Indian Summer im eigenen Garten

 
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Indian Summer im eigenen Garten

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Gepostet: 04.09.2007 - 07:35 Uhr  ·  #1
Feurige Herbstimpressionen

Indian Summer wird in Nordamerika jene Jahreszeit genannt, in der sich die Blätter vieler Bäume leuchtend gelborange bis feurig scharlachrot färben. Auch in hiesigen Breiten bieten zahlreiche Gehölze dieses eindrucksvolle herbstliche Schauspiel und verwandeln den Garten in eine Freiluftbühne der besonderen Art. Dazu zählen unter anderem der Amberbaum, der Japanische Blumenhartriegel, der Ginkgo und der Große Federbuschstrauch. Der aus Nordamerika stammende Amberbaum (Liquidambar styraciflua) weist eine besonders intensive Herbstfärbung auf. Seine Blätter sind fünf- bis siebenlappig und erinnern an die des Ahorns. Doch während sich Ahornblätter immer paarweise am Zweig gegenüberstehen, sind die Blätter des Amberbaumes wechselständig angeordnet. Sie sind im Sommer glänzend dunkelgrün, im Herbst färben sie sich leuchtend gelborange, weinrot oder tiefpurpur. Diese Farbenpracht hält für mehrere Wochen an und macht den Amberbaum zu einem weithin sichtbaren Blickfang im Herbstgarten.

Lebendes Fossil
Der Ginkgo, wegen seiner außergewöhnlich geformten Blätter auch als Fächerblattbaum bezeichnet, hat ebenfalls eine auffallende Herbstfärbung. Die im Sommer frischgrünen Blätter färben sich im Herbst leuchtend goldgelb. Dieser Baum ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: Er existierte schon zu Zeiten der Dinosaurier und gilt aufgrund seiner lange zurückreichenden Entwicklungsgeschichte als lebendes Fossil. Mit den fächerförmigen, lang gestielten Blättern sieht er wie ein Laubbaum aus. Aus botanischer Sicht gehört er aber nicht zu dieser Pflanzengruppe, denn er entstand schon 100 Millionen Jahre bevor sich die ersten Laubbäume überhaupt entwickelten.

Symbol von Lebenskraft und Energie
Ginkgo und Amberbaum waren ursprünglich in Europa heimisch. Die Eiszeiten haben jedoch dazu geführt, dass diese Bäume hier ausgestorben sind. Anders als in Nordamerika konnte sich der Amberbaum hier wegen quer verlaufender Gebirgszüge wie den Alpen nicht nach Süden in wärmere Gebiete zurückziehen. Der Ginkgo überlebte die Eiszeiten in China, wo er als heiliger Baum verehrt wird und als Symbol von Lebenskraft und Energie gilt. Er ist außerordentlich robust und widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und mit Schadstoffen belasteter Großstadtluft. Er ist auch ein Zeichen der Hoffnung, denn nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima im August 1945 war ein Ginkgo der erste Baum, der inmitten des am stärksten zerstörten Teils der Stadt wieder austrieb.

Honigduft im Frühjahr
Der Japanische Blumenhartriegel (Cornus kousa) ist eine aus Ostasien stammende Kostbarkeit für einen sonnigen, geschützten Standort. Von fernöstlichem Reiz ist die etagenartige Anordnung der Zweige, die im Garten deutliche horizontale Akzente setzen. Im Mai und Juni erscheinen kleine Blütenköpfchen, die von jeweils vier auffälligen, sehr dekorativen weißen Hochblättern umgeben sind. Dieser außergewöhnliche Zierstrauch hat dunkelgrüne, leicht gewellte Blätter, die sich im Herbst leuchtend gelb bis feurig rot färben. Ein ebenfalls wenig bekanntes Gehölz ist der Große Federbuschstrauch (Fothergilla major). Im Mai schmückt er sich mit rahmweißen, bis 6 cm langen Blütenähren, die nach Honig duften. Ungewöhnlich sind auch die beinahe kreisrunden Blätter, die ihn im Herbst zu einem Schmuckstück machen. Dann reicht sein Farbenspektrum von leuchtendem Goldgelb über glühendes Orange bis hin zu feurigem Rot. Kompakt wachsend und nur etwa 2 m hoch eignet er sich auch sehr gut für kleinere Gärten.

