Hallo

Alles, was man mit derzeitigen Informationen zu der Pflanze seriös sagen kann, ist, dass sie ein Capsicum ist (welch’ Überraschung ). Grundsätzlich kommen C. annuum, C. chinense sowie C. frutescens in Frage. Für eine einigermassen sichere Artzuordnung müssten aber zusätzliche, klare Bilder her vom Fruchtkelch einer möglichst reifen Frucht sowie von der Position der Blüten (wo sie genau entspringen). Hier endet dann aber auch eine Bestimmung, denn …

Da es sich um eine spontane Sämlingspflanze (“open pollinated”) handelt, ist es keine Sorte bzw. kannst du sie nun zu einer Sorte ernennen, z.B. Deasin’s Superchili. Wenn das Erbgut stabil ist, kann eine Sorte über kontrollierte Bestäubung mit eigenem Pollen über Samen vermehrt werden, ansonsten bleibt nur vegetative Vermehrung, um deine Sorte zu erhalten.

Weshalb zeigt nun deine Pflanze andere Eigenschaften als die Mutterpflanze? Eine — die einfachste — Möglichkeit ist, dass sie mit Pollen einer anderen Chili bestäubt wurde und somit das muntere Vermischen von Genen seinen Lauf nimmt. Eine andere Möglichkeit ist aber auch, dass trotz Selbstung (Bestäubung mit eigenem Pollen) die Eigenschaften nicht so stabil im Erbgut vorliegen, dass sie gleich an die Nachkommenschaft weitergegeben werden, sondern aufspalten. Hier hört dann aber mein derzeitiges Verständnis der ganzen Vorgänge langsam auf und ich akzeptiere diese Tatsache einfach als solche.

«Schwarz» ist nur ein Zwischenstadium (und eine genetische Eigenschaft, von der ich nicht mehr weiss, ob sie dominant oder rezessiv vererbt wird), ich gehe stark davon aus, dass die Früchte schlussendlich auch wieder rot sein werden. Schärfe (oder vielleicht besser: Schärfepotenzial) wird übrigens dominant vererbt: Eine milde mit einer scharfen Sorte gekreuzt, ergibt normalerweise wieder eine scharfe. Die effektive Schärfe einer Frucht ist aber abhängig von den Kulturbedingungen — da spielen Temperatur, Wasser- und Nahrungsangebot eine Rolle. Auch wenn eine Sorte das Potenzial zu intensiver Schärfe hat, kann eine Frucht durch die konkreten Kulturbedingungen doch deutlich milder ausfallen.

Übrigens kannst du dir den Aufwand mit dem manuellen Bestäuben schenken — es gibt definitiv genug tierische Interessenten inkl. Wind, die den Job zuverlässig machen.

LG
Vroni