Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

 
Azubi
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Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 17.03.2012 - 11:43 Uhr  ·  #1
Hallo,
ich habe zwei Pflanzen bei mir stehen, momentan noch im Hausflur wo sie überwintert haben, sie kommen aber in den nächsten Wochen wieder auf den Balkon. Leider haben beide starken Blattlausbefall. Ich kann leider nicht mehr genau sagen um was für Pflanzen es sich handelt, aber sie sind noch weit davon entfernt wieder zu blühen und die Wachstumsphase fängt grade erst richtig an.

Jetzt habe ich mir ein Spray bestellt, wohl aber nicht genau hingeguckt beim Kauf. Es ist bienenschädlich. "Celaflor Naturen - Hortex". Die Pfalnzen sollen erstmal eh noch nicht raus, kann ich das Mittel also anwenden ohne später wenn sie irgendwann mal wieder draußen stehen und blühen Bienen zu schädigen? Oder befindet sich das Mittel dann immernoch in der Pflanze und wird abgeben?

Vielen Dank & Gruß
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 17.03.2012 - 12:30 Uhr  ·  #2
Hallo luoar,

Herzlich Willkommen im Forum!

Erstmal ein dickes Lob, dass du dir hier Gedanken machst!

Ich hab bisschen rumgesucht und rausgefunden, das das von dir bestellte Mittel als B1 eingestuft wurde.

Hier sind die Definitionen der Einstufungen:
* B1 = Bienengefährlich. Diese Mittel dürfen nicht an blühenden Pflanzen oder an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden angewandt werden.
* B2 = Bienengefährlich, ausgenommen bei Anwendung nach dem täglichen Bienenflug bis 23.00 Uhr (MEZ)
* B3 = Der im Pflanzenschutzmittel enthaltene Wirkstoff ist bienengefährlich. Aufgrund der Anwendungsform, z.B. als Streugranulat, werden Bienen nicht gefährdet, da sie nicht mit dem Mittel in Berührung kommen.
* B4 = Nicht bienengefährlich

Quelle:
http://www.gartenakademie.rlp….enDocument

LG Theresa
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 17.03.2012 - 13:20 Uhr  ·  #3
Hallo luoar,

zur Halbwertszeit von Pyrethrinen habe ich etwas gefunden: http://www.akut.lu/wohngifte/i…index.html
So wie ich das sehe, wird sich das Pyrethrin nicht mehr abbauen, bis du deine beiden Pflanzen rausstellst.
Der zweite Wirkstoff in deinem Mittel, das Piperonylbutoxid, ist kein richtiger Wirkstoff. Er wird dem Mittel beigesetzt, um die Wirkung von dem Insektizid, hier das Pyrethrin, zu verstärken (kannst mal nach "Synergismus" googlen).

Die Honigbienen sind zwar noch nicht unterwegs, aber viele Wildbienen fliegen derzeit alles an, auch Pflanzen die nicht blühen. Meist suchen sie nach Nistmöglichkeiten (heißt das bei Bienen nisten? )

Wie daylily ja auch schon sagte, die chemische Behandlung von Blattläusen ist finde ich so, als ob man mit Kanonen auf Spatzen schießen würde. Man kriegt sie auch mechanisch (abduschen, Besprühen mit Spüli) usw. tot. Und am effektivsten wäre das Sammeln und Aussetzen von überwinterten Marienkäfern auf deinen Pflanzen.
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 17.03.2012 - 14:34 Uhr  ·  #4
Ich würd mir auch lieber Nützlinge sammeln / kaufen, als draußen was gegen Blattläuse zu spritzen. Denn wenn Du Gift spritzt, kommen die Schädlinge trotzdem immer wieder - ein Nützlingsbestand hilft Dir, die ungebetenen Gäste dauerhaft im Zaum zu behalten. Hat bei mir letztes Jahr mit meinen Paprikas gut geklappt: ich hatte zwar immer ein Paar Blattläuse auf den Pflanzen, aber es hat sich die Waage gehalten.
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 17.03.2012 - 23:10 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von Gluggsmarie
zur Halbwertszeit von Pyrethrinen habe ich etwas gefunden:


Hier ist es wichtig, bei den Begriffen genau aufzupassen:

Pyrethrine ist die Bezeichnung für den natürlichen, aus Pflanzen gewonnenen Wirkstoff Pyrethrum.

