Fuchsien - Fuchsia, Herkunft und Geschichte

 
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Fuchsien - Fuchsia, Herkunft und Geschichte

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Gepostet: 19.08.2009 - 07:06 Uhr  ·  #1
Zu Ehren von Leonhard Fuchs

Das galt schon 1695, als der Franziskanerpater Charles Plumier die ersten Exemplare auf der Insel Santo Domingo entdeckte. Er nannte die Pflanze Fuchsia, zu Ehren des Tübinger Botanikers Leonhard Fuchs, der gut 100 Jahre zuvor mit seinem "Kreutterbuch" das damalige Standardwerk der Pflanzenkunde geschrieben hatte. Als "Fuchsia triphylla flore coccinea", also dreiblättrige Fuchsie mit roten Blüten, beschrieb Plumier seine Entdeckung. Später wurde daraus Fuchsia triphylla.

Schönheit mit Potenzial

Plumier hielt die Pflanzenschönheit in einer Zeichnung fest. Damit mussten die Europäer sich erst einmal begnügen, denn es dauerte, bis ein Exemplar der Fuchsie den Weg über den großen Teich schaffte. Um 1730 soll Fuchsiensamen nach London gesandt und in einem Apothekergarten in Chelsea zur Blüte gebracht worden sein. Aber dort verliert sich die Spur wieder. Waren der Fuchsie die Londoner Winter zu kalt, wurde sie falsch überwintert oder was passierte? Man weiß es nicht. Erst Ende des 18. Jahrhunderts fassten die Pflanzen mit den zierlichen Blütenröckchen in Europa wirklich Fuß und nun ging es Schlag auf Schlag. Immer neue Arten setzen die Menschen in Erstaunen. Können Fuchsien in der Wüste überleben? Fuchsia lycioides schafft es. Als knorriger, nackter Stamm wartet sie am Rande der Atacama-Wüste, bis einer der seltenen Regenfälle Chancen für rosa Blütchen eröffnet. Nicht weniger verwunderlich sind die Fuchsien-Arten, die im Nebelwald der Anden gefunden wurden: Als Kletterpflanzen erobern sie sich dort ihren Platz. Fuchsia hartwegii erreicht sogar eine Höhe von bis zu 8 m.

Ihre Kaiserliche Hoheit

Je mehr die Wildformen im 19. Jahrhundert sich verbreiteten, desto eifriger wurde von Züchtern gekreuzt. Aus zahlreichen Arten, unter anderem Fuchsia magellanica, F. fulgens, F. regia, F. splendens, entstand die Gartenfuchsie mit heute 3.000 bis 4.000 Liebhabersorten. Es gibt sogar Listen, die 8.000 und 14.000 Sorten umfassen. Waren erst die Engländer und Franzosen führend in der Züchtung, mischten bald auch die deutschen Gärtner mit. 1870 entstand die 'Deutsche Kaiserin' – von der Blütenröhre bis zur Stempelspitze in kaiserliches Karminrot gehüllt. So weiß wie Schnee und so rot wie Blut schmückt sich 'Schneewittchen', 1878 in Deutschland gezüchtet. Bis heute ist 'Koralle' sehr begehrt. Sie gab den Korallenfuchsien ihren Namen, die durch sehr lang gezogene Blütenröhren auffallen. Der Göttinger Gärtnermeister Bonstedt züchtete die Sorte 1905.

Kleines Kunstwerk

Die Zutaten, mit denen die Züchter spielen konnten, waren schlicht: Eine lange Blütenröhre mit vier Kelchblattzipfeln, vier Kronblätter, acht Staubgefäße und ein Stempel. Aber welch eine Fülle an Farben und Formen entwickelten und entwickeln sie daraus! Immer wieder neu mischen sich Weiß, Rosa, Rot, Purpur, Violett und Blau. Einfach, doppelt oder dicht gefüllt bauschen sich die Kronblätter. Darüber schwebt der Kelch, das Überröckchen, in sanftem Schwung, wird straff oder bogenförmig abgespreizt, wie Flügel nach oben geklappt oder schwingt wie eine üppige Schleife bis zur Blütenröhre zurück. Die weit herausragenden Staubgefäße und der Stempel verstärken das Farbenspiel und verleihen der Blüte Leichtigkeit.

Frisches Blut


Lange Zeit erschien es unwahrscheinlich, dass zu all den vielen Varianten noch wirklich etwas Neues hinzukommen könnte. Umso mehr überraschten in jüngerer Zeit Sorten, die ihre Blüten nicht mehr hängend, sondern waagerecht tragen oder gar in den Himmel gucken lassen. Die erste von ihnen wurde 1985 zufällig in einer Fuchsiengärtnerei in Zellertal entdeckt und auf den Namen 'Nicis Findling' getauft. Aus unzähligen kleinen Blüten in schönem rosafarbenen Kelch und roter Krone blickt sie den Betrachter an. Heute gibt es zahlreiche weitere Sorten wie die rot-blaue 'Allison Patricia', die pink-lilafarbene 'Pink Fantasy' und die zierliche 'Cherry', bei der die Blüten wie rosafarbene Sterne mit kirschroter Mitte vor dem frischgrünen Laub sitzen. Zur ungewohnten Blütenhaltung kommt eine für Fuchsien außergewöhnliche Sonnenverträglichkeit hinzu.

Bitte mehr!

Die zierlichen Neuen brachten den Fuchsien insgesamt frische Impulse. Statt einiger Standardsorten findet man im Handel ein immer breiteres Sortiment und eine große Formenfülle, vom winzigen Busch über üppige Ampelpflanzen bis zum graziösen Hochstämmchen. Entdeckt man dann noch Spaliere, Säulen oder Pyramiden, werden die schwingenden Röckchen und die Himmelsgucker einfach unwiderstehlich.

CMA
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Fuchsien bezaubern durch ihre interessant geformten Blüten, die häufig an elegante, schmal geschnittene Glockenröcke erinnern. Durch Züchtungen sind viele interessante Sorten mit unterschiedlichen Blütenformen entstanden.
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