Ackerschachtelhalm mit MCPA + Dicamba bekämpfen, vernichten

 
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Ackerschachtelhalm mit MCPA + Dicamba bekämpfen, vernichten

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Gepostet: 28.08.2012 - 07:26 Uhr  ·  #1
Zwar hat der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) durchaus seine Vorzüge und findet Verwendung in vielen Bereichen. Dennoch ist die auch Zinnkraut oder Katzenwedel genannte Pflanze als Unkraut zu betrachten. Sie aus dem heimischen Garten zu entfernen, ist aufgrund ihrer Beschaffenheit ebenfalls nicht gänzlich unproblematisch. Darüber hinaus ist das Zinnkraut auch eine Zeigerpflanze, das heißt, sie gibt Auskunft über die Bodenbeschaffenheit, was ergänzend zur Bekämpfung genutzt werden kann.


Ausreißen oder Zupfen sowie Häckseln hilft nicht gegen Acker-Schachtelhalm

Was es so erschwert, den Ackerschachtelhalm erfolgreich aus dem Garten zu verbannen, ist der Umstand, dass es ein Geophyt oder auch Kryptophyt ist, der Rhizome ausbildet. Diese hauptsächlich unter der Erde als Sprossachsensystem wachsenden Rhizome sind nichts anderes als Überdauerungsorgane. Diese breiten sich wurzelähnlich bis zu einem Meter horizontal aus und stoßen bis zu zwei Meter tief. Jedes einzelne der Rhizome treibt neue Halme aus. Deshalb hilft das Entfernen der oberirdischen Halme nicht. Ebenso ist weder pflügen noch häckseln eine Alternative, da die einzelnen Rhizome so erst richtig verteilt werden und das Problem von zu viel Acker-Schachtelhalm buchstäblich angefeuert wird.

Herbizide können für Abhilfe sorgen, jedoch nicht alle

Nachdem es ein solch großes Problem ist, das Unkraut in den Griff zu bekommen, hat auch das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern Versuchsreihen gestartet, in denen die Bekämpfung des Acker-Schachtelhalms mit verschiedenen Herbiziden getestet wurde. Die folgenden Herbizide und deren Wirkstoffe wurden eingesetzt:

- Barnvel M, Wirkstoff MCPA und Dicamba
- Basta, Glufosinat
- Genoxone, 2,4-D (2,4-Dichlorphenoxyessigsäure) Triclopyr
- Katana, Flazasulfuron
- Katana zusammen mit Roundup Ultra Max mit den Wirkstoffen aus beiden Mitteln
- Oratio 40 WG, Carfentrazone
- Roudnup Ultra Max, Glyphosat
- U46 D-Fluid, 2,4-D
- U46 M-Fluid, MCPA

Die Rhizome müssen ebenfalls unschädlich gemacht werden

Entsprechend der vorangehend erwähnten Eigenschaft der Rhizome-Bildung ging es bei der Behandlung nicht nur darum, die oberflächlich sichtbaren Acker-Schachtelhalme zu schädigen, sondern natürlich auch die Neutriebbildung. Je nach eingesetzten Mitteln zeigte sich hier keine bis sehr gute Wirkung. Eine der besten Ergebnisse erzielte Katana und Barnvel. Der Einsatz von Katana ist allerdings in zweifacher Hinsicht mit einer gewissen Skepsis zu betrachten. So besteht für den Gartenbau keine Freigabe, sondern nur für die landwirtschaftliche Nutzung. Das geht großteils auf den zweiten Punkt zurück, weshalb von Katana eher abzuraten ist: das Herbizid baut sich nur sehr schlecht ab, insbesondere im Grund-, Seen- und Flusswasser kann es zu ernsthaften Schädigungen kommen.

Eine Kombination Herbizide und natürliche Maßnahmen ist sinnvoll

Dem gegenüber stehen andere Herbizide, welche sogar noch weitere Vorzüge mit sich bringen, denn wegen der Eigenschaften des Acker-Schachtelhalms schonen sie den restlichen Gartenpflanzenbestand. Dabei geht es um solche Mittel, die MCPA und Dicamba enthalten, also beispielsweise Dicotex oder Banvel. Denn diese Herbizide greifen nur zweikeimblättrige Pflanzen wie den Schachtelhalm an. Geht es darum, dass das Unkraut von einer Rasenfläche entfernt werden soll, besteht somit keine Gefahr, dass das Gras ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird. Außerdem haben diese Herbizide bei entsprechender Menge eine Freigabe für den Kleingarten. Hierzu gehören die Dicotex Gebinde in 300ml und 500ml.

Acker-Schachtelhalm wächst nicht auf jedem Boden und das lässt sich ausnutzen

Jedoch ist nicht das ganze Jahr gleichermaßen zur Ausbringung der Chemikalien geeignet. Viele Herbizide lösen bei Pflanzen einen Schnellwachstum aus, dadurch verbrauchen sie zu viel Energie und verbrennen regelrecht. Demzufolge muss das Mittel dann ausgebracht werden, wenn die Pflanzen wachsen, also Frühjahr und Sommer. Gleichzeitig lassen sich noch weitere Maßnahmen einleiten, die dann im Zusammenspiel mit den Herbiziden langfristig Erfolg zeigen. Eine hohe Population an Acker-Schachtelhalm ist ein Zeichen dafür, dass der Boden sehr kalkarm und verdichtet ist. Eine regelmäßige und angemessene Verteilung von Kalk wirkt dem Unkraut also auch entgegen.

Bedacht vorgehen und die Natur dabei schonen

Ebenso wirksam ist längerfristig das Auflockern des Erdreichs. Das bringt zudem den Vorteil, dass auch wieder viele Würmer den Boden besiedeln werden und so ihren Beitrag zum biologischen Gleichgewicht beitragen können. Der Einsatz der genannten Herbizide ist ebenfalls schonend, haben diese Mittel doch eine relativ geringe Halbwertzeit von wenigen Wochen. Gilt es also nur, dem Ackerschachtelhalm kurzfristig zu Leibe zu rücken, kann unter Berücksichtigung der Sicherheitsbestimmungen ruhigen Gewissens MCPA und Dicamba haltiges Herbizid verwendet werden - besonders, wenn die Fläche wie erwähnt mit natürlichen Hilfsmitteln langfristig vor dem Unkraut geschützt werden soll.

Tipp: Der Unkrautvernichter gegen Ackerschachtelhalm

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Detailaufnahme - Ackerschachtelhalm
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