Hab was für dich rausgesucht
Stecklinge
Als Steckling verwendet man meistens einjährige, halbverholzte Triebe, bei bestimmten Pflanzen aber auch ganz junge Triebe (z.B. bei Pelargonien d.h. "Geranien"). Vorzugsweise zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr schneidet man einen oder mehrere Triebe so ab, daß an der Schnittstelle halbverholztes Material vorhanden ist. Ideal sind Triebe, die Blattknospen angesetzt aber noch keine Blätter ausgebildet haben. Die ideale Länge der Stecklinge ist stark pflanzenabhängig; sie kann von wenigen Zentimetern bis zu ca. 30-40 cm reichen. Aus einem langen Trieb kann man durchaus auch mehrere Stecklinge schneiden. Jeder Steckling muß oben mindestens eine Knospe oder ein Blatt besitzen. Mehr als 2 bis 3 Blätter dürfen es aus Gründen der Wasserverdunstung aber nicht sein. Entfernen Sie daher an einem Steckling alle Blätter darunter. Verletzen Sie nun die Rinde in dem Bereich, in dem der Steckling in das Substrat kommt, stellenweise ein wenig durch ganz leichtes Abschaben mit einem Messer. Denn nur an leicht verletzten Stellen kann sich Kallusgewebe und damit später die Wurzeln bilden. Setzen Sie die so vorbereiteten Stecklinge in einen Blumentopf o.ä., wobei das unbedingt luftige Substrat vorher leicht angefeuchtet wird, sofern es zu trocken ist. Wichtig ist, daß das Substrat nur ganz leicht feucht und keinesfalls klitschnaß ist ("beliebter" Anfängerfehler).
Jetzt muß der Steckling an einen warmen (ideal sind ca. 20 bis 25 °C, bei manchen Arten wie z.B. Bougainvillea auch mehr) und hellen Ort. Stecklinge mögen zwar einen hellen Standort aber keine direkte Sonne. Auch die Nähe von Heizkörpern ist gefährlich, da oft so hohe Temperaturen erreicht werden, daß der Steckling eingeht; außerdem ist dort fast immer die Luftfeuchtigkeit sehr gering. Wichtig ist auch eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit von möglichst mehr als 60 aber weniger als 80%. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit vertrocknen die Stecklinge, bei zu hoher verschimmeln sie hingegen sehr leicht. Durch Überstülpen einer durchsichtigen Plastiktüte kann man bei Bedarf mit ein wenig Geschick ein günstiges Mikroklima erzeugen. Wichtig ist, daß man mittels zusätzlicher Stäbe verhindert, daß die Stecklinge mit ihr in Berührung kommen (wg. mechanischer Belastung sowie Schimmelbildung durch Kondenswasser) und daß eine ausreichende Lüftung gegeben ist - also keinesfalls die Tüte verschließen. Alternativ kann man auch ein kleines Zimmergewächshaus verwenden. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte das Substrat auf 25 °C temperieren, während die Lufttemperatur nur etwa 20 °C beträgt. Dies fördert die Wurzelbildung und vermindert gleichzeitig die Verdunstung über die Blätter. In allen Fällen muß man regelmäßig einen Ausgleich für verdunstetes Wasser schaffen. Aber bitte produzieren Sie keinen Sumpf: Die wohl häufigste Todesursache für Stecklinge ist Vernässung und damit verbundene Fäulnis.
Nach einigen Wochen oder mitunter auch Monaten (bei einem Oleander hatte es bei mir sogar einmal mehr als ein Jahr gedauert) wird der Steckling bei guter Pflege und mit ein wenig Glück anfangen zu treiben. Dies ist meistens das Zeichen, daß die Bewurzelung gelungen ist; manche Pflanzen wie z.B. Efeu treiben aber auch, ohne daß Wurzeln gebildet wurden. Geben Sie ihm nun noch genügend Zeit, um mehrere neue Blätter zu bilden. Während dieser Zeit sollte der Steckling langsam aber stetig an die Umgebung durch sukzessive Lüftung gewöhnt werden. Bei einem Zimmergewächshaus stellt man hierzu den Deckel immer ein wenig weiter auf, während man bei einer Plastiktüte diese immer öfter und immer länger entfernt oder auch immer mehr Löcher hineinschneidet. Sobald der Steckling an die Umgebung gewöhnt ist, wird er ganz normal gegossen und gepflegt. Jetzt kann man auch beginnen, ganz schwach dosiert zu düngen. Umtopfen sollte man nicht gleich, um nicht die gerade erst mühsam gebildeten Wurzeln zu schädigen. Auch sollte man es vermeiden, den Steckling mechanisch zu belasten, weil dann sehr leicht die Wurzeln abbrechen.
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn der Steckling nicht -wie man sagt- "angeht" sondern verdörrt. Das kann viele Ursachen haben, die nicht alle bei Ihnen liegen. Bougainvillea beispielsweise, eine überaus hübsche mediterrane Pflanze, läßt sich nur äußerst schwer vegetativ vermehren. Und das trifft leider auch auf manche anderen Pflanzen zu. Auch einige Citrusarten sind diesbezüglich recht störrisch. Allerdings sollten Sie auch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen: Oft wirken die Stecklinge mehr oder minder welk und erwecken den Anschein, als ob sie es nicht schaffen würden. Aber oft trügt dieser optische Eindruck. Aufgeben sollte man einen Steckling erst dann, wenn er absolut vertrocknet und kein bißchen grün mehr ist.
Für den Anfang würde ich Ihnen einmal Pelargonien ("Geranien") zum Üben empfehlen, die man zu jeder Jahreszeit auf diese Art vermehren kann. Hierfür brauchen Sie lediglich ein etwa 5 cm langes Stück der Triebspitze, was der Mutterpflanze nicht schadet, sondern sie vielmehr zur Verzeigung und damit einhergehendem buschigen Wuchs anregt. Mit diesem Steckling verfahren Sie dann wie oben beschrieben. Die Plastikhaube brauchen Sie hier nicht unbedingt. Nach nur wenigen Wochen erhalten Sie eine neue Pflanze. Die Bewurzelung erfolgt sehr problemlos.
Zu empfehlen aber nicht immer von Erfolg gekrönt ist die Anzucht von aus dem Urlaub mitgebrachten Stecklingen. Wichtig hierbei ist, daß die Stecklinge möglichst ganz kurz vor der Abreise geschnitten und zudem in einer feuchten Umgebung aufbewahrt werden (z.B. in feuchtes Papier einwickeln und in eine Plastiktüte stecken). Günstig ist es, wenn man nur einige Blätter stehen läßt und zudem große Blätter einkürzt, um die Verdunstung zu minimieren. Man muß unbedingt darauf achten, daß die Stecklinge keine starke Röntgenstrahlung abbekommen (also ins Handgepäck nehmen, denn die Geräte für dessen Kontrolle sind so schwach, daß sie auch Filmen nicht schaden). Klar, daß die erste Aktion zu Hause nicht das Auspacken der Koffer sondern unbedingt das Pflanzen der Stecklinge sein muß.
http://www.kuebelpflanzeninfo.de/pflege/vvermehr.htm