Hy, wer kann mir einen guten Rat geben? Ich habe seit einer Woche eine Tillandsia Usneoides die auf meinem überdachten Balkon ( Westseite ) an einem Baumast hängt,ich füge ein Bild mit bei. Ich fahre im August für eine Woche in den Urlaub. Wie kann ich diese Pflanze für eine Woche ohne besprühen überleben lassen, oder muß ich sie in Pflege geben? Ich möchte keinen neuen Stanort riskieren, da mir durch Pflegefehler schon 2 Pflanzen dieser Art eingegangen sind.

LG nati 53

Hallo!

ZiFron, die blüht wohl nicht OBWOHL, sondern gerade WEIL sie direkte Südsonne bekommt. In der Natur hängen sie auch oft exponiert in Baumwipfeln, weshalb bei mir auch alle Tillandsien ziemlich sonnig hängen.

Eine Woche ohne Besprühen überlebt die locker, die sind härter im Nehmen als andere Pflanzen Im Sommer reicht, z.B. wenn es in der Nacht regnet, oft auch die normale LF, sodass man nicht immer sprühen muss. Tauchen sollte man ca. 1x/Woche im Idealfall (wobei ich das immer vergesse ), öfter muss man nicht bzw. kann es zu einer Veralgung der Pflanze führen. Also ich denke, du kannst die einfach eine Woche in Ruhe lassen so

Bei T. usneoides ist es auch sehr wichtig, dass die Pflanzen gut "durchlüftet" werden, also dass ab und zu mal ein Windstoß durchfährt, dann wachsen sie auch schneller und besser. Natürlich auch Bedingt durch den natürlichen Habitus; sie hängen ja frei und luftig von Ästen runter...


Wenn du mehr über Tillandsien, die Pflege usw. erfahren willst, empfehle ich dir diese Links:

- Tillandsien-HP von Andreas Böker
- Broetzmann´s Tillandsienseite (Artenliste!)
- und am meisten die Tillandsienseite von Liselotte Hromadnik, seine Seite mit wunderschönen Standortbildern, die auch die tragischen Folgen der Abholzung und Absammlung thematisiert. Außerdem ist sie mir sympathisch, weil auch mal eine große Züchterin von was aus Österreich kommt wie ich und nicht immer nur aus Deutschland

Viel Spaß noch mit dem schönen Hobby Tillandsien

LG, Daniel

Gerne geschehen

Anzumerken wäre noch, dass es von T. usneoides aufgrund ihres weiten Verbreitungsgebietes (südl. USA bis mittleres S-Amerika) viele verschiedene Standortformen gibt, die alle verschieden grau sind. Das graue auf den Blättern sind die Saugschuppen (Trichome), mit denen die Pflanze einerseits Wasser aufnimmt und sich andererseits vor Vertrocknung schützt. Die Trichome reflektieren nämlich aufgrund ihrer hellen Farbe das Sonnenlicht, sodass die Pflanze nicht so viel Wasser verdunstet. Wenn sie nass werden, öffnen sie sich und die Pflanze kann Wasser in ihr Inneres aufnehmen. Gleichzeitig werden sie dabei durchsichtig (sie sehen dann grün aus, weil man die grüne Epidermis der Pflanzen sieht), sodass die Pflanze Photosynthese betreiben kann. Zu den Zeiten, wenn die Pflanze Wasser aufnimmt, ist es auch meistens kühler (in der freien Natur Morgen/Abend), sodass bei der für die Photosynthese nötigen Gasaufnahme nicht so viel Wasser verdunstet wird. Ein ausgeklügelter Mechanismus der Evolution!
Deshalb kann man auch (fast) alle grauen Tillandsien als Xerophyten bezeichnen, also als Pflanzen, die in trockenen Gebieten vorkommen und überleben können. Viele Tillandsien leben nicht im Laubdach des Regenwaldes wie Bromelien, sondern in Trockenwäldern, auf steilen Felswänden exponiert, in wüstenartigen Gebieten oder auf der Oberfläche von Kakteen. Neuerdings kommt als Lebensraum auch ein ganz neues Medium hinzu: Telefondrähte, ganz ohne Erde.
Viele Tillandsienarten wurden deshalb von Kakteensammlern/ -forschern beschrieben, die nach Südamerika gereist sind.
Auf der oben von mir empfohlenen Seite von L. Hromadnik sind auch schöne Standortbilder von Tillandsien, die auf Oreocactus-Arten wachsen.
Von T. usneoides gibt es aber auch fast grüne Formen, die in feuchten Bergwäldern wachsen und die dann mehr Wasser benötigen. Deine würde ich aber eher ins trockene Mittelfeld einreihen, wenn man das so ausdrücken kann

Mehr Wasser benötigen da schon grüne Tillandsien (diese haben weniger Saugschuppen), die Wasser entweder ähnlich wie Bromelien in Trichtern aufnehmen (der einzige Unterschied zu Bromelien ist dann, dass die Blattränder von Tillandsien glatt sind, während Bromelien gezackte Blattränder haben), ein Beispiel wären hier die häufig im Handel angebotenen Arten Tillandsia cyaneaund Tillandsia brachycaulon, oder sie speichern das Wasser ähnlich wie Orchideen in Bulben, z.B. Tillandsia bulbosa.
Die sind aber auf deinem Epiphytenstamm nicht vertreten.
Ich muss dir wirklich ein Kompliment machen, du hast ihn (ich weiß nicht ob absichtlich) sehr gut zusammengestellt und schonmal nur graue Tillandsien mit ähnlichen Pflegeansprüchen zusammengepflanzt

Und ja, direkte Sonne währe zwar besser, aber die Nachmittagssonne dürfte auch reichen. Schau halt nur, dass auch die, die ganz unten sitzen, möglichst viel direkte Sonneneinstrahlung bekommern und nicht durch das Geländer vom Balkon permanent schattiert werden! Dann sollte alles gut gehen

So, an alle Mods, verzeiht mir die kleine Ausschweifung Musste mal raus

LG, Daniel

Nochmals gern geschehen Kein Problem, man hilft gerne im Forum hier!

Schön, ein "geografischer Stamm" (weiß jetzt grad nicht, wie ich das anders ausdrücken soll ), es ist immer schön, wenn man Pflanzen aus nahe zusammenliegenden Gebieten zusammen pflegt

Überwinterung ist auch kein Problem, meine stehen auch an einem Ostfenster Auch wenn zwischen 15 und 20° für die meisten Arten sogar besser wäre als Zimmertemperatur, weil sie ja im Winter doch eine leichte Ruhezeit haben. Aber meine sind von 23° auch noch nie eingegangen, vielleicht schadet es auch nur der Blühdreudigkeit
Und im Winter würd ich eher selten tauchen, da kann schnell mal Fäulnis auftreten.
Zum Schluss noch ein guter Tipp für den Herbst: Viele Pflanzen lässt man ja eher länger draußen, damit man sie nicht so früh reinstellen muss, weil sie draußen ja immer mehr Licht und Frischluft etc. haben. Tillandsien sollte man aber bei kühleren Temperaturen unter 15° schon reinholen, weil sie sonst draußen auch bei trockener Haltung leicht zu faulen beginnen können! Diese Fäulnis bleibt oft lange versteckt und unbemerkt und im Frühling fallen einem dann die vergammelten Tillandsien von den Ästen Ich hab´s nur erwähnt, weil mir das letzten Herbst auch passiert ist und 2 Tillandsien diesen Frühling wahrscheinlich deshalb vergammelt sind

LG und viel Glück mit den schönen Pflanzen,
Daniel