Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

 
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Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 12:26 Uhr  ·  #1
Hallo,

neben der bot. Aussprache beschäftigt mich noch eine andere Frage:

Ab und zu lese ich hier immer mal wieder, dass man Pflanzen im Sommer besprühen soll, weil da die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig bzw. zu niedrig für viele Pflanzen ist.
Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die LF im Winter viel niedriger ist, da kalte Luft weniger Wasser aufnehmen und speichern kann als warme.
Das gilt für draußen.
Im Winter kommt zu der im Allgemeinen schon trockeneren Luft noch der Indoor-Heizungsfaktor hinzu.
Ich meine jetzt nicht die relative Luftfeuchte, die in % gemessen wird, sondern die absolute, die in Gramm pro Liter gemessen wird.

Habe ich irgendwas falsch verstanden?
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 13:23 Uhr  ·  #2
Ich würde das jetzt für ganzjährige Indoor-Haltung als Maßgabe nehmen ... bei Outdoor-Haltung bekommen die - zumindest im Moment - genug Luftfeuchte ab ... wobei ich da auch klimatische Unterschiede geltend machen würde ... wenn's bei uns in Bayern "dampfig" ist, dann liegt die Luftfeuchtigkeit meistens weit über 50 % - das Gewitterrisiko steigt dadurch auch mit jedem Prozentpunkt ...

Pflanzen aus dem tropischen / subtropischen Regenwald reicht die Luftfeuchte sowieso nicht aus, die haben ja ganzjährig 80 - 100 %
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 14:40 Uhr  ·  #3
"Mit steigender Temperatur nimmt die Wasserdampfmenge, die zur Sättigung benötigt würde, zu. Das hat zur Folge, dass die relative Luftfeuchtigkeit eines gegebenen Luftpakets bei Erwärmung abnimmt. Die Angabe der Temperatur ist für die Vergleichbarkeit der Werte daher zwingend notwendig. So sind beispielsweise in einer als trocken erscheinenden Wüste mit einer Lufttemperatur von 34,4 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 20 % insgesamt 7,6 g Wasserdampf in einem Kubikmeter Luft enthalten, was bei einer Lufttemperatur von 6,8 °C einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 % entspräche und somit zur Kondensation führen würde. Daher sind Phänomene wie Dunst oder Nebel ein Signal für eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig für tiefe Temperaturen. Die Wahrnehmung der Luft als trocken oder feucht liegt also eher an der Temperatur als an der tatsächlich in ihr enthaltenen Wassermenge."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Luftfeuchtigkeit


wenn warme luft in einen kalten raum strömt und sich die einstömende warme luft abkühlt steig die relative LF an. wenn man einen kalten keller hat und den im sommer lüftet wirds dadrin feucht.
die absolute LF spielt für die pflanzen eig keine rolle, sondern nur die relative LF.
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 17:06 Uhr  ·  #4
Ich habe beim Recherchieren im Netz auch gefunden, dass die „absolute LF“ keine Rolle spielt, zwar bezogen auf Rost und Eisen bzw. für Kunstwerke und nicht für Pflanzen, aber das leuchtet mir trotzdem nicht ein.

Beispiel:
- Draußen ist es 5 Grad mit einer LF von 80%. Dann befindet sich in einem m³ Luft 5,44 Gramm Wasser.
Gelangt diese Luft nun durch Lüften ins Haus und wird durch die Heizung auf 20 Grad erwärmt, so befinden sich immer noch 5,44 Gramm Wasser in einem m³ Luft, aber die relative LF ist auf 31,44% gesunken.
- Draußen ist es an einem nicht schwülen Sommertag 25 Grad mit einer LF von 30%. Dann befinden sich in einem m³ Luft 6,93 Gramm Wasser.
Somit habe ich doch absolut mehr Wasserdampf, welcher um meine Pflanzen draußen herum schwirrt.
Lasse ich diese Luft nun rein und sie kühlt sich auf 20Grad ab, habe ich bei 6,93 Gramm eine LF von 40%
- Draußen ist es an einem schwülen Sommertag 25 Grad mit einer LF von 60%. Dann befinden sich in einem m³ Luft 13,86 Gramm Wasser.
Lasse ich diese Luft nun rein und sie kühlt sich auf 20Grad ab, habe ich bei 13,86 Gramm eine LF von 80,11%

Solche absoluten Werte kann ich im Winter nie erreichen.
Angenommen, man geht von einer durchschnittlichen Wintertemperatur von 5 Grad aus.
5 Grad kalte Luft kann max. 6,8 Gramm Wasserdampf aufnehmen, um eine LF von 100% zu erreichen.
Wenn ich diese Luft mit ihren 6,8 Gramm Wasser nun durch’s Lüften herein lasse, und sie sich auf 20 Grad erwärmt, habe ich drinnen eine LF von 39,3 %


aG, gut, dass du das mit der Kellerlüftung erwähnst.
Genau daran kann man festmachen:
Draußen 30 Grad, mit einer LF von 50% = 15,15 Gramm Wasserdampf je m³ Luft, Temp. im Keller: 15 Grad.
Lasse ich nun die warme Luft in den Keller und sie kühlt auf 15 Grad herunter, setzt sich Wasser in Form von Tropfen an den kältesten Stellen ab, da 15 Grad warme Luft nur 12,8 Gramm Wasser aufnehmen kann. D.h. ich habe im Keller eine LF von 100% zzgl. einen Wasserüberschuss von 2,35 Gramm pro m³, der sich irgendwo absetzen muss, da ihn die Luft nicht mehr aufnehmen/speichern kann.
Folge: Feuchte Keller! Daher niemals im Sommer tagsüber im Keller lüften!

