Winterblüten im Garten, Bäume - Stäucher - Gräser

 
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Winterblüten im Garten, Bäume - Stäucher - Gräser

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Gepostet: 09.11.2011 - 07:14 Uhr  ·  #1
Tatort Garten – spannend auch im Winter:
Sleeping Beauties hellwach


In unseren Breiten befindet sich der Garten im Winter nach der langen Periode des Wachstums und der Blüte in einer Ruhephase. Dennoch kann ein Garten dann eine ganz besondere Stimmung ausdrücken und atmosphärisch höchst spannend sein.

Der Schlüssel dazu ist, den Garten in seiner Veränderbarkeit wahrzunehmen und sich darauf einzulassen, dass er je nach Jahreszeit andere, neue Emotionen hervorruft. Gelungen ist ein Garten dann, wenn er in jeder Jahreszeit, also auch während der Wintermonate, mit optischen Reizen aufwartet. Dass viele Bäume und Sträucher ihre Blätter verlieren, gibt ihnen eine veränderte Anmut und Schönheit. Der Winter ist die Jahreszeit, die Formen und Strukturen freilegt und in der einige „Sleeping Beauties" ein besonderes Eigenleben entwickeln.

Es gibt einige Gehölze, die Regen, Schnee und Kälte trotzen und schon im Winter Blüten treiben. Besonders schön ist zum Beispiel der Duft- oder Winterschneeball. Wie der Name schon vermuten lässt, gehört er zu den stark duftenden Gehölzen. Botanisch bezeichnet man ihn als Viburnum farreri, im Volksmund heißt er meist Winterschneeball, weil er ein toller Winterblüher ist. Die Blütezeit ist abhängig von der Witterung. Sie beginnt manchmal schon im Dezember. Wenn es allerdings zu frostig ist, verlagert er seine Blüte in den Vorfrühling. So ein Gehölz sollte an einem gut einsehbaren Platz, entlang der Einfahrt oder am Gehweg zur Haustür gepflanzt werden, damit man die Blüten und den Duft im Vorbeigehen genießen kann.
Ebenfalls im Dezember beginnt die Hoch-Zeit des Winterjasmins (Jasminum nudiflorum). Seine leuchtend gelben Blüten öffnen sich noch vor dem Blattaustrieb und zieren wie kleine Sterne die biegsamen, grasgrünen Triebe. Der Winterjasmin gehört zu den Spreizklimmern und verhakt seine elastischen Triebe im Geäst von Sträuchern oder einem Spalier. Zwar ist die Pflanze laubabwerfend, vermittelt jedoch durch die Grünfärbung der jungen Triebe einen immergrünen Eindruck.

Voller Elan und zarter Schönheit tanzen die leicht gedrehten und gerollten, länglichen Blütenblätter der Zaubernuss (Hamamelis) ab Januar an den Zweigen. Es gibt leuchtend gelb oder auch kupferrot blühende Sorten. Die Blüten verbreiten an sonnigen Tagen einen süßen Honigduft und rollen sich ein, sobald Schnee vom Himmel fällt oder die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken.

Geradezu unbeeindruckt vom Winter zeigen sich die Ziergräser. Ihre zarten Strukturen und ihre Leichtigkeit verzaubern das ganze Jahr über. Gräser faszinieren nicht nur mit dem Linienspiel ihrer schmalen Blätter und lockern dichte Bepflanzung optisch auf, sie können gezielt eingesetzt auch Konturen unterstreichen und eine Verbindung zwischen Himmel und Erde herstellen. Außerdem bewegen sich Ziergräser graziös im Wind und bringen Dynamik in den Garten. Ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Grases sind die Wuchsform, der Blütenstand und die Farbe. Bei der Wuchsform unterscheidet man horstig wachsende Ziergräser wie zum Beispiel die Schwingel (Festuca), bogig überhängende, wie das Lampenputzergras (Pennisetum) mit seinen plüschig-weich wirkenden Blütenständen oder straff aufrecht wachsende wie das Gartensandrohr (Calamagrostis).

Um die sanfte Schönheit der Gräser im Winter zu genießen zu können, sollte man sie erst im Frühjahr zurückschneiden. Wenn sich dann an manchen Wintertagen Raureif auf die Gräser legt, sehen sie aus wie zauberhafte Eisskulpturen.

Für Spannung im Garten sorgen Bäume und Sträucher mit ungewöhnlichen Rindenstrukturen, Rindenfarben oder Wuchsformen. Eine besonders schöne Rinde schmückt zum Beispiel Ahorne. Der Rostbart-Ahorn (Acer rufinerve) und der Schlangenhaut-Ahorn (Acer capillipes) kleiden ihre Stämme in Olivgrün mit feiner weißer Zeichnung, während der Zimt-Ahorn (Acer griseum) eine Rinde in einem warmen Braun zur Schau stellt, die sich selbst bei noch jungen Bäumen in breiten Bahnen aufrollt, bevor sie abfällt.
Natürlich dauert es bei einigen Bäumen ein paar Jahre bis sie eine schöne „Rindenpatina" zeigen, aber auch Ungeduldige brauchen nicht auf buntes Gehölz und außergewöhnliche Wuchsformen zu verzichten. Vor allem im Sortiment der Hartriegel (Cornus) wird man auf der Suche nach leuchtendem Triebschmuck fündig. Der Gelbrindige Hartriegel setzt sich mit gelb-grüner Rinde in Szene, während der weißbunte Purpur-Hartriegel (Cornus alba ´Sibirica Variegata´) eine intensiv rote Rinde aufweist und sich außerdem durch Robustheit und Frosthärte hervortut.

Durch ihre bizarr gedrehten Äste, die sich wie ein Korkenzieher winden, fällt die Korkenzieher-Hasel (Corylus avellana ´Contorta´) auf. Diese Hasel wird nur zwei bis vier Meter hoch und wächst recht langsam. Sie ist ideal für kleine Gärten oder große Kübel. Außergewöhnlich sind auch die Zweige der Korkenzieher-Weide (Salix ´Tortuosa´). Die schlanken, in die Höhe strebenden Triebe erinnern mit ihrem gewundenen Wuchs an Naturlocken. Dieser anspruchslose kleine Baum wird etwa vier bis sieben Meter hoch. Seine gelbbraunen, gedrehten Zweige können gut für Sträuße und Gestecke verwendet werden.

Tipp: Am besten jetzt nochmal den Garten genau inspizieren, um mit botanischem Gespür herauszufinden, an welcher Stelle oder in welchem Gefäß ein kleiner Baum, ein Strauch oder einige Gräser im Winter für Spannung sorgen könnten.

PdM
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Gelungen ist ein Garten dann, wenn er in jeder Jahreszeit, also auch während der Wintermonate, mit optischen Reizen aufwartet.
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Durch ihre bizarr gedrehten Äste, die sich wie ein Korkenzieher winden, fällt die Korkenzieher-Hasel auf.
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Geradezu unbeeindruckt vom Winter zeigen sich die Ziergräser. Ihre zarten Strukturen und ihre Leichtigkeit verzaubern das ganze Jahr über.
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Es gibt einige Gehölze, die Regen, Schnee und Kälte trotzen und schon im Winter Blüten treiben. Besonders schön ist zum Beispiel der Duft- oder Winterschneeball.
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