Bodenzeiger verraten viel

 
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Bodenzeiger verraten viel

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Gepostet: 16.09.2010 - 07:42 Uhr  ·  #1
Bodenanzeiger

Ein naturnaher Garten – dieses Ideal tritt mehr und mehr in den Vordergrund. Dazu zählt jedoch nicht nur der Verzicht auf Chemie. Richtig naturnah wird ein Garten nur, wenn der Gärtner sich die Zeit und die Mühe macht, die Gegebenheiten seines Gartens genau zu betrachten.
Je eher man den Besonderheiten des eigenen Gartens ein Recht zugesteht, desto weniger Schädlingsbekämpfungsmittel sind notwendig. Dem aufmerksamen Gärtner geben die Bodenstruktur und so genannte Zeigerpflanzen genaue Hinweise, denn die sagen viel über einen Garten aus.

Eine Bodenprobe klärt auf

Mit Riesel- oder Schlemmprobe erfährt man wichtige Details über den Boden des eigenen Gartens und kann mit diesem Wissen mit der Pflanzplanung beginnen. Je näher man sich bei der Bepflanzung des eigenen Stücks Grün an den Gegebenheiten orientiert, desto weniger Chemie wird gebraucht.
Hier einige einfache Tipps: rieselt der Boden leicht durch die Finger und ist hellgelb bis dunkelbraun, klebt nicht zusammen – dann handelt es sich um Sandboden.
Ist der Boden gelb- oder rotbraun und zerkrümelt im feuchten Zustand, dann ist es Lehmboden. Tonboden dagegen ist rotbraun und wird klumpig, wenn er trocken ist – dann ist er sehr hart und kann nur mit großer Anstrengung zerkleinert werden.
Humusboden fällt durch seine schwarzbraune Farbe auf. Vom Geruch her erinnert Humus an Waldboden.
Bei der Schlämmprobe löst man eine Handvoll Erde in Wasser auf und wartet einen halben Tag. Sand lagert sich zuerst ab, denn er ist am schwersten. Anschließend legen sich Lehm-, Ton- und Humusteile ab. An der Höhe der einzelnen Bestandteile im Wasserglas erkennt man die Zusammensetzung des Bodens.

Was man schon immer über den eigenen Garten wissen wollte

So genannte Indikatorpflanzen verraten zuverlässig, welche Nährstoffe fehlen, wie verdichtet der Boden ist. Dies kann sich im Laufe der Jahre verändern – eine dauerhafte Beobachtung ist unabdingbar. Viele Boden-anzeigerpflanzen erscheinen und verschwin-den wieder – das ist normal, das ist die Natur.
Vogelmiere zeigt beispielsweise an, dass der Boden leicht feucht, humos und durchlässig ist. Auch das Gemeine Kreuzkraut, die Rote Taubnessel und Brennnesseln zeigen humosen Boden an. Letztere liefern viel Kieselsäure und zählen somit zu den Boden-verbesserern, außerdem lockern sie den Bo-den auf.
Die Ackerwinde, Spitzwegerich und Ackersenf mögen lockeren Lehmboden, der nährstoffreich ist. Stickstoffreich und sandig liebt es der Breitwegerich, während der Ackerschachtelhalm auf feuchten Lehm- und Tonböden hervorragend wächst, ebenso wie Löwenzahn und Weißklee. Stickstoffhaltigen Boden zeigen außerdem das Franzosenkraut, der Schwarze Nachtschatten und sämtliche Klettenarten an. Auf Kali weisen der Acker-Gauchheil, der Feld-Ehrenpreis und der Weiße Gänsefuß hin.
Kalkhaltigen Boden bevorzugen Klatschmohn, Kornblume und Kornrade; saure Böden mögen Acker-Stiefmütterchen, Wiesenmargerite und Besenheide.
Bei der Betrachtung der Pflanzen sollte immer auf das Zusammenspiel geachtet werden. So zeigen beispielsweise Brennnesseln sowohl humosen als auch stickstoffreichen Boden an. Die Rote Taubnessel kommt auf lockeren Lehmböden und humosen Böden vor.
Wer seinen Garten über die Jahre beobachtet und Veränderungen bemerkt, kann sich das Leben ungemein vereinfachen und den Erfolg steigern – viele chemischen Pflanzenschutzmittel werden durch Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten überflüssig .

Pflanzen als Bodenverbesserer

Dass Mischkultur eine ideale Art der Bodennutzung ist, kann jeder Gärtner bei den Bauern beobachten. Es kommt nicht jedes Jahr die gleiche Pflanze aufs Feld, gleichzeitig wird im Herbst oft noch eine Gründüngung ausgesät. Dieses Wissen nutzt auch der umsichtige Gärtner.
Frühkartoffeln beispielsweise bereiten den Boden optimal für Grün- und Rosenkohl vor. Auch Erdbeeren freuen sich über eine vorherige Bepflanzung mit Frühkartoffeln. Typische Bodenverbessererpflanzen sind Brennnesseln: Sie lockern den Boden auf und sorgen für eine ideale Humusbildung. Gelbsenf, Tagetes und Ringelblumen sind ebenfalls Verbesserer. Pfahlwurzler wie Lupinen lockern den Boden auf, gelangen an tiefer gelegene Mineralstoffe und verbringen diese in die oberen Bodenschichten. Borretsch, Sonnenblumen und der so genannte Bienenfreund – diese Bodenverbesserer-pflanzen tun nicht nur dem Boden gut, sie sind auch schön anzuschauen.

