Phalaenopsis

 
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Betreff:

Phalaenopsis

 · 
Gepostet: 27.05.2007 - 21:23 Uhr  ·  #1
Allgemein:
Kaum eine andere Orchidee hat einen derartigen Siegeszug in unsere Wohnungen gehalten wie die Phalaenopsis, die im deutschen auch als Schmetterlingsorchidee oder Malayenblume bezeichnet wird. Der Gattungsname stammt aus dem griechischen und setzt sich aus phalaina = Motte/Nachtfalter und opsis = Aussehen/ähnlich zusammen.
Sie ist gekennzeichnet durch eine einfache Haltung sowie eine monatelange Blühdauer und ist mittlerweile in fast jedem Baumarkt bzw. Lebensmitteldiscounter zu erwerben. Leider führt dies auch dazu, dass diese Pflanze oftmals regelrecht verramscht wird und manchmal in zweifelhaftem Kulturzustand angeboten wird.
Während man in Orchideen-Spezialgeschäften von Naturformen bis hin zu ausgefallenen und prämierten Hybriden so gut wie alle Formen, Größen und Farben bekommt, werden in Baumärkten, etc. meist nur großblumige Hybriden in weiß, pink und gelb angeboten ? die dafür aber auch am einfachsten zu halten sind.
Grundsätzlich kann ich Phalaenopsis-Hybriden jedem ambitionierten Pflanzenfreund nur empfehlen. Bei Phalaenopsis-Naturformen, die größere Anforderungen stellen, empfehle ich die Kultur in einem Gewächshaus mit Klimasteuerung.

Familie:
Die Phalaenopsis gehört zu den Orchideengewächsen, Orchidaceae

Herkunft:
Die ca. 40 Arten der meist epiphytisch wachsenden Orchideengattung stammen aus dem Gebiet Indien ? Philippinen ? Nordaustralien.

Pflege:

Allgemein:
Phalaenopsis lieben gemäß Ihrem Herkunftsgebiet feuchtwarme Kulturbedingungen, die sich in unseren Wohnräumen relativ einfach schaffen lassen. Viele verwechseln hier allerdings ?feucht? mit ?nass?, denn ein Großteil der Pflanzen wird zu Tode gepflegt bzw. gegossen. Wie bei allen Pflanzen gilt auch hier: im Zweifelsfalle lieber zu wenig als zu viel gießen.

Temperatur/Luftfeuchte:
Temperaturen zwischen 20 ? 28 Grad Celsius und eine Luftfeuchte größer 60% sind hierbei ideal. Im Wohnraum kann die Luftfeuchte durch Sprühen oder durch Untersetzer mit saugfähigem Material wie Seramis/Blähton, das feucht gehalten wird, optimiert werden. Im Handel sind auch spezielle Orchideenschalen mit Gitter, auf die die Pflanzen gestellt werden. Gemäß ihrer Lebensweise als Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) bevorzugt sie bewegte Luft.
Einzig um die Blütenbildung zu initiieren ist eine 4 ? 6 wöchige Phase mit tieferen Temperaturen (16 ? 18 Grad Celsius) zu empfehlen.

Standort:
Obwohl Phalaenopsis nach entsprechender Gewöhnung (!) auch Plätze mit zeitweise direkter Sonneneinstrahlung vertragen, empfiehlt es sich, einen halbschattigen Standort zu wählen. Bildet sich ein Blütenstiel und die Blütenknospen, so ist auf ausreichende Lichtintensität zu achten, da die Knospen sonst gelb und abgeworfen werden. Da die Herbstzeit die Hauptblütezeit ist, muss man je nach Standort ggf. Zusatzlicht geben.

Gießen/Düngen:
Das Gießwasser sollte temperiert und weich sein. Man hält das Substrat immer leicht feucht, lässt es zwischendurch aber auch mal abtrocknen. Als schwachzehrende Pflanze ist der Dünger entsprechend gering zu dosieren. Als Faustregel gilt: die halbe oder ein viertel der Dosierung verwenden, die vom Düngerproduzenten für die gängigen Zimmerpflanzen empfohlen wird, sofern es sich nicht um einen speziellen Orchideendünger handelt.

