Pflanzen-Namen theoretisch

 
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 17:21 Uhr  ·  #16
Nein, das verstehst du falsch! Die Sorte ist nicht der Trivialname! Das großgeschriebene in den zwei Strichen ' ' ist der Sortenname!
Vielleicht hab ich ein blödes Beispiel gewählt.

Nimm den Sommer-Salbei: Salvia nemorosa.
Davon gibt es viele Sorten, die sich in Blütenfarben und Wuchs unterscheiden.
Z.B. die Sorte 'Adrian' mit weißen Blüten, 'Rosenwein' mit weinrosa Blüten, 'Blauhügel' mit lilablauen Blüten. Aber alles sind Salvia nemorosa! Und die Sorte braucht man um die spezielle Pflanze (und all ihre Individuen) zu beschreiben.

LG Theresa
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 18:15 Uhr  ·  #17
Hmm... das wäre dann doch der Cultivar. Aber das hattest du ja auch schon um 16:04 Uhr geschrieben.
Das Beispiel vom Wikipedia-Artikel führt ja mehrere Beispiele auf, u.a. auch Papaver orientale 'Sturmfackel'. Der Teil in Anführungsstrichen ist der Cultivar-Name. Auf die Schreibweise wird am Ende des Wikipedia-Artikels auch eingegangen.

Worin besteht deiner Meinung nach der Unterschied zwischen Sorte und Cultivar?

Nebenbei habe ich noch folgende Artikel entdeckt - diese aber vollständig zu begreifen wird länger dauern:
ICBN (Botanische Nomenklatur) welche ergänzt wird durch ICNCP (Kulturpflanzen-Nomenklatur)

Nachtrag: Zitat aus dem ICNCP-Artikel, womit das alles geklärt sein dürfte.

"Der ICNCP sieht für die Benennung von Kulturpflanzen in Ergänzung zum ICBN nur zwei Kategorien vor, nämlich Cultivar (= Sorte) und Cultivar Group (= Sortengruppe). Diese Rangstufen können an beliebigen Stellen innerhalb von Gattungen, Arten, Unterarten, Varietäten oder Formen platziert werden. Außerdem kann ein und dasselbe Cultivar zu unterschiedlichen Cultivar-Gruppen gehören. Der ICNCP erfüllt damit in erster Linie Anforderungen an die Praktikabilität und ist weniger wissenschaftlich ausgerichtet als der ICBN mit seinem hierarchisch gegliederten System von Rangstufen."

...und jetzt muss ich erstmal in mich gehen und überlegen, was das für mich im Detail bedeutet.

Danke und viele Grüße
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 18:25 Uhr  ·  #18
Wahnsinn, das ist echt ne Wissenschft!

Aber super, dass du weiter geforscht hast!
Mir ist jetzt auch vieles klarer.
Z.B. Bei den Ritterspornen (Delphinium), gab es früher die Delphinium Belladonna-Hybriden (und dann dazugehörige Sorten), jetzt heißt es nach meinem Wissensstand "Delphinium Belladonna-Grp." was ja dann wohl die Sorten-Gruppe darstellt. Und der Cultivar ist dann die Sorte, also heißt die Pflanze dann komplett Delphinium Belladonna-Grp. 'Atlantis'.

Ich wünsch dir, das du keinen Knopf im Kopf kriegst (ich glaub ich hab schon einen! )

Noch einen schönen Abend!

LG Theresa
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 19:08 Uhr  ·  #19
Zitat geschrieben von daylily
Z.B. Bei den Ritterspornen (Delphinium), gab es früher die Delphinium Belladonna-Hybriden (und dann dazugehörige Sorten)
Ich überleg besser erst garnicht genau, wie Hybride eigentlich korrekt notiert werden, bzw. welcher Bestandteil des Namens den Hybrid kennzeichnet. Ich hab nämlich schon oft "Gattung Art1 x Art2" gesehen, also mit einem kleinen "x" zwischen den zwei Eltern (wenn sie denn bekannt sind).
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 23:06 Uhr  ·  #20
Eine Frage beschäftigt mich doch noch:
Mit ein wenig Ausprobieren bei Google habe ich bemerkt, daß es den selben Art-Namen bei verschiedenen Gattungen geben kann, z.B. Opuntia subulata, Asclepias subulata, Phlox subulata.

Darf ich davon ausgehen, daß dies auch für Unterart- und Varietäten-Namen gilt?

Kann da jemand Beispiele nennen?

Danke!
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 23:48 Uhr  ·  #21
Davon kannst Du ganz sicher ausgehen.

Diese Parallelen bei den Art-Namen ergeben sich ja schon daraus, daß diese häufig lediglich eine Eigenschaft beschreiben.

Z. B.

Amorphophallus albus

Amaranthus albus

etc.


albus heißt ja einfach nur "weiß"; und so geht es mit vielen Art-Namen.



Bei den Varietäten und Unterarten kommt das genau so vor.
Denk nur mal an 'minor' oder 'variegata', etc.
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 29.01.2011 - 23:50 Uhr  ·  #22
Am witzigsten finde ich immer noch, dass es eine Aquilegia thalictrifolia und ein Thalictrum aquilegifolium gibt. Komplett sinnlos. Who says botanists are free of humor?

lg Robert
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 30.01.2011 - 00:28 Uhr  ·  #23
Zitat geschrieben von Scrooge
Davon kannst Du ganz sicher ausgehen.

