Bonsai-Schule: Was sind Bonsai, Irrtümer, Artenauswahl (1)
Was sind Bonsai?
Das Wort bonsai ist ein zusammengesetztes Wort aus dem fernöstlichen Gebiet und bedeutet so viel wie "Pflanze (sai) in der Schale (bon)".
Dabei handelt es sich ausschließlich um Pflanzen, die verholzende Triebe (Stämme, Äste, Zweige) ausbilden.
Würde man die Bezeichnung "Bonsai" allzu genau nehmen, dürfte man bei Bäumchen in Töpfen nicht von Bonsai sprechen, da dies ja nur auf Pflanzen in Schalen zutrifft.
Populäre Irrtümer und andere Phrasen...
"Bonsai-Samen"
Oftmals findet sich diese Bezeichnung auf Samentütchen, denen man im Handel begegnen kann und wirft natürlich die Frage auf, ob es so etwas wie Samen nur für Bonsai geben kann. Dem kann ausdrücklich wiedersprochen werden. Es gibt keine reinen "Bonsai-Samen". Aus jedem dieser (und anderer) Samen kann eine normal wachsende Pflanze keimen. Bonsai kann man aus allen Samen von Gehölzen ziehen, denn ein Bonsai wird es erst durch Gestaltung.
"fertiger Bonsai"
Diese Frage taucht desöfteren bei "Newbies", also Bonsai-Anfängern auf, die darüber grübeln, ob ihr Bonsai nun schon "fertig" sei oder ob ein Bonsai generell "fertig" sein kann.
Ein Bonsai ist so gut wie nie "fertig". Auch ein Gehölz mit etlichen Jahren auf dem Buckel muss stetig geschnitten, gezupft und gedrahtet werden, damit sein Erscheinungsbild erhalten bleibt.
Fachlich korrekter empfinde ich die Bezeichnung "ein reifer Bonsai", sprich ein Gehölz, dessen Erscheinungsbild so ausgefeilt gestaltet wurde, dass sein Charakter daraus deutlich wird.
"Bäumchen in der Schale = Bonsai"
Diese Rechnung wird insofern nicht aufgehen, da die Bezeichnung "Bonsai" nicht allein auf die Schale ausgelegt werden kann.
Man merke sich also:
"Pflanz einen Baum in eine Schale, so ist es noch lange kein Bonsai."
Die Schalenbepflanzung ist schließlich nur eine der Bedingungen, die ein Gehölz zum Bonsai macht. Zur Bepflanzungsart kommen noch
- Stilform und deren Herausarbeitung durch
- die Gestaltungstechniken des Drahtens, Zupfens, Schneidens, ...
- und das gesamte Erscheinungsbild inklusive der richtigen Proportionen.
Kein Baum wäre ein gelungener Bonsai, ohne die Feinstruktur der Äste und Zweige und hätte auch kaum die Bezeichnung Bonsai verdient, wenn sein Laub im Vergleich zum Rest riesig ist.
"die Pflanze leidet"
Was Bonsailiebhaber und -gestalter des öfteren zu hören bekommen, ist die Unterstellung, sie würden ihre Pflanzen quälen. Für einen Laien mag das auf den ersten Blick zutreffend erscheinen, denn er wird Zeuge, wie an den Bäumen geschnitten und herumgezupft wird und/oder ihm begegnen komplett eingedrahtete und in Form gebogene Exemplare. Kein Wunder, dass der Eindruck entsteht, die Bäume würden leiden!
Die Frage ist nun: Tun sie das wirklich?
Erst einmal ist alles, was einen Baum (oder eine andere Pflanze) direkt betrifft, Stress. Das fängt mit Sonneneinstrahlung an, geht über Trockenstress an heißen Tagen bis hin zu Windbewegungen. Auch das ist alles unter "Stress für die Pflanze" zu sehen!
Die Liste der Stresssituationen lässt sich beliebig erweitern und umfasst meist mehr als Schnittmaßnahmen, Schädlingsbefall oder Frostschäden...
Nun sind Bonsai meist noch anderen Situationen ausgesetzt, die sich zu oben genannten dazuordnen. Da wären das Schneiden und Drahten eben besonders zu erwähnen. Bei fortgeschrittenen Bonsai kommt noch die Jin-Technik in Betracht. Bei jeder der Pflegemaßnahmen verliert der Bonsai Kraft, die er z.B. in die Ausbildung von Zweigen und Blättern investiert hat und die nun durch Schnitt verloren geht. Gleiches passiert jedoch auch mit einer Hecke oder dem Formschnitt beim Buchsbaum. Sollte man das also unterlassen, weil es Stress bedeutet?
