehen davon aus, dass mindestens ein Viertel davon zu den Nützlingen gehört. Die ausgewachsenen Schwebfliegen ernähren sich größtenteils von Pollen und Nektar und tragen damit zur Bestäubung bei - ein wichtiger Aspekt für die heimische Flora. Noch bedeutsamer für den naturliebenden Gärtner ist jedoch, dass die Larven der Schwebfliegen ihm eifrig bei der Blattlausbekämpfung helfen. Bis zu hundert davon verspeisen sie je nach Art täglich und ersparen dem Biogärtner den Einsatz chemischer Keulen. Die schwirrenden Helfer sind dankbar für unaufgeräumte Gärten zur Überwinterung. Heruntergefallenes Laub unter Sträuchern und in Beeten entfernt man am besten erst im Frühjahr. Auch in Efeu überwintern einige Arten. An milden Tagen in Winter und Frühjahr kann man bereits die ersten Schwebfliegen bei der Arbeit entdecken. Nicht nur für sie gilt: Insektenvernichtungschemie – egal zu welcher Jahreszeit verwendet – tötet auch die Nützlinge, die für ein natürliches Gleichgewicht im Garten sorgen.

Über unsortierte Ecken im Garten, Stein- und Laubhaufen, unordentlich gelagertes Holz, Erdlöcher – kurz über jede Menge ungestörten Unterschlupf freut sich auch die Zauneidechse (Lacerta agilis). Sie verbringt einen großen Teil des Jahres im Winterquartier in einer Art Winterstarre. Dort sollten sie auf keinen Fall gestört werden. Sie ins Freie zu transportieren, wäre ihr sicherer Tod. Hierzulande dauert die Ruhezeit für das Reptil meist von September bis April. Käfer, Larven und Zikaden gehören unter anderem zu ihren Lieblingsspeisen – ein gewichtiger Grund, warum der naturbewusste Gärtner sich freut, eine Zauneidechse im Garten zu haben.

Zahlreiche weitere Nützlinge überwintern hierzulande. Schrumpfende Lebensräume bieten ihnen nur wenig Unterschlupf. Doch selbst der kleinste Garten kann ihnen Asyl gewähren – solange er nicht zu aufgeräumt und ordentlich gehalten wird. Auch wenn jetzt die Tage länger werden und die Lust zu Gärtnern steigt – der schlaue, naturnahe Gärtner lässt sich noch etwas Zeit. Übrigens: Mit einem interessanten Gartenbuch überbrückt man die Zeit bis zur Gartensaison noch besser. –nf-


Die beliebten Marienkäfer werden sogar in Kinderliedern besungen.

Foto: ute elisabeth kudla

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