Hilfsmittel für die Aussaat

Die Keimhemmung verhindert, dass Samen zu ungünstigen Zeiten keimen – beispielsweise mitten im Winter. Während sich Samen mit Wasser voll saugen, werden keimhemmende Stoffe ausgewaschen oder abgebaut. Schon im 17. Jahrhundert nutzte man dieses Wissen, um Samen zum gleichzeitigen und vor allem schnelleren Keimen zu bewegen. Alle großen und harten Samen wurden eingeweicht, um ihnen die Keimarbeit zu erleichtern.
Für unterschiedliche Samen nahm man unterschiedliche Flüssigkeiten zum Ein-weichen: Kamillentee für Erbsen, Bohnen, Linsen und Lupinen. Alte und vertrocknete Samen wurden in Sauerteig-Wasser einge-weicht. Die wärmende Wirkung von Baldrian wurde für Kräuterbäder von Tomaten, Paprika, Andenbeere, aber auch für Sommerblüher genutzt. Zur Förderung von Blütenansätzen und zur Kopfbildung bei Brokkoli und Blumenkohl, wird ebenfalls Baldrian verwendet.
Gurken, Kürbisse, Erbsen, Bohnen und Melonen keimen besonders gut, wenn sie vorher in Milch oder Molke gebadet haben.
Vor schädlichen Bodenkeimen schützt ein Bad aus Meerrettich und Knoblauch. Dazu wird beides zerkleinert und mit Wasser übergossen. Nach zwei bis drei Stunden kann man das Ganze abseihen und gießt mit der entstan-denen Brühe. Sowohl Knoblauch- als auch Meerrettich-Beize sind getrennt bei Samen anwendbar. Knoblauch wird nachgesagt, er verhindere Krautfäule und Mehltau an Pflanzen. Die einzigen, die ungern in Knoblauch baden, sind Kohl, Erbsen, Lupinen und Bohnen.
Tomaten, Gurken, Zinnien, Rittersporn, aber auch Ringelblumen genießen Knoblauch vor der Keimung. Die altbekannte Ackerschachtel-halmbrühe ist so reich an Kieselsäure, dass sie kräftigend und stärkend auf Samen wirkt. Eine Kräutermischung (Rezept siehe Infokasten), die auf Erkenntnissen der Benediktiner-Schwestern der Abtei Fulda beruht, kräftigt Samen und schützt vor Pilzen und Bakterien.

Um die Keimhemmung auszutricksen, hilft auch ein Bad in einfachem warmem Wasser. Wärmer als 50 Grad sollte dieses jedoch nicht sein - zu hohe Temperaturen schaden dem Samen. Schon beim Einweichen erkennt man, ob die Samen noch verwendbar sind oder nicht – taube Samen schwimmen oben. Auf einem Küchentuch lässt man die Samen vor der Aussaat etwas antrocknen, dies sollte auf keinen Fall in der prallen Sonne passieren.
Übrigens: auch Blumenzwiebeln können vor dem Stecken baden – Tulpen, Hyazinthen und Co blühen nach einem warmen Bad besser und sind widerstandsfähiger gegen Pilzerkrankungen.

Tricks zur Aussaat

Viele Pflanzen werden im Haus vorgezogen, bevor sie dann nach den Eisheiligen ins Sommerquartier umziehen. Der Schock für viele empfindliche Pflänzchen ist vorprogrammiert. Ein einfacher Gewöhnungstrick verhindert das. Eine gute Woche bevor die Pflanzen dauerhaft nach draußen umziehen sollen, beginnt man mit der Abhärtung. Die Pflanzen werden draußen an einen halbschattigen Platz gestellt, jeden Tag ein bisschen länger. Zum Schluss sollten sie auch nachts draußen bleiben, wenn es keine Nachtfröste gibt. Stehen die Pflanzen dauerhaft draußen, muss man bedenken, dass durch die Luftbewegung – die normalerweise draußen stärker ist als drinnen – mehr Wasser verdunstet. Eine regelmäßige Kontrolle des Wasserbedarfs ist demnach notwendig. Hier noch ein kleiner Trick zur Aussaat von zarten, schlecht zu portionierenden Samen: In das obere Ende einer Flasche steckt man einen Korken mit Loch, durch das ein dünner Strohhalm gesteckt wird. In diese Flasche füllt man das Saatgut, gemischt mit Sand – fertig ist die Aussaathilfe, die das lästige Vereinzeln erspart.
Die Keimung diverser Samen wird übrigens vorangetrieben, wenn man die Erde etwas vorwärmt. Körperkontakt sorgt für kräftige Pflanzen: Man imitiert Wind, indem man die Sämlinge von Zeit zu Zeit mit einem Holzstäbchen oder einem Finger etwas streichelt – dadurch wachsen die Pflanzen kompakt und werden widerstandsfähiger.
Kaum zu glauben- aber wahr. Probieren Sie es aus.


Rezept Humofix:

Das Kräuterrezept der Fuldaer Benediktinerschwestern

Bereits seit Generationen nutzen die Benediktiner-Schwestern der Abtei Fulda eine Kräutermischung, die die Entstehung und das Wachstum von Bakterien und schädlichen Pilzen verhindert. Außerdem machen ihre Bestandteile die Samenschale weich und regen das Wurzelwachstum an.
Für ein Kräuterbad vermischt man getrocknete Baldrianblüten mit Schafgarbe, Brennesseln, Löwenzahn, Kamille und Eichenrinde. In einem Mörser zerkleinert man das Ganze gut. Auf zwei Teelöffel dieser Mischung gibt man etwa einen Liter Wasser. Ab und zu umrühren und nach einer Stunde ist die Mischung fertig.
Eine solche Kräutermischung ist nicht nur gut zum Einweichen von Samen, sie fördert auch eine reiche Blütenbildung im Garten und regt den Kompost an.

Autor: -nf-

Weitere Infos und Bilder ab Seite 11 im Pflanzen-Magazin, Ausgabe 1-2010
zeitung/pflanzen-magazin-01.html
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