Apfelbaum: schneiden oder fällen?

 
Azubi
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Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 08:34 Uhr  ·  #1
Guten Morgen an alle,
habe vor einiger Zeit einen Garten von einem ältern Herrn übernommen. Dort stehen auch einige Apfelbäume, die jedoch lange nicht gepflegt wurden. Leider habe ich von Baumpflege keine Ahnung. Jetzt stellt sich bei zwei Bäumen die Frage "ob da noch was zu machen ist", denn jeweils sieht der untere Stamm der Bäume nicht gut aus. Die Rinde hat sich um den halben Umfang bis in eine Höhe von knapp einem Meter gelöst. Oben sind die Bäume total "geschossen", dh. viele "Antennen". Obst hatten sie bisher nur extrem wenig (halbes Dutzend Äpfel - klein und schrunzelig).

Ist das nun ein Fall für die Motorsäge und eine Neupflanzung?
Vielen Dank für eure sachkundigen Meinungen.

Gruß Werner
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 09:06 Uhr  ·  #2
Hallo Kirchi!
Nun im Namen meines Schwiegervaters (wir haben nämlich einen riesigen Apfelbaumgarten) würde ich meinen dass das Fällen doch ein wenig drastisch wäre.
Jetzt ist die Zeit die Bäume zu schneiden. d.h. alle langen Wassertriebe einzukürzen. So kannst du ihnen eine tolle Frisur verpassen.
Zur Rinde: Ich empfehle dir die (falls) offenen, d.h. feuchten Stellen mit einer Wundpaste zu behandeln (gibst im Fachgeschäft für Landwirtschaft). Ich hoffe ich kann dir weiterhelfen, schliesslich sind das quasi die "Worte" meines Schwiegervaters

Hier ist unser Obstgarten.[attachment=0]1394870496268.jpg[/attachment]
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 10:51 Uhr  ·  #3
@Kirchi: Dem abgebildeten Baum ist nicht mehr zu helfen, den kannst du roden.

@scilla sipos: Deinem Schwiegervater empfehle ich den Besuch eines Lehrgangs zur Baumpflege.

Grüße H.-S.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 12:04 Uhr  ·  #4
@Hesperis. Harte Worte Ich bin ja keine Fachfrau für Baumpflege, aber unser Obstgarten ist schon in der 3. Generation und Obst haben wir immer massig ( was mir nicht immer gefällt ). Zugegeben ich hab zwar immer nur geschaut wie mein Schwiegervater das macht, und sogesehen ist meine Erklärung sicher lückenreich.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 13:43 Uhr  ·  #5
Moin,

ein Baum dessen Stamm derart bloßgelegt ist, sollte gerodet werden oder eignet sich höchstens noch als Klettergerüst für eine schöne Kletterpflanze. Irgendwann wird er aber zusammenbrechen. Da kann auch ein Schnitt nicht mehr helfen.

Die Empfehlungen mit Spätwinterschnitt und verstreichen von Wunden werden immer wieder gegeben, entsprechen aber in keinem Fall mehr dem aktuellen Wissenstand. Es ist sogar für den Baum das Schlimmste was man machen kann! Ein Frühsommerschnitt zur besten Wachstumszeit und ein natürliches Abtrocknen der Wunden ist deutlich besser. Ausnahmen gibt es immer, aber hier stimmt es.

@csilla sipos, leider hat Deine Familie 3 Generation lang einen Schnitt durchgeführt, der die Pflanzen stärker schädigt und vergreisen lässt. Sie haben es aber sicher unwissentlich (!) falsch gemacht. Damit stehen sie definitiv nicht alleine denn überall wird noch diese Methode propagiert. Es wurde in Langzeitversuchen festgestellt, daß der von euch ausgeführte Schnitt für den Baum aber mehr schlecht als recht ist.
Die Bäume in eurem Obstgarten sind, so wie ich es erkennen kann, hauptsächlich auf Blüte geschnitten und es scheint kein verjüngender Zuwachs stattzufinden. Auch ist keine Organisation der Bäume in Leit- und Nebentriebe zu erkennen. Ausserdem sind die oberen Bereiche der Kronen zu dicht und beschatten die unteren Partien. Physiologisch sind sie also nicht gut aufgebaut und dadurch vergreisen sie so langsam.
Das viel Obst an euren Bäumen hängt hat in diesem Fall leider wenig Aussagekraft, weil eine Pflanze, der es nicht gut geht, versucht viele Samen (also Äpfel) zu produzieren um zu entfliehen (meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich ). Hesperis hat es sicher sehr prägnant und knackig ausgedrückt, aber leider hat er Recht (seine Fachkompetenz ist absolut unbestritten). Nimm es ihm aber nicht übel, so antwortet er sonst nicht.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 15:42 Uhr  ·  #6
Alles klar da werd ich mir noch überlegen ob ich in die Familie einheirate, wenn die mehr schlecht als recht schneiden.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 15.03.2014 - 17:00 Uhr  ·  #7
Na,