Auch die Gefäßwahl wird oftmals stark kritisiert. Die Schalen und der darin gehaltene Bonsai passen doch gar nicht zusammen, sagen die Nicht-Experten.
Was soll da erst ein im Gebirge im Felsspalt gewachsene Baum dazu sagen. Von Schneebruch, Frosttrocknis, starken Winden und Nährstoffmangel bedroht, würde er vielleicht in Betracht ziehen, mit einem Bonsai zu tauschen.
Ein wirklicher Bonsaifreund versucht es seinen Bäumen so angenehm wie möglich zu machen und achtet auf eine ausgewogene Nährstoff- und Wasserversorgung, schützt vor starkem Wind oder zu intensiver Sonneneinstrahlung und überwintert die Bäume korrekt. Dazu noch vieles mehr, was erfahrene Bonsai gestalter beachten müssen, um ihre Schützlinge nicht zu überfordern.
Laien sollten sich also bei vorschnellen Meinungen etwas zurückhalten. Nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint...
Da nun des öfteren die Frage auftaucht, welche Gehölze sich nun als Bonsai eignen würden, folgt hier nun:
Eine Arten-Auswahl nach Kategorien
Zur besseren Übersichtlichkeit die Gattungen >>mit Beispiel-Arten oder genaue Artbezeichnungen:
Indoor-Bonsai
(ganzjährige Zimmerhaltung -
Nichtsdestotrotz freuen sich alle Bäume dieser Auflistung von Mai bis Oktober über einen Freilandaufenthalt auf Balkon, Terrasse oder im Garten und danken es mit gutem Wachstum.)
* Carmona microphylla - Fukientee
Fortgeschrittene
* Crassula spec. – Geldbaum
Anfänger -> kommt auch mit weniger Wasser aus; einfache Vermehrung durch Stecklinge
>> C. arborescens
>> C. ovata
* Ficus spec. - Feigenbäume
Anfänger -> schnittverträglich
>> F. benjaminii (Birkenfeige)
>> F. microcarpa (Lorbeerfeige) -> vermarktet wird diese Pflanze unter den Namen "ficus bonsai", "ficus ginseng"
>> F. neriifolia (Oleanderblättrige Feige)
>> F. pumila (Kletterfeige) Fortgeschrittene
>> F. retusa (Chinesischer Feigenbaum)
* Hibiscus rosa-sinensis - Chinesischer Roseneibisch
Fortgeschrittene
Experten
-> im Winter etwas kühler bei 15°C
* Jacaranda mimosifolia - Jacaranda, Palisanderholzbaum
Experten -> Zugluft vermeiden! Im Winter nicht unter 16°C
* Murraya paniculata - Falscher Jasmin, Orangen-Raute
Fortgeschrittene
Experten
-> Im Winter nicht unter 12°C
* Portulacaria afra – Speckbaum, Elefantenstrauch
Anfänger -> leicht zu pflegen und zu vermehren
* Schefflera arboricola - Strahlenaralie, Lackblatt
Fortgeschrittene
Experten
Kalthaus-Bonsai
(Im Sommer draußen, im Winter kühl zu überwintern bei ca. 5-8°C)
* Acacia spec. - Akazien
Experten
* Arbutus spec. - Erdbeerbaum
Experten
>> A. unedo (Westlicher Erdbeerbaum)
>> A. menziesii (Amerikanischer Erdbeerbaum)
* Bougainvillea spec. - Bougainvilleen
Fortgeschrittene
Experten
Klettersträucher
>> B. glabra
>> B. x buttiana (Hybride aus B. glabra x B. peruviana)
* Citrus spec. - Zitrusbäume
Fortgeschrittene
Experten
>> C. aurantiifolia (Limette)
>> C. limon (Zitrone)
>> C. maxima (Pampelmuse)
>> C. reticulata (Mandarine, Clementine)
>> C. sinensis (Orange, Apfelsine -> mgl. Hybride zw. Pampelmuse und Mandarine)
* Eukalyptus spec. - Eukalyptus
-> Eukalyptus reagieren z.T. sehr empfindlich auf veränderte (auch geringfügige!) Bedingungen, siehe Eukalypten werden weiß
-> Pfahlwurzler!
