Große Bäume als Investition verpflanzen

 
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Große Bäume als Investition verpflanzen

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Gepostet: 03.03.2012 - 11:42 Uhr  ·  #1
Einen alten Baum verpflanzt man doch

Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Oder doch? Wenn dieses alte deutsche Sprichwort stimmte, würden manche Baumschulenkunden zu Recht unzufrieden sein. In den Baumschulen werden nämlich auch große, alte Bäume regelmäßig verpflanzt. Mit dem entsprechenden Knowhow und Spezialmaschinen ist das für die Baumschuler kein Problem - und die Bäume überstehen auch mehrfache Umzüge ohne Schaden.

Gleichwertiger Ersatz ist erforderlich
Ein großer Baum ist etwas Beeindruckendes. Nicht nur, dass seine Krone jede Menge Schadstoffe aus der Luft filtert und zugleich lebenswichtigen Sauerstoff produziert, auch rein optisch prägt ein großer alter Baum ganz entscheidend das Ambiente rund um seinen Standort. Umso auffälliger ist es, wenn solch ein Baum aufgrund von Beschädigung, Krankheit oder wegen einer Baumaßnahme gefällt werden muss. Der Ersatz für einen Baum, der viele Jahrzehnte auf einem Platz gestanden hat, sollte dann nicht zu klein ausfallen. Spezialfirmen bieten die Verpflanzung von Großbäumen bis zu einer Größe von zwei Metern Stammumfang und einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen an. Ein Baum mit solchen Dimensionen ist in der Baumschule dann auch bereits etliche Jahrzehnte kultiviert worden und wurde dort je nach Größe bis zu zehn Mal verpflanzt.

Zum Verpflanzen kultiviert
Durch regelmäßiges Verschulen, das heißt Umpflanzen, stellt der Baumschuler sicher, dass sich das Wurzelwerk des Baums so kompakt entwickelt, dass er noch im Alter von fünfzehn, zwanzig oder mehr Jahren die Baumschule verlassen und in einem Park oder Garten gepflanzt werden kann. Der entscheidende Arbeitsschritt beim Umpflanzen ist der Rückschnitt der Wurzeln. Dabei wird jede Wurzel einzeln eingekürzt. Durch das Beschneiden erreicht der Baumschuler, dass sich die Wurzeln nach dem Umpflanzen besser unter der Bodenoberfläche verzweigen und nicht so sehr in die Tiefe wachsen. Damit das Gehölz nach dem Rückschnitt der Wurzeln nicht aus dem Gleichgewicht gerät, müssen auch die oberen Pflanzenteile, also Äste und Zweige, gekürzt werden. Erst dann wird der Baum wieder eingepflanzt. Je nach Sorte und Alter des Baums wird das Verschulen bis zum Verkauf in regelmäßigen Abständen wiederholt.

Deutsche Schwergewichte in aller Welt
Große Bäume gehörten schon immer zum Angebot vieler Baumschulen. Während aber früher das Verschulen eines großen Baums harte körperliche Arbeit war, steht dem modernen Baumschuler heute ein umfangreicher Maschinenpark zur Verfügung. Ballenstecher und -schneider, Hubgeräte, Bagger, Kräne und große LKWs erleichtern nicht nur das Verschulen großer Bäume, sie ermöglichen auch eine schonende Behandlung und den fachgerechten Transport des wertvollen Gehölzes über weite Strecken. So ist das Ausgraben, Transportieren und Einpflanzen am neuen Standort eines rund 15 Meter hohen Baumes heute kein unlösbares Problem. Allerdings sind diese großen Bäume echte Schwergewichte: Ein Baum mit einem Stammumfang von etwa 1,20 Meter hat einen etwa doppelt so großen Ballen. Dieser fast zweieinhalb Meter breite Ballen allein wiegt schon rund sieben bis acht Tonnen, dazu kommt dann noch das Gewicht von Stamm und Ästen. Je nachdem wie nass der Ballen und das Holz sind, kann ein Baum ein Gesamtgewicht von 15 bis 20 Tonnen auf die Waage bringen. Wenngleich die pflanzenphysiologischen und kulturtechnischen Fragen von Baumschulern gelöst sind, bleibt der Transport eine logistische Herausforderung für die Spezial-Speditionen. Manchmal müssen für den Transport ganze Straßen gesperrt werden, und bei überschweren oder übergroßen Baumtransporten müssen spezielle Begleitfahrzeuge eingesetzt werden. Die gängigsten Größen bei Allee- und Straßenbäumen liegen allerdings - nicht nur aus Kostengründen - zwischen etwa vier bis fünf Metern Höhe bzw. Stammumfängen von 20 bis 30 Zentimetern.

Bäume aus deutschen Baumschulen werden auch im Ausland gern gekauft. Von Südspanien bis nach Skandinavien und von Lissabon bis Moskau werden Eiche, Linde, Ahorn, Esche und Co. aus deutschen Baumschulen gern an Alleen und auf Plätzen sowie in repräsentativen Parks und Gärten gepflanzt. Sogar auf dem Roten Platz in Moskau sind deutsche Kastanien zu finden. Deutsche Bäume sind ab April 2012 auch auf der Weltgartenbauaustellung, der Floriade, im niederländischen Venlo zu sehen. Die deutsche Baumschulwirtschaft ist auf diesem nur alle zehn Jahre stattfindenden Event mit ihren Produkten selbstverständlich auch vertreten. Das gilt ebenso für die alle zwei Jahre stattfindenden Bundesgartenschauen. Auf der nächsten Gartenschau 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg werden viele Bäume und Sträucher aus deutschen Baumschulen gepflanzt, die den Hamburger Stadtteil weit über die Laufzeit der Internationalen Gartenschau prägen werden. Für die Baumschulbetriebe ist die Produktion großer Bäume eine Investition in die Zukunft, denn nicht selten wird so ein Baum erst nach 15 oder 20 Jahren verkauft. Für den Kunden ist der Erwerb eines großen Baums so etwas wie gekaufte Zeit. Bäume wachsen nur sehr langsam. Manche legen pro Jahr nur rund 20 bis 30 Zentimeter in der Höhe zu, und viele Menschen haben nicht mehr die Zeit oder die Geduld, einem jungen Baum beim Erwachsenwerden zuzusehen. Mit ihrem Angebot an großen Bäumen befriedigen die Baumschulen somit auch einen gesellschaftlichen Trend.

BdB
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Foto: BdB. – Ein großer, alter Baum hat etwas Beeindruckendes. Ihn eines Tages durch einen neuen Baum gleicher Größe zu ersetzen ist kaum möglich.
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Foto: Bruns/BdB. – Die Qualität des Wurzelballens ist entscheidend dafür, dass der große Baum an seinem neuen Standort gut anwächst und gedeiht.
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Foto: Bruns/BdB. - Große Bäume aus deutschen Baumschulen werden europaweit exportiert und sind sogar auf dem Roten Platz in Moskau zu finden. Ab April 2012 sind sie auch auf der Floriade in Venlo (NL) zu sehen.
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