Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

 
Azubi
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Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 11:53 Uhr  ·  #1
Guten Tag,

ich bin neu im Forum und habe gleich eine Frage.

In letzter Zeit interessiere ich mich für Sukkulenten. Mir ist bekannt, dass die meisten Arten eine Winterpause mit niedrigen Temperaturen brauchen, so wie Kakteen. Die Pflegebedingungen für die Winterpause kenne ich auch.

Ich möchte jedoch bevorzugt Sorten pflegen, die man auch im Winter in der beheizten Wohnung behalten kann. Denn ich wollte eigentlich Zimmerpflanzen haben und weniger gerne Pflanzen, die im Sommer auf den Balkon wollen und im Winter in den Keller. Bei der Blühtätigkeit kann ich gut Zugeständnisse machen, aber arttypisch wachsen sollten sie schon bei ganzjähriger Zimmerpflege.

Als passend kenne ich bisher Euphorbia sowie Agaven und ähnliche Gattungen (Aloe, Haworthia ..). Das sind aber vermutlich nicht alle? Mehr konnte ich bisher nicht rausbringen. Welche Sukkulenten-Gattungen können noch im Winter in der Wohnung bleiben?
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 14:34 Uhr  ·  #2
Hallo,

viele Sukkulenten werden auf Dauer nur glücklich, wenn sie im Sommer mal eine zeitlang raus dürfen. Pflanzen können auch im Sommer vergeilen, wenn sie an einem Fenster stehen, das nicht hell genug ist.
Wir haben eine sehr großes, absolutes Südfenster, und selbst da vergeilen z. B. viele Kalanchoen im Sommer, weil es hinter dem Fenster extrem warm wird, aber die Sonne so senkrecht steht, daß das Fenster über Mittag lange vom Dachüberstand beschattetet wird.

Willst Du also Sukkulenten als reine Zimmerpflanzen halten, brauchst Du für die meisten dieser Pflanzen wirklich helle Fenster, und nicht "irgendwelche" Fenster in "irgendeiner" Himmelsrichtung.

Ein weiterer Punkt ist, daß man sich mit manchen Schädlingen leichter tut, wenn man die Pflanzen im Sommer draußen stehen hat, so daß Wind und Wetter und Freßfeinde an die Biester drankommen.



Was den Winter betrifft, so mußt Du mit Deinen Überlegungen noch einen halben Schritt weiter vorne anfangen, und Dich fragen, warum die Pflanzen eine Wachstumspause verordnet bekommen. Das liegt ja in erster Linie daran, daß wir in Deutschland im Winter zu wenig Licht haben. Ohne Wachstumspause kommt es also automatisch zu Vergeilung und untypischem Wuchs, etc.
Die Wachstumspause erzwingt man ja in erster Linie dadurch, daß man nicht gießt (oder nur wenige Tropfen).
Wenn es in Deiner Wohnung nicht zu warm ist (mollige 24-26 Grad oder so) - was auch evtl. Euphorbien & Co. zu schaffen machen könnte - und die Pflanzen nicht unbedingt direkt über einem auf Hochtouren bollernden Heizkörper stehen, dann kannst Du z. B. auch einige Kakteen so über den Winter bringen.

Das mit der kühlen bis sehr kühlen Überwinterungstemperatur bei Kakteen und manchen anderen Sukkulenten hat ja nicht nur den Grund, daß es bei der Wachstumspause hilft, Ungezieferpopulationen kleinhält, und das Nicht-Gießen für die Pflanzen verträglicher macht, sondern v. a. auch, weil dadurch bei vielen Kakteen erst der Blühreiz ausgelöst wird.
Wenn Du auf die volle Blütenpracht verzichten kannst, wie Du schreibst, dann können wie gesagt einige Kakteen sicher im Winter auch im (mäßig warmen) Zimmer stehen.



Neben den von Dir erwähnten Euphorbien sind mir zuerst noch eingefallen:

- Aasblumengewächse (Stapelia, Huernia, etc.) - bei denen ist im Winter der Grat zwischen Vergeilen und Vertrockenen aber angeblich relativ eng.

