Vertikalbegrünung für Selbstbauer - Anleitung + 1. Erfahrungen
In meinem Rückblick zu meiner Balkonbegrünung aus dem letzten Jahr habe ich meine tolle selbst gebaute Vertikalbegrünung bereits erwähnt. Nun möchte ich euch in diesem Beitrag zeigen, wie ich sie gebaut habe und aus welchen Materialien sie besteht und welche Pflanzen ich zur Bepflanzung ausgewählt habe. Das Ganze abgerundet mit einem Fazit meines Vertikalbegrünungs-"Experiments" - denn als ich mich dafür entschieden habe, konnte ich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es überhaupt funktionieren würde...
Aber ich war felsenfest entschlossen, es wenigstens einmal zu probieren!
Ich hatte auch einen triftigen Grund dafür.
Wer meine Einführung zu meinem Balkon-Umzug und meinem neuen Balkondomizil gelesen hat (vor allem bis zum Ende! *lach*), der dürfte wissen, dass ich mich nun mit einem Platzproblem konfrontiert sehe. Statt vorher sechs Quadratmetern Platz standen mir nun nur noch ca. vier Quadratmeter zur Verfügung! Aber meine Sammelleidenschaft für Balkongrün war nicht mit geschrumpft. Ich hatte also ein nicht gerade kleines Problem... ein Platzproblem...
Wenn man auf der Geraden, also dem Fußboden, keinen Platz mehr hat oder sagen wir mal wenig/er davon, dann macht man sich irgendwann unweigerlich Gedanken darüber, wie der verbleibende, durchaus verfügbare Platz in der Vertikalen zu nutzen sei. Denn wenn die vorhandenen Pflanzen nicht gerade Kletterpflanzen sind, die auch den vorhandenen Raum in der Vertikalen nutzen, dann ist dieser Platz ja noch frei. Er muss nur verfügbar gemacht werden.
Manche hängen sich dann Blumenampeln oder andere Hängetöpfe auf oder stellen sich vielleicht eine Blumenleiter oder so was in der Art hin. Ich aber fasste sofort meine Seitenwände ins Auge... Die waren zwar nicht sonderlich dick, aber auch nicht allzu dünn. Wenn ich also eine Möglichkeit finden könnte, daran eine Art Vertikalbegrünung ranzubauen... dann hätte ich auf einmal den Platz perfekt ausgenutzt!
Als "Töpfe" für meine Vertikalbegrünung habe ich Einweg-PET-Flaschen (Volumen ein Liter) ausgewählt. Man kann natürlich auch andere Materialien verwenden, aber für mich waren die Flaschen geradezu perfekt! Ich hatte eine Vertikalbegrünung aus Flaschen schon in einem Buch gesehen und dachte mir: cool, das will ich auch!

