Im Tulpenfieber – eine Blume bewegt die Welt

 
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Im Tulpenfieber – eine Blume bewegt die Welt

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Gepostet: 10.11.2008 - 09:55 Uhr  ·  #1
Gefährliche Leidenschaft

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts machte eine bis dahin in Mitteleuropa kaum bekannte Zwiebelblume von sich reden - die Tulpe. Sie versetzte unzählige Menschen in den Niederlanden in einen Begeisterungstaumel, der heute kaum mehr zu verstehen ist. Doch Tulpenzwiebeln waren damals so rar und kostbar, dass der Handel mit ihnen enorme Gewinne versprach. Sie wurden zu einem Statussymbol, waren gewissermaßen der Maybach der Blumenwelt. Die Tulpe war für die Menschen der damaligen Zeit eine höchst exotische Blume, denn man kannte sie vor dem 16. Jahrhundert weder in Deutschland noch in den Niederlanden. Ganz anders dagegen in der Türkei. Dort wurden Tulpen in riesigen Mengen gepflanzt, sie spielten eine große Rolle in der Kultur des osmanischen Reiches, und in den Palastgärten wurden rauschende Tulpenfeste gefeiert. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gelangte die Tulpe über Umwege aus der Türkei in die Niederlande, 1593 pflanzte Carolus Clusius die erste Tulpenzwiebel im Botanischen Garten der Universitätsstadt Leiden.

Eine aufregende Zeit

Um 1560, bevor die ersten Tulpenzwiebeln in niederländischem Boden wuchsen, blühten Tulpen bereits in Augsburg, dem Sitz wichtiger Bankiers. So waren Tulpen damals schon in den Gärten der Fugger zu bewundern, einer reichen Kaufmannsdynastie, die mit ihrem Geld sogar den Kaiser unterstützte. In den Niederlanden entwickelten sich die Tulpen aber besonders gut, die dortigen Boden- und Klimaverhältnisse kamen den Ansprüchen dieser Zwiebelblumen sehr entgegen. Anders als in Deutschland entstanden dort in kurzer Zeit viele neue Sorten, die den Grundstein für einen im wahrsten Sinne des Wortes blühenden Wirtschaftszweig legten. Von 1610 bis 1637 entwickelte sich der Handel mit Tulpenzwiebeln in den Niederlanden mit einer immer schneller werdenden Geschwindigkeit. Diese Entwicklung ging als Tulpomanie bzw. Tulpenwahn in die Geschichte ein. Für einzelne Zwiebeln wurden atemberaubende Summen gezahlt, immer mehr Menschen wollten in diesem Handel mitmischen, um schnell viel Geld zu verdienen. Es war eine aufregende Zeit, in der manche unendlich reich wurden und andere alles verloren. Gegen Ende der Tulpomanie wurde eine Zwiebel für einen Betrag verkauft, der dem Wert eines Hauses entsprach. Vieles in diesem Handel war letztlich heiße Luft - Zwiebeln wurden schon verkauft, bevor sie aus dem Boden geholt wurden. Dies geschah über Schuldscheine, die zu immer höheren Summen weiterverkauft wurden. Irgendwann stand dem, was angeboten wurde, kein realer Wert mehr gegenüber und der Handel brach 1637 zusammen. Der Vergleich mit der derzeitigen Finanzkrise drängt sich auf.

Nichts wie raus!

Die Begeisterung, die die Tulpe im 17. Jahrhundert auslöste, inspirierte später viele Schriftsteller wie Mike Dash und Deborah Moggach, die vor einigen Jahren sogar die Filmrechte zu ihrem Buch „Tulpenfieber" verkaufen konnte. Ob und wann der Film produziert wird, für den unter anderem Keira Knightley und Jude Law als Hauptdarsteller im Gespräch waren, ist nicht bekannt. Doch wer den täglichen Hiobsbotschaften in den Nachrichten für kurze Zeit entfliehen will, gönnt sich sein eigenes privates Tulpenfieber, geht in den Garten und pflanzt optimistisch den nächsten Frühling. Bis in den Dezember hinein können die Zwiebeln gepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Die meisten Tulpen eignen sich auch gut für Kästen oder große Töpfe. Mit etwas Glück findet man im Handel sogar Sorten, die mit ihren geflammten, mehrfarbigen Blüten jenen aus der Zeit des Tulpenwahns ähneln.

Quelle: IZB
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Auch heutzutage gibt es Tulpen mit geflammten Blüten. Sie erinnern an jene Sorten, die während des 17. Jahrhunderts für große Beträge den Besitzer wechselten.
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Für geflammte Tulpen wie die 'Semper Augustus' wurden während der Zeit des Tulpenfiebers atemberaubende Preise gezahlt.
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Lieblingsmotiv vieler Blumenmaler des 17. und 18. Jahrhunderts: die Tulpe 'Viceroy', die während der Tulpomanie zu den teuersten Sorten gehörte.
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