Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

 
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Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 09.11.2006 - 01:05 Uhr  ·  #1
Pflanzenskulpturen:
Die unerschöpfliche Lust an Formen


Wenn der Garten im Herbst zunehmend kahler wird, treten Pflanzenskulpturen besonders eindrucksvoll hervor: Hecken, Bögen, Säulen und Pyramiden, Kugeln, Kegel und Figuren aller Art. Am stärksten wirken die streng geschnittenen Immergrünen wie Buchsbaum oder Eibe. Aber auch die Sommergrünen wie Hainbuche und Rotbuche fallen mit ihrem sehr dichten Zweigwerk, das die strenge Form ausfüllt, auf.

Grünes Format

Bereits seit etlichen Jahren sind geschnittene Gehölze wieder in Mode. In jeder Gärtnerei, in jedem Garten-Center sind sie im Angebot, kaum ein Garten kommt ohne sie aus. Dabei war das viele Jahre völlig anders: Gehölze zu formen galt als überholt und wurde als altmodisch angesehen. Nur in historischen Gärten stieß man noch auf strenge Beeteinfassungen, grüne Mauern und Kegel als markante Eckpunkte der Parterres. Dort harrten sie ihrer Wiederentdeckung, wie sie es im Laufe der Jahrhunderte bereits mehrmals getan hatten.

Römische Tiere

Das älteste Dokument über geschnittene und geformte Gehölze stammt aus der Zeit der alten Römer, genauer gesagt von Plinius dem Jüngeren. Der schwärmte über den Buchsbaum in seinem in Terrassen angelegten Garten. Auf der obersten Ebene fasste Buchs runde, viereckige und geschweifte Beete ein. Auf der mittleren Ebene belebten aus Buchsbaum geschnittene Tierfiguren den Garten. Ganz unten schließlich verdeckte in Stufen geschnittener Buchsbaum die Mauer, die den Garten nach außen hin begrenzte. "Topiarius" nannten Plinius und seine Zeitgenossen den Fachmann, der so meisterhaft die Schere zu führen verstand. Noch heute heißen geschnittene Figuren bei den Fachleuten ?Topiary?.

Die ?Wiedergeburt? der Formgehölze

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches nahm die Begeisterung für das Spiel mit der Gartenschere in Europa ab. Im Mittelalter fanden geformte Gehölze keine Erwähnung mehr. Erst in den Renaissance-Gärten tauchten sie wieder auf. Der Besitzer der Villa Quaracchi bei Florenz, Giovanni Rucellais, notierte in seinem Tagebuch im Jahr 1459: ?In dem Blumengarten bildet ein runder, in fünf Stufen geschnittener Buchs den Mittelpunkt?. Außerdem erwähnte er Riesen und Zentauren, Schiffe, Tempel, Pfeiler, Menschenfiguren, Drachen und Tiere aller Art aus Formgehölzen. Teils schnitt man sie aus den Hecken heraus, teils wurden sie als Einzelgestalten gezogen. In Deutschland feierten Formgehölze in der Zeit des Barock wahre Triumphe, wie eine Abbildung des Fürstlichen Lustgartens zu Hessen aus dem Jahr 1648 zeigt. Auf ihr lassen sich Hecken entdecken, deren Kronen zu Löwenfiguren, Bögen, Sternen, Buchstaben und anderem mehr geformt waren. Wer heutzutage einen Eindruck davon bekommen möchte, wie sehr geschnittene Gehölze die Gärten jener Zeit bestimmten, der sollte die Schlossgärten von Herrenhausen oder Schwetzingen auf sich wirken lassen.