Außerdem war es für mich sehr bequem an das benötigte Material heranzukommen. Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich meine Eltern mit einspannte. Sie haben für mich dann wochenlang die Plastikflaschen aufgehoben (sauber ausgespült werden die sowieso), statt sie in den Müll zu werfen. Ich konnte mir dann regelmäßig meinen Vorrat an Plastikflaschen abholen.
Um aus den Flaschen nun passable Gefäße zum Bepflanzen machen zu können, braucht man den Nagel (oder anderen spitzen Gegenstand) und die Kerze. Am besten noch eine Zange, damit man den heißen Nagel nicht anfassen muss. Genau, das ist nämlich der nächste Schritt: man löchert die Flaschen.
Wichtiger Hinweis !!!
Ich empfehle jedem, das mit dem Löchern der Flaschen draußen an der frischen Luft und bei wirklich ausreichend Frischluftzufuhr zu machen! Wird Plastik erhitzt, schmilzt es und entwickelt Dämpfe, die man nicht einatmen sollte! Wenn ihr also empfindlich seid, tragt am besten noch einen Mundschutz oder ähnliches!
Es geht schließlich um Eure Gesundheit!
Folgende Löcher werden benötigt:
In den Flaschenboden kommen Wasserabzugslöcher und ganz oben in den Flaschenhals je zwei einander gegenüber liegende Löcher für die spätere Drahtaufhängung.
In den Flaschenhals weiter unten macht man auch zwei einander gegenüber liegende Löcher. Die können ruhig etwas größer sein, denn nach dem Auskühlen der Flasche nimmt man eine gute Haushaltsschere und schneidet aus dem Flaschenhals zwei große Löcher als "Fenster" heraus. Einen schmalen Steg aus Plastikwand (ca. 1-2 cm breit) lässt man zwischen den beiden "Fenstern" stehen - der bringt die nötige Stabilität. Die "Fenster" dienen später als Öffnungen, wo die Pflanzen herauswachsen können und der Frischluftzufuhr, damit feucht gewordenes Laub gut abtrocknen kann.
Für das Befüllen der "Flaschentöpfe" schneidet man am besten ein Stück Unkrautvlies oder ähnliches zurecht und legt dies auf den gelöcherten Flaschenboden. Sonst rieselt die Erde sofort durch oder wird beim ersten Gießen ausgeschwemmt.
Ich wollte zuerst Lavasplit als Drainage nehmen, ließ es aber sein, da die Wasserabzugslöcher doch verhältnismäßig groß geworden sind. Und ich wollte das Konstrukt nicht unnötig schwer machen (Lavasplit ist bekanntermaßen nicht gerade leicht...). Mit Unkrautvlies habe ich aber schon in anderer Hinsicht gute Erfahrungen gemacht, deshalb entschied ich mich dafür.
Als Erde wählte ich eine nicht sonderlich aufgedüngte, torfreduzierte Erde (meine gute Terrasan
Das Auffangen des ablaufenden Wassers dürfte mich für das nächste Jahr noch beschäftigen. Bisher habe ich es einfach wegfließen lassen, sprich es lief dann in meine Wasserabflussrinne und wurde dann vom Balkon abgeführt. Allerdings führte übermäßiges Gießen (was soll man auch anderes machen, wenn es heiß ist und die Pflanzen dürsten nach Wasser?) zu viel abfließendem Wasser, das auch mal die verbotene "Abkürzung" zwischen Betonfußboden und Abflussrinne nahm und meiner Nachbarin unter mir gewissermaßen "auf den Kopf tropfte"... Da das nicht gewünscht ist und man selbst bei aller Balkon-Bepflanzungsliebe auch Rücksicht auf die Nachbarn nehmen sollte, werde ich wohl versuchen, das Wasser vor dem Abfluss aufzuhalten. Vielleicht schaffe ich mir dafür noch einen Balkonkasten an, quasi als eine Art "Rückhaltebecken".
Auch werde ich andere Pflanztöpfe künftig nicht mehr direkt unter die Vertikalbegrünung hinstellen können. Zuletzt standen dort meine beiden Zwergdahlien ('Edge of Joy' und 'Wishes and Dreams') und beide wurden bei jedem Gießen der Vertikalwandbegrünung schön nass getropft. Schlussendlich hatten sie mit Mehltau zu tun...
Das ist die allgemeine Einschätzung, nun fehlt noch eine zu meiner Bepflanzung.
Wie man den Bildern entnehmen kann, funktionierte meine Vertikalbegrünung in ihrer Art und Weise recht gut. Das war sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass ich die bepflanzten "Flaschentöpfe" nicht allzu eng hingehängt habe und so immer ausreichend Platz zwischen den einzelnen Pflanzen vorhanden war. Allerdings war die Vertikalbegrünung so auch sehr "übersichtlich" bzw. leer... (Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ab einem bestimmten Punkt auch nicht mehr zum Bepflanzen gekommen bin...)
Das lässt sich im zweiten Jahr sicher einfach beheben...
Zu den Pflanzen:
Nach der Ersterprobung habe ich feststellen können, dass sich Kornblumen, Einjähriger Natternkopf und Steinkraut gut mit dem begrenzten Wurzelraum anfreunden können. Sie kommen trotz geringem Platzangebot zuverlässig zur Blüte. Wenn man die Kornblumen regelmäßig von Verblühtem ausputzt, blühen sie darüberhinaus auch sehr lange.
Von den Ringelblumen war ich sehr überrascht!
Bis dahin hatte ich es immer mal wieder mit Calendula versucht - in Töpfen, in Kübeln, im Balkonkasten... - meist schlugen sie sich über kurz oder lang mit Mehltau herum. In der Vertikalbegrünung erstaunlicherweise gar nicht! Dabei wurden sie auch hier ab und zu mal nass, wenn Wasser von oben kam. Aber sie hatten nicht mal den Hauch eines Pilzmyzels... Und auch sie blühten zuverlässig.
Die Tagetes... nun ja... Die waren etwas hoch und jetzt im Nachhinein eher ungeeignet für die Wandbegrünung. Sie entwickelten sehr lange Stiele mit viel Blattmasse (am nicht vorhandenen Dünger konnte das eigentlich nicht liegen) und blühten auch erst spät im Jahr. Die werde ich nächstes Jahr nicht wieder in der Vertikalbegrünung halten, sondern es stattdessen mit der etwas niedriger bleibenden Schwester, der Feinblatt-Tagetes probieren.
Gemessen an den vielen Insektenbesuchen auf meinem Balkon (siehe den Beitrag Balkon-Tierwelt) werde ich die Artenauswahl wohl auf Insektenfutterpflanzen beschränken. In Neubrandenburg hatte ich immer eine "Nektarwiese" im Balkonkasten, das geht hier in Eberswalde nun leider nicht mehr. In meine vorhandenen Balkonkastenhalter passen leider nur ganz schmale Kästen und keine breiten Wasserspeicherkästen und die Standard-Balkonkastenhalter (die ich ja auch habe) passen nicht übers Balkongeländer *mitdenZähnenknirsch* Aber vielleicht bietet meine Vertikalbegrünung da Abhilfe.
Drei gute Bienenweiden habe ich ja in der ersten Erprobungsphase schon ausmachen können: Calendula, Centaurea cyanus und Echium plantagineum. Möglicherweise schaffen es auch Perserklee und Phacelia.
So, dann beende ich den Beitrag für's erste an dieser Stelle.
Vor dem Pflanzen steht ja immer das Putzen an. Und genau das muss ich mit meiner Vertikalbegrünung auch machen, bevor ich da wieder pflanzen kann: Frühlingsputz...

Wie es weitergeht mit der Vertikalwandbegrünung, erfahrt ihr hier in meinem Blog.
>> Hier << geht's weiter!
Und allen, die Lust bekommen haben, sich auch so was zu basteln, wünsche ich ganz viel Spaß und Freude damit!
Es ist wirklich ganz einfach.

Bearbeitet: 16x, zuletzt am 23.05.2020 - 22:25 Uhr