Norderney, Natur und Kultur, eine Insel mit zwei Herzen

 
Pflanzenprofessor*in
Avatar
Herkunft: Bochum
Beiträge: 5071
Dabei seit: 02 / 2005

Blüten: 1412
Betreff:

Norderney, Natur und Kultur, eine Insel mit zwei Herzen

 · 
Gepostet: 20.08.2012 - 20:46 Uhr  ·  #1
Die Pflanzenwelt auf Norderney


Die Flora und Fauna auf Norderney unterscheidet sich aufgrund spezifischer, geographischer Charakterista von der der anderen fünf ostfriesischen Inseln. Im Gegensatz zu diesen ist Norderney eine reine Düneninsel, kontinuierlich angewachsen aus durch die Meeresbewegungen angehäuften Sandmassen - in seiner jetzigen Form existiert Norderney sogar erst seit dem 17. Jahrhundert. Da reiner Sand für Pflanzen einen nährstoffarmen Boden darstellt, der durch den hohen Salzgehalt noch zusätzlich problematisch ist, war auch die ursprüngliche Pflanzenwelt der Insel eher karg. Nach Verfestigung der Dünenformationen im Laufe der letzten Jahrhunderte wurde die Vegetation zunehmend abwechslungsreicher, ein Prozess, der auch durch die Festlegung des großen Naturschutzgebietes unterstützt wurde, welcher heute fast die Hälfte der Insel ausmacht.



Gegenwärtig lassen sich etwa 500 Pflanzenarten mit natürlichem Vorkommen (also keine rein vom Menschen angesäte Arten) auf der Insel finden, die sich hauptsächlich in Farn- und Blütenpflanzen, Moose und Flechten einteilen lassen. Vor allem für die anteilsmäßig meist gefährdeten Moose ist Norderney - wie auch die anderen ostfriesichen Inseln - mit seinen feuchten Dünentälern ein wichtiger Überlebensraum. Insgesamt lässt sich die Verteilung der Pflanzensorten anhand der unterschiedlich alten Dünenzonen und ihren spezifischen Bodeneigenschaften segmentieren. Um die Ansiedelungsprozesse der vorkommenden Flora und Fauna nachvollziehen zu können, müssen diese verschiedenen Dünentypen kurz erläutert werden.



Verschiedene Dünentypen als Vegetationsuntergrund
In der Inselmitte findet sich der älteste Sandboden, der sogenannte Graudünenkern. Das daran anschließende, östliche Drittel der Insel zeichnet sich durch das Fehlen von Eindeichungen aus. So konnten sich die Dünenformationen dort geomorphisch natürlich entwickeln. Dies resultierte in vier aufeinander folgenden und sich teilweise ineinander umlagernden Dünenformationen: Vordüne,Weißdüne, Graudüne und Salzwiese. Durchbrochen werden die Dünen von feuchten Dünentälern, die durch Wind-und Meerseinflüsse entstehen und bis zu 2 Kilometer lang werden können, sowie von brackwassergefüllten Senken und Salzsümpfen. Auf den allerjüngsten Vordünen können aufgrund der häufigen Überflutung und damit Salzanreicherung nur Pionierpflanzen wie die Binsenquecke oder der Meersenf halten. Erst auf den weiter nach hinten gelagerten, trockeneren Dünenstrichen wachsen salzsensible Pflanzen wie Strandhafer oder Strandroggen. Diese sorgen auch gleichzeitig für die Umwandlung in die sogenannte Weißdüne und sind damit ein interessantes Beispiel für das Zusammenspiel von geologischen Formationen und Vegetation auf der Insel. Der Strandhafer verfügt nämlich über ein besonders ausgedehntes Wurzelwerk. Dieses trägt zur Befestigung des Sandes bei. Strandhafer wiederum schützt vor Abtragung durch Wind, indem er bevorzugt an den Randdünnen wächst. Die älteste Dünenformation ist die Grauddüne. Sie zeigt bereits eine dünne Humusschicht, auf der sich neben den charakteristischen Gräsern und Flechten der auf der Insel beliebte Sanddorn und die Kriech-Weide ansiedeln konnten. Sanddorn ist zwar bei weitem nicht die häufigste, aber durch die orangenen Früchte der weiblichen Pflanze die optisch auffälligste Pflanze der Insel. Im westlichen Mittelteil finden sich viele Graudünenansammlungen, die in den letzten Jahrhunderten allerdings vielen windbedingen Umlagerungsprozessen ausgesetzt waren. (An einigen Stellen, etwa im Osten der Meierei, findet sich heute Grünland, wo einst Dünen standen.)