Experten
>> E. globulus (Blaugummibaum)
* Fortunella spec. - Kumquat (früher Citrus fortunella)
Fortgeschrittene
Experten
* Nerium oleander - Oleander
Fortgeschrittene
* Olea europea - Olivenbaum, Ölbaum
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
Fortgeschrittene
-> den Baum ersten niedrigen Temperaturen nahe Frostbereich noch aussetzen, bevor Einzug ins Winterquartier - das härtet ab
* Pinus pinea - (Mittelmeer-)Pinie
Fortgeschrittene
* Pistacia vera - Echte Pistazie
Experten -> heiße, trockene Sommer, kühle Winter
* Podocarpus macrophyllus - Steineibe
Fortgeschrittene
* Punica granatum - Granatapfel
Anfänger
Fortgeschrittene
* Rhododendron indicum - Satsuki-Azalee
Fortgeschrittene
* Serissa foetida - Junischnee
Experten
* Stewartia spec. - Scheinkamelie
Experten
>> S. malacodendron (Seidenhaarige Scheinkamelie)
>> S. pseudocamellia (Japanische Scheinkamelie)
>> S. pseudocamellia var. koreana (Koreanische Scheinkamelie)
* Ulmus chinensis - Chinesische Ulme
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
* Zelkova serrata - Japanische Zelkove
Anfänger
Outdoor-Bonsai
(ganzjährig draußen -
Diese Bäume sind auf einen Jahreszeitenwechsel angewiesen und brauchen die Ruhezeit im Winter!
Bitte beachten: Nicht alle Arten einer Gattung sind komplett winterhart! Vorher informieren!)
* Abies spec. - Tannen
Fortgeschrittene
>> A. alba (Weiß-Tanne)
* Acer spec. - Ahornbäume
>> A. campestre (Feld-Ahorn) Anfänger-> von Natur aus kleines Laub
>> A. japonicum (Japan. Ahorn) Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> A. palmatum (Fächer-Ahorn) Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> A. platanoides (Spitz-Ahorn) Fortgeschrittene
>> A. pseudoplatanus (Berg-Ahorn) Fortgeschrittene
* Aesculus spec. - Rosskastanien
Fortgeschrittene
>> A. hippocastanum (Gewöhnliche Rosskastanie)
>> A. x carnea (Rote Hybrid-Kastanie)
* Ailanthus altissima - Götterbaum, Stink-Esche
Fortgeschrittene
* Alnus spec. - Erlen
Fortgeschrittene
>> A. glutinosa (Schwarz-Erle)
>> A. incana (Grau-Erle)
>> A. viridis (Grün-Erle)
* Betula spec. - Birken
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub (besonders B. nana)
Fortgeschrittene
>> B. nana (Zwerg-Birke)
>> B. pendula (Hänge-Birke, Sand-Birke)
>> B. pubescens (Moor-Birke)
* Buxus sempervirens - Gewöhnlicher Buchsbaum
Anfänger-> schnittverträglich
* Carpinus spec. - Hainbuchen, Weißbuchen
Anfänger
Fortgeschrittene
>> C. betulus (Hainbuche, Weißbuche)
* Castanea spec. - (Ess-)Kastanien
Fortgeschrittene
>> Castanea sativa (Edel-Kastanie)
* Catalpa spec. - Trompetenbäume
Fortgeschrittene
>> C. bignonioides (Gewöhnlicher Trompetenbaum)
-> verträgt Rückschnitt
>> C. ovata (Kleinblütiger Trompetenbaum)
* Cornus spec. - Hartriegel
Anfänger
Fortgeschrittene
>> C. florida (Blumen-Hartriegel)
>> C. mas (Kornelkirsche)
* Corylus spec. - Haseln
Fortgeschrittene
>> C. avellana (Strauch-Hasel)
>> C. colurna (Baum-Hasel)
* Cotoneaster spec. - Zwerg-Mispeln
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
* Crataegus spec. - Weißdorn
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> C. laevigata (Zweigriffeliger Weißdorn)
>> C. monogyna (Eingriffeliger Weißdorn)
* Eukalyptus pauciflora ssp. niphophila - Schnee-Eukalyptus
Experten
-> einzige Art der Gattung Eukalyptus, die Schnee und Frost bis -22°C verträgt
-> vorher daran gewöhnen, sonst Kalthaus-Pflanze
* Fagus spec. – Buchen
Fortgeschrittene
>> Fagus sylvatica (Rotbuche)
* Fraxinus spec. - Eschen
Fortgeschrittene
>> F. exzelsior (Gewöhnliche Esche)
>> F. ornus (Manna-Esche, Blumen-Esche)
* Ginkgo biloba (Zweilappige Silberaprikose, Ginkgo(-Baum), Fächerblattbaum)
Fortgeschrittene
* Hedera helix - Efeu
Anfänger -> schnittverträglich
verholzende Liane
* Hippophae rhamnoides - Sanddorn
Anfänger
Fortgeschrittene
-> schnittverträglich; von Natur aus kleine Blätter
* Juglans spec. – Walnüsse, Schwarznüsse
Experten-> Pfahlwurzler!
