Zuerst einmal benötigst du ein geeignetes Substrat. Sehr gut geeignet ist Cocos-Substrat, das z.B. unter der Bezeichnung KokoHum als gepreßtes Brikett verkauft wird. Unter Einwirkung von Wasser quillt dieses innerhalb weniger Minuten zu einem torfartigen Substrat auf, das erstens im Gegensatz zu Torf ziemlich keimfrei und zweitens ökologisch einwandfrei ist, da es aus den Fasern von Cocosnüssen, also eigentlich einem Abfallprodukt, gewonnen wird. Zudem speichert Cocos-Substrat Wasser sehr gut, ist aber trotzdem sehr durchlässig, was nicht nur für die Anzucht von Citruspflanzen optimal ist.Als Pflanzgefäß ist fast alles, was "das Substrat am wegbröckeln hindert", geeignet: Anzuchtschalen, Anzuchttöpfe, Blumentöpfe, Joghurtbecher (unten perforieren!) und Eierkartons sind nur einige Beispiele. Wenn du mehrere Samen in ein größeres Gefäß pflanzst, ist es erforderlich, erstens ein lockeres Substrat zu verwenden, damit die Pflanzen später ohne größere Wurzelschäden vereinzelt werden können, und zweitens einen Pflanzabstand von mindestens 3 cm einzuhalten. Bei Gefäßen, die unten geschlossen sind (z.B. Anzuchtschalen) ist einiges Geschick und Gespür beim Wässern erforderlich, denn Citruspflanzen vertragen zuviel Wasser sehr schlecht. Am besten geeignet zur Anzucht von Citruspflanzen sind kleine Anzuchtgefäße in der Größe eines Joghurtbechers.Stecke den Samen ca. 1 bis 2 cm tief in die Erde und befeuchte hierzu das Substrat. Am besten geht das im Anstauverfahren: Hierzu stelle das unten offene Gefäß in ein größeres, mit ein wenig Wasser gefülltes. Spätestens nach ca. einer halben Stunde, meist jedoch viel früher, ist das gesamte Substrat reichlich feucht. Wo das nicht geht, benutze man einen Wassersprüher zum Anfeuchten. Die Gießkanne ist nicht so sehr geeignet, da das Substrat an der Gießstelle weggeschwemmt wird. Sofern Sie Cocos-Substrat verwenden, ist das Angießen nicht erforderlich, weil gebrauchsfertiges Cocos-Substrat feucht genug ist.Danach muß das Pflanzgefäß an einen warmen, hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung. Nun heißt es warten, bis sich der Sämling zeigt, was nach einigen Wochen der Fall sein müßte. Halte das Substrat immer leicht feucht aber nicht klatschnaß. Der beliebteste Anfängerfehler ist immer wieder ein zu feuchtes Substrat, das zum Absterben der Wurzeln führt.
Nachdem die Pflanze nach ein paar Jahren sich prächtig entwickelt hat, wird man möglicherweise die Blütenbildung und den Fruchtansatz vermissen. Da Wildlinge erst sehr spät Blüten ausbilden, nämlich erst nach 10 bis 15 Jahren, wird man darauf noch recht lange warten müssen. Auch die besten Umgebungsbedingung ändern daran nichts. Vielleicht wirst du auf die Idee kommen, deine Pflanze durch Veredelung, d.h. durch Verwendung von Edelreisern, nachzuhelfen.
Dies funktioniert tatsächlich. Jedoch möchte ich davon im Regelfall (Citrusfrucht gegessen und Samen gepflanzt) abraten. Im gewerbsmäßigen Citrusanbau werden ausschließlich veredelte Pflanzen verwendet. Aber diese werden nie derart "hergestellt", daß z.B. ein Zitronenwildling mit einer Zitrone veredelt wird. Vielmehr kombiniert man hierbei die Vorzüge zweier Arten, wie es in Mitteleuropa bei Obstbäumen ebenfalls üblich ist.Die Unterlage (so nennt man die Art, die die Wurzeln zur Verfügung stellt) sollte spezielle Eigenschaften haben. Für Kübelpflanzen sollte sie beispielsweise einigermaßen kälteresistent sein, da die Wurzeln der empfindlichste Teil der Pflanze sind. Und gerade die sind bei Kübelpflanzen stark kältegefährdet, da die bei ausgepflanzten Pflanzen vorhandene, isolierende Erdschicht fehlt. Sehr geeignet als Unterlage für Kübelpflanzen ist Poncirus trifoliata, die Dreiblättrige Orange. Wenn man hierauf z.B. ein Grapefruit-Edelreis (Citrus paradisi) kultiviert, wird die Pflanze überhaupt erst unter normalen Bedingungen als Kübelpflanze kultivierbar. Grapefruit auf Grapefruit müßte beispielsweise unter Warmhausbedingungen überwintern. Sehr beliebt als Unterlage ist nach wie vor auch Citrus aurantium, die Pomeranze. Die Kälteresistenz der Pomeranzenwurzeln ist zwar deutlich geringer als die von Poncirus trifoliata, aber für Kübelpflanzen absolut ausreichend. Denn Kübelpflanzen sollte man ohnehin vor dem ersten Frost einräumen. Es macht auch keinen Sinn, wenn zwar die Wurzeln starken Frost überleben, aber der Edelreis schon bei leichten Minusgraden abstirbt.
Weiterhin kann man durch geschickte Wahl der Unterlage z.B. die Blühfreudigkeit, die Fruchtqualität und die Wachstumsgeschwindigkeit beeinflussen. Denn was nützt es, wenn die Pflanze zu stark wächst und man sie nicht mehr überwintern kann?
Deshalb sollte man, wenn man eine blühende Citruspflanze haben möchte, entweder fertig veredelte Pflanzen kaufen oder bei entsprechendem Geschick geeignete Pflanzen als Unterlage anziehen und dann entsprechend den Wünschen selbst veredeln.
Lg Bene