Kunstlicht - Tutorial

 
Hauptgärtner*in
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Kunstlicht - Tutorial

 · 
Gepostet: 19.05.2011 - 11:59 Uhr  ·  #1
Moin,

weil das Thema sicherlich häufiger auftaucht, habe ich mal meinen Gartenbau-Sachbericht abgetippt und etwas überarbeitet. Ich denke, er bietet vielen leuten hier zumindest eine kleine Grundlage zum Thema Kunstlicht.
Da ich im Zierpflanzenbau gelernt habe, ist dieser Sachbericht auch auf den Produktionsgartenbau ausgelegt und weniger auf den heimischen Gebrauch, wobei das natürlich genau so möglich ist.




Kunstlicht


Kunstlicht spielt im Gartenbau eine große Rolle.
Zum einen kann durch eine Zusatzbelichtung mit photosynthetisch wirksamem Licht die Photosyntheseleistung der Pflanze während lichtarmer Zeiten gesteigert werden, zum anderen können photoperiodisch reagierende Pflanzen mit Hilfe von Kunstlicht beeinflusst werden.


Licht / Begriffserklärung

Die Sonne sendet Strahlen mit unterschiedlichen Wellenlängen aus, von denen die Pflanzen für die Photosynthese allerdings nur den sichtbaren Teil des Lichtes nutzen können. Von Blau (ca. 400nm [Nanometer]) bis rot (ca. 700nm).
Wenn man weißes Licht durch ein Prisma leitet, wird es entsprechend der verschiedenen Wellenlängen gebrochen und in seine Spektralfarben zerlegt. Die Spektralfarben sind jene, welche man auch im Regenbogen erkennt. Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett.

Der spektrale Bereich des Lichtes, der für die Pflanzen nutzbar ist (PAR = Photosynthetically active radiation) wird in W/m² angegeben. Dieser Strahlungsanteil (PAR) geteilt durch die Leistung der Lampe (lm) ist ein Index für die Effektivität einer Lampe.

Da die meisten Lampen eine andere spektrale Energieausstrahlung haben als die Sonne, sollte man bei der Auswahl von Lampen zur Belichtung von Pflanzen darauf achten, dass sie das richtige Spektrum (spektrale Lichtverteilung) haben.
Entscheidend für die Photosynthese ist aber nicht nur das richtige Spektrum (Lichtqualität), sondern auch die richtige Intensität des Lichtes, gemessen in Lux (lx). Die Photosynthese ist am stärksten, wenn das Licht der Lampe eine Intensität von mindestens 10.000 Lux erreicht. Die Sonne schafft an einem klaren Sommertag bis zu 120.000 Lux.

Die Leistung einer Lampe, also die Menge Licht, die eine Lampe auf einen Quadratmeter ausstrahlt, wird in Lumen (lm) gemessen. Ein Lumen entspricht dabei einem Lux pro Quadratmeter.


Lampenarten

Lampen mit hohem Blauanteil im Licht (ca. 400 – 450nm) sorgen für ein buschigeres, gedrungeneres Wachstum, während Lampen mit rot-orangem Spektrum (ca. 600 – 700nm) für die Blüten- und Fruchtbildung optimal sind und die Pflanzen eher vergeilen lassen.

Zur Belichtung von Pflanzen werden vor allem Gasentladungslampen, aber auch Leuchtstofflampen benutzt.
Die, im Gartenbau, am häufigsten verwendete Gasentladungslampe ist die Hochdruck-Natriumdampflampe, welche im rot-orangen Spektralbereich strahlt. Darüber hinaus gibt es das entsprechende Pendant im blau-violetten Spektralbereich, die Hochdruck-Metall-Halogendampflampen.
Leuchtstofflampen gibt es in verschiedenen Farben und Formen, z.B. als Röhre oder als sogenannte Energiesparlampen, mit rotem Spektrum, blauem oder sogar beide Spektralfarben vereint in einer Lampe.

Gasentladungslampen gibt es in verschiedenen Stärken. Die Spanne reicht von 50 Watt (W) bis hin zu 1000W, wobei im professionellen Gartenbau überwiegend 600W-Lampen eingesetzt werden, da die Lichtausbeute, im Verhältnis zum Stromverbrauch, dort am größten ist.


Photosynthetische Belichtung (Assimilationsbelichtung)

Wie bereits erwähnt, kann eine Zusatzbelichtung mit photosynthetisch wirksamem Licht die Photosyntheseleistung der Pflanze in lichtarmen Zeiten gesteigert werden.
Als wirtschaftlicht sinnvoll gilt eine Zusatzbelichtung von 2000 – 5000 Lux. Für gewöhnlich wird das Licht in den Morgen- und Abendstunden oder bei sehr niedriger, natürlicher Einstrahlung eingeschaltet, da der Wirkungsgrad dort am höchsten ist.
Es gibt zwei gängige Möglichkeiten die Assimilationsbeleuchtung zu steuern. Zum einen mit Zeitschaltuhren, welche das Licht zu bestimmten Zeiten ein- und ausschalten, zum anderen kann dies auch mit einem sogenannten Dämmerungsschalter geschehen. Darin steckt eine Fotodiode, wie sie auch in Luxmetern (Messgeräte zur Bestimmung der Lichtintensität) verwendet wird, welche den auftreffenden Lichtstrom misst und die Lampen bei entsprechend geringer Lichtintensität automatisch einschaltet.


Photoperiodische Belichtung:

Photoperiodisch reagierende Pflanzen, also Pflanzen die auf die Sonnenscheindauer reagieren, wie z.B. der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) oder die Chrysantheme (Chrysanthemum hortorum), können durch Zusatzbelichtung (Langtagbehandlung) bzw. Verdunkelung (Kurztagbehandlung) in ihrer vegetativen und generativen Entwicklung beeinflusst werden.

Möchte man der Pflanze vorgaukeln, es wäre ein langer Sommertag, empfiehlt es sich die Pflanzen in der Nacht zu belichten (Störlicht). Um Stromkosten zu sparen wird eine sogenannte Intervallbelichtung durchgeführt. Dabei wird das Licht z.B. für 3 Minuten eingeschaltet und für 7 Minuten ausgeschaltet. Möchte man eine Tagesverlängerung von einer Stunde erreichen, würden mit dieser Methode schon 18 Minuten Belichtungszeit ausreichen, denn die Pflanzen reagieren, als würde das Licht ununterbrochen brennen. Da, um einen photoperiodischen Effekt zu erzielen, nur eine geringe Lichtintensität notwendig ist, werden für diesen Zweck oftmals Leuchtstofflampen eingesetzt, welche in der Anschaffung und im Unterhalt wesentlich günstiger sind als Hochdruck-Gasentladungslampen.




Gruß,

Kultivator
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Assimilationsbelichtung bei der Anzucht mit Hochdruck-Natriumdampflampen (600W)
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