mach mal, die Familie hat bestimmt noch viele positive und liebenswerte Eigenschaften. Ist aber mal was Neues, "schneid meinen Apfelbaum und ich sag Dir, ob wir zusammenkommen"
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 16.03.2014 - 08:48 Uhr  ·  #8
Guten Morgen und danke für die Empfehlungen.
Insgesamt habe ich im Garten 15 Apfelbäume. Zwei davon werden nun wohl der Säge anheim fallen.
Mal sehen, was ich als Ersatz pflanze!

Noch eine Frage zum Schneiden (ist mir klar, daß diese Wissenschaft nicht mit ein, zwei Sätzen erklärbar ist):
Mein Vorgänger wollte wohl die Bäume niedrig halten, dh. die sind alle mehr oder weniger flach oben. Da das Grdstck. unterhalb einer stets gedüngten Industriewiese liegt, brauche ich mich um Nährstoffe wohl kaum zu kümmern. Nachteil: auf den waagrechten Ästen schiessen die Antennen nur so hoch. Bleibt da was anderes übrig, als die Schösse jährlich zu entfernen. Wohl kaum. Die ursrüngliche Wachstumsform wieder hinzukriegen dürfte wohl schwierig sein, oder? Was meint ihr?

Danke & schönen Sonntag
Gruß Werner
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 16.03.2014 - 22:15 Uhr  ·  #9
@ Plantsman. Wohl eher "zeig mir ob du Blumen magst". Ich weiss das gehört hier rein, aber ich fand deinen Satz so niedlich
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 16.03.2014 - 22:44 Uhr  ·  #10
@ Kirchi: bei der Auswahl der Sorten läßt Du Dich am besten in einer örtlichen Baumschule beraten. Die wissen, welche Sorten in Eurer Gegend am besten gedeihen. Nützlich wäre, wenn Du denen so viel Informationen wie möglich geben könntest bzgl. Bodenbeschaffenheit, etc.

Natürlich wäre es sinnvoll zu wissen, welche anderen Sorten Du schon im Garten hast, damit Du entscheiden kannst, ob Du von einer bestimmten Sorte noch einen weiteren Baum willst, oder lieber etwas anderes.
Da man das mit den Sorten i. d. R. nicht weiß, ist es nützlich, sie frühzeitig umzuschauen, wann und wo im Spätsommer oder Herbst Apfelbestimmungen durchgeführt werden (Sonderveranstaltungen in Baumschulen, Obst- und Gartenbauvereinen, etc.). Zur Vorbereitung kannst Du jetzt bereits anfangen, Dir für jeden Baum die Zeitpunkte der Blüte, des Blattaustriebs und der Erntereife zu notieren. Auch Photos von Blüten, Blättern und Früchten sind nützlich (Makroaufnahmen). Dann brauchst Du zum Zeitpunkt der Bestimmung noch bis zu 5 typische Früchte von jedem Baum.
Bzgl. des Zeitpunkts der Blüte und des Blattaustriebs wäre es evtl. nützlich zum Vergleich die entsprechenden Zeitpunkte einiger Wildbüsche wie Weißdorn o. ä. zu haben?

Diese Apfelsortenbestimmungen werden zeitlich eigentlich immer so durchgeführt, daß sie deutlich vor Beginn der Pflanzzeit im Spätherbst stattfinden. Das gibt Dir dann Zeit, Dir über die Sorten Gedanken zu machen, die Du pflanzen willst.



Auch unabhängig von der Neupflanzung ist es bei einer so großen Zahl von Bäumen immer nützlich, die Sorten zu kennen. Man weiß so dann z. B., welche Sorten welche Lagereigenschaften haben, etc.



Das mit der Wuchsform und dem "niedrig halten" läßt sich ja bei der Neupflanzung bis zu einem gewissen Punkt auch über die Sortenauswahl steuern, insbesondere über die Frage, welche Sorte da auf welche Unterlage gepfropft wurde, etc. Auch hier ist eine Beratung in der Baumschule sehr wichtig.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 17.03.2014 - 13:33 Uhr  ·  #11
Es gibt in Baumschulen immer mal wieder so Kurse zum Thema Baumpflege etc, das ist immer echt hilfreich. Den abgebildeten Baum würde ich fällen, die anderen stark zurück schneiden....
Azubi
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 17.03.2014 - 17:39 Uhr  ·  #12
Hallo zusammen,
zunächst mal herzlichen Dank für die Ratschläge und die freundliche Aufnahme hier im Forum.

