Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

 
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Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 10.03.2011 - 15:43 Uhr  ·  #1
Hallo, liebe Greenen!

Ich wollte mal im Forum eine Frage zum Thema "Herbarium anlegen" stellen.
Und zwar wollte ich mir ein paar Tipps holen, um das Herbarium so anzulegen, dass es möglichst lange hält. Für die Ewigkeit, sozusagen

Habt ihr schon mal eine solche "Pflanzen-Trocken-Sammlung" (doller Name! ) angelegt?
Wie habt ihr das gemacht?
- Welchen Kleber habt ihr verwendet?
- Wie habt ihr das Ganze noch beschriftet?
Direkt auf dem Papier oder auf einen extra Zettel?
- Steckten bei euch die Bögen mit den Pflanzen alle noch zusätzlich in Klarsichthüllen?
- und, und, und...
(was euch noch dazu einfällt)

Ich frage deshalb nach iesem Thema, weil ich mir ein Herbarium anlegen will, dass aber auch ewig halten soll!
Wird quasi "das perfekte Herbarium"

Auf dieser Seite wird vom Einlaminieren der Papierbögen gesprochen.
Was haltet ihr davon?

Ich hab mal davon gehört, dass in Klarsichthülle & Co. Lösungsmittel drin sind. Ich hab Angst, dass das meinen getrockneten Pflanzenstücken schaden könnte. Deshalb zöger ich noch so mit dem Archivieren, weil beim Pressen teilweise echt super Ergebnisse bei rausgekommen sind! Wäre doch schade, wenn die futsch wären

Ich freue mich über eure Antworten

liebe grüße
Henrike
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 10.03.2011 - 16:56 Uhr  ·  #2
Unsere Anweisungen für's Herbar waren damals, vor langer, langer Zeit :

- ein Bogen kräftiges Papier zum Draufkleben
- Packpapier in doppelter Größe zum drumschlagen
- festgeklebt isses mit ganz schmalen Klebestreifchen... frag mich nicht, wie die Dinger heißen...
- und insgesamt kommt's in einen Karton.

Das Herbar hier an der Uni ist genauso angelegt, scheint also ein Weilchen zu halten - wobei da natürlich auch die Räume entsprechend klimatisiert sind. Der klare Nachteil ist aber, dass man nicht "drin blättern" kann wie in einem Ordner, man muss die Bögen rausholen und einzeln umschlagen. Entsprechend liegt's im Schrank und wird nicht angerührt. Dafür liegen die Pflanzen flach, bisher sehen sie gut aus. Ist aber auch noch keine 10 Jahre alt, das Ding

Die Beschriftung hab ich auf Etikettenpapier gedruckt und draufgeklebt. Von Hand zu beschriften war mir zu doof und so kann man's wenigstens lesen
Familie, Botanischer Name, Erstbestimmer, deutscher Name, Fundort und Datum.
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 14.03.2011 - 12:44 Uhr  ·  #3
Hallo, snif!
Also hübsch ist es alle mal, dein Herbarium! Da muss ich dich ja echt mal loben!

Ne, es soll schon in einen Ordner, damit man drin blättern kann. Aber es soll auch so geschützt sein (Folie oder so ), dass nix kaputt geht. Ich kann ja von einigen meiner gepressten Schmuckstücke ein paar Fotos reinstellen. Wenn ich nur dran denke, das ginge kaputt

Außerdem schreibe ich zu jeder Pflanze noch so 'ne Art Steckbrief mit der Taxonomie (es soll ja ein wissenschaftliches Herbarium werden ) und das Blättle kommt dann auch noch in der passenden Hülle da rein. Weiterhin fotografiere ich wie verrückt, um zu den gepressten Pflanzen sozusagen noch die Bilder zu haben, damit man weiß, wie die Originale aussahen

Apropos, da fällt mir gerade was ein:
Ich hatte eine wunderschöne Wegwarte gesammelt und hab die gepresst. Als se fertig platt war, war gar kein bisschen blau mehr in der Blüte bei meinem Eisenhut war's dasselbe Trauerspiel.
Dagegen mein Natternkopf - Blau, als hätte ich ihn erst gestern gepflückt (gut, okay, platt war er trotzdem ), aber BLAU!
Wie kommt es, dass der blau ist und Wegwarte und Eisenhut aussehen, als hätte ihnen jemand die Farbe ausgelutscht?

Waren eigentlich die Pflanzen von dem Herbarium der Uni auch mit Klebestreifen befestigt?

so, das wär's erst mal.

liebe Grüße wünscht euch
Henrike
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 14.03.2011 - 12:56 Uhr  ·  #4
hihi, danke für das Lob War zwar ein Mordsaufwand, aber hat auch Spaß gemacht.

ob die in der Uni auch mit Klebepapier festgeklebt ist, kann ich dir nicht sagen. Würd aber davon ausgehen, weil die Empfehlungen von dort kamen und ganz ohne Befestigung fällt einem der Inhalt ja bei jeder Bewegung entgegen...
Was ich verwendet hab, war kein Tesa oder was in der Art, sondern tatsächlich Papier - aber ob das selbstklebend war, oder ob man das extra kleben musste, weiß ich nicht mehr... oje, ist das schon wieder lang her Jedenfalls musst man die Streifen mit ner Schere zurechtschnippeln.