Substrat/Kulturgefäß:
Als Substrat ist ein durchlässig, luftiges Substrat zu empfehlen ? Staunässe ist zu vermeiden und führt meist unweigerlich zum Tod der Pflanze. Ich selber habe mit Rindenborke aus dem Terrarienbedarf gemischt mit Kokohum sehr gute Erfahrungen gemacht. Als Kulturgefäß sind transparente Töpfe oder Gittertöpfe für Seerosen zu empfehlen. Hier kann man auch die Lufwurzeln, die zur Photosynthese fähig sind, und die Substratfeuchte (transparente Töpfe) sehr gut beobachten. Viele und gesunde Luftwurzeln sind ein Zeichen, dass die Pflanze vital ist und ihr die Kulturbedingungen zusagen.
Unter Gewächshausbedingungen können sie auch an Blöcken aus Kork oder synthetischem Material kultiviert werden.

Vermehrung:
Phalaenopsis können sowohl generativ über Samen als auch vegetativ über Gewebekultur oder Kindel vermehrt werden.
Da der Orchideensame nur aus dem Embryo mit einer einzelligen Hüllschicht besteht und damit kein Nährgewebe besitzt, ist in der Natur die Symbiose mit Bodenpilzen nötig, die den Embryo in der ersten Zeit ernähren. Heutzutage werden Orchideen auf sterilen Nährböden ausgesät bzw. bei der Gewebekultur über teilungsfähiges Zellmaterial ebenfalls unter sterilen Bedingungen vermehrt.
In der Zimmerkultur können Phalaenopsis über Kindel (Keikis) vermehrt werden, d.h. an den Blütenstielen bilden sich neue Pflanzen. Die Tendenz zur Kindelbildung hängt von der Pflanze selbst, den Kulturbedingungen und ggf. der Zugabe von phytohormonhaltigen Pasten (z.B. Orchid Keiki fix) ab, die auf die ruhenden Augen der Blütenstiele aufgebracht werden. Haben die Kindel 2-3 Blätter und ein paar Wurzeln, so können sie von der Mutterpflanze abgenommen werden. Im Gegensatz zu Sämlingen sind Kindel mit der Mutterpflanze genetisch vollkommen identisch, d.h. die Blüte sieht genau so aus. Bei Sämlingen tritt eine gewisse Variabilität auf.

Sonstiges:
Nach der Blüte werden die Blütenstiele nicht komplett abgeschnitten, sondern man lässt 2-3 Augen stehen. Im Regelfall bildet sich aus einer der ruhenden Augen ein neuer Blütenstiel oder auch ein Kindel.

Schädlinge:
Da Phalaenopsis relativ weichblättrig sind, sind sie besonders anfällig für saugende Insekten wie Blatt-, Woll- und Schildläuse. Gegen diese Schädlinge hat sich das teilsystemische Präparat Lizetan bei mir sehr gut bewährt.
Werden die Pflanzen im Sommer nach draußen gestellt, so sind sie vor Asseln (fressen an den Wurzeln) und Ameisen (schleppen Schädlinge wie Blattläuse ein) zu schützen.

Zusammenfassung:
Es gibt aus meiner Sicht kaum eine dankbarere Orchidee als die Phalaenopsis ? wenn die grundsätzlichen Kulturbedingungen geschaffen werden.

Quellenangabe:
F. Encke, Kalt- und Warmhauspflanzen, Ulmer-Verlag, 1987
G. Fast (Hrsg.): Orchideenkultur, Ulmer-Verlag, 1981
Eigene Erfahrungen
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Kindel am Blütenstiel
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Luftwurzeln
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Kulturbeispiel transparenter Topf
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Kulturbeispiel Gittertopf
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Phal. philipinense
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Phal. Fantasy Musick
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Phal. Perfection IS Chen
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