Baum des Jahres 2012 - Europäische Lärche - Larix decidua

 
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Baum des Jahres 2012 - Europäische Lärche - Larix decidua

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Gepostet: 20.10.2011 - 17:43 Uhr  ·  #1
Baum des Jahres 2012 proklamiert:
Die Europäische Lärche - „ein wertvoller Waldbaum“


Berlin. Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, hat am 20. Oktober 2011 in Berlin die vom Kuratorium Baum des Jahres gewählte Europäische Lärche, Larix decidua, zum Baum des Jahres 2012 ausgerufen. Die Schirmherrschaft hat Frau Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz übernommen. Neue Deutsche Baumkönigin ist Isabel Zindler.
Im Jahr 2012 steht mit der Europäischen Lärche eine besonders filigrane Baumart im Mittelpunkt. Sie ist ursprünglich ein Baum der Alpen und Karpaten und kommt bis in Höhenlagen von über 2000 Metern vor. Dort kann sie die Baumgrenze bilden und wichtige Lawinenschutzfunktionen übernehmen. In Deutschland ist die Europäische Lärche inzwischen in den Mittelgebirgen und auch in der Ebene verbreitet, nimmt aber nur etwa ein Prozent der Waldfläche ein.
Als einzige heimische Nadelbaumart wirft sie ihre Nadeln im Herbst ab und zeigt vorher eine spektakuläre, goldgelbe Herbstfärbung - und das zarte helle Grün der neuen Nadeln im zeitigen Frühjahr ist auch sehr dekorativ. Warum die Europäische Lärche ihre Nadeln im Gegensatz zu all den anderen immergrünen Nadelbäumen abwirft, ist bisher nicht eindeutig ergründet. Wahrscheinlich, weil sie ohne Nadeln Temperaturextremen besser widerstehen kann - und die kommen in ihrer angestammten Heimat, im Hochgebirge, häufig vor. Kaum eine andere heimische Baumart ist so frosthart: Die Lärche hält extreme Minusgrade von bis zu minus 40 Grad Celsius aus.
Dort im Hochgebirge findet man beeindruckende Lärchen - einzeln stehende alte Baumgestalten, die allen Witterungsunbilden widerstanden haben. Sie sind teilweise über 1000 Jahre alt, haben also schon Karl den Großen bei seiner Alpenüberquerung erlebt.


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Waldbau
Besondere Nährstoffansprüche hat die Europäische Lärche nicht. Sie gehört zu den sogenannten Pionierbaumarten, die Rohböden und Kahlflächen als erste besiedeln. Sie ist, wie die anderen Pionierbaumarten auch - beispielsweise Birken oder Kiefern - sehr lichtbedürftig („Lichtbaumart"). Später hinzukommende schattenverträgliche Baumarten sind dann konkurrenzkräftiger - so haben sich die Europäischen Lärchen nur in speziellen Gebirgsräumen oder durch forstliche Hilfe im Flachland halten können.
In Buchenwäldern spielt die Europäische Lärche eine zunehmend wichtige Rolle. Sie trägt dort zur Arten- und Strukturvielfalt bei - und sie liefert eines der wertvollsten und härtesten heimischen Nadelhölzer.

Nutzung
Durch den hohen Harzgehalt ist Lärchenholz überaus dauerhaft. Die Bereiche, in denen es verwendet wurde und auch heute noch verwendet wird, sind sehr zahlreich, sowohl im Außen- als auch im Innenbereich. Im Außenbereich kommt Lärchenholz ohne Imprägnierung aus. Es ist das beste Holz für Kübel und Bottiche, sagen die Böttcher.

Ein heute schon historisches Bauwerk aus Lärchenholz ist der 1935 errichtete Sendeturm des Senders Gleiwitz (damals Oberschlesien, heute Polen). Der fingierte Überfall auf den Sender diente den Nationalsozialisten als Vorwand für den wenige Stunden später begonnenen Polenfeldzug und markierte somit den Beginn des 2. Weltkrieges. Der 118 Meter hohe Holzturm steht noch heute, er ist der höchste der Welt.

Aus dem Harz der Lärche wird Terpentin gewonnen, daraus dann ein wertvolles Terpentinöl, ein wirksames Heilmittel und die Grundlage für Heilsalben. Rezepte wurden schon bei den Römern beschrieben. Grüne Lärchennadeln als Badezusatz sollen Wunder bewirken und Inhaltsstoffe von Holz und Nadeln werden heute in der Kosmetikindustrie verwendet.

Eine weitere Lärchenart in Deutschland
Die Europäische Lärche hat eine auch in Deutschland verbreitete Schwester, die Japanische Lärche. Diese ist etwas resistenter gegenüber dem Krebsrisiko der Europäischen Lärche. Auch Hybride zwischen diesen beiden Arten kommen vor.