- Pachypodien, also in erster Linie die allgegenwärtige P. lamerei; leider sehr giftig, ausch die trockenen Blätter, also nichts für Umgebungen mit Kindern. Pachypodium lamerei ist aber definitv sehr robust und pflegeleicht und gut in der Wohnung zu halten.
Viele andere Arten der Gattung Pachypodium verlieren im Winter ihre Blätter, ebenso wie andere Madagassen wie Didiera oder Alluadia. Damit sehen sie zwar immer noch gut und interessant aus, aber vielleicht ist das trotzdem nicht das, was Du willst?

- Sansevierien: absolut pflegeleicht und robust; langsam wachsend; brauchen nicht zwingend den allersonnigsten Platz auf der Fensterbank.

- pflegeleicht Kakteen, mit denen Du es versuchen könntest, sind in erster Linie einige "Baumarktkandidaten", wie Mammillaria elongata und ein paar andere Mammillarien; Notokakteen/Parodia-Arten, oder auch Brasilicactus haselbergii; evtl. ein oder zwei der weniger empfindlichen Rebutien. Auch einige der Säulenkakteen müßten gehen. Dazu noch Cereus peruvianus monstrosus und Opuntia monocantha.

Gerade für die Aasblumengewächse und die Kakteen wäre es aber wie gesagt wichtig, daß es im Winter auf der Fensterbank eher 17-19 Grad hat, und nicht irgendwelche Brutkastentemperaturen jenseits der 22 Grad.
Und wenn die Temperaturen im Sommer drinnen stark ansteigen, und die Pflanzen richtig ins Wachstum kommen, sollte man schon darüber nachdenken, ob man sie nicht (nach Eingewöhnung) darußen in die Sonne stellt, weil eben auch an einem hellen Fenster immer noch die Gefahr besteht, daß sie Vergeilen. Das gilt u. a. auch für die von Dir genannten Euphorbien.
Azubi
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 15:32 Uhr  ·  #3
Hallo Scrooge,

danke für die ausführliche Antwort. Also da muss ich meine Motivation für Sukkulenten noch mal überdenken, ich hatte mir das doch einfacher vorgestellt. Ich habe große Südfenster, allerdings fällt dort kaum direktes Licht rein, weil sie von Balkonen abgeschattet werden. Hell ist es aber schon. Auch heize ich im Winter nur sparsam, ein paar von dir erwähnte robuste Sukkulenten wie die "Baumarkt-Mammilarien" müssten demnach schon (ganzjährig) gehen.

Ich muss jetzt aber doch noch speziell wegen der Haworthien nachhaken. Nach dem, was ich lese, mögen die gar keine direkte Sonne, sollten also an einem Südfenster mit indirektem Licht ganz gut bedient sein?

Mit einigen Haworthia, ergänzt um z.B. Aasblumengewächse, wäre ich erst mal schon zufrieden. Den superrobusten Bogenhanf habe ich schon.

http://www.hausgarten.net/pfla…flege.html
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 19:15 Uhr  ·  #4
Moin,

im Prinzip sind die Sukkulenten geeignet, die in niedrigeren Lagen im Äquatorgürtel vorkommen bzw. zwischen den beiden Wendekreisen. Diese dürfen auf keinen Fall eine kalte Winterruhe haben und auch im Sommer nicht raus. Sie sollten aber eine trockenere Wachstumsruhe bei höheren Temperaturen im Winter haben, einfach wegen des Lichtmangels.
Vor allem in Ekuador, Peru und Brasilien gibt es einige interessante Peperomia und Kakteen. In Zentral-Afrika sind es vor allem die dort vorkommenden Aloe, Euphorbia und Aasblumen, aber auch Sansevieria. Asien hat in dieser Hinsicht nix zu bieten.
Haworthia empfehle ich nicht für die dauerwarme Kultur. Als Südafrikaner sind sie kühlere Winter gewohnt und werden bei zu warmer Haltung ganz schnell unansehnlich. Meine haben zwar bei -4° C gelitten aber wärmer als 8° C halte ich sie im Winter auch nicht.