@cle93
Habe voriges Jahr einen Grundkurs besucht. Das war hilfreich, um überhaupt mal einen Überblick zu bekommen. Meine Bäumchen sind wohl weniger für Anfänger. Muß mal schauen, wann es einen weiteren Kurs gibt.

@scrooge
Der Boden ist überwiegend lehmig; darüber so ca. 30cm Mutterboden (weiteres weiß ich darüber nicht).
Sinnvollerweise hat mir mein Vorgänger einen Zettel hinterlassen, auf dem die Sorten notiert sind:
Zwei Bäume haben das "Rindenproblem". Das sind Cox. Den besten Ertrag mit gleichzeitig bester Lagerfähigkeit hatte ich mit einem Jonagold. Desweitern stehen auf dem Stück noch: Melros, Goldpar, Gold Del, James Grieve, Alkmene, Ontario, Idared, Robinette, Donna Ville.

Aus dem Jonagold habe ich mir vier Bäumchen nachgezogen. Die sind aber noch winzig (30-40cm)
Was müßte ich den für ein größeres Bäumchen (1m bis 1,50) veranschlagen.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 17.03.2014 - 18:04 Uhr  ·  #13
Zitat geschrieben von cle93
...die anderen stark zurück schneiden....

Eine mutige Aussage ohne die überhaupt gesehen zu haben.

Gibt es von dem flachen Überbau mal ein Beispielfoto, dann gibt es auch eine Schnittempfehlung

Zitat geschrieben von kirchi
Aus dem Jonagold habe ich mir vier Bäumchen nachgezogen. Die sind aber noch winzig (30-40cm)
Was müßte ich den für ein größeres Bäumchen (1m bis 1,50) veranschlagen.

Hast du die aus den Kernen gezogen?
Was meinst du mit "veranschlagen"? Preislich oder platzmäßig oder noch anders?

Grüße H.-S.
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 17.03.2014 - 19:20 Uhr  ·  #14
@hesperis
Ja, war bißchen mißverständlich ausgedrückt! "Was muß ich ausgeben für solch ein Bäumchen (Hausnummer)?

Da die letzten Tage so schönes Wetter war und ich Zeit hatte, habe ich einigen Bäumen die "Antennen" enfernt.
Werd mal paar Bilder machen bei Gelegenheit.

... und ja die Bäumchen sind aus Kernen gezogen. War ein Versuch für meinen Sohn. Entweder Kerne mitessen oder Bäumchen draus ziehen!

LG Werner
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Re: Apfelbaum: schneiden oder fällen?

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Gepostet: 17.03.2014 - 21:51 Uhr  ·  #15
Um gleich mal mit dem nächsten Vorurteil aufzuräumen: Aus Jonagold-Kernen werden keine Jonagold-Apfelbäume! Das hat mit Genetik zu tun und wurde im Forum schon oft behandelt. Um einen Jonagold-Apfelbaum zu erhalten wird eine Unterlage (meist ein anderer Apfelbaum oder Quitte) als Wurzelbildner eingesetzt. Dieser Wurzelbildner entscheidet wesentlich über Wuchsform, Wuchshöhe und Ausprägung der Edelsorte. Auf den Wurzelbildner wird ein Ästchen, genannt Edelreis (in dem Fall der gewünschte Jonagold), aufgesetzt bzw. veredelt. Es ist schön mit anzusehen, wie aus einem Kern in vielen Jahren ein Apfelbaum werden kann. Man sollte sich aber von dem Gedanken trennen, dass dieser Baum eine bestimmte Sorte trägt. Die oben beschriebene Vorgehensweise betrifft ausnahmslos alle bekannten Apfelsorten, die man unter irgendeinem Namen kaufen kann. Das heißt, alle Jonagold-Apfelbäume (sofern es tatsächlich z.B. Jonagold sind) stammen ursprünglich weltweit von einem einzigen Baum ab, der in irgendeinem Jahr in einer Kultur als Auslese oder Zufallssämling erkannt und kultiviert wurde.
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Pflegen & Schneiden & Veredeln

Worum geht es hier?
Richtige Pflanzenpflege, schneiden und veredeln...
Die richtige Pflege von Pflanzen umfasst das Düngen (welcher Dünger und wie oft düngen), Schneiden (wie schneiden und wann wird geschnitten), Wässern (wieviel Wasser und wie oft gießen), Standort der Pflanze (wieviel Licht oder Schatten), Boden (welche Erde oder Substrate), Überwinterung (wie überwintern und bei welchen Temperaturen, winterharte oder nicht), Veredelung (welche Technik zum veredeln, okulieren, anplatten oder pfropfen).

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