Auf und ab

Doch dann kam die Zeit des Englischen Landschaftsgartens, in dem die Schönheit der Natur zum Thema wurde ? nicht die unbeeinflusste, wilde Natur, sondern die idealisierte, von Menschenhand gestaltete. Geschnittene Gehölze hatten darin keinen Platz. Die Begeisterung über die neu entdeckten ?natürlichen? Formen schlug schließlich so hohe Wellen, dass sie auch vor kleinen Hausgärten nicht Halt machten. Skurrile Miniaturlandschaften mit Grotten und Schnörkelwegen breiteten sich selbst in Vorgärten aus. Kein Wunder, dass die Reformbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts auf ein Umdenken drängte. Die Avantgarde der Gartenarchitekten baute formale Gärten und ? da waren sie wieder, die strengen Hecken, Kugeln und Pyramiden! Die Naturgartenbewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte wieder auf ungeschnittene Natürlichkeit, die wenig später erneut von der Freude am Formen abgelöst wurde. Jetzt bevölkern wieder Kutschen, Tennis- und Golfspieler, Pferde, Hunde und viele andere aus Buchsbaum, Liguster und Eiben geschnittene Gestalten die Gärten. Die unerschöpfliche Lust am Schneiden und Formen triumphiert erneut!
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Ob als Beeteinfassung, zu Kugeln geschnitten am Wegesrand oder als Tiere oder Fabelwesen, in Form geschnittene Gehölze schmücken den Garten zu jeder Jahreszeit.
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Re: Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 10.01.2007 - 19:46 Uhr  ·  #2
Find ich furchtbar... also nicht den garten sondern "sortierte gärtchen" ...mag da lieber ein geordnetes chaos..ist irgendwie natürlicher... verstehe nicht warum der homo sapiens zwangsneurotisch alles unter seine gewalt und in die ordnung seiner kleinen welt zweingen muss... wieso ist der mensch nicht in der lage einfach mal die dinge so zu lieben wie sie sind?
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Re: Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 10.01.2007 - 21:31 Uhr  ·  #3
Hast du Haustiere? Haustiere liebt man ja auch, obwohl sie nicht so sind wie sie sind!Denn wenn sie wären was sie sein sollten, hätte man statt einem Dackel einen Wolf und statt einem Minipig eine Wildsau!
Und kein "Naturgarten" ist ein Naturgarten, denn so ein Naturgarten wird oft noch viel mehr vom Menschen gepflegt und gehegt und braucht auch eine gute Planung, damit er wiklich so natürlich aussieht wie er es soll.
Auch das geordnete Chaos ist der Fuchtel des Menschen unterworfen, sonst könnte es auf Dauer nicht so vielfältig sein und würde großteils von der Natur selber vernichtet werden.....

Ich finde an diesen Formellen Gärten immer so schön, das sie gerne die Persönlichkeit des Besitzers wiederspiegeln. Im Durchschnittsgarten ist das selten der Fall.
Aber andereseits bin ich ich auch ein "Naturgarten- Chaos - Fan" und habe selber so ein Beet bei mir.

lg robert
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Re: Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 11.01.2007 - 20:55 Uhr  ·  #4
LOlja ich habe tiere abba sach mir ma wo ich auch nen wolf herbekommen sollte.. hab nen australian shepard und ne WILDkatze ) die ich irgendwann mal eingefangen habe durch futter*ggg* Und noch nen papa ))
Ha ich weiss das ja.. und es gibt auch garten wo das gut aussieht und harmoniert.. allerdings wirkt es auf mich oft künstlich... oder gezwungen.. manchmal kann ein einfacher alter baum unter den man sich setzen kann aber viel viel schöner sein als ein angefertigter garten... =))
Bei uns sieht es aus matsch-technichn gründen auch sehr geeordnet aus haben viel lehmboden und nen gefälle über und dh wenns regnet landet das alles bei uns deshalb haben wir jetzt hangsteine und viel viel rasen mit gerundeten gehwegplatten... beete haben wir nus als gemüsebeet ansonsten sind die "beete" (z.b. der feigenbaum im garten mit steinen kreisförmig abgetrennt... mir gefällt es und mein vater hat das alles mit sehr sehr viel abeit und liebe so hergerichtet...abba trotzdem liege ich lieber irgendwo in der pampe im gras und genieße die natur bei nem picknick als auf die idee zu ommen das picknick in meinem garten zu veranstalten ))
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Re: Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 11.01.2007 - 22:25 Uhr  ·  #5
zum chillen geh ich auch lieber an einen See oder in den Wald zum jägerstand, weil im Garten finde ich dauernd etwas das mich ablenkt, weil es erledigt werden müsste So alte ungeformte und ungestutzte Bäume haben wirklich einen besonderen Reiz...
Ich kann eigentlich fast jedem Gartenstil was abgewinnen, solange man merkt das der Garten von jemandem mit " Liebe" gepflegt wird. Was allerdings nicht sehr oft der Fall ist. Die meisten Leute haben nur einen Garten, weil sich das nunmal so gehört wenn man ein haus hat, aber bedeuten tut er ihnen nicht viel. Als Lsndschaftsgärtner trifft man fast nur auf solche Gärten... Und dann meinen die immer mal soll den Garten innerhalb ein paar Tage dauerhaft in etwas besonderes verwandeln, am besten in ein üppiges Blütenmeer, aber so einfach ist das nicht, wenn keiner da ist der an dem Garten hängt... Es sei denn man hat genug Geld jede Woche den gärtner kommen zu lassen.

Wer seinen Garten liebt, hat meistens auch einen Sinn für die Schönheit der Natur und genießt sie genauso sehr...
lg robert
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Re: Pflanzenskulpturen - unerschöpfliche Lust an Formen

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Gepostet: 14.01.2007 - 15:06 Uhr  ·  #6
Hehe, lieber robert, ich hätte es nicht besser in worte fassen können als du es gerade getan hast ich bin zwar kein LG abba ich weiss wieviel arbeit es ist und Das man dann auch dafür belohnt wird gerade auch wenn es um gemüse geht =)) jeden abend im sommer fein gießen und schnecken ermorden und dann bedankt sich dein pflänzen ganz schnell... =)))
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