Für stimmungsvolle Herbststräuße
Stauden wie die Gold-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma), der Chinesische Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides) und der Schnee-Felberich (Lysimachia clethroides) tragen ebenfalls zum farbenprächtigen Finale des Gartenjahres bei. Schön sind auch Gräser wie die Kupfer-Hirse (Panicum virgatum ?Hänse Herms?). Ihre bogig aufstrebenden oder elegant überhängenden, schmalen Blätter werden bis 60 cm lang. Sie verändern ihre Farbe bereits ab August und sind im Herbst flammend kupferrot. Im Spätsommer erscheinen zudem lockere, zierliche Blütenrispen, die sich gut für stimmungsvolle Sträuße in warmen Herbsttönen eignen.

Blickfang vom Frühjahr bis zum Herbst
Die Gold-Wolfsmilch ist eine 40 cm hohe Staude für sonnige, warme Standorte. Ihre markante, halbkugelige Wuchsform kommt am besten im Einzelstand zur Geltung. Diese Staude lässt sich auch gut mit Gräsern oder niedrigen Steingartenstauden wie zum Beispiel Gänsekresse (Arabis) und Blaukissen (Aubrieta) kombinieren. Die kleinen, unauffälligen Blüten erscheinen im Frühjahr. Sie sind von leuchtend gelben Hochblättern umgeben, die die Gold-Wolfsmilch zu einem erfrischenden Hingucker machen. Auch im Herbst ist diese ungewöhnliche Staude ein Blickfang, denn ihre dunkelgrünen, schmalen Blätter färben sich dann flammend rot.

Viel Farbe auf kleinstem Raum:
Kletterpflanzen mit Herbstfärbung


Flammende Farben für Mauern und Wände

Neben Bäumen, Sträuchern und Stauden sind auch einige Kletterpflanzen im Herbst von besonderem Reiz. Dann überzieht zum Beispiel der Wilde Wein (Parthenocissus quinquefolia und Parthenocissus tricusspidata ?Veitchii?) Mauern und Wände mit seinem leuchtend roten Blätterkleid. Kletterpflanzen bieten den großen Vorteil, dass sie nur wenig Grundfläche benötigen und dennoch sehr wirkungsvoll sind. Der Wilde Wein ist ein rasch wachsender, besonders effektvoller Kletterer mit einer phantastischen Herbstfärbung von gelborange bis feurig dunkelrot. Er zählt zu den Selbstklimmern, das heißt, dass er mit Hilfe von Haftscheiben selbstständig an Mauern und Wänden emporwachsen kann.

Für romantische Gartenbilder

Auffallend sind auch die Blätter der Kletterhortensie, wenn sie sich im Herbst goldgelb färben. Diese aparte Kletterpflanze schmückt sich im Juni und Juli mit großen, sehr romantisch anmutenden Blütenständen. Mit ihr lassen sich Pergolen, Gartenhäuschen, alte Baumstämme oder Zäune auf malerische Weise begrünen. Sie kann auch selbstständig an Mauern in die Höhe wachsen. Bei der Begrünung von Wänden empfiehlt sich jedoch eine Kletterhilfe zur Unterstützung, beispielsweise ein Gerüst oder Spanndrähte. Die Pflanzen können relativ schwer werden, so dass die Haftwurzeln das Gewicht alleine nicht halten können.


Viele Pflanzen laufen im Herbst zur Höchstform auf

Der Herbst zeigt von allen Jahreszeiten vielleicht am deutlichsten, welches große Spektrum in der Natur steckt. Viele Pflanzen legen ein Festtagskleid an und präsentieren sich in den schönsten Farben, als wäre der Herbst der Höhepunkt des Gartenjahres. Ein uralter Kreislauf, der jedes Jahr aufs Neue fasziniert: Bäume und Sträucher bereiten sich auf den Winter vor und machen Parks und Gärten mit ihren goldenen und glühenden Herbstfarben zu einem großartigen Erlebnis.