Lärche und Luftqualität
Gegen die meisten Schadstoffe ist die Europäische Lärche relativ tolerant, wohl auch, da sie jeden Nadeljahrgang im Herbst abwirft. Nur Ozon macht ihr Probleme. Nach neuesten Untersuchungen in England ist die Europäische Lärche die Baumart mit dem höchsten Potenzial zur Verbesserung der Luftqualität in Städten. Es sollten daher mehr Europäische Lärchen in den Städten gepflanzt werden. Auch in Gärten wäre sie passend: Sie lässt viel Licht durch, treibt sehr früh im Frühling aus und verfärbt sich spät im Herbst.

Mythologie
Die Europäische Lärche war vor allem im Gebirgsraum schon zu Urzeiten von besonderer mythologischer Bedeutung. Sie galt als Wohnstatt wohlgesonnener Waldfeen, die verirrte Wanderer auf den rechten Weg geleiteten. Sie gab den Armen Geldbeutel, die niemals leer wurden, Brotkästen, die ewig gefüllt blieben und Käselaibe, die stets nachwuchsen.
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Die Europäische Lärche, Larix decidua, wurde am 20. Oktober 2011 zum Baum des Jahres 2012 - vom Kuratorium Baum des Jahres - in Berlin gewählt.
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Re: Baum des Jahres 2012 - Europäische Lärche - Larix decidua

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Gepostet: 20.10.2011 - 17:50 Uhr  ·  #2
Die Europäische Lärche
Martin, der erste Baumbotschafter für Kinder, schreibt:


Lerche - Lärche: Die eine ist ein Vogel, die andere ein erstaunlicher Nadelbaum - der einzige heimische Nadelbaum nämlich, der im Winter seine Blätter verliert.

Vor einigen Jahren war ich mal in den Alpen wandern - und da findet man die Europäische Lärche ganz oben an der Baumgrenze, wo die meisten anderen Baumarten gar nicht mehr wachsen können. Dort ist es im Winter manchmal so kalt, dass es vielleicht eine ganz gute Idee von dem Baum ist, die Blätter oder Nadeln abzuwerfen - so hält es die Lärche bis minus 40 Grad Celsius aus!
Damit sie dann aber im Frühjahr wieder schnell loswachsen kann, treibt sie ganz früh aus - ich habe beobachtet, dass die Lärche hier im Norddeutschen Tiefland meist der erste Baum ist, der austreibt. Das frische, helle Grün sieht dann richtig Klasse aus.

Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Europäische Lärche gut als Stadtbaum eignet. Sie kann auch in schlechter Luft noch ganz gut überleben. Vielleicht liegt das ja auch daran, dass sie die Nadeln abwirft. So sind sie, die den ganzen Dreck aus der Luft filtern, am Ende des Jahres erst mal weg, der Dreck kann die Nadeln und damit den Baum dann nicht so sehr schädigen.

Aber bevor der Baum im Herbst die Nadeln wieder abwirft, leuchtet er noch einmal goldgelb auf. Tiefstehende, rote Sonnenstrahlen auf gelben Lärchennadeln - das sieht super aus!
Es ist eine gute Idee, Europäische Lärchen zu pflanzen, zum Beispiel an sonnigen Plätzen beim Kindergarten oder im Schulhof. Man kann ja mal den Bürgermeister fragen - in vielen Orten gibt es heute schon „Jubiläumswälder" in denen oft die verschiedenen „Bäume des Jahres" gepflanzt werden. Wir helfen Euch, wenn Ihr bei Eurer Baumschule keine Pflanzen bekommt. Schreibt an info[at]baum-des-jahres.de oder schickt eine Postkarte an: „Baum des Jahres", Kneippstr. 15, 05615 Marktredwitz.

Es gibt übrigens noch eine zweite Lärchenart in Deutschland - die Japanische Lärche. Sie wurde früher angepflanzt, weil sie in Gebieten mit höherer Luftfeuchte (also im mehr atlantisch geprägten Nordwesten Deutschlands) besser zurechtkommt als die Europäische Lärche. Man erkennt sie an den rötlichen Trieben (die Europäische Lärche hat gelbe) und an den Zapfen, die ein bisschen wie eine kleine braune Rose aussehen.

Die Lärche liefert übrigens auch ein ganz tolles, rötliches Holz, das draußen ohne Imprägnierung oder Farbe überdauert. Man kann zum Beispiel einen Fahrradschuppen aus Lärchenholz bauen - und oben ein Grasdach drauf setzen. Ob der auch so lange hält wie Wasserbauten (z.B. auch Bootsbau und Wasserleitungen), wo Lärchenholz über 500 Jahre halten soll?
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