>> J. nigra (Schwarznuss)
>> J. regia (Echte Walnuss)
* Juniperus spec. – Wacholder
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> J. chinensis (Chinesischer Wacholder)
>> J. communis (Gemeiner Wacholder)
* Larix spec. – Lärchen
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> L. decidua (Europäische Lärche)
>> L. kaempferi (Japanische Lärche)
>> L. x eurolepis (Hybrid-Lärche -> Eltern: Europ. + Japan. Lärche)
* Liquidambar spec. - Amberbäume
Fortgeschrittene
* Malus spec. - Apfelbäume
Anfänger
>> M. domestica (Kultur-Apfel)
>> M. sylvestris (Holz-Apfel)
* Parthenocisssus quinquefolia - Gewöhnliche Jungfernrebe, Wilder Wein
Anfänger -> schnittverträglich
verholzende Liane
* Paulownia tomentosa - Blauglockenbaum, Paulownie
Experten
-> empfindlich gegen Spätfrost
* Picea spec. - Fichten
Fortgeschrittene
>> P. abies (Europäische Fichte, Rotfichte)
* Pinus spec. - Kiefern
Fortgeschrittene
>> P. mugo (Legföhre)
>> P. nigra (Schwarz-Kiefer)
>> P. sylvestris (Wald-Kiefer)
* Populus spec. - Pappeln
Fortgeschrittene
>> P. alba (Silber-Pappel)
>> P. nigra (Schwarz-Pappel)
>> P. tremula (Zitter-Pappel)
* Prunus spec. - Pflaumen, Kirschen, Pfirsiche, ...
>> P. avium (Süßkirsche) Fortgeschrittene
>> P. cerasus (Sauerkirsche, Weichsel) Fortgeschrittene
>> P. domestica (Pflaume) Fortgeschrittene
>> P. laurocerasus (Lorbeerkirsche, Kirschlorbeer) Fortgeschrittene
>> P. padus (Gewöhnliche Traubenkirsche) Fortgeschrittene
>> P. spinosa (Schlehe) Anfänger
* Pyracantha spec. - Feuerdorn
Anfänger
Fortgeschrittene
-> schnittverträglich; von Natur aus kleine Blätter
>> P. coccinea (Mittelmeer-Feuerdorn)
* Pyrus spec. - Birnenbäume
Anfänger
Fortgeschrittene
>> P. pyraster (Holz-Birne)
* Quercus spec. - Eichen
Fortgeschrittene
>> Q. palustris (Sumpf-Eiche)
>> Q. petraea (Trauben-Eiche)
>> Q. robur (Stiel-Eiche)
>> Q. rubra (Rot-Eiche
* Robinia pseudoacacia - Weiße Robinie, Falsche Akazie
Anfänger -> schnittverträglich
* Salix spec. - Weiden
Anfänger -> schnittverträglich
Fortgeschrittene
>> S. alba (Silber-Weide)
>> S. aurita (Ohr-Weide)
>> S. caprea (Sal-Weide)
>> S. purpurea (Purpurweide)
* Sambucus nigra - Schwarzer Holunder
Anfänger -> schnittverträglich
* Sorbus spec. - Ebereschen, Elsbeeren, Mehlbeeren
Fortgeschrittene
>> S. aucuparia (Eberesche)
>> S. domestica (Speierling)
>> S. torminalis (Elsbeere)
* Taxus spec. – Eiben
Anfänger -> schnittverträglich
Fortgeschrittene
>> T. baccata (Gewöhnliche Eibe)
>> T. cuspidata (Japanische Eibe)
* Tilia spec. – Linden
Anfänger-> schnittverträglich
>> T. cordata (Winter-Linde)
>> T. platyphyllos (Sommer-Linde)
>> T. tomentosa (Silber-Linde)
* Torreya nucifera - Japanische Nusseibe
Fortgeschrittene
* Ulmus spec. - Ulmen
Anfänger -> von Natur aus kleines Laub
>> U. glabra (Berg-Ulme)
>> U. laevis (Flatter-Ulme)
>> U. minor (Feld-Ulme)
>> U. pumila (Sibirische Ulme)
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird ggf. erweitert.
Weiterhin ersetzt sie keine ausführliche Suche nach Bonsai und deren Pflegeansprüchen - sie dient ausschließlich zur besseren Eingrenzung von möglichen Gehölzen!