Weshalb manche Pflanzenfarben "pressrobuster" sind als andere weiß ich leider auch nicht... Wär aber interessant, zu wissen, ob das an den Pflanzen liegt (ob's also einfach andere Farbstoffe sind oder auch bei manchen Arten andere Substanzen in den Zellen vorhanden sind, die die Farbstoffe dann abbauen) oder am Pressen (feucht geerntet, andere Temperatur, anderes Papier, mehr/weniger Druck, schneller/langsamer getrocknet...)

Edit: die Idee mit dem Steckbrief und Bild dazu find ich super! Jetzt müsst man die Bilder nur noch ausdrucken und mit reinheften, damit alles schön zusammen ist... wird dann nur gleich wieder teuer
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 01.08.2011 - 11:08 Uhr  ·  #5
Ich hol den Thread mal wieder aus den Untiefen des Forums an den Diskussionstisch. Ich brauch nämlih mal wieder eure Hilfe

Also, mein Herbar, so wie ich es eigentlich machen wollte, schritt gut voran; jetzt stockt es gerade, da meine fürsorglichen Eltern (zu spät) bemängelt hatten, dass ich meine Objekte mit Klebestreifen aufklebe und in Klarsichthüllen stecke. Zu spät deshalb, weil meine wertvollen Stücke schon drin sind (z.B. Diptam, Fingerhut, Lerchensporn )
Sprich: die müssen nochmals ran und ich weiß nich, ob ich die noch mal bekomme...

Aber das ist nur die eine Seite:
Ich habe nun beschlossen, alle neuen Präparate mit lösungsmittelfreiem Kleber auf Zeichenkarton zu fixieren. Statt Klarsichthüllen muss ich in die Trickkiste greifen, denn die gibt's im Handel nicht lösungsmittelfrei. Ich denke da an Pergamentpapier, das kommt dazwischen oder doch eher darauf?
Und genau das ist so jetzt das Problem und ich hoffe auf einige hilfreiche Anregungen seitens der Greenies.

Aufbewahrt werden soll das Herbar eigentlich immer noch im Ordner, aber vielleicht stellt sich ja heraus, dass im Karton besser wäre...

warte auf eure Antworten...

lg
Henrike
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 26.08.2011 - 21:49 Uhr  ·  #6
um die Farben der Blütenblätter zu erhalten, sollten die Pflanzen möglichst schnell mit Belüftung (ideal sind 40-60°C) gepresst werden. Wichtig ist die Belüftung!! Dadurch trocknen die Pflanzen schnell aus und sie haben sozusagen keine Zeit mehr die blaue Blütenfarbe (meist Anthocyane) abzubauen. Dieser Abbau ist ein Recycling-System der Pflanzen um Ressourcen zu sparen.... so wie die Blätter im Herbst: hier wird das Chlorophyll recycelt (besonders wegen dem Magnesium) gelagert.

Ich nehme als Bogen immer ein nicht so dickes Zeichenpapier. Dort kommt die Pflanze mit gummierten Klebestreifen drauf. Wichtig ist, dass die Pflanzen nicht laminiert werden. Denn dann sind sie für wissenschaftliche Zwecke unnütz. Wird ein Beleg revidiert oder genauer untersucht, ist es wichtig, die Pflanzenteil "erreichen" zu können und ev. abzupräparieren! Kleber ist ok, aber auch nicht ideal. Standard sind die gummierten Klebestreifen.
Aufbewahrt werden meine Belege in einer Mappe, die am Tisch liegt. In einer wissenschaftlichen Sammlung werden die Belege einer Art meist in einen dünnen Papierumschlag gelegt und diese dann in eine dickeren Mappe der gesamten Gattung gestalpert. Pflanzenfamilien sind dann oft in Kartons oder einfach in Regalen nebeneinander. Ordner sind nur für kleine und private Herbarien sinnvoll.