Aber sowas erreiche ich nur im Sommer, nicht im Winter.
Extremes Beispiel:
Winter, -5 Grad, 100% LF = 3,4 Gramm Wasserdampf pro m³.
Sommer, 35 Grad, 10% LF = 4,0 Gramm Wasserdampf pro m³
Bei diesem Beispiel schwirrt doch an einem sehr heißen und trockenen Tag trotzdem noch mehr Wasserdampf um meine Pflanzen rum, als im Winter an einem nasskalten Tag mit -5 Grad.

Wo ist mein Gedankenfehler?
Macht sich das wirklich nur in der relativen Feuchtigkeit und nicht an der absoluten LF bemerkbar?
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 17:19 Uhr  ·  #5
Weia - bei so vielen Zahlen schwirrt mir schon automatisch der Kopf - Mathe gehörte noch nie zu meinen Lieblingsfächern .... ABER: Was ich aus dem Physikunterricht noch weiß, ist die Sache mit dem Wasser an sich ...

Wasser dehnt sich bei Wärme aus -> Wasserdampf ... so hast Du also mehr Tröpfchen in einem warmen Raum, als in einem kalten Raum ... das müßte dann die Prozentunterschiede erklären ... oder seh' ich das jetzt falsch?

Und die Sättigung (da denke ich jetzt an den Versuch mit der Menge an Zucker, die sich in Wasser lösen ließ!) ist bei Wärme deutlich höher als bei Kälte
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 17:24 Uhr  ·  #6
das Problem mit der Luftfeuchtigkeit dürfte sein, dass die Pflanzen selber mehr oder weniger Wasser verdunsten. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, die Luft also quasi "wassergesättigt" ist, verlieren die Pflanzen weniger Wasser.
Zustandsänderungen (wie flüssiggasförmig und so) sind immer Gleichgewichte. Wasser aus der Luft kondensiert (meinetwegen auf einem Pflanzenblatt) während gleichzeitig Wasser aus dem Blatt verdampft. Bei trockener Luft überwiegt die Verdunstung vom Blatt, einfach, weil mehr Teilchen vom Blatt losschwirren, als in der gleichen Zeit zufällig "mit dem Blatt kollidieren und hängenbleiben". Die Pflanze verliert Wasser. Wenn die Luft dagegen feucht ist, isses andersrum und die Kondensation überwiegt.

Pflanzen aus Gegenden mit feuchter Luft werden wohl weniger gut gegen Verdunstung geschützt sein als Pflanzen aus trockenen Gegenden - die haben dann eine dicke Kutikula und die Spaltöffnungen sind dicht etc. Vielleicht können auch Haare die angefeuchtete Luft direkt über den Blättern festhalten, so dass weniger nachverdunstet?
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 17:41 Uhr  ·  #7
Yup - das beste Beispiel sind die Usambara-Veilchen ... die kommen ja auch aus den Regenwäldern Afrikas
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 25.07.2011 - 17:59 Uhr  ·  #8
genau die irritieren mich... Warum sollten die bei so feuchter Luft denn noch Haare auf den Blättern haben, um feuchte Luft an den Blättern festzuhalten? Wollen die vielleicht eher Waser abhalten?
Na, egal. Ändert jedenfalls nix dran, dass manche Pflanzen besser gegen Verdunstung geschützt sind als andere
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 26.07.2011 - 04:17 Uhr  ·  #9
genau so wie snif sagt

"In der Biologie und hier besonders der Ökologie ist die Luftfeuchtigkeit von großer Bedeutung. Sie bedingt nicht nur das Auftreten von Klimazonen oder bestimmten Ökosystemen, sondern spielt auch bei der Transpiration über die Spaltöffnungen der Blätter und in deren Interzellularraum (Interzellulare) eine große Rolle (Wasserdampfpartialdruck). Die Luftfeuchtigkeit ist daher ein wichtiger Parameter für den Wasserhaushalt von Pflanzen und Tieren (Schwitzen)."

"Durch die Erhöhung des Dampfdruckgradienten zwischen Blattoberfläche und Atmosphäre wird den Pflanzen dabei Feuchtigkeit entzogen (siehe Abschnitt Biologie), insbesondere wenn ihre Spaltöffnungen am Tag geöffnet sind und sie nur über einen geringen Verdunstungsschutz verfügen, was bei vielen heimischen Pflanzen (C-3-Pflanzen), der Fall ist"

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Luftfeuchtigkeit#Biologie

je niedriger die relative LF desto größer der dampfdruckgradient. das heisst die pflanzen müssen mehr verdunsten, es sei denn, sie können sich davor schützen. es kommt demnach auf den dampfdruckgradienten an und nicht darauf, wieviel wasser absolut um die pflanzen herumschwirrt
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Re: Luftfeuchtigkeit im Sommer vs. im Winter

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Gepostet: 27.07.2011 - 23:02 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von Jule35
Ab und zu lese ich hier immer mal wieder, dass man Pflanzen im Sommer besprühen soll, weil da die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig bzw. zu niedrig für viele Pflanzen ist.

Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die LF im Winter viel niedriger ist, da kalte Luft weniger Wasser aufnehmen und speichern kann als warme.
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Habe ich irgendwas falsch verstanden?


Ich glaube nicht, dass du was falsch verstanden hast.
Ich glaube dass es eine Fehlmeldung ist, die Pflanzen vermehrt im Sommer zu besprühen.
Findest du noch ein Beispiel, wo solches behauptet wird?

Grüße H.-S.
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