Mehr Bäume gegen den Klimawandel?

 
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Mehr Bäume gegen den Klimawandel?

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Gepostet: 27.06.2012 - 12:26 Uhr  ·  #1
Eine Branche denkt voraus:
Mit Bäumen auf den Klimawandel reagieren


Das Grün in der Stadt wird immer wichtiger. Bürger fordern mehr und gut gepflegte Grün- und Freiflächen in den Städten, aber auch Experten aus der Städteplanung und Klimatologen empfehlen mehr Grün zur Verminderung der negativen Auswirkungen des Klimawandels. Die Experten sind sich einig: Wir erleben zur Zeit weltweit eine Veränderung wesentlicher Klimadaten. Vor allem die zunehmende Häufigkeit von Wetterextremen - sommerliche Hitze- und Dürreperioden einerseits wie heftige Niederschläge im Winter, teilweise als so genannter Starkregen, andererseits. Vor allem in den dicht bebauten Innenstädten werden die Folgen des Klimawandels deutlich zu spüren sein und führen vor dem Hintergrund der Klimaprojektionen für die nächsten 30 Jahre schon jetzt zu veränderten Prioritäten in der Städteplanung. Unter dem Titel „Anpassung an den Klimawandel" hat das nordrhein-westfälische Umweltministerium schon 2010 eine Strategieschrift herausgegeben, in der konkrete Handlungsoptionen zusammengefasst sind. Vor allem werden Maßnahmen zur Umgestaltung der Stadt- und Gebäudearchitektur empfohlen, die dazu dienen, den Hitzeeintrag zu reduzieren. Dazu zählt als Erstes die Freiraumplanung und dort der Erhalt und Ausbau urbaner Grünflächen. „Grün ist das stärkste Instrument in der Stadtklimatologie" betont Dr. Wolfgang Beckröge, im Regionalverband Ruhrgebiet verantwortlicher Leiter des Bereichs Geoinformation und Raumbeobachtung.

Bäume in der Stadt haben´s schwer
Nicht zu unterschätzen ist allerdings, dass der „Standort Stadt" für Bäume erhebliche Stressfaktoren mit sich bringt. Der meist kleine Wurzelraum in Konkurrenz mit im Boden verlegten Kabelsträngen und Leitungen, die überwiegend versiegelten Oberflächen mit entsprechend geringer Wasserversorgung und nicht zuletzt die deutlich höheren Temperaturen führen dazu, dass die Lebenserwartung von Bäumen in der Stadt verringert sind. Anhaltende Trockenperioden schwächen die Vitalität der Bäume, ihre Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten nimmt zu. Der Kontroll- und Pflegeaufwand für die Bäume wächst erheblich und belastet die knappen Grünhaushalte der Kommunen. Zukünftig wird es für die Kommunen also noch wichtiger werden, Baumarten zu finden, die an die veränderten Bedingungen besser angepasst sind. Dieser Problematik haben sich die deutschen Baumschulen schon vor Jahren gestellt: 2007 veröffentlichte der Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V., ein Verband, in dem über 1.000 Baumschulunternehmen organisiert sind, die Forschungsstudie„Klimawandel und Gehölze", in der eine erste fachliche Einschätzung der möglichen Entwicklungen und Veränderungen im Gehölzsortiment zusammengefasst ist. Darüber hinaus sind die Fachgremien des BdB aktiv im Austausch mit Wissenschaft und Forschung und begleiten mehrere praktische Untersuchungen in ganz Deutschland. Auch die Kommunen sind engagiert: Der Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) führt seit vielen Jahren Straßenbaumtests durch, die in besonderem Maße auf Klimaverträglichkeit und auf Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Trockenheit ausgerichtet sind. Dr. Joachim Bauer, Sprecher des Arbeitskreises Stadtbäume in der GALK und Abteilungsleiter im Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln: „Kaum ein anderes Thema - wenn man einmal von Bildung und sozialer Grundsicherung absieht - hat eine so breite Resonanz in der öffentlichen Diskussion und auch in den Fachgremien der Stadträte wie Grünflächen, Parkanlagen und Bäume. Es sind die Grünflächenämter, die für eine gesunde 'grüne' Lebensqualität und ein erholsames, grünes Wohnumfeld sorgen."