Bei ein wenig Recherche wirst Du sicher so einiges finden. Halte Dich einfach in der Nähe des Äquators auf .
Für die Gattungen Aloe, Sansevieria und Euphorbia kannst Du dir hier Listen erstellen. Bei "Genus" z.B. Aloe eingeben und bei "Region" suchst Du dir z.B. "East Tropical Africa" raus. Dann erscheint eine Liste von 114 Namen. So solltest Du deine Fensterbretter schon vollbekommen .
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 19:56 Uhr  ·  #5
Hallo Plantsman,

danke, die Methode hilft, da kann ich die Pflanzen nach der Herkunftsregion selektieren. Aloe, Sanseviera, Euphorbia, Aasblumen .. das ist schon was, an die halte ich mich erst mal. Anhand eienr Landkarte dürften sich noch weitere Kandidaten finden lassen.

Wie du sagst, mehr als genug für alle Fensterbänke.
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 26.03.2013 - 21:19 Uhr  ·  #6
Mir ist noch eingefallen, daß man theoretisch noch andere Pflanzen dazukombinieren könnte, die optisch wie Sukkulenten wirken, oder diese gut ergänzen.

Viele (nicht alle) davon kämen mit weniger Licht aus als Sukkulenten.

Neben diversen Tradeskantien- und Callisia-Arten (und auch Cyanotis) kämen vielleicht Ledebouria socialis und Verwandtschaft in Frage.

Außerdem Erdorchideen wie Ludisia discolor oder Macodes petola.

Und dann neben den diversen Geweihfarn-Arten z. B. auch Farne wie Microsorum 'steerei' oder Microsorum diversifolium; oder auch Polypodium formosanum, oder Davallia.


Bei den Orchideen und Farnen wäre das Licht vermutlich ein weniger kritischer Faktor als die Luftfeuchtigkeit.
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 27.03.2013 - 08:36 Uhr  ·  #7
@Scooge, danke für die Tipps. Ich muss gestehen, ich kannte von diesen Arten und Gattungen bisher keine. Die meisten davon finde ich aber ganz apart, muss ich noch mal näher anschauen.

Gestern Abend haben ich mal anrecherchiert, woher die in Online-Shops angebotenen Aloe-Arten kommen. Die Herkunft konnte ich der Wikipedia entnehmen, wo diese Gattung sehr zahlreich vertreten ist. Also die stammen fast alle aus Südafrika. Aber ein paar aus der Äquatorial-Gegend gibt es schon.
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 27.03.2013 - 22:22 Uhr  ·  #8
hallo,
wie wärs mit Zamioculcas zamiifolia? ist sukkulent, pflegeleicht, gut zu bekommen, braucht keine südfenster...
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 28.03.2013 - 14:29 Uhr  ·  #9
@Andi,

die Zamioculcas ist für mich bestimmt passend, die Pflanze habe ich auch schon. Von der konnte ich beim Dehner kürzlich ein größeres Exemplar mit Übertopf im Sonderangebot ergattern.

Wegen der Fährte mit der Herkunft bin ich über Madagaskar gestolpert und konnte das zuerst schwer einschätzen.

Gestern habe ich das Buch "Sukkulenten" von Urs Eggli bekommen (günstig antiquarisch erworben). Da lese ich unter Aloe: "Je nach Herkunft muss die Überwinterungstemperatur relativ hoch sein (z.B. für die Arten Madagaskars mit Vorteil nicht unter etwa 15 °C) ..". Aus Madagaskar gibt es nicht wenige Arten zu kaufen, die kann man also bei mäßiger Zimmertemperatur überwintern.
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Re: Sukkulenten, die keine Winterpause brauchen?

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Gepostet: 05.04.2013 - 12:53 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von Scrooge
- Sansevierien: absolut pflegeleicht und robust; langsam wachsend; brauchen nicht zwingend den allersonnigsten Platz auf der Fensterbank.


Die würde ich auch empfehlen. Wirklich absolut pflegeleicht, und es gibt viele verschiedene Formen, groß und klein, dick und dünn, "bunt" und "einfarbig". Sie sind auch einfach zu vermehren.
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