Blog von GinkgoWolf

Bonsai - Aesculus hippocastanum (2012)



Stilform steht fest - oder doch nicht?

Endlich bin ich in meiner Planung einen Schritt weitergekommen: Sie soll nun eine "Chu-Shakan" (geneigt) werden. Zu Anfang hatte ich noch die Gestaltungsform "Moyogi" (locker aufrecht) im Blick, doch die Neigung in ihrem Stamm hat mich darauf gebracht, sie in eine geneigte zu gestalten.
Zur Wachstumszeit werde ich also mittels Draht, Drahtzange, Augenmaß und viel, viel Geduld damit beginnen, den Stamm in seinen neuen Verlauf zu positionieren.
Sie wird auch noch einmal umgetopft in eine Pflanzschale und darf noch ein bisschen wachsen.

Es wird zwar wohl eine ziemliche Arbeit werden mit dem Drahten und Biegen, aber ich freu mich irgendwie schon drauf.

"Operation Trainingsschale"

Eine Neuerung hat sich am Donnerstag, dem 4. April 2012, für die Rosskastanie ergeben. Auf sie wartete nämlich das Umtopfen. Der recht flache, schwarze Topf hatte ausgedient. Nun sollte es in die nicht sonderlich tiefere, aber dafür breitere, braune Trainingsschale gehen.
Doch dass das Umtopfen in einer so komplizierten Angelegenheit münden würde, hätte ich zunächst nicht gedacht. Erlebt nun die Episode "Operation Trainingsschale".

Zunächst einmal eine Gegenüberstellung des gegebenen Materials:



- die umzutopfende Kastanie in ihrem alten Topf
- die neue Schale (eine ehemalige Grabschale)
- eine Jätekralle (zum Wurzelballen auskämmen)
- ein Eimer, um das alte Substrat aufzufangen
- neues Substrat, nämlich Kompost, in der Tüte

Auf dem Bild nicht zu sehen sind:
- der zweite Eimer mit Wasser fürs Bad
- eine kräftige Schere
- meine Rundkonkavzange
- japanische Wundverschlusspaste

Das ich das nämlich auch noch brauchte, stellte ich erst hinterher fest...
Eigentlich wollte ich sie nicht im Wurzelbereich verschneiden.



Doch zunächst einmal musste sie aus ihrem alten Topf heraus. Das ging recht einfach. Einen schön durchwurzelten Ballen mit vielen feinen Wurzeln und austreibenden Faserwurzeln präsentierte meine Kastanie mir da. Da war ich erst mal stolz drüber, logisch!



Nun nahm ich die Jätekralle zur Hand, denn das Bäumchen sollte ja auch recht viel von seinem neuen Substrat erhalten. Schritt zwei also: Wurzelballen auskämmen.
Bis hierhin gut.

Doch dann bemerkte ich etwas Widerstand, als ich da so kämmte. Ich fühlte nach und - tatsächlich - da war etwas Hartes, wie ein dicker Knubbel, recht weit unten gelegen im Ballen. Nanu, was ist das denn bitte? Mit wenig "Baumverstand" sah es aus wie eine Wurzelwucherung, ganz dick und hart und überhaupt unbeweglich.
Um dem Ganzen genauer auf den Grund zu gehen, musste erst einmal ein zweiter Eimer her. Der wurde mit Wasser gefüllt. Dann wurde die Kastanie mit dem Wurzelballen hineingetaucht und der "Klumpen" Wurzeln mit Erde langwierig ausgewaschen. Ich wollte ja wissen, was das für eine merkwürdige Wucherung war.
Schließlich - als schon etwas mehr zu sehen war - noch ein prüfender Blick drauf. Und Grübeln.
Was mir am Gescheitesten einfiel, war der Abschnitt, an dem einmal die Kastanie hing, aus der mein Bäumchen mal gewachsen war. An der Stelle gingen ja mal zwei Stücke ab; aus einer entsprang eine kräftige Wurzel, aus der anderen ihr Stämmchen. Das würde auch erklären, warum die Wucherung kein Ende, aber zwei "Anfänge" hatte. (Man kann's schlecht beschreiben.)

Hm, bliebe nun: Was damit anstellen? Wegschneiden oder dranlassen? Das überlegte ich lange hin und her. Immerhin war in dem dicken Etwas wohl eine ganze Menge Energie "gespeichert", aus dem meine Kastanie zehrte.

Eigentlich war die Frage überflüssig, denn es gab zwei entscheidende Argumente für das Wegschneiden:
Erstens, passte das Bäumchen sonst nicht in seine neue Trainigsschale und
zweitens, muss sie irgendwann ja sowieso geschnitten werden.
Warum also nicht jetzt?

Schicksalsergeben ging ich also ein paar Hilfsmittel holen und entschied dabei gleich, dass meine Kastanie nun Bekanntschaft mit meiner Rundkonkavzange und dem Wundverschlussmittel machen sollte.
"Operation Trainingsschale" konnte nun also in die entscheidende Runde gehen...



Es brauchte jedoch noch eine weitere, sehr kräftige Schere, um den dicken Knubbel zu entfernen. Ein paar ebenfalls störende Wurzeln fielen dem Wurzelschnitt ebenso zum "Opfer". Alle Wunden wurden mit der Wundknetmasse (die grauen Punkte im Wurzelballen) abgedeckt, damit sie ordnungsgemäß verheilen konnten.



Nun passte das Bäumchen auch in die neue Trainingsschale.



Das neue Substrat (frischer Kompost) konnte aufgefüllt werden und das restliche Moos vom letzten Jahr (das, was den Winter so gut es ging überlebt hatte) wurde um den Wurzelhals herum drapiert.

"Operation Trainingsschale" erfolgreich beendet?

Tja, das werden die nächsten Wochen zeigen. Ich werde meine zukünftige Bonsai-Kastanie auf jeden Fall im Auge behalten...

Update: 21. April 2012



Meine Kastanie hat den Austrieb begonnen. Alles glatt gelaufen. *freu*


Bearbeitet: 2x, zuletzt am 21.10.2013 - 22:28 Uhr