Der verlinkte Artikel beschäftigt sich überwigend mit Pyrethroiden, das sind synthetisch hergestellte Wirkstoffe die dem Pyrethrum nachempfunden sind.

Beide Wirkstoffgruppen wirken giftig auf Insekten, aber auch auf zahlreiche Wasserorganismen und wohl auch noch anderes.

Für den Menschen sind beide nicht harmlos, sollten sie in den Blutkreislauf gelangen. Das tun sie wenn man sie einatmet oder sie in offene Wunden geraten.

In dem verlinkten Beitrag wird das unterschiedliche Abbauverhalten von Pyrethrum und Pyrethrinen dargestellt: Pyrethrum zerfällt unter Lichteinwirkung recht schnell, Pyrethrine sind deutlich haltbarer.

Im Celaflor Naturen Hortex ist Pyrethrum drin (früher gab es mal ein Präparat namens Hortex, da war Lindan drin, soviel zur Eindeutigkeit von Handelsnamen).

Wenn man also Pyrethrum als Pflanzenschutzmittel einsetzt muß man erstens daran denken, dass es nur Kontaktwirkung hat, zweitens daran, dass es vom Sonnenlicht schnell zerstört wird.
Anwendungen von Pyrethrum sollten daher immer abends erfolgen, damit es wenigstens für die Dauer der Nacht wirksam bleibt (die Pyrethroide wurden in dieser Hinsicht verbessert, sie zerfallen nicht so schnell).
Am nächsten Tag setzt sogleich der Abbau des Wirkstoffes ein, weshalb eine behandelte Pflanze dann nicht mehr als bienengefährlich eingestuft wird.

Das Pyrethrum ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, warum man sich bei der Anwendung von Schädlingsbekämfungsmitteln immer genau an die Gebrauchsanweisung halten sollte. Im Freien angewendet zerfällt es sehr schnell in ungiftige Bestandteile. Der gleiche Wirkstoff gegen Hausungeziefer z. B. in Schränken angewandt, hat eine sehr lange Wirkungsdauer, da er nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Die Auswirkungen sind also sehr unterschiedlich, je nach Anwendungsbereich.
Man sollte also bei den möglichen Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf keinen Fall verallgemeinern. Wenn man ein Mittel das zur Spritzung zugelassen ist, gießt, verändern sich die Wartezeiten erheblich. Wenn man ein Mittel das zur Anwendung im Boden zugelassen ist, auflöst und spritzt, ändert sich die Giftigkeit für den Anwender und andere Organismen.

Ich denke also, du kannst deine Pflanzen mit diesem Mittel behandeln, solange du drauf achtest, den Spritznebel nicht selbst einzuatmen. Wenn sie später mal rauskommen, sollten sie für Bienen keine Gefahr mehr darstellen.

Du hättest dir alternativ auch ein anwendungsfertiges Präparat auf Kaliseifenbasis kaufen können, die wirken gegen freisitzende Blattläuse ebenso gut.

Grüße H.-S.
Pflanzendoktor*in
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 18.03.2012 - 08:44 Uhr  ·  #6
Hesperis, die Graphen beziehen sich zwar auf Pyrethroide, aber in dem Artikel stand auch:

Zitat
In der Praxis belegen Studien, dass Pyrethrum noch nach Monaten, Chlorpyrifos oder synthetische Pyrethroide wie Permethrin und Allethrin noch nach Jahren in Wohnungen nachweisbar sind. Auch der Wirkungsverstärker Piperonylbutoxid trägt zu einer jahrelangen Belastung der Raumluft bei.


Luoar wollte ja auch im Innenraum spritzen. Oder meinst du, der Autor der Publikation bezieht sich hier auf Pyrethrum, welches für die Ungezieferbekämpfung in Innenräumen angewandt wird?
Wenn du allerdings sagst, dass Pyretrine garantiert mit den ersten UV-Strahlen zerstört werden, dann wären des TEs Bedenken ja sowieso überflüssig.

lg marie
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Re: Bienengefährliches Spray - Überhaupt nicht anwendbar?

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Gepostet: 18.03.2012 - 10:07 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von Gluggsmarie
Oder meinst du, der Autor der Publikation bezieht sich hier auf Pyrethrum, welches für die Ungezieferbekämpfung in Innenräumen angewandt wird?


Genau, so viel ich weiß sind diese Untersuchungen durchgeführt worden um die Auswirkungen der Anwendung im Hygienebereich, Vorratsschutz und Bautenschutz zu überprüfen.