Diese Parallelen bei den Art-Namen ergeben sich ja schon daraus, daß diese häufig lediglich eine Eigenschaft beschreiben.
[...]
Bei den Varietäten und Unterarten kommt das genau so vor.
Denk nur mal an 'minor' oder 'variegata', etc.
Stimmt, die fielen mir vorhin nicht ein. Danke!
Das bringt mich dann aber doch noch zu einer anderen Frage: Ab welchem Punkt im Namen kann man davon ausgehen, daß die Pflege einer Pflanze anders ist? Müssen verschiedene Unterarten derselben Art (und Gattung) unterschiedlich gepflegt werden? Ich denke dabei an Substrat-Anforderungen, Mindesttemperaturen im Winter, die Anzahl der Wasser- und Düngergaben usw.
Oder ändert sich die Pflege erst zwischen den verschienden Arten? Daß die Pflege zwischen verschiedenen Gattungen anders ist, ist mir klar. Ist die Pflege innerhalb einer Gattung immer identisch?

Ich hoffe, es ist verständlich geworden, was ich mit der Frage bezwecke...
Vielleicht kann man das mit Gegenbeispielen klären, mir ist bewusst, daß man das sicher nicht so leicht beantworten kann.
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 30.01.2011 - 00:59 Uhr  ·  #24
Uuuh, da lehn' ich mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und tu' so, als würde ich was davon verstehen.....


Also, verschiedene Arten ein und der selben Gattung können (unprofessionell gesprochen) "völlig verschiedene" Pflanzen sein.

Euphorbia obesa,
Euphorbia characias,
und Euphorbia myrsinites

z. B. sehen ja nicht nur unterschiedlich aus - letztere ist bei uns winterhart, die zweite ist eine mediterrane Pflanze, die bei uns nur mit Glück am richtigen Standort winterhart ist; und Euphorbia obesa wäre vermutlich relativ beleidigt, wenn ich sie einfach so in meine Auffahrt pflanzen würde.....

Zudem gibt es z. B. bei Euphorbien sukkulente und nicht-sukkulente Arten, was sicher großen Einfluß auf die Bodenansprüche und den Wasserbedarf hat.
[übrigens bezeichnet wikipedia gerade diese Gattung als "ungewöhnlich vielgestaltig"]


Eine Stufe tiefer, bei den Unterarten und Varianten, sind die Unterschiede natürlich i. d. R. weit weniger massiv. Es gibt kaum einen Grund, anzunehmen, daß eine Pflanze mit weißen Blüten andere Bedürfnisse haben soll oder anders gepflegt werden will, als eine Pflanze der selben Art mit rosa Blüten.
Da gibt es aber auch Ausnahmen: bei vielen Pflanzen sind die panaschierten Formen z. B. frostempfindlicher (oder in sonst einer Weise weniger robust) als die "normale" Variante. Bei "exotischen" Pflanzen, bei denen es mit der Überwinterung im Garten in Deutschland recht knapp wird, und es auf jedes Grad ankommt, ist das dann wichtig zu wissen, damit man weiß, wie man die Temperaturangaben auf diversen Internetseiten einzuordnen hat.
Und grundsätzlich gilt eigentlich, daß unterschiedliche Blattfärbungen Auswirkungen auf die Verträglichkeit bestimmter Standorte haben, was Licht und Schatten betrifft - so kommt etwa eine "vollgrüne" Form einer Pflanze mit einem etwas weniger hellen Standort zurecht, als eine panaschierte; wegen der Photosynthese.

Und eine grundsätzliche Einschränkung noch: Häufig wird bei Zimmerpflanzen etwas locker mit Sortennamen bzw. "Unterarten" um sich geworfen, gerade im Handel.
Vieles, was als Unterart oder Variante der Standardform bezeichnet wird, ist in Wahrheit aber eine Hybride der Standardform mit einer anderen Pflanze der Gattung. Diese Kreuzungen können sich dann in manchen Punkten schon wieder deutlich von der vermeintlichen Standardform unterscheiden.
Azubi
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Re: Pflanzen-Namen theoretisch

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Gepostet: 30.01.2011 - 01:31 Uhr  ·  #25
Danke für das Beispiel mit den Euphorbien!
Was ich gerade total ausser Acht gelassen habe ist die Herkunft (Land, Region) einer Pflanze.
Die Pflege wird vermutlich mehr darüber bestimmt, oder? Wobei Pflanzen auch mehr oder weniger anpassungsfähig sind, d.h. zwei Pflanzen aus der selben Region des selben Landes können sich trotzdem unterschiedlich auf andere Bedingungen einstellen. Eine kommt klar, die andere geht ein. Vermute ich zumindest mal.

Auch Danke für das tolle Beispiel mit den panaschierten Blättern!

Zusammengefasst: jede Gattung und jede Art ist bei der Pflege einzeln zu betrachten und bei den Unterarten gibt es dann grob die gleichen Anforderungen, die aber in einigen Punkten abweichen können.

Hach, das wird noch ein Spass, das alles umzusetzen.
Ein großes DANKE für all die Hilfe und Erklärungen!

Gute Nacht!
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