Hallo
Dampfnudel hat geschrieben:Im Frühling aber leider immer noch die selben Symptome, da ich dann Stickstoff-Mangel vermutete, düngte ich die Pflanzen etwa 1,5 mal pro Woche, fast doppelt so oft wie davor, aber auch das half nicht.
Dampfnudel hat geschrieben:Im Frühling dünge ich sie dann meistens erst nachdem sie 2-3 Wochen draußen verbracht haben, was dannn meistens gegen Mitte, Ende Mai ist. Das ganze mit der vermehrten Düngung hat sich also vermutlich von dem Zeitraum bis Mitte Juni abgespielt, die Bilder sind demnach 1-2 Wochen nach der Düngung entstanden.
Das heisst also rekapituliert, du hast die Pflanzen irgendwann Anfang/Mitte April rausgestellt: 2—3 Wochen draussen, dann normal etwa gut wöchentlich zu düngen begonnen, dann kein befriedigendes Wachstum festgestellt = Mitte/Ende Mai. Dann die Düngergaben verdoppelt auf 1,5-mal/Woche = Mitte/Ende Mai bis Mitte Juni.
Meine Feststellungen und Schlussfolgerungen dazu:
April ist für
Capsicum generell früh zum Rausstellen, die Nächte noch zu kalt, für eine
wärmebedürftige Habanero (rechne mit idealerweise etwa 20 Grad aufwärts, und zwar Tag
und Nacht) ganz besonders. Die Kühle, möglicherweise auch noch feuchte Kühle durchs Giessen, dürfte schon für sich den Wurzeln nicht zuträglich gewesen sein. Die Pflanzen hatten zu dem Zeitpunkt also keine Wachstumsbedingungen, sie waren notgedrungen in Ruhe.
Wenn Pflanzen in Ruhe gedüngt werden, bleiben die Nährstoffe im Substrat liegen und sammeln sich an, da die Wurzeln nicht arbeiten und sie nicht in die Pflanze transferieren. Gerade bei mineralischem Flüssigdünger (Nährstoffe in schnellwirkender Form) sind die Wurzeln nun von Salzen umgeben, die ihnen nicht guttun. Die Wurzeln erleiden irgendwann «Verbrennungen» und gehen kaputt. In Töpfen gibt es auch zu wenig anderes Leben, das die Situation vielleicht etwas entschärfen könnte (Mikroorganismen, tierische und andere pflanzliche Mitbewohner).
Dampfnudel hat geschrieben:Der Zustand der Pflanzen im Allgemeinen scheint sich auch nach der vermehrten Düngung nicht verschlechtert zu haben, wie gesagt, sehen sie inzwischen sogar "etwas" besser aus.
Vermutlich deshalb, weil endlich die Temperaturen in einem Bereich sind, in dem die Habaneros überhaupt gedeihen. Aber wegen den erlittenen Schäden sind sie ausgebremst und können nicht durchstarten.
Ich kann nur insistieren: Umtopfen in gute, nahrhafte, humose Erde; da Versalzung befürchtet werden muss, altes Substrat komplett entfernen und die Wurzeln spülen; bei der Topfgrösse nicht knausern; fusswarm halten (nicht kochen! —> schwarzer Topf in praller Sonne), damit sich die Wurzeln regenerieren können; düngen erst nach Verbrauch des Vorrats in der frischen Erde (Zeitraum steht auf der Verpackung drauf) und nur, solange Wachstumsbedingungen herrschen. Ach ja, und nicht dieses Jahr auf Früchte hoffen, sondern auf nächstes Jahr mit genesenen Pflanzen setzen.
Dampfnudel hat geschrieben:Welches Düngeverhältnis wäre denn optimal für die Habaneros? (…) ich benutze einen N-P-K 7-5-6
Der Phosphoranteil in deinem Dünger ist überdurchschnittlich hoch. Wofür ist der ausgelegt (mir scheint, auf Blütenpracht, nicht auf Pflanzengesundheit)? Mein meist benutzter Langzeitdünger hat ein Verhältnis von 8-3-10. Dazu noch ein klein wenig Hornspäne (N). Damit gedeihen Chilis bei mir tiptop. Die richtige Dosierung eines Düngers steht auf der Verpackung (Menge/Intervall).
Dampfnudel hat geschrieben:… da ich dann Stickstoff-Mangel vermutete, …
Stickstoffmangel zeigt sich vor allem in gleichmässig hell(er)grünen, bei starkem Mangel bis gelblichen Blättern. Bei Chilis ist das «normale» Grün nach meiner Erfahrung unterschiedlich. Während eine Sorte satt dunkelgrüne Blätter hat, hat eine andere bei analoger Versorgung deutlich hellere.
Wird ein scheinbar fehlender Nährstoff zugeführt, aber es zeigt sich nach gebotener Zeit keine Verbesserung, ist nicht mangelndes Vorhandensein des Nährstoffs das Problem, die Zuführung muss gestoppt werden. Entweder ist das Problem falsch diagnostiziert, oder die Aufnahme des Nährstoffs ist durch Faktoren wie Festlegung durch unpassenden pH-Wert, durch Überschuss anderer, antagonistischer Nährstoffe im Substrat, durch Wurzelinaktivität infolge unpassendem Temperaturbereich (zu hoch oder zu niedrig), defekte Wurzeln usw. nicht möglich.
Dampfnudel hat geschrieben:nachdem ich den PH-Wert ermitteln kann.
Doktere nicht rum! Nimm frische, gute Erde, dünge sinnvoll, fertig.
Das möchte ich nun doch mal loswerden: Nährstoffe und deren Verhalten im Substrat/Boden und in der Pflanze, die Abhängigkeiten von Nährstoffen untereinander, all das ist ein seeeehr komplexes Thema. Die Zusammenhänge sind teilweise so verstrickt, dass man als Amateur wie du und ich keine Chance hat, sie alle zu verstehen. Ohne tiefere Kenntnisse tut man gut daran, nicht zu experimentieren (sofern nicht die Experimente das Ziel sind

), sondern den Wissenschaftlern hinter bewährten Produkten zu vertrauen — zum Wohle unserer Pflanzen.
LG
Vroni