Symphonie der Farben

Bei der Pflanzenauswahl für den Garten wird häufig zuerst an die zu erwartende Blütenpracht gedacht. Doch es lohnt sich, bei der Planung auch ganz andere Aspekte zu berücksichtigen, um den Garten das ganze Jahr hindurch zu genießen. Nach der Blütenfülle des Sommers kann der Garten eine faszinierende Verwandlung durchlaufen und sich in einem neuen Gewand zeigen, mit prachtvollem Herbstlaub, das an den Indian Summer in Nordamerika erinnert.

Stars auf der Gartenbühne

Die Palette der Herbstfarben reicht von leuchtendem Gelb über die verschiedensten Orange- und Rottöne bis hin zu dunklem Purpurrot ? manchmal bietet schon eine einzelne Pflanze ein derartiges Farbenspiel. Der Federbuschstrauch (Fothergilla) zum Beispiel beeindruckt im Herbst mit Farben von Gelb über Orange bis leuchtend Scharlachrot. Die Blätter des Geflügelten Pfaffenhütchens (Euonymus alatus ?Compactus?) erstrahlen dann in den unterschiedlichsten Rottönen, während sich die des Ginkgo goldgelb verfärben. Die ledrigen, kräftigen Blätter der Glanzmispel (Photinia villosa) sind im Herbst prachtvoll orange- bis scharlachrot gefärbt.

Feurige Hecke

Es kann auch eine ganze Hecke sein, die mit ihren glühenden Herbstfarben dazu beiträgt, dass sich der Garten zum Ende der Saison noch einmal in Höchstform zeigt. Die Blätter der Hecken-Berberitze (Berberis thunbergii) färben sich intensiv scharlachrot. Die Farbwirkung wird durch ihre korallenroten Früchte noch verstärkt. Sie bleiben auch nach dem herbstlichen Laubfall am Strauch und schmücken ihn bis in den Winter hinein. Die dicht verzweigte, etwa mannshohe Berberitze ?Red Jewel? bietet mit ihren langen Dornen sehr guten Schutz und macht ihrem Namen alle Ehre: Sie hat glänzende, purpurrote Blätter, die im Herbst besonders intensiv leuchten.

Staudenzauber im Herbst

Bergenien und Purpurglöckchen (Heuchera-Sorten) sind interessante Blattschmuckstauden für den Herbstgarten und machen auch in Gefäßen eine gute Figur. Die anspruchslosen Bergenien gedeihen sogar in lichtarmen Gartenecken. Ihre zierlichen hellen Blüten bilden im Frühjahr einen schönen Kontrast zu den auffallend großen, ledrigen Blättern, die sich im Herbst rötlich färben. Das Purpurglöckchen hat attraktive, oft sehr schön gezeichnete Blätter in den unterschiedlichsten Grün- und Rottönen. Dekorative Gräser sollten in keinem Garten fehlen, sie sind die eigentlichen Stars in der kalten Jahreszeit. Es sind stille Schönheiten von unaufdringlichem Charme, die sich im Herbst von ihrer schönsten Seite zeigen. Dann bilden sie ihre zarten Blütenstände und die Blätter mancher Sorten bieten ein besonderes Farbenspiel, wenn sie sich goldgelb bis feurig kupferrot färben.

Lilafarbene Schneebeeren

Der Herbst ist auch die Zeit der Reife und viele Pflanzen tragen jetzt Früchte. Manche sind zwar für Menschen ungenießbar, aber für Vögel sind sie eine wertvolle Nahrung. Die Früchte schmücken die Pflanzen bis in den Winter hinein. Die Herbstfärbung der Schneebeeren (Symphoricarpos), die auch als ?Knallerbsensträucher? bezeichnet werden, ist unspektakulär. Diese Sträucher ziehen jedoch mit ihrem lange haftenden Beerenschmuck die Blicke auf sich, oft bis spät in den Winter. Sie haben meist weiße Beeren, bei der reichfruchtenden Sorte mit dem schönen Namen ?Amethyst? sind sie lilafarben. Die robusten und anspruchslosen Pflanzen gedeihen auch an schattigen Standorten.