Die Biotoptypen als Symbiose aus Fauna und Düne
Das Vorherrschen der verschiedenen Dünenformen determiniert auch die Bezeichnungen der verschiedenen Biotope, die sich auf Norderney ausmachen lassen. Am weitesten verbreitet ist die Graudünen-Grasflur, also Wiesenflächen, die auf den permanenten, ältesten Dünenuntergründen kultiviert wurden und auch optisch das Inselinnere bestimmen. Es folgen obere Salzwiesen und tatsächliches Grünland. Prozentual hervorstechend sind dann die Strandhafer-Weißdüne, die Binsenquecken-Vordüne und das Küstendünen-Gebüsch. Die feuchten Dünentäler bedingen die natürliche Ansiedlung von Gehölz. Der farblich hervorstechende Sanddorn und der Holunder, aus denen das Küstengebüsch bestehen, machen nur noch einen kleinen Anteil aus. Das Gleiche gilt für die Küstendünenheide. In den feuchten Dünentälern in der Mitte von Nordernay finden sich Moore und kleinere Salzsümpfe. Das dortige Mikroklima lässt eine sehr vielfältige Vegetation mit Moosen, Farnen, Bärlappgewächsen und Beerensträuchern entstehen. Auch Veilchen und die seltenen Dünen-Stiefmütterchen sind hier zu finden. Näher zum Watt wurden Strandschwingel und Queller kultiviert.


Noderney und seine Bäume
Die ganze Insel ist an vielen Stellen bestimmt von gepflanzter, oft standortfremderVegetation. Hierzu gehören in auffallender Weise auch die Wälder, von denen Norderney nach Borkum mit mehr als 80 ha den größten Bestand der ostfriesischen Inseln hat. Diese künstlichen Aufforstungen finden sich im Kurpark (Laubbäume) und als Kiefern oder Erlen im östlichen Teil und machen etwa 50 ha aus. Natürliche Erlen lassen sich in Mischvegetation mit Birken in den Dünentälern in der Inselmitte finden; sie umfassen insgesamt etwa 30 ha. Diese dominieren über die ehemalige Feuchvegetation an diesem Standort, die unter anderem aus Feuchtheide bestand.
Duenenaufbau.jpg
Duenenaufbau.jpg (162.3 KB)
Duenenaufbau.jpg
Pflanzenprofessor*in
Avatar
Herkunft: Bochum
Beiträge: 5071
Dabei seit: 02 / 2005

Blüten: 1412
Betreff:

Re: Norderney, Natur und Kultur, eine Insel mit zwei Herzen

 · 
Gepostet: 20.08.2012 - 21:18 Uhr  ·  #2
Natur & Kultur auf Norderney

Urlaub in Deutschland wird immer beliebter, da der Urlauber kaum Zeit für die Anreise verschwenden muss, und zudem die deutschen Landschaften sehr vielfältig sind. Ein relativ unbekanntes Kleinod befindet sich im hohen Norden: die Insel Norderney, die eine interessante Mischung aus Stadt und Landschaft, aus Kultur und Natur darstellt. Manch einer bezeichnet sie sogar als "karibische Insel im Norden Deutschlands".


