Energieversorger kündigt „historischen“ Anstieg anTeuerung zum Jahreswechsel: 2013 droht ein Strompreisrekord
Mittwoch, 10.10.2012, 19:26 (focus online)
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Um die Energiewende zu finanzieren, müssen Deutschlands Stromkunden bald noch tiefer in die Tasche greifen: Der Strompreis wird um bis zu elf Prozent steigen – so stark wie in den letzten zehn Jahren nicht. Für Verbraucher bedeutet das rund hundert Euro Mehrkosten pro Jahr.
Die deutschen Verbraucher müssen im kommenden Jahr mit drastischen Strompreissteigerungen von mindestens sieben Prozent, wahrscheinlich aber zehn Prozent und mehr rechnen. Ein Grund dafür ist, dass die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien, die auf den Strompreis aufgeschlagen wird, auf ein Rekordniveau von voraussichtlich knapp 5,3 Cent je Kilowattstunde steigen wird. Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr könnten die Förderkosten damit inklusive Mehrwertsteuer von knapp 150 Euro auf fast 220 Euro steigen, errechnete das Verbraucherportal toptarif.de. Eine Großfamilie müsse 2013 sogar 408 Euro brutto bezahlen.
Doch das ist nicht alles: Zugleich wird erwartet, dass die Netzentgelte, mit denen der Betrieb, die Wartung und der Ausbau der Stromnetze finanziert werden, stark steigen. Nicht zuletzt bekommen auch immer mehr energieintensive Unternehmen Rabatte bei der Umlage, deren Kosten wiederum den Verbrauchern aufgebürdet werden.
Stärkste Erhöhung seit zehn Jahren
Im Extremfall drohen Preissteigerungen von elf Prozent, teilte das Portal Verivox.de mit. „Eine Preissteigerung von elf Prozent wäre die stärkste Erhöhung in den letzten zehn Jahren“, sagte Dagmar Ginzel, Energieexpertin bei Verivox. „Die Strompreise steigen jedes Jahr, doch normalerweise bewegen sich die Erhöhungen im einstelligen Prozentbereich.“
Selbst der größte Energieversorger in Ostdeutschland, enviaM, macht keinen Hehl daraus, dass neue Strompreisrekorde nahen: In ganz Deutschland sei ab Januar 2013 mit einem „historischen“ Anstieg zu rechnen, kündigte Vertriebsvorstand Andreas Auerbach an. Der Preis werde um mindestens zehn Prozent höher liegen als heute.
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Offiziell geben die vier Übertragungsnetzbetreiber am kommenden Montag bekannt, wie hoch die Ökostrom-Umlage für 2013 ausfällt. Sie sind für die Verwaltung des Kontos zuständig, über das die Vergütungen für Solar- und Windparks gezahlt werden. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist festgelegt, dass Betreiber von Wind- und Solarparks, Biogasanlagen und Wasserkraftwerken auf 20 Jahre garantierte feste Vergütungssätze für ihren Strom bekommen. Diese Zahlungen liegen über den Marktpreisen und werden über die Umlage von allen Bürgern finanziert. Da sich das Vergütungskonto Ende September mit 2,6 Milliarden Euro im Minus befand, war ein satter Anstieg absehbar. In Branchenkreisen hieß es, zwischen den Beteiligten habe man sich auf eine Umlage von 5,277 Cent geeinigt.
Merkels Stabilitäts-Versprechen ist Makulatur
Im Vorjahr waren kurz vor der Veröffentlichung der neuen Umlage noch kleine Veränderungen vorgenommen worden. Sicher ist aber, dass die Umlage knapp unter 5,3 Cent liegen wird. Damit drohen Haushalten jährliche Mehrkosten von 50 bis 60 Euro allein durch die Ökostrom-Förderung. Bisher fallen für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden je nach Anbieter Stromkosten von rund 900 Euro pro Jahr an, rund 125 Euro davon macht bisher die Ökostrom-Förderung aus.
Die neue Umlage-Zahl gilt als Politikum, weil Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Zuge der Energiewende 2011 betont hatte, die Umlage solle auf dem bisherigen Niveau von 3,5 Cent stabilisiert werden. Diese als Versprechen verstandene Ankündigung wird nun ausgerechnet im Bundestagswahljahr Makulatur.
Die Energieexperten von Verivox warnen: „Viele Stromanbieter werden die Erhöhung der Abgaben an ihre Kunden direkt weitergeben.“ Immerhin: Die Kunden haben in diesem Fall ein Sonderkündigungsrecht. „Wer eine solche Preiserhöhungsnachricht erhält, sollte die Gelegenheit nutzen, die Strompreise zu vergleichen und sich nach einem günstigeren Anbieter umschauen“, sagte Ginzel. Durch einen Anbieterwechsel lassen sich durchschnittlich 370 Euro sparen. Bei der Wahl des günstigsten Tarifs hilft der Strompreisrechner von FOCUS Online.
Greenpeace: Unternehmen sollen mehr zahlen
Unterdessen diskutieren Interessenverbände und Politik über Auswege aus der Preisspirale: Um die EEG-Umlage zu senken, schlägt die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft vor, die Begünstigungen von Unternehmen bei der EEG-Umlage zu reformieren und somit die Industrie stärker an den Kosten der Energiewende zu beteiligen. Zugleich fordert sie, Strom aus erneuerbaren Energien steuerlich zu begünstigen. Über diese beiden Faktoren ließe sich die EEG-Umlage von derzeit 3,59 Cent auf 2,2 Cent pro Kilowattstunde reduzieren, erklärte Greenpeace.
Um vor allem einkommensschwache Haushalte von der Preissteigerung zu entlasten, plädiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer weiteren Studie für eine Anpassung der Hartz-IV-Grundsicherung, des Wohngeldes und des Bafög-Satzes. Zugleich regt das DIW einen Freibetrag bei der Stromsteuer für die ersten 1000 verbrauchten Kilowattstunden Strom pro Haushalt und Jahr an. Darüber hinaus fordert das Institut einen Ausbau von Beratungsprogrammen und Prämien für die Anschaffung von energiesparenden Haushaltsgeräten für einkommensschwache Haushalte.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte am Dienstag angekündigt, allen Haushalten bis 2020 eine kostenlose Energieberatung ermöglichen zu wollen. Zudem stellte er Hilfsprogramme für einkommensschwache Haushalte in Aussicht. Deren Ausgestaltung ist aber noch unklar. Der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rolf Hempelmann, forderte in der „Welt“ einen „Energieeffizienzfonds“, aus dem die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen gefördert werden soll. Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn.
Liebe Ökostromproduzenten, ehrliche Antwort von mir? Warum muss ich Euern Strom, den Ihr auf dem Dach oder auf dem Acker und der Wiese so gewinnbringend für Euch produziert, bezahlen?
Da platzt mir ehrlich gesagt die Hutschnur.
kdb, der grad sehr erregt ist wegen diesem mist