Delikatesse aus dem Garten

Die Apfelbeere (Aronia) dagegen hat essbare Früchte, die sogar sehr gesund sind. Die Schwarzfrüchtige Apfelbeere (Aronia melanocarpa) stammt aus Nordamerika und gehört zu den hier bisher noch relativ unbekannten Pflanzen. Dieser anspruchslose Strauch hat weiße Blüten, die im Mai erscheinen und einen auffallenden Kontrast zu den glänzend dunkelgrünen Blättern bilden. Im Herbst färben sich die Blätter leuchtend hell- bis weinrot. Die schwarzen, erbsengroßen Früchte enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie können roh gegessen oder beispielsweise zu Marmelade, Fruchtmus oder Saft verarbeitet werden. Die Früchte der Wildart haben einen herben Geschmack, es gibt aber auch Sorten mit süßen Früchten. Dieser Strauch wird nur etwa 1 bis 2 m hoch und kann deshalb auch gut in kleinere Gärten gepflanzt werden.


Extratipp:
Pflanzzeit Herbst


Viele Pflanzen werden heute in Töpfen angeboten und können das ganze Jahr über gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Dennoch: Der Herbst ist die beste Pflanzzeit für die meisten winterharten Gehölze. Die Herbstpflanzung bietet viele Vorteile, sowohl für Pflanzen, die in Töpfen erhältlich sind als auch für die, die wie früher mit Ballen oder wurzelnackt angeboten werden.

Den Herbst nutzen

Für den Gartenbesitzer bietet der Herbst den Vorteil, dass er noch gut vor Augen hat, in welchen Bereichen er seinen Garten mit neuen Pflanzen gezielt verbessern möchte. Laubabwerfende Gehölze können von Oktober bis in den Dezember hinein gepflanzt werden, wenn kein Frost herrscht. Immergrüne Laubgehölze und Nadelbäume können bereis ab September gepflanzt werden, wenn eine gute Wasserversorgung gewährleistet ist. Für Stauden sind September und Oktober ideale Pflanzmonate.

Neue Wurzeln noch im Herbst

Auch wenn die Pflanzen durch den Laubfall so wirken, als ob sie sich schon in der Winterruhe befänden, ist das Wachstum der Wurzeln nicht beendet. Der Boden ist im Spätherbst noch warm, so dass Bäume und Sträucher noch neue Wurzeln bilden. Die Aktivität der Wurzeln wird nur bei Bodenfrost im Winter unterbrochen. Eine Pflanzung vor dem Winter ist deshalb sinnvoll. Der Kontakt der Wurzeln bzw. des Ballens mit der umgebenden Erde ist bei der Herbstpflanzung außerdem besser als bei der Frühjahrspflanzung: Die Winternässe trägt dazu bei, dass Hohlräume, die beim Pflanzen entstehen, geschlossen werden und die Gehölze dadurch besser anwachsen. Im Herbst gepflanzte Gehölze haben einen Startvorteil im Frühjahr, denn die Wasser- und Nährstoffversorgung über die neu gebildeten Wurzeln funktioniert schon beim Austrieb. Die Gefahr des Vertrocknens ist geringer und die Pflanzen wachsen am neuen Standort besser an.

Startvorteil für Stauden

Stauden kann man ebenfalls sehr gut im Herbst pflanzen. Weil der Boden noch warm ist, wachsen sie gut an und man kann sich schon im Frühjahr an ihnen erfreuen. Für eine möglichst lange Blütezeit im nächsten Jahr ist es ideal, Frühlings-, Sommer- und Herbstblüher zu kombinieren.
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Der Große Federbuschstrauch zeigt sich im Herbst von seiner schönsten Seite. Seine Blätter bieten ein phantastisches Farbenspiel von leuchtendem Goldgelb über glühendes Orange bis zu feurigem Rot und machen ihn zu einem außergewöhnlichen Blickfang.
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Re: Indian Summer im eigenen Garten

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Gepostet: 04.09.2007 - 08:22 Uhr  ·  #2
Bei mir färbt sich bis jetzt nur der Wilde Wein. Aber es geht einem das Herz auf, wenn man vor dieser Farbenvielfalt steht!Da unser Haus fast komplett mit diesem Wein zugewachsen ist, haben wir ständig eine andere "Hausfarbe"
Frühlind = hellgrün
Sommer = sattgrün
Herbst = leuchtendes rot
Winter = gelbe Fassadenfarbe
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