Pyrethrum und später die Pyrethroide wurden gegen Vorratsschädlinge und gegen Holzschädlinge angewandt. Im Gegensatz zu Pflanzenschutzmitteln, wo schon damals (es gibt sie ja schon seit 40? Jahren oder sogar länger) umfangreiche Untersuchungen im Zulassungsverfahren notwendig waren, wurden sie im sonstigen Bereich eher sorglos angewandt.
So kam es, dass Mittel die für Dachstühle (unbewohnt) gedacht waren, auch in Wohnräumen angewandt wurden. Die gleichen Mittel waren gegen Schädlinge im Haus in Vorratsschränken oder ähnlichem vorgesehen, die Leute kamen auf die Idee damit ihre Matratzen gegen Hausmilben einzusprühen.

In der Gebrauchsanleitung stand damals: bei bestimmungsgemäßem Gebrauch unschädlich für...
Die lange Liste an Vorsichtsmaßnahmen die beim Pflanzenschutzmittel mit dem gleichen Wirkstoff angehängt war, fehlte da einfach (da nicht gesetzlich vorgeschrieben). Man kann das sicherlich im günstigsten Fall als Verharmlosung betrachten.

Dann kam man aufgrund mehrer Fälle mit Nervenschäden die nicht zuzuordnen waren darauf, diese Wirkstoffgruppe nochmal näher zu betrachten. Wie ich oben schon schrieb, gelangen sie über die Lunge in den Blutkreislauf und dann irgendwie zu Nervenzellen an die sie sich ankoppeln. Und da gehen sie dann nicht wieder weg!

Diese Fälle stammten aus dem nicht sachgemäßen Gebrauch von Vorratsschutz und Holzschutzmitteln. Wie in dem Link beschrieben, sind sie unter Lichtabschuß enorm lange haltbar und geben immer wieder Bestandteile an die Raumluft ab die der Mensch dann einatmet. Dieser Effekt wurde zum Beginn der Anwendung dieser Mittel offenbar übersehen oder unterschätzt.
Eines dieser Mittel wurde auch für die Behandlung von liegendem Holz (Stämme) eingesetzt. Es wurde auf die Rinde gesprüht damit nicht nachträglich noch Borkenkäfer sich einbohren. Da die Rinde aus totem Material besteht wurde es auch da lange nicht abgebaut, anders als auf grünen Pflanzenteilen. Auch das ist keine Pflanzenschutzmittelindikation sondern gehört in den Bereich Vorratsschutz.

Ich beobachte auch heute noch (die Internetforen machen`s möglich) dass Gebrauchsanleitungen nicht genau gelesen bzw. die Formulierungen nicht wörtlich beachtet werden. Anwendungen werden nach eigenem Gutdünken verändert, ohne sich um die Folgen weiter Gedanken zu machen. Frei nach dem Motto: das funktioniert bestimmt, die Firmen wollen uns das aus Profitgründen bloß nicht sagen.

Ich halte den Einsatz natürlichen Pyrethrums, wie es in dem Celaflor Naturen Hortex drin ist, zur Blattlausbekämpfung für vertretbar, solange man es (nur bei nichtblühenden Pflanzen) draußen anwendet (und die Pflanze erst nach dem Antrocknen des Belages wieder reinholt), darauf achtet dass man nichts vom Spritznebel einatmet und auch dafür sorgt, dass nichts davon unkontrolliert irgendwo anders hinfliegt

Grüße, H.-S.
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Krankheit oder Schädling? Braune Blätter, kleine Tiere, was tun?
Neben den verbreiteten Schädlingen wie Blattläuse, Spinnmilben, Wollläuse, Schmierläuse, Schildläuse, Thripse, Weiße Fliege und Trauermücken gibt es auch häufige Pilzerkrankungen wie echten und falschen Mehltau, Rost und Schimmel, die zu Flecken und Schäden an der Pflanze führen. Neben den chemischen Mitteln wie Insektizide und Fungizide gibt es auch oft gute Hausmittel zu Bekämpfung der Krankheiten oder Schädlinge. Ein optimaler Standort bezüglich Licht und Boden, die richtige Erde oder ein neues Substrat sowie regelmäßiges Düngen können eine Pflanze stärken und unanfälliger gegen Schädlingsbefall und Krankheiten machen.

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