Große Erwartungen an Baumschulen
Bevor ein Baum als Straßenbaum oder auf einem Stadtplatz gepflanzt werden kann, hat er in der Baumschule eine langjährige „Erziehung" erfahren. Je nach Art und Sorte ist so ein Baum mindestens acht Jahre alt und wurde in der Baumschule mehrfach verpflanzt, regelmäßig beschnitten und in Form gebracht. Deshalb ist es so wichtig für die Baumschulen, frühzeitig zu wissen, welche Gehölze in Zukunft gebraucht werden bzw. welche Bäume und Sträucher sich am besten eignen, den schwieriger gewordenen Anforderungen am zukünftigen Standort gerecht werden zu können. Dabei geht es natürlich zunächst um die „richtige" Sortenwahl, aber auch um die konkrete Qualität der Pflanzen: Sind es Hochstämme ? Die Entscheidung fällt schon sehr früh in der Anzucht und muss mit möglichst hoher Planungssicherheit getroffen werden, wenn eine Baumschule erfolgreich wirtschaften will. Karl-Friedrich Ley, Vorsitzender des Fachgremiums Produktion und Umwelt im BdB und Baumschulunternehmer aus Meckenheim bei Bonn: „Aufgrund der langen Anzuchtzeiten für Gehölze sind Baumschulen in Deutschland schon immer auf langfristige Planung angewiesen. Die Veränderungen im Zuge des Klimawandels sind für uns eine doppelte Herausforderung - es gilt, kurz- und mittelfristig den hohen Anspruch der Gesellschaft an die Qualität von Bäumen und Sträuchern gerecht zu werden und gleichzeitig langfristig notwendige Veränderungen in den Sortimenten vorzubereiten." Zu bedenken ist dabei auch, dass innerhalb Deutschlands unterschiedliche Voraussetzungen zu erfüllen sind. Die deutsche Baumschule beschäftigt nicht nur, dass die Unternehmen Gehölze für Städte, die freie Landschaft und den Forst produzieren, sondern auch, dass es verschiedene regionale Anforderungen an die Qualität und Auswahl gibt. Der Präsident des BdB, Karl-Heinz Plum, ist deshalb auch als Mitglied im Kuratorium der Stiftung DIE GRÜNE STADT aktiv. „Gemeinsam suchen wir den Kontakt zu allen gesellschaftlichen Gruppen, die ein Interesse an der Verbesserung der Lebensqualität der Bürger durch lebendiges Grün haben. Wir unterstützen Forschungsvorhaben und informieren Entscheider in Städten und in der Wirtschaft. Im Schulterschluss von grüner Branche zusammen mit Städteplanern und Architekten, Klimatologen und Medizinern, aber auch in enger Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung und nicht zuletzt mit den Bürgern können wir mit unseren Gehölzen auf negative Auswirkungen des Klimawandels Einfluss nehmen."

BdB
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Bürger fordern mehr und gut gepflegte Grün- und Freiflächen in den Städten, aber auch Experten aus der Städteplanung und Klimatologen empfehlen mehr Grün zur Verminderung der negativen Auswirkungen des Klimawandels.
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Bevor ein Baum als Straßenbaum oder auf einem Stadtplatz gepflanzt werden kann, hat er in der Baumschule eine langjährige „Erziehung" erfahren.
Azubi
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Re: Mehr Bäume gegen den Klimawandel?

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Gepostet: 08.09.2020 - 12:22 Uhr  ·  #2
Großartiger Artikel! Ich denke auch definitiv, dass die Bäume die negativen Auswirkungen des Klimawandels verringern können. Leider sehe ich in diesem Bereich eine sehr düstere Tendenz. Anstatt mehr Bäume zu pflanzen, werden sie in vielen Ländern abgeschnitten.
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