Hornissen - besser als ihr Ruf
Jeder kennt diese Geschichten...
"3 Hornissenstiche töten einen Menschen, 7 Stiche ein Pferd", ist immer noch ein gängiges Gerücht, wenn das Thema auf die Hornisse fällt. Vielleicht liegt das daran, dass eine Hornisse gut doppelt so groß ist wie eine Wespe und dieser signifikante Größenunterschied mit der Giftwirkung bei einem Stich gleichgesetzt wird. Tatsächlich sind Hornissen weitaus weniger gefährlich, wie man immer denkt...
Im Gegensatz zu den nahe verwandten Wespen, die uns auch an der Kaffeetafel belästigen, sind Hornissen eher "sanfte Riesen" und deutlich besser als ihr Ruf. So sollte man sich vor Augen führen, dass ein einziger Hornissenstaat an einem Tag bis zu einem halben Kilogramm Insekten vertilgt, darunter auch die nervigen Wespen von der Kaffeetafel. Das ist auch oftmals der Grund, weshalb Hornissen in Menschennähe auftauchen: sie jagen Insekten, die dort meist reichlich vorkommen und die sie an ihre Brut verfüttern. Menschliche Speisen oder Getränke interessieren sie nicht.
Man mag es glauben oder nicht, aber die großen, wehrhaften Hornissen sind Vegetarier, die sich von Pflanzensäften ernähren (das Insektenprotein brauchen sie nur für ihre Brut).
Das Hornissengift ist nicht viel gefährlicher als das der Wespen oder der Honigbienen. Tatsächlich kann ein Stich der Honigbiene deutlich gefährlicher sein, da der Giftapparat samt Stachel (der Widerhaken besitzt) beim Stich aus dem Hinterleib der Biene herausgerissen wird und selbsttätig weiter Gift in die Wunde pumpt.
Ein Hornissenstich wird deshalb als schmerzhafter empfunden, weil der Stachel länger und stärker ist als bei Wespe und Co. und weil im Hornissengift mit Acetylcholin eine zusätzliche Giftkomponente enthalten ist, die Bienen und Wespen nicht besitzen. Hornissen stechen jedoch meist nur in Nestnähe, um Wohnort und Brut zu verteidigen.
Gefährlich ist ein Stich vor allem für Allergiker, die dann unter Atemnot und Krämpfen leiden können. Ist eine Insektengift-Allergie bekannt, sollte man nach einem Stich natürlich sofort zum Arzt! Sterben wird man (als Nicht-Allergiker) von einem einzigen Stich nicht, aber auch nicht von den viel betitelten "3 Stichen". Man hat errechnet, dass es dafür bis zu 300 Stiche braucht...
Achtung: Besonderer Artenschutz!
Werden Hornissen oder ihre Nester entdeckt, neigen viele dazu, eigenmächtig was gegen die Tiere unternehmen zu wollen (vergiften oder das Nest anzünden, ausräuchern etc.). Doch HALT!:
Hornissen fallen unter den Artenschutzparagraphen des Bundesnaturschutzgesetzes (und die Bundesartenschutzverordnung, Anlage 1) und damit stellt jegliche Form der Beeinträchtigung eine Straftat dar:
Zitat
Abschnitt 3 Besonderer Artenschutz
§ 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten
Abschnitt 1: Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
[...]
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
[...]
(Zugriffsverbote)
Abschnitt 2: Es ist ferner verboten,
1. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten (Besitzverbote)
2. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten [...]
a) zu verkaufen, zu kaufen, zum Verkauf oder Kauf anzubieten, zum Verkauf vorrätig zu halten oder zu befördern, zu tauschen oder entgeltlich zum Gebrauch oder zu Nutzung zu überlassen,
b) zu kommerziellen Zwecken zu erwerben, zur Schau zu stellen oder auf andere Weise zu verwenden
(Vermarktungsverbote)
§ 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten
Abschnitt 1: Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
[...]
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
[...]
(Zugriffsverbote)
Abschnitt 2: Es ist ferner verboten,
1. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten (Besitzverbote)
2. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten [...]
a) zu verkaufen, zu kaufen, zum Verkauf oder Kauf anzubieten, zum Verkauf vorrätig zu halten oder zu befördern, zu tauschen oder entgeltlich zum Gebrauch oder zu Nutzung zu überlassen,
b) zu kommerziellen Zwecken zu erwerben, zur Schau zu stellen oder auf andere Weise zu verwenden
(Vermarktungsverbote)
Heißt also: Finger weg von den Hornissen!
Muss ein Nest z.B. umgesiedelt werden, muss dies bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt und begründet werden. In der Regel kommt ein Sachverständiger, der sich die Lage dann einmal ansieht und der entscheidet, ob ein Umsiedeln wirklich notwendig ist. Jede Form der Umsiedlung ist Stress für das Volk und kann auch dazu führen, dass der Hornissenstaat die Umsiedlung nicht überlebt! Tatsächlich können Maßnahmen wie das Anbringen von Sichtblenden oder Fliegengittern in Nestnähe bereits Abhilfe schaffen, sodass sich Hornissen und Menschen nicht weiter in die Quere kommen und so friedlich nebeneinander koexistieren können.
Des Weiteren lebt ein Hornissenstaat maximal ein Jahr lang. Nur die jungen, befruchteten Königinnen überwintern, der eigentliche Hornissenstaat (der zu seiner maximalen Individuenstärke aus bis zu 700 Tieren bestehen kann) stirbt zum Ende des Jahres ab. Den letzten Hornissenarbeiterinnen kann man so gegen Anfang November begegnen.
Wenn man sich dies und die Nützlichkeit dieser Tiere vor Augen hält, sollte man sich überlegen, ob man sich nicht vielleicht doch mit den Tieren arrangiert. Zumal es genug Möglichkeiten gibt, um mit diesen Tieren friedlich zusammenzuleben, ohne dass man sich in die Quere kommt. Wirklich "gefährlich", wie dies die Gerüchte einem immer so weiß machen wollen, sind Hornissen nämlich nicht.
Kleiner Verhaltenskodex beim Umgang mit Hornissen:
Hornissen stechen erst, wenn sie sich bedroht fühlen und eine Flucht nicht mehr möglich ist oder wenn sie ihr Nest bedroht sehen! Deshalb:
- Vermeiden von hektischen Bewegungen (dazu zählt auch Um-sich-schlagen), fliegenden Haaren (erinnert die Tiere vermutlich an Spinnenseide) und Anpusten (aufgrund des darin enthaltenen Kohlenstoffdioxids) - all das macht sie angriffs- und damit stechlustig!
- Vermeiden von Erschütterungen am Nest bzw. in Nestnähe (dazu zählt auch Rasenmähen!)
- den Tieren ausreichend Platz und Fluchtmöglichkeiten lassen (sich auch nicht in die Hauptflugrichtung stellen!)
Sollen Arbeiten in Nestnähe gemacht werden (z.B. das Anbringen von Sichtblenden etc.), sollte man stets einen Fachmann bestellen!
Verwendete Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Hornisse
https://www.nabu.de/tiere-und-…00492.html
Bearbeitet: 6x, zuletzt am 20.08.2018 - 14:39 Uhr