Ein Bericht aus Brasilien

Im lichten Urwald, der sich südlich von Rio de Janeiro über Felsen steil hinunter bis an die Meeresküste erstreckt, begegnete ich erstmals einem Juwel der brasilianischen Flora, der wunderschönen Neomarica gracilis. Die Pflanze ist nur etwa 40 Zentimeter hoch und hat sattgrün glänzende Blätter, die direkt vom Boden her fächerartig wachsen. Die weit leuchtende Irisblüte mit ihren weißen äußeren Blütenblättern und den intensiv blau, braun und gelb gestreiften Kronblättern verblüht oft schon nachmittags. Doch erscheinen fortlaufend neue Blüten aus demselben Blütenschaft. Dieser wird immer länger und neigt sich mit der Zeit in graziler Form auf den Boden, um die kleinen Pflanzen, die aus demselben herauswachsen, behutsam zur Erde zu bringen. Dort wachsen sie rasch an und bilden eine neue Pflanze, was dieser Art den Namen Wanderiris zu Recht gegeben hat.

Besondere Vermehrung

Die Fortpflanzungsart der Neomaricas ist äußerst interessant. Denn sie bilden neben den Seitentrieben, die vom Rhizom her wachsen und abgeteilt werden können, außer Samen auch noch Kindel aus dem Blütenschaft.

Die wesentlich größere Neomarica coerulea, auch im Südosten Brasiliens beheimatet, wird über einen Meter hoch. Während der Frühjahrsmonate Oktober bis Dezember erscheinen fortlaufend ihre leuchtend blauen Blüten. Doch der Blütenstängel wächst nicht weiter. Er bleibt straff, und die sich entwickelnden Kindel werden irgendwann vom Wind und schwerem Regen abgebrochen und verteilt. Diese Art ist sehr dekorativ und findet immer mehr Anwendung in Garten- und Landschaftsprojekten. Je nach Standort variiert die Blütenfarbe von einem leuchtenden Blau bis ins dunkle Lila.

Verwandtschaft ungeklärt

Außer diesen beiden Vertretern sind noch viele weitere bekannt, doch oft der Neomarica gracilis ähnlich. Ob es sich dabei immer um eigene Arten oder vielleicht teilweise regionale Untergruppen handelt, ist nicht bekannt. Hervorzuheben wäre noch die gelbblühende Neomarica longiflora, die bis zu 90 Zentimeter hoch wird, und die nördlich von Rio beheimatete, auch gelblich blühende Neomarica macaense. - pm -



Jetzt bestellen