Meine Etiketten enthalten: Familie (entweder aus der alten Literatur, wie Ehrendorfen - Liste der Gefäßpflanzen oder aus neuerer, wie ichs mache, von der PlantList, aber bitte nur von einem bestimmten Stichtag...danach sollte man das nicht ändern...es wäre schlimm, wenn sich die Familien ändern, und dann auf einmal Veronica-Belege bei den Scrophulariaceaen und bei den Plantaginaceaen liegen... und somit nicht alle Veronicas beisammen sind), Taxon (nur wissenschaflicher Name), Fundort (Staat, Bundesland, Region, Gemeinde, Wegbeschreibungen bzw. Entfernungen von einem markanten Punkt), Standort (das "Biotop": zB. wärmegetönter Buchenwald auf Dolomit), Koordinaten mit Unschärfe in Metern, Florenquadrant (wichtig für die floristische Kartierung von Pflanzen), Seehöhe, Datum, leg. (Finder/Sammler), det. (Bestimmer), rev./conf. (revidiert/ bestätigt durch...), Anmerkung, Belegnummer (SEHR wichtig für größere Sammlungen, um die Pflanzen schneller wieder zu finden).

Wichtig ist es auch, wenn möglich mehrere Individuen auf einen Bogen zu geben (vom selben Fundort!) um schlecht entwickelte oder untypische Pflanzen auszuschließen. Zum Beispiel könnte man ja gewillt sein, sehr kleine Pflanzen zu sammeln, da sie leichter gepresst werden können und weniger Platz brauchen. Das sind dann oft Kümmerformen, die untypisch sind.... dadurch wurden schon viele Bestimmungsschlüssel falsch geschrieben... da die Leute kleine Pflanzen bevorzugt pressten... daher sind die Pflanzengrößen oft zu gering in den Schlüsseln angegeben.

Was ich persönlich nicht so wichtig finde, ist es, dass die Pflanzen extrem fest gepresst werden... außer bei sehr feinen Pflanzen (Gräser)... wichtiger ist die Belüftung.

Meine Presse besteht übrigens aus zwei Holzgittern (für oben und unten), dazwischen kommen Wellkartons (eher dünne), Pressfilz (das saugt das Wasser auf... sowas wie größeres Löschpapier), Zeitungen oder anderes Papier mit den Pflanzen). Zurrgurte (2x) dienen dann zum zusammenpressen... mit Spanngurten habe ich schlechte Erfahrungen... sind schon unter hoher Druck gerissen und hätten mich ziemlich verletzen können...
Nach meist einer Stunde mache ich die Presse wieder auf und falte die Blätter auf... mit den Fingern oder einer Pinzette... und lege die Pflanze "schön" hin. Dann wieder alles zumachen und pressen lassen. Am nächsten Tag wechsle ich die Pressfilze aus.. und wiederhole es täglich... außer die Presse wird belüftet, dann ist meist kein wechseln nötig.

so, das reicht ermals... vielleicht fällt mir später noch was ein
Pflanzenprofessor*in
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 26.08.2011 - 22:10 Uhr  ·  #7
hallo,
ich habe auch ein herbarium ausschließlich mit wildblumen aus mitteleuropa, es ist sicherlich nicht perfekt, aber folgendermaßen mache ich es seit jahren:
blume noch am standort fotografieren,
ernten (ich nehme immer mindestens 10cm, falls vorhanden, und maximal soviel, daß alles auf ein din a 4 blatt passt)
pressen (ich presse in einem telefonbuch mit büchern drauf, habe leider keine presse, aber es geht so auch),
blume aufkleben (ich klebe mit normalem uhu auf, den ich ganz fein auf der festgelegten rückseite der blume verstreiche, so daß nichts rausquetschen kann)
beschriftung per hand mit schwarzem faserstift: deutscher name, lateinischer name, standort, fundort, blütezeit, besonderheiten (z.b. alte heilpflanze), familie, wuchshöhe.
das ganze wird in zwei ordnern abgeheftet geschützt durch klarsichtfolie, so können evetulle samen nicht quer durchs herbarium fallen und sind zuordenbar.
in den letzten jahren bin ich dazu übergegangen, die fotos dazuzukleben.
ich weiß, nicht perfekt, aber so mach ichs seit jahren.
meine sammlung umfasst 229 blumen, sie ist unterteilt in weißblühend, gelbblühend, rotblühend, blaublühend und grün/braunblühend.
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Zed
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Re: Das perfekte Herbarium - Anleitung zur Herstellung

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Gepostet: 06.12.2011 - 17:54 Uhr  ·  #8
Ich muss für die Ausbildung auch ein Herbarium anfertigen und bei uns werden die Pflanzen nach dem Trocknen (müssen wirklich zu 100% trocken sein, sonst schimmelgefahr) einlaminiert. Da verrutscht nichts mehr, man kann die Folie sehr gut beschriften und zur Not schiebt man noch einen kleinen Zettel mit Familiebezeichnung etc. dazu. Dazu gibt es einen zweiten Bogen, mit der typischen Kennzeichnung, botanischer Name, Aufbau, etc. etc...

Aber das Pressen habe ich leider noch nicht so ganz raus. Auf der Firma haben wir zwar einen Trockenschrank, aber da gehen leider die Farbstoffe auch recht schnell flöten. Es gibt so selbst gebaute Pflanzenpressen und da schwört meine Kollegin drauf...
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