Gesund leben mit Pflanzen

 
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Gesund leben mit Pflanzen

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Gepostet: 10.01.2009 - 19:41 Uhr  ·  #1
Natürliche Klimaregler

Ein in den Wintermonaten weit verbreitetes Problem in geschlossenen Räumen ist die trockene Heizungsluft, die zu einer Austrocknung der Schleimhäute führt. Viren und Bakterien, die Auslöser für Infektionskrankheiten wie Erkältung und Grippe sind, können so leichter über die Atemwege in den menschlichen Organismus eindringen. Augenbeschwerden, Bindehautentzündungen und Hautirritationen kommen als Folge einer zu trockenen Raumluft dazu. Gelegentlich werden technische Anlagen zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit eingesetzt, doch sind diese teuer und hygienisch nicht unumstritten. Viele Luftbefeuchter enthalten Schadstoffe wie Allergene und Bazillen, die in die Raumluft ausgasen und durch die Atemluft aufgenommen werden. Auch das kann zu Allergien und Krankheiten führen. Ein weiteres, oft unterschätztes Problem in Innenräumen ist der Staub. An Staub lagern sich Schadstoffe an, die durch das Einatmen in den Körper gelangen. Dazu gehören beispielsweise das Zellgift Formaldehyd sowie Lösungsmittel aus der Familie der Benzole.

Luftfeuchtigkeit erhöhen - Heizkosten senken

Trockener Heizungsluft, die gerade in den Wintermonaten als Mitverursacher vieler Infektionen gilt, ist durch regelmäßiges Lüften nicht beizukommen. Der Umweltbiologe Manfred R. Radtke statuierte in seinem Symposiumsvortrag "Pflanzen und Gesundheit", gehalten im März 2000 in Veitshöchheim, ein einleuchtendes Exempel. Er geht von einer Außentemperatur von Null Grad und dickem Nebel aus. Die Luft ist geschwängert mit etwa vier Gramm Wasser. Gelangt diese Außenluft in den Innenraum und wird bei geschlossenen Fenstern auf 20 Grad erwärmt, so könnte rein theoretisch der gleiche Kubikmeter Luft noch 20 Gramm Wasser aufnehmen, aber nur 4 Gramm sind mit in den Raum hineingekommen. Das entspricht einer Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent, was viel zu wenig ist. Gerade in den Wintermonaten gilt es, die Luftfeuchtigkeit anzuheben, denn sie ist mitverantwortlich für Behaglichkeit. Bei 30 Prozent Luftfeuchtigkeit werden 22 Grad Raumtemperatur subjektiv als zu kalt empfunden. Der Weg zum Heizungsregler ist dann nicht weit. Bei 40 Prozent Luftfeuchtigkeit sind dagegen 22 Grad behaglich und angenehm. Ergo: Wer für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Räumen sorgt, fühlt sich nicht nur wohler und lebt gesünder, sondern kann nebenbei sogar noch Heizkosten sparen.

Pflanzen als Luftbefeuchter

Die Feuchtigkeit, die man einer Pflanze zukommen lässt, wird zu 97 Prozent wieder abgegeben. Nur wenige Pflanzenarten sind geeignet, während der Heizperiode die Luft effizient zu befeuchten. Zimmerlinde und Zypergras gehören z.B. dazu: Diese beiden Pflanzen haben auf Blattunter- und -oberseite zahlreiche Spaltöffnungen, durch die sie Wasser nach außen abgeben. Eine weitere Klimafunktion, die Pflanzen übernehmen können, ist die der Staubbindung. Haarige oder lipophile Blattoberflächen ziehen den Staub aus der Raumluft regelrecht an. Auch durch die Luftbefeuchtung wird Staub gebunden: ab ca. 40 Prozent Luftfeuchtigkeit sinkt er wassergesättigt zu Boden.

In begrenztem Maße können Pflanzen Schadstoffe in der Raumluft beseitigen. Zum einen passiv über die Schadstoffablagerung, wobei sie durch ihre lipophilen Oberflächen Schadstoffe lösen. Zum anderen können Pflanzen auch aktiven Schadstoffabbau betreiben. Sie bauen Schadstoffe durch enzymatische Spaltung oder durch die Einlagerung in Vakuolen ab. Noch effektiver ist der Schadstoffabbau im Wurzelraum. Wie in einer Schilfkläranlage wirkt hier die Symbiose zwischen Bakterien und Wurzeln. Unterstützt durch die Wurzelausscheidungen mineralisieren die Bodenbakterien die Schadstoffe.

Der Umweltbiologe Manfred R. Radtke betont, dass Pflanzen nur in einem gewissen Umfang Schadgase abbauen könnten. Wunder seien von Grünpflanzen in diese Hinsicht nicht zu erwarten: "Die Pflanze kann nicht den Geruch von Rauch und kaltem Qualm verschwinden lassen. Hier hilft nur Nichtrauchen", so der Wissenschaftler, der sich auf die Entwicklung von Pflanzensystemen zur Luftverbesserung spezialisiert hat.

Prima-Klima-Pflanzen

Um dem Hauptproblem in Innenräumen, der trockenen Heizungsluft, entgegen zu wirken, helfen spezielle Pflanzensysteme zur Luftbefeuchtung. Diese nutzen die Sonnenenergie zur Verdunstung, befeuchten die Luft völlig natürlich und senken so den Staubflug. Grün ist allerdings nicht gleich grün: Es kommt auf die richtige Auswahl der Pflanzen an. In Räumen mit Standardbegrünung variiert die Luftfeuchtigkeit stark und springt oft unter die für das menschliche Wohlbefinden förderliche Marke von 40 Prozent. Prima-Klima-Pflanzen hingegen, die stets viel Wasser abgeben, sorgen für eine kontinuierliche Luftfeuchtig-keit von 40 Prozent. Diese Pflanzen haben den Vorteil, dass sie auch im Winter hohe Stoffwechselraten erbringen und sogar bei relativ geringer Lichtmenge eine verhältnismäßig hohe Transpirationsrate erzielen. Dazu gehören Zimmerlinde, Cyperus alternifolius und andere Gräser, die viel Wasser benötigen.
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Die samtweichen, hellgrünen Blätter der Zimmerlinde verdunsten viel Wasser und tragen damit zu einer Verbesserung des Raumklimas bei. Außerdem legt die attraktive Pflanze ein rasantes Wachstum an den Tag.
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