Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

 
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Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 19.09.2008 - 21:20 Uhr  ·  #1
Moin moin,

ich bin hier auf den Philippinen schwer am experimentieren. Es geht u.a. darum, verschiedene Erdmischungen zu testen. Dabei habe ich so ziemlich alles, was es hier an Gemüsesamen gibt, ausprobiert.

Da war auch Senf mit dabei. Das Zeugs wächst wie Teufel, die Pflanzen sind schon fast 2 Meter hoch (85 Tage nach Aussaat), haben jede Menge gelbe Blüten und kleine grüne Schoten, sieht aus wie Miniatur-Bohnen. Bislang alles ohne Dünger und Chemie.

Mein Problem liegt darin, dass ich keine Ahnung habe, was ich damit machen soll. Das ist wie beim dümmsten Bauern der die größten Kartoffeln erntet.

Daher folgende Fragen:

1. Kann man die (alten) Blätter auch als Tierfutter verwerten? Wenn ja für welche Tiere und roh oder gekocht?

2. Als die Pflanzen noch klein waren, haben meine Verwandten (Filipinos) die jungen Blätter teilweise geerntet und als Gemüse gegessen. Aber was ist wenn die Pflanze in Saat schießt? Kann man die Blätter immer noch essen?

3. Wie ist das mit den Senfkörnern? Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass die sich in den Schoten befinden? Noch sind die beim Auspuhlen grün und glibberich. Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Körner zu ernten? Wie kriegt man die Körner aus den Schoten raus, durch dreschen? Senf in Tuben ist übrigens auf den Philippinen extrem teuer, obwohl die Leute es mögen.

4. Ich habe hier im Forum gelesen, dass in Deutschland Senf zur Bodenverbesserung gepflanzt wird. Welche Auswirkungen hat es, wenn die Pflanzen untergepflügt werden in Bezug auf N, P, K oder Mineralien?

Das Foto ist ca. 1 Woche alt. Die Sache mit der Pflanzung in den Reissäcken ist genial für hiesige Verhältnisse (niedrige Lohnkosten, hohe Gemüsepreise), vor allem gibt es keine Staunässeprobleme bei den hier üblichen starken Regenfällen und Bodenschädlinge müssen auch draussen bleiben. Mulchen geht auch ruck-zuck, kein Streß mit Unkraut. Das sind hier mit die größten Probleme beim Freilandanbau unter tropischen Bedingungen. Bislang ist alles, was wir auf diese Weise gepflanzt haben, optimal gewachsen. Die Zusammensetzung der Erdmischung ist unser großes Indianer-Betriebsgeheimnis. Es sei aber soviel verraten: Holzkohle spielt eine zentrale Rolle. Thema Terra Preta. Das kann übrigens auch in kälteren Klimazonen funzen.

Beste Grüße aus dem Tropenparadies, Jochen
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Re: Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 19.09.2008 - 21:44 Uhr  ·  #2
Hallo Jochen,

Ich kann dir nicht viel beantworten, aber die Senfkörner werden bei uns wie getreide gedroschen. Diese nimmt man dann auch zur senfherstellung.

Wenn die reif sind, werden die gelb und lassen sich auch leicht aus ihrer Schote trennen. Und Senfrezepte gibts im Internet genug. Die Körner werden dazu fein gemalenoder auch nur angestoßen, oder grob gemalen.

Ob man die Pflanze also die Blätter essen kann weiß ich nicht. Aber unterpflügen bzw obendrauf liegen lassen in den tropen werden die Pflanzteile wohl schnell auch durch microorganismen zersetzt.

Senf hat im wurzelwerk Bakterien, ich glaube die heißen Knöllchenbakterien die können den Stickstoff aus der Luft binden, deshalb ist er so wertvoll in der Landwirtschaft. Das grüne ist mehr oder weniger bedeutungslos

und schau mal hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Senf
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Re: Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 20.09.2008 - 09:50 Uhr  ·  #3
also ich weiß , dass man senfblätter an kaninchen verfüttern kann, allerdings nicht in zu großen mengen (warum weiß ich leider auch nicht genau)...
Pearl Of Green
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Re: Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 20.09.2008 - 10:42 Uhr  ·  #4
Gärtner*in
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Re: Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 01.10.2008 - 20:09 Uhr  ·  #5
Kurzer Zwischenstand: Bei der größten der 8 Pflanzen sind jetzt alle Blüten verschwunden und oben in den Triebspitzen verfärben sich die ersten Schoten. Die Senfkörner sind von hellbrauner Farbe und haben (noch?) einen neutralen Geschmack. Vermutlich sind sie noch nicht ganz ausgereift.

Auf jeden Fall werde ich einen Teil der Samen für ein Experiment nutzen, Zwischenkultur im Reisfeld. In ca. 3 Wochen haben wir wieder eine Pflanzung, ich denke bis dahin sollte der Senf auch soweit sein. Wenn das tatsächlich zu einer Düngereinsparung führt, wäre das eine große Sache.
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Re: Senf - Anbau und Verwertung. Viele Fragen

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Gepostet: 01.10.2008 - 23:45 Uhr  ·  #6
Wir bauen Senf nur als Zwischenfrucht meist nur zur Gründüngung. Meine Eltern haben Senf noch direkt als Futterpflanze für Rinder angebaut, da er nach der Getreideernte richtig schnell wächst und Grünmasse bildet.

Ich weiß noch, wenn die zuviel vom Senf bekommen hatten, dann gabs Durchmarsch. Warum weiss ich leider auch nicht (mehr).

Das mit der Senfernte wurde ja schon gesagt, dass er gedroschen wird wie z.B. Raps - der von der Frucht her dem Senf am nächsten kommt.

Meines wissens nach entfaltet das Senfkorn seine "schärfe" erst mit dem mahlen. Je feiner desto schärfer wird das ganze in Verbindung mit Essig.
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