Pilze transportieren Schadstoffe
In vielen Regionen der Welt sind durch Umweltgifte belastete Böden zu einem echten Problem geworden. Die Sanierung belasteter Böden verursacht hohe Kosten und ist zumeist mit einem enormen Aufwand verbunden. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben nun in Zusammenarbeit mit britischen Wissenschaftlern eine überraschende Entdeckung gemacht, wie sich belastet Böden mit der Hilfe von Pilzen sanieren lassen.
Pilze als Transporteur von Bakterien
Das manche Bakterien einen wahren Heißhunger auf Schadstoffe entwickeln können ist schon seit längerer Zeit bekannt. Dazu kommt, dass Bakterien in der Lage sind, giftige Chemikalien in ungefährliche Substanzen umzuwandeln. Obwohl dies zumindest in der Theorie sehr einfach klingt, war es bisher eher schwierig, die Bakterien effizient zur Sanierung von belasteten Flächen einzusetzen. Denn oftmals sind die kleinen Helfer nicht in der Lage die Schadstoffe überhaupt zu erreichen. Dabei bestehen die Schwierigkeiten insbesondere bei in der Nähe von stark befahrenen Straßen, Flughäfen und Gaswerken vorkommenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Diese sind nicht wasserlöslich und entstehen bei fast allen Verbrennungsprozessen von Kohle und Erdöl. Das Problem ist, dass diese oftmals sogar krebserregend sind, weshalb Bakterien zur Beseitigung der Giftstoffe sehr hilfreich wären. Hier kommen nun die Pilze ins Spiel, da diese in der Lage sind die nicht wasserlöslichen Hindernisse ohne Probleme zu überwinden. Da das gesamte Erdreich mit Geflechten aus Pilzen durchzogen ist, können die Pilzfäden von Bakterien zur Verbreitung genutzt werden.
Pilze als lebendes Netzwerk
In nur einem Gramm Boden befinden sich unter Umständen zwischen 1000 und 10000 Pilzfäden, wobei sich diese Geflechte oftmals kilometerweit erstrecken. Die Forscher haben nun herausgefunden, dass Bakterien diese Pilzgeflechte effektiv wie ein Autobahn nutzen können. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Pilze nicht auch für andere Schadstoffe als Transportweg dienen können. Um dies zu testen, haben die Wissenschaftler eine häufig im Erdreich vorkommende Pilzart genutzt und am Rande des Geflechts einen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoff ausgesetzt. Das Ergebnis der Untersuchung war durchaus verblüffend, denn der Kohlenwasserstoff war innerhalb von kürzester Zeit von einem Ende des Geflechts zum andren gewandert. Dabei lief dies in einer zehn- bis hundertmal höheren Geschwindigkeit ab, als bei einer herkömmlichen Diffusion. Das Besondere daran war unter anderem, dass der Kohlenwasserstoff durch die Pilzgeflechte auch Luftspalten überwinden konnte, was ohne nicht möglich war. Auch wenn die Strecken im Versuch nur aus wenigen Zentimetern bestanden, kann dies in der Praxis entscheidend sein. Auf diese Weise lässt sich die Verbindung der Schadstoffe zu den Bakterien deutlich vereinfachen und verbessern.