Schleimig, warzig, gern gesehen – Erdkröten

 
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Schleimig, warzig, gern gesehen – Erdkröten

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Gepostet: 11.05.2011 - 08:00 Uhr  ·  #1
Gelegentlich trifft man sie bei sommerlichen Waldspaziergängen in der Dämmerung. Relativ groß sind sie, wirken eher plump und behäbig. Man kann sie in aller Ruhe beobachten – einen zweiten Blick sind sie alle Mal wert. Erdkröten gehören zur Familie der Echten Kröten (Bufonidae) und sind in europäischen Wäldern und Gärten noch verhältnismäßig häufig anzutreffen.

Warzige Einzelgänger
Auf den ersten Blick sind Kröten keine Schönheiten. Ihr Körper ist flach und untersetzt, die Haut warzig und feucht. Die Färbung ist sehr variabel und kann bei ein und demselben Tier von hellgelb bis schwarz schwanken. Hinter den kupferfarbenen Augen liegen auffällige Wülste, die „Ohrdrüsen“ oder Parotiden. Hier werden Hautgifte produziert, welche Beutegreifer abhalten und die Haut vor Mikroorganismen schützen. Man kann trotz des Hautgiftes die Kröten unbesorgt anfassen, sollte danach aber die Hände waschen. Anders als etwa bei den Grasfröschen sind bei Erdkröten bereits die Kaulquappen giftig. Daher lassen viele Wirbeltiere wie Fische sie in Frieden – Libellenlarven und andere Insekten fressen sie dennoch.

Laichzeit – Herrenwahl mit Damenmangel
Im März, kurz nach den Grasfröschen, kommen die Kröten aus ihren Winterverstecken und machen sich in feuchten, frostfreien Nächten auf den Weg zu ihren Geburtsgewässern, um dort zu laichen. Die Männchen sind deutlich in Überzahl, da die Weibchen nicht in jedem Jahr laichen, und versuchen bereits auf der Wanderung, eine Partnerin zu finden. Viele Paare bilden sich bereits auf dem Weg, aber erst nach einigen Tagen im Gewässer gehen die Tiere daran, ihre zwei bis drei Meter langen Laichschnüre zwischen Pflanzenstängeln aufzuspannen.

Gern genommene Leckerei: Nacktschnecken
Nun machen die Kröten sich auf zu ihren Jagdrevieren, die häufig Jahr für Jahr von demselben Tier besetzt werden. Nachdem die Tiere ihre Reviere erreicht haben, vergraben sie sich häufig nochmals, bis die Nachttemperaturen über elf Grad liegen. Nun kommen auch Jungtiere und Weibchen, die in diesem Jahr nicht gelaicht haben, aus ihren Winterverstecken. Erst im Mai gehen sie, zum ersten Mal seit dem vergangenen Oktober, auf die Jagd. Erdkröten sind nicht wählerisch – sie fressen, was sie bewältigen können. Vorwiegend erbeuten sie Regenwürmer, Nacktschnecken und diverse Insekten und sind daher als Schädlingsvertilger in Gärten gern gesehen.
Im September beginnt die Wanderung zu den Überwinterungsplätzen, welche ungefähr einen halben Kilometer vom Laichgewässer entfernt liegen. Dort suchen sie spätestens im Oktober unterirdische Baue auf oder vergraben sich im Boden, um die kalte Jahreszeit in Kältestarre zu überdauern.

Von der Kaulquappe zur Erdkröte
Die geselligen, pechschwarzen Kaulquappen schlüpfen nach zwei bis drei Wochen aus dem Laich. Im Juni oder Anfang Juli ist die Verwandlung von der Kaulquappe zur Kröte abgeschlossen. Die Kleinkrötchen verlassen bei feuchter Witterung in großen Gruppen das Gewässer und machen sich auf in die Sommerreviere. Erst nach drei Jahren werden die ersten zurückkehren, um selbst zu laichen.

Gartenbesuch
Erdkröten begegnen einem oft ganz unerwartet. Unter Holzstapeln, Eimern und leeren Säcken kann man in naturnahen Gärten ruhende Erdkröten entdecken. Sie suchen dort Schutz vor Hitze und Sonne, da ihre feuchte Haut leicht austrocknet. Wenn eine Kröte einen Garten zum Jagdrevier erkoren hat, sind die Chancen gut, dass sie ihm treu bleibt, so lange sie ausreichend Deckung und Nahrung findet. Clevere Gärtner freuen sich über die nächtlichen Besucher mit den schönen Augen und dem ordentlichen Appetit und achten beim Rasenmähen ein wenig darauf, wer sich im hohen Gras versteckt hat. -rh-

Weitere Infos:

[size=109]Feinde und Gefahren[/size]
Erdkröten sind noch vergleichsweise häufig. In der Schweiz und Österreich gilt der Bestand als gefährdet, in Deutschland bislang nicht.

Gefährdung durch den Menschen
Während der Wanderungen kommt es zu großen Verlusten beim Überqueren von Straßen durch Fahrzeuge und Schächte der Straßenentwässerung. Krötenzäune in Verbindung mit Tunneln oder manuellem Einsammeln helfen, Verluste durch Verkehrswege zu vermeiden.
Geht ein traditionelles Laichgewässer verloren, ist die ansässige Population oft nicht flexibel genug, um schnell neue Gewässer zu besiedeln und stirbt aus.
Gifte aus Landwirtschaft und Industrie können die feuchte Amphibienhaut oft gut passieren und machen nicht nur Erdkröten schwer zu schaffen.

Natürliche Feinde
Wegen ihrer Giftigkeit haben Erdkröten nur wenig Fressfeinde.
Ein Befall mit Fliegenlarven der Gattung Lucilia, welche die Kröten innerlich auffressen, endet meist mit dem Tod der Kröte.
Weltweit werden Amphibienpopulationen von einer Infektion durch Chytridpilze (Batrachochytrium dendrobatidis) dahingerafft. Der Pilz befällt die oberen Hautschichten und zerstört damit ein überlebensnotwendiges Organ: die Haut dient bei Amphibien unter anderem der Atmung und der Wasseaufnahme. Die Pilzinfektion verläuft meist tödlich.





Weitere Informationen im Netz
http://www.froschnetz.ch/ etliche Kleinartikel über Amphibien

[size=117]Dies ist ein Artikel aus unserer Zeitschrift Pflanzen wunderschön. Von Mitgliedern für Pflanzenfreunde geschrieben.... Den kompletten Artikel mit Bildern findest Du in der Ausgabe 5[/size]
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