Geheimnis der botanischen Pflanzennamen

Autor: Frank   
Veröffentlicht: 03.12.2009 - 11:21 Uhr
 
 
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Hätten Sie’s gewusst?
Das Geheimnis der botanischen Pflanzennamen


Sind Kuhschelle und Küchenschelle wirklich die gleichen Pflanzen und wie unterscheiden sich Sommer- und Besenheide? Was haben Schattenglöckchen und Lavendelheide gemeinsam? Wer zum Beispiel im Internet nach Gehölzen und Stauden sucht, wundert sich manchmal, dass manche Pflanzen gleich aussehen, aber unterschiedliche deutsche Namen haben. Wer auf den botanischen Namen achtet, wird dann vielleicht feststellen, dass zum Beispiel sowohl das Schattenglöckchen als auch die Lavendelheide als Pieris bezeichnet werden und somit die selben Pflanzen sind. Die schwierigen botanischen Namen sorgen also für Klarheit, obwohl deutsche Namen wie Tränendes Herz, Schönfrucht oder Schattenglöckchen viel besser klingen.

Weltweiter Pflanzenhandel

Die botanischen Pflanzennamen bieten den Vorteil, dass sie eindeutig sind. Für jede Pflanze ist nur ein Name gültig und jeder dieser Pflanzennamen wird nur einmal vergeben. Außerdem sind die Namen international verständlich.
Lange bevor der Begriff der Globalisierung in aller Munde war, waren Gärtner, Biologen, Botaniker und andere Wissenschaftler schon weltweit auf der Suche nach neuen Pflanzen. Auch der internationale Handel mit Pflanzen und Saatgut hat eine jahrhundertealte Tradition. Die Einigung auf weltweit gültige Regeln zur Pflanzenbenennung vermeidet Missverständnisse. Sie macht es möglich, dass Menschen in den unterschiedlichsten Ländern wissen, was beispielsweise mit Pulsatilla vulgaris gemeint ist: Dahinter verbirgt sich jene Pflanze, die in Deutschland sowohl unter dem Namen Kuhschelle als auch Küchenschelle bekannt ist. Der deutsche Name für diese Staude ist also nicht einmal innerhalb der Grenzen Deutschlands einheitlich. Übrigens: Die Küchenschelle hat gar nichts mit der Küche zu tun. Der Name stammt von dem Wort „kleine Kuh", also Küh-chen, die Bezeichnung Schelle bezieht sich auf die glockenförmigen Blüten.

Eine geniale Idee

Die Idee der botanischen Namen geht auf den schwedischen Naturkundler Carl von Linné zurück, der um 1750 das System der „binären Nomenklatur", also der Doppelnamen, einführte. Mit dem System der Doppelnamen lassen sich alle in der Natur vorkommenden Pflanzen mit nur zwei Wörtern benennen. Die Besenheide, die auch als Sommerheide bezeichnet wird - in Deutschland also ebenfalls unter mindestens zwei Namen bekannt ist - heißt demnach Calluna vulgaris. Der erste Name, der Gattungsname, wird immer großgeschrieben, der darauf folgende Name ist der Artname und wird üblicherweise kleingeschrieben: Ein Prinzip ähnlich der Vor- und Nachnamen, das eine Unterscheidung ermöglicht, aber auch gewisse Verwandschaftsverhältnisse widerspiegelt. Für die botanischen Namen greift man vor allem auf Bezeichnungen zurück, die aus dem Lateinischen oder Griechischen abgeleitet sind.

Artnamen mit Bedeutung

Die Artnamen lassen oft schon einen Rückschluss auf eine Pflanzeneigenschaft zu. So steht nanus oder nana für klein, Betula nana bezeichnet deshalb eine sehr kleinwüchsige Birke. Pendulus oder pendula weist auf eine Hängeform hin, wohingegen horizontalis für flachwachsende Pflanzen verwendet wird, wie den bodendeckenden Wacholder Juniperus horizontalis. Die Artbezeichnung gigantea oder giganteus bedeutet riesig und auch die Farben lassen sich in den botanischen Namen erkennen: glauca steht für blaugrün, albus oder alba für weiß und aurea oder aureus für goldgelb. Hinweise auf die Blüten finden sich oft in Bezeichnungen, in denen das Wort florus - aus dem Lateinischen für Blüte - vorkommt: grandiflorus deutet auf große Blüten hin und multiflorus heißt vielblütig.

Klangvolle Sortennamen

Eine zum Beispiel durch Züchtung entstandene Pflanze, die sich von denen in der freien Natur durch eine oder mehrere bestimmte Eigenschaften wie Wuchsform oder Blütenfarbe dauerhaft unterscheidet, wird als Sorte bezeichnet. Die Sortennamen werden großgeschrieben und stehen in einfachen Anführungsstrichen. Manchmal gibt der Sortenname, der zum Beispiel aus dem Englischen oder Französischen stammen kann, schon einen Hinweis auf eine besondere Eigenschaft der neuen Pflanze: Calluna vulgaris 'Darkness' beispielsweise hat dunkle, purpurrote Blüten, die Sorte 'Silver Knight' hat silbriggraue Blätter. Vielfach sind die Pflanzen auch nach einer Region oder einer Person benannt, wie die Sommerheidesorten 'County Wicklow' und 'Carmen'.

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