Wie sich Pflanzen schützen – und dem Menschen nützen

 
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Wie sich Pflanzen schützen – und dem Menschen nützen

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Gepostet: 05.11.2010 - 07:30 Uhr  ·  #1
Mit den Waffen der Natur

Tiere können weglaufen, wenn sie angegriffen werden. Pflanzen sind dagegen an ihren Standort gebunden und müssen sich auf andere Weise gegen mögliche Feinde behaupten, wenn sie überleben wollen. So haben sie im Laufe der Evolution verschiedene effiziente Verteidigungsstrategien entwickelt, die ihnen das Überleben sichern sollen. Manche Mechanismen sind sehr kompliziert und werden jetzt erst von Forschern genauer untersucht. Einige Pflanzen nutzen zum Beispiel die Feinde ihrer Feinde - sogenannte Nützlinge - für ihren eigenen Schutz: Dazu bilden sie, wenn sie durch Insekten verletzt werden, bestimmte Duftstoffe. Diese Substanzen locken Tiere an, die die pflanzenschädigenden Insekten vertilgen - eine ausgeklügelte Strategie, die nicht nur den Pflanzen nützt, denn von dieser Allianz profitieren auch die Tiere, die die Pflanzenschädlinge verspeisen. Ätherische Öle können ebenfalls ein Schutzmechanismus sein, weil sie bestimmte Pflanzenteile für manche Tiere ungenießbar machen.

Stacheln oder Dornen?


Ein anderer Mechanismus, der Pflanzen vor Fraßfeinden schützt, ist meistens deutlich sichtbar: Dornen und Stacheln, die verhindern, dass Pflanzenteile gefressen werden oder dass Tiere am Stamm eines Baumes hochklettern, um seine Blätter zu fressen. Häufig wird nicht zwischen Dornen und Stacheln unterschieden, doch die Botanik macht hier einen genauen Unterschied: Dornen sind umgebildete Blätter oder verkümmerte Seitensprosse, wie man sie zum Beispiel beim Sanddorn (Hippophae) und beim Feuerdorn (Pyracantha) findet. Sie stehen mit dem Leitgefäßen in der Pflanze in Verbindung. Werden sie gewaltsam entfernt, kann die Pflanze verletzt werden. Stacheln werden dagegen vom Rindengewebe der Triebe gebildet. Sie sind nicht so fest mit dem Trieb verbunden und lassen sich, wie bei der Rose, relativ leicht entfernen. Sand- und Feuerdorn sind übrigens beide sehr geschätzte Gehölze: Der Sanddorn trägt im Herbst leuchtend orangefarbene, vitaminreiche Beeren, die sich unter anderem gut für Marmelade, Sirup oder Likör eignen. Der Feuerdorn hat in dieser Jahreszeit je nach Sorte unzählige gelbe, orangefarbene oder rote Beeren, die diesen Zierstrauch, der auch gut an einem Spalier an einer Hauswand gezogen werden kann, bis weit in den Winter hinein schmücken.

Schön und nützlich

Während Dornen einerseits dazu beitragen, gefräßige Tiere abzuhalten, können sie andererseits Tiere auch schützen. Sträucher mit Dornen bieten im Garten und auch in der freien Natur sichere Rückzugsmöglichkeiten für kleine Tiere. Vögel können in solchen Gehölzen nisten und sind vor Feinden wie Mardern oder herumstreunenden Katzen geschützt. Für den Menschen können bedornte Pflanzen ebenfalls wertvoll sein, zum Beispiel als dichte, undurchdringliche Hecke, die als lebender Zaun unerwünschte zwei- und vierbeinige Eindringlinge fernhält. Berberitzen (Berberis) beispielsweise haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Dornen. Manche dieser robusten, anspruchslosen Sträucher werden gerne als Hecken verwendet, da sie gut schnittverträglich sind. Dazu kommt, dass viele Berberitzen eine optische Bereicherung des Gartens sind. Einige haben zum Beispiel schöne dunkelrote Blätter, andere fallen im Frühling mit intensiv gelben bis orangefarbenen Blüten auf oder tragen im Herbst leuchtend rote Beeren.

Auch die Zierquitte (Chaenomeles) ist ein schöner Blütenstrauch mit Dornen, die zum Beispiel gut in einen Vorgarten gepflanzt werden kann. Sie gilt als Multitalent und ist relativ anspruchslos. Ihre auffallenden, zumeist leuchtend roten Blüten erscheinen schon ab April vor dem Laubaustrieb, im Herbst bildet sie anfangs grüne, später gelbe Früchte, die sich unter anderem gut zu Gelee oder Marmelade verarbeiten lassen. Manche Zierquittensorten sind mit ihren bedornten Zweigen ideal für lockere, undurchdringliche Blütenhecken. Sie bieten nicht nur Vögeln und kleinen Säugetieren Schutz und Nahrung, ihre früh im Jahr erscheinenden Blüten sind auch eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen.

Schmückende Blätter

Manchmal tragen die Verteidigungsmechanismen sogar zum Zierwert einer Pflanze bei. Mahonien zum Beispiel haben interessante dornig gezähnte, oft glänzende, immergrüne Blätter. Sie sind ein schöner Kontrast zu den leuchtend gelben, je nach Art oder Sorte im Frühling oder Spätwinter erscheinenden Blüten dieser Ziersträucher. Viele Stechpalmen (Ilex) haben ebenfalls schöne, immergrüne Blätter. Sie sind deshalb wie die Mahonien ideal für einen Garten, der das ganze Jahr über etwas zu bieten hat. Die Blätter der Stechpalmen sind relativ fest und meistens glänzend dunkelgrün, bei manchen Sorten auch gelbgrün oder silbriggrün. Einige Stechpalmen haben im Winter dekorative rote Beeren, die zusammen mit den grünen Blättern auch gerne als winterliches Motiv verwendet werden, zum Beispiel in Weihnachtsgestecken an der Haustür. Bei manchen Ilexsorten sind die Blätter am Rande leicht gewellt und bedornt - und sehen dadurch besonders interessant aus.

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Viele Stechpalmen haben schöne immergrüne Blätter und sind ideal für einen Garten, der das ganze Jahr über was zu bieten hat. Manche Stechpalmen beeindrucken im Winter außerdem mit leuchtend roten Beeren, die zusammen mit den immergrünen Blättern sehr dek
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Mahonien haben dornig gezähnte, oft glänzende, immergrüne Blätter. Sie sind ein schöner Kontrast zu den gelben Blüten. Die Blüten erscheinen je nach Art oder Sorte im Frühling oder im Spätwinter.
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Der Sanddorn trägt im Herbst unzählige leuchtend orangefarbene Beeren.
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Die Zierquitte ist ein schöner Blütenstrauch, der gut in einen Vorgarten gepflanzt werden kann. Manche Zierquitten sind mit ihren bedornten Zweigen ideal für lockere, undurchdringliche Blütenhecken.
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