Die Einteilung erfolgte folgendermaßen:
Anfänger = Schnittverträglichkeit, von Natur aus kleines Laub, einfache Blätter
Fortgeschrittene = einfache, große Blätter; gelappte und gefingerte Blätter
Experten = Empfindlichkeit; gefiederte Blätter
Nun zum Schluss bliebe noch folgende Frage zu klären:
Woher bekomme ich einen Bonsai?
Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten an:
Die erste ist der Kauf eines relativ weit ausgereiften Bonsai. Der Vorteil daran ist logischerweise ein bereits gestaltetes Bäumchen erwerben zu können. Doch lauern hier auch einige Fallen.
So finden sich zwar gern einmal in etwaigen Discountern, Möbelhäusern (keine Namen an dieser Stelle) Aktionen, zu denen Bonsai erworben werden können. Doch wurden diese Geschöpfe unter Zeitdruck in Massen (!) und unter künstlichen Bedingungen im wahrsten Sinne des Wortes "produziert", um anschließend möglichst schnell unter die Kunden gebracht zu werden. Größtenteils mit falschem Substrat in viel zu engen Töpfen mit Wurzelverletzungen gezwängt, wundert man sich zu Hause darüber, warum das neue Pflänzchen denn kränkelt.
Weiterhin ist die Auswahl in solchen Aktionen verschwindend gering. Outdoor-Bonsai sind mir in solchen Fällen nie untergekommen, es werden eigentlich nur Indoors angeboten und dort auch die altbekannten "Verdächtigen" der Gattung Ficus.
Wer einen qualitativ hochwertigen Bonsai erwerben will, dem möchte ich den Besuch eines Bonsai-Shops ans Herz legen, der zuzüglich zu den Pflanzen allgemein auch die ganze Sparte des Zubehörs abdeckt. Sicher sind die Pflanzen im Gegensatz zu ihren Discounter-Genossen teurer, aber dafür steckt hier auch die Liebe im Detail. Und glaubt bitte keiner, er könne sich einen kleinen Bonsai kaufen, da dieser nicht so teuer wäre wie ein großer. Der Preis ist allein vom Aufwand abhängig, mit dem die Pflanze gestaltet wurde.
Vorteilhaft am Kauf im Bonsai-Fachgeschäft ist außerdem die Beratung, die man in Anspruch nehmen kann. Man denke nur daran, eine Pflanze abgelehnt zu bekommen, weil Pflege und Standort einfach nicht passend sind. Das bewahrt vor falschen Vorstellungen und späteren Enttäuschungen, wenn's nicht klappen sollte.
Eine andere Überlegung (Möglichkeit zwei) wäre natürlich auch einfach der Kauf eines "Rohlings", also einer Pflanze, die weder eine Schale noch Draht in irgendeiner Form je kennengelernt hat. Hier liegt der Vorteil ganz einfach darin, dass man völlig frei über Stilform und Gestaltung entscheiden kann, da noch nichts dergleichen festgelegt wurde.
Statt den Rohling zu kaufen, könne man ihn sich auch einfach selbst ziehen. Besonders mit heimischen Bäumen habe ich an dieser Stelle bereits gute Erfahrungen gemacht. Einziger Nachteil ist, dass die Jungpflanze lange braucht, um eine entsprechende Größe zu erreichen, an der man weiter gestalten kann. Vorteilig ist aber die Möglichkeit, das Wachstum des Jungpflänzchens von vornherein beeinflussen zu können, um schon frühzeitig eine passende Stilform herausarbeiten zu können - also quasi den "Grundstein" legen zu können.
Wiederum eine andere Variante sind so genannte "Findlinge" oder "Yamadori", also Bäume, die aus der freien Natur stammen. Der Vorteil gegenüber den Samen ist logischerweise der "bereits bestehende" Baum. Solche Findlinge müssen jedoch mit aller Vorsicht umgesiedelt werden und dürfen zur Eingewöhnung ein Jahr lang weder gedrahtet, geschnitten noch sonst irgendwie gestaltet werden. Zur verbesserten Gewöhnung an die veränderten Bedingungen bietet sich ein ruhiger, halbschattiger bis heller Standort ohne Vollsonne an.
Bitte beachten:
Bevor die eigentliche Umsiedlung beginnen kann, muss die Erlaubnis des Grundstückseigentümers eingeholt werden und naturschutzrechtliche Bestimmungen abgeklärt werden, andernfalls macht man sich sehr schnell strafbar!
An dieser Stelle sei die erste "Unterrichtsstunde" zum Thema Bonsai beendet. Eine Fortsetzung ist in Bearbeitung.
Bearbeitet: 2x, zuletzt am 08.01.2018 - 17:11 Uhr