Die Insel Norderney bietet eine interessante Struktur: Während die Hauptstadt ein fast urbanes Flair aufweist, ist der Rest der Insel eher spärlich besiedelt, was ein Gefühl der Weite und damit auch echte Erholung für den Reisenden bedeutet. Will er jedoch zum Shopping oder zu einer Museumsbesichtigung mit anschließendem Cafébesuch aufbrechen, ist dies in der Inselhauptstadt gut möglich. Die Insel Norderney, Teil des Triumvirats Juist, Norderney, Baltrum, gehört zum 1986 gegründeten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Diese Wattenmeerlandschaft spürt man hier überall, als würzigen Duft und natürlich als "frische Brise", die viele Menschen so erholsam finden.

Ein Tag in der Stadt
Die Inselhauptstadt mit dem pittoresken Hafen liegt im Westen der Insel. Hier einen Tag zu verbringen, bzw. sich für die Dauer des Urlaubs einzuquartieren, kann sehr interessant sein, wenn man auch einmal ausgehen will oder an einem verregneten Tag das Stadtbild erkunden bzw. das Heimatmuseum oder das Bademuseum besuchen möchte. Neben den häufig gescholtenen Bausünden der 1960er bietet die Stadt Norderney wunderschöne wilhelminische Gebäude, die den Besucher in frühere Zeiten versetzen, und die liebevoll restauriert sind. Allein über Hundert unter Denkmalschutz stehende Häuser findet man auf Norderney; diese anzuschauen, erfordert schon eine gewisse Zeit. Aber es gibt viel zu entdecken, auch Gebäude, die im Jugendstil errichtet wurden, ebenso wie Gebäude aus dem Klassizismus und dem Biedermeier. Für architektonisch Interessierte ist diese Stadt also ein Eldorado.


Der Rest der Insel: pure Erholung
Ob man beschließt, sein Zelt hier aufzuschlagen, oder in einem Hotel oder einer kleinen Pension übernachten will, die Auswahl ist groß, die Preise vergleichsweise moderat. Und, man muss es betonen, diese Insel lohnt einen Besuch unbedingt, denn die gute Luft tut Menschen mit Erkrankungen der Atemwege gut, sie ist durch ihre unaufgeregte, entspannte Struktur einfach angenehm. Hier muss man keine Modenschau betreiben, jeder kann so sein, wie er will. Die schönen Strände im Osten, die an sonnigen Tagen eine Art Karibik Feeling versprechen, laden zum Windsurfen, Strandsegeln, Beach Volleyball ein. Ebenso findet der sportliche Urlauber Golf- und Tennisplätze, so dass es nie langweilig wird.




Immer gemütlich: Radfahren und Reiten
Norderney hat ein gut ausgebautes Netz von Rad- und Wanderwegen. Insgesamt 80 Kilometer laden den Urlauber ein, sich ausführlich der Landschaft zu widmen, ob zu Fuß, vom Fahrrad aus oder hoch zu Ross. Dass man dabei kaum anderen Menschen begegnet, empfinden viele gestresste Urlauber gerade als sehr angenehm. Hier kann man einfach sein, die Möwen betrachten, sich an der Dünenlandschaft erfreuen, sich den nötigen Hunger für ein leckeres Abendessen mit Fisch und Co erarbeiten. Norderney ist eine Insel für Individualisten, für Menschen, die die Weite mögen, der Natur nah sein wollen. Ein Besuch auf der "unbekannten Schönen" lohnt also auf jeden Fall!

Sehenswerte Panoramaaufnahmen
Karibikflair an der Weißen Düne
Bilder-Rausch von Norderney.de
Dünenlandschaften und Strände auf Norderney
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Garten & Pflanzen News

Worum geht es hier?
Berichte und Erfahrungen aus der Pflanzen- und Gartenwelt. News und Ratschläge aus der grünen Redaktion.

Aus unserem Shop

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.