Gestatten? - Nachtschatten!

 
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Gestatten? - Nachtschatten!

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Gepostet: 09.07.2011 - 16:55 Uhr  ·  #1
Nachtschattengewächse

Nachtschattengewächs ist ein Wort, das auch Menschen, die sich sonst nicht für Pflanzen interessieren, ein Begriff ist. Als manchmal mehr, manchmal weniger böse gemeintes Schimpfwort wird es für unscheinbare oder schrullige Mitmenschen verwendet. Aus der Sicht eines Pflanzenfreundes ergibt das aber wenig Sinn, haben die Nachtschattengewächse doch ausgesprochen viele, attraktive Arten zu bieten, deren Kultur wirklich lohnt.
Besonders die Hauptgattung Solanum ist bemerkenswert vielgestaltig. Mit Solanum tuberosum, der Kartoffel, beinhaltet sie eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel dieses Planeten. Auch die Tomate (botanisch Solanum lycopersicum) hat eine Erfolgkarriere hinter sich und wird heute in über 2500 Sorten kultiviert.
Viele andere Nachtschatten tun sich durch eine extravagante Art von Schönheit hervor, die je nach Art von lieblich und verspielt bis hin zu bizarr und kurios reichen kann. Am praktischsten sind dabei jene, die sich für die Kultur als Kübelpflanzen eignen.



Die Vorteile im Blick

Weil einige Solanumarten sehr schnell aus Samen heran wachsen, haben sie als Kübelpflanzen einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen Gewächsen: sie müssen nicht überwintert werden und man bekommt dadurch in der kalten Jahreszeit kein Platzproblem. Wie Tomaten kann man auch andere Solanum-Arten Anfang März auf der Fensterbank aussäen. Sie keimen meist schon nach fünf bis zehn Tagen und sollten vereinzelt werden, sobald sie zwei echte Laubblätter gebildet haben. Nach den letzten Spätfrösten dürfen die Jungpflanzen hinaus ins Freie, wo sie weiterhin wie Tomaten behandelt werden. Im Laufe des Sommers haben sie nicht nur genug Zeit zum Blühen, sondern auch für die Fruchtbildung. Schon eine einzige Frucht enthält genug Samen, um auch in der nächsten Saison wieder eine Handvoll Pflanzen heranziehen zu können. Bei starkwüchsigen Arten, wie Solanum atropurpureum, kann es notwendig sein, sie mehrmals umzutopfen, damit sie sich gesund entwickeln können. Schwachwüchsigere Arten, wie Solanum citrullifolium, wachsen meist nicht über Topfgröße 20 hinaus.

Schmuckstücke für Sammler

Durch die unkomplizierte Handhabung verleiten Solanum zum Sammeln. Zu den schönsten Arten für den Anfang zählt beispielsweise Solanum sisymbriifolium, der Raukenblättrige Nachtschatten. Man nennt diese Art auch Litschi-Tomate, weil ihre kleinen roten Früchte genießbar sind. In erster Linie sind es aber die großen Blüten, die bei dieser Schönheit sofort ins Auge stechen. Sie sind zart blauviolett und stehen in Trugdolden zusammen. Bis zu den ersten Frösten öffnen sich immer wieder neue Blütenstände und die Litschi-Tomaten können dann Wuchshöhen bis zu 150 Zentimetern erreicht haben. Die ganze Pflanze ist mit bis zu zwei Zentimeter langen Stacheln bewehrt, die sogar auf den Fruchthüllen sitzen.
Eine Art, die sogar besonders wegen ihrer Stacheln kultiviert wird, ist Solanum atropurpureum. Die purpurfarbenen Triebe sind bei ihr geradezu übersäht mit schwarzvioletten Stacheln. Auch an den Blättern und zwischen den Blüten findet man diese.

Durch die extreme Bestachelung in der düsteren schwarzvioletten Färbung wirkt Solanum atropurpureum attraktiv und bizarr zugleich. Platziert man den Kübel vor einer hellen Hauswand, kann man diese Wirkung weiter verstärken. Die kleinen gelben Blüten ähneln denen von Tomaten sehr. Auch diese Art kann Höhen von 150 Zentimetern erreichen und wird häufig sogar unter kühlen Bedingungen überwintert.
Eine Art bei der dies nicht lohnt, ist Solanum citrullifolium, der einjährige Melonenblatt-Nachtschatten. Mit einer Höhe von gerade einmal 50 Zentimetern eignet er sich gut für kleinere Töpfe oder kann auch in Beeten ausgepflanzt werden. Die Blüten sind blauviolett und werden von Juni bis Oktober zahlreich gebildet. Durch den feingliedrigen Aufbau wirkt der Melonenblatt- Nachtschatten sehr charmant und trotz seiner Stachel lieblich. Wenig geliebt wird er aber in seiner Heimat Mexiko, wo er an Ruderalstandorten zum lästigen Wucherer werden kann.

Beliebter Kletterer

Unter den kletternden Solanumarten ist der jasminblütige Nachtschatten (botanisch Solanum jasminoides) der mit Abstand beliebteste. Zu Säule, Busch oder Hochstamm gezogen, als Hängepflanze und manchmal auch frei kletternd wird er im kommerziellen Gartenhandel angeboten. Seiner überreichen Fülle an weißen Blütentrauben hat er es zu verdanken, dass er zu den zehn beliebtesten Kübelpflanzen gezählt wird. Im Gegensatz zu den anderen Arten wird er fast nie aus Samen gezogen, sondern vegetativ über Steckhölzer vermehrt. Überwintert man ihn, kann er jahrzehntelang Freude bereiten. Viele weitere Solanum-Arten finden mittlerweile großen Anklang. Wer Interesse an der Gattung gefunden hat, wird von der Artenvielfalt erstmal überwältigt sein, es aber später nicht bereuen, sich den Solanum oder ihnen verschrieben zu haben. -hör-


[size=117]Dies ist ein Artikel aus unserer Zeitschrift Pflanzen wunderschön. Von Mitgliedern für Pflanzenfreunde geschrieben.... Den kompletten Artikel mit Bildern findest Du in der Ausgabe 5[/size]
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