Habe ich die Schädlingsbekämpfung hiermit abgeschlossen?
Nein. Das A und O der Schädlingsbekämpfung ist die konsequente und regelmäßige Bekämpfung, bis alle Generationsstadien entfernt sind. Die Generationszeit der Milben liegt bei 5 bis 20 Tagen, je wärmer, desto schneller geht die Vermehrung von statten (
Quelle ). Allerspätestens (!) nach 3 Wochen sollte man die Behandlung daher wiederholen, insgesamt 3-4 Bekämpfungen entsprechend ~12 Wochen sind für eine erfolgreiche Bekämpfung vonnöten. In dieser Zeit werden nicht nur die Milben beseitigt, sondern die Pflanze erholt sich ebenfalls von dem Befall. Wir erinnern uns, nur eine gesunde Pflanze ist gegen Neubefall gewappnet.
Spinnmilben sind wie auch die Bakterien
r-Strategen, und wie Bakterien können daher auch Spinnmilben Resistenzen gegen die genannten Präparate entwickeln! Der Grund für eine Resistenzbildung ist eine
a. zu geringe Giftdosis
und/oder
b. inkonsequente Giftgabe
Offtopic am Rande: Dies ist der Grund, warum in den Industrieländern so viele bakterielle Resistenzen gebildet werden: Patienten die nur gelegentlich ihre Antibiotika einnehmen und diese auch noch Absetzen wenn sie meinen sie wären kuriert ermöglichen den Bakterien, das Antibiotikum zu „Beschnuppern“ und dagegen Resistenzapparate entwickeln, bevor sie vernichtet werden.
Hat eine Spinnmilbenpopulation eine Resistenz erlangt, so ist man gezwungen einen Wirkstoffwechsel vorzunehmen (z.B. Wechsel vom Bayer-Spinnmilbenspray zu Stähler-Milben-Ex)
EXKURS: Sind die genannten Schädlingsbekämpfungsmittel auch für Menschen und Tiere giftig?
Das Thema Giftigkeit ist immer eine Frage der Dosis oder um es in den Worten des berühmten Paracelsus zu sagen:
„Was ist das nit gifft ist? alle ding sind gifft und nichts ohn gifft.
Allein die dosis macht das ein ding kein gift ist.
Als ein Exempel ein jetliche speiss und ein jetlich getranck
so es uber sein dosin eingenommen wirdt
so ist es gifft, das beweist sein aussgang.
Ich geb auch zu, das gifft, gifft sey.“
Demnach ist auch schon die übermäßige Einnahme von Kochsalz (LD50 liegt bei 3g/kg Körpergewicht) giftig. Der LD50-Wert bezeichnet die Wirkstoffkonzentration, bei der 50% der Versuchstiere (meist schließt man hier von Ratten auf Menschen) sterben.
Die meisten Pestizide sind Nervengifte und zielen auf das Nervensystem der Schädlinge ab. Obwohl sie gegen Schädlinge wesentlich wirksamer, d.h. giftiger sind (Schlüssel-Schloss Prinzip), können sie auch für Tier und Mensch gefährlich sein: die können kanzerogene oder fruchtschädigende Wirkungen sein, oder auch „einfach“ nur allergische Reaktionen. Gerade die Langzeitwirkungen sind für die wenigsten Chemikalien abschließend geklärt. Daher gilt es, beim Sprühen der Pflanzen Handschuhe zu tragen (z.B. Einmalhandschuhe, erhältlich in der Drogerie) und entweder im Außenbereich zu lüften, oder im Anschluss gut zu lüften. Idealerweise sprüht man in der Badewanne, lässt überschüssiges ordentlich abtropfen und stellt die Pflanze dann weg.
Giftigkeit am Beispiel Acequinocyl (Wirkstoff aus dem Bayer Spinnmilbenfrei):
LD50= 5 g/kg, entspricht bei 70 kg Körpergewicht 350 g oral aufgenommene Chemikalie. Die Packung enthält übrigens gerade mal 4,5 g.
Methiocarb (Wirkstoff Bayer Spinnmilbenspray):
LD50= 20 mg/kg, entsprechend 1,4 g (oral bei 70 kg). Eine Dose enthält insgesamt 0,25 g.
Ergo, Vorsicht:Ja, Panik:Nein!!!
Gibt es alternative Bekämpfungsmethoden?
- Raubmilben: Nützlinge/Fraßfeinde der Spinnmilben. Vorsicht, Raubmilben sind ebenfalls empfänglich für Spinnmilbengifte. In zusammenhängenden geschlossenen Bereichen lassen sie sich gut ansiedeln (Wintergarten, Gewächshäuser), in Wohnräumen wohl eher nicht. Bezugsquelle: z.B.
http://www.neudorff.de/produkte/katalog/pp-raubmilben.html
- Eintüten: Über die Pflanze wird eine Tüte gestülpt und so ein feuchtes Klima geschaffen. Achtung, regelmäßig lüften um Schimmel vorzubeugen und nicht in der Sonne aufstellen (Überhitzung). Die Prozedur hilft höchstens, die Vermehrung zu stoppen und ist nicht anwendbar bei großen Pflanzen.