Zunehmende Bodenversiegelung

 
Azubi
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Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 19.04.2018 - 13:12 Uhr  ·  #1
Zunächst einmal herzliche Grüße an Alle!
Ich bin neu im Forum und habe eine Frage, die mich jetzt schon eine Weile beschäftigt
und ich würde gerne andere Meinungen zu diesem Thema hören bzw. lesen:
Ich wohne in einer Siedlung mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Früher hatte hier jeder Anwohner
einen netten Garten, aber in der letzten Zeit wird alles zugepflastert oder zugeschottert.
Die Vorgärten verschwinden und in den Gärten wird auch viel Fläche zugebaut.
Vögel, Bienen und andere Insekten sterben. Wo sollen die ganzen Tiere denn auch hin bzw. von was
sollen sie sich ernähren? Jedes Kind lernt in der Schule das wir von der Natur leben und nicht
die Natur von uns. Warum ziehen Leute in ein Haus mit Garten um dann alles zu versiegeln
Sehe ich das zu negativ oder was meint Ihr dazu? Danke für jede ernst gemeinte Antwort
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 19.04.2018 - 15:23 Uhr  ·  #2
Hi,

das musst du die Leute schon selber fragen, die sich solche Gärten anlegen. Da aber die privaten Gärten nur einen kleinen Teil der Gesamtfläche ausmachen, sind die eher weniger die Ursache für das Insektensterben. Derzeit sind die Neonicotinoide hoch im Kurs als Hauptverursacher.

übrigens: versiegelte Fläche: 6,3 %, unversiegelte Siedlungsfläche 7,9 % im Jahr 2011. Wälder ca. 30%, landwirtschaftlich genutzt ca. 51%.
Azubi
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 20.04.2018 - 11:10 Uhr  ·  #3
Das Umwelt Bundesamt sagt in einem Artikel vom 05.04.2018 folgendes:
Zitat: "Der ungebremste Verlust an natürlichem Boden führt zu einer Verinselung von Landschaften und Lebensräumen. Räumliche Korridore, besonders für die heimische Tierwelt, werden langfristig eingeschränkt. Etwa 46 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Derzeit liegt die tägliche Umwidmung von unbebautem Boden in bebaute oder anderweitig genutzte Flächen in Deutschland bei circa 66 Hektar am Tag."
Auch Kleinvieh macht Mist, würde ich sagen.

Matucana Du hast vollkommen Recht was die Neonicotionide angeht:
Nicotin (hochgiftig) stammt ja bekanntlich aus der Tabakpflanze.
Da es für Wirbeltiere sehr toxisch ist wurden die sogenannten Neonicotinoide entwickelt.
Sie haben angeblich eine geringere toxische Wirkung auf Wirbeltiere. Aber immer noch toxisch
und Insekten sterben davon. Es gibt schon von 2008 einen interessanten Bericht:
http://www.imkerdemo.de/Dokumente/EH_Neonicotinoide.pdf

Ich hoffe ich darf diesen Link hier posten
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 23.04.2018 - 00:12 Uhr  ·  #4
Ich stimme Helli zu, eigentlich müsstest du die Leute selber fragen, warum sie ihre Gärten zupflastern. Es soll ja auch Menschen geben, die mit blühenden Gärten nicht allzu viel anfangen können und sich lieber einen "pflegeleichten" Rasen einsäen (der aber auch Arbeit macht!) und ein paar Blumen dann in Töpfen halten. Meist haben diese Blümchen dann aber auch keinen allzu hohen ökologischen Wert, weil sie kaum Nektar und Pollen spenden, z.B. Petunien oder Pelargonien (="Geranien").

Ein anderer Grund kann aber auch darin liegen, dass städtische Planungsinstrumente wie Bebauungspläne solche Versiegelung zulassen. In den B-Plänen wird nämlich geregelt, wie viel Fläche auf einem Grundstück versiegelt werden darf. Das kannst du dir durchaus angucken, Bebauungspläne sind öffentlich zugänglich und sind auf den Internetseiten der Städte zu finden, meist im Bereich "Stadtentwicklung" oder "Stadtplanung" oder manchmal findest du so etwas auch unter der Rubrik "Bekanntmachungen" oder Aktuelles". Das regelt jede Stadt für sich anders. Gemeinsam ist aber allen, dass die Bebauungspläne öffentlich zugänglich sind. Wenn du sie also nicht findest, kannst du immer noch zur Stadt hingehen und sagen, dass du sie einsehen möchtest.
In Bebauungsplänen wird auch geregelt, wie viele Parkplätze gebaut werden (sollen/müssen), ob die Eigentümer Hecken, Zäune oder Mauern um ihre Grundstücke ziehen dürfen, ob und/oder wie viele Bäume gepflanzt werden sollen und welche Arten, und... und... und...
Was das betrifft, ist ein Bebauungsplan ein recht wirkungsvolles Planungsinstrument, weil du gewisse Sachen steuern kannst, z.B. die Frage, wie viel Bodenfläche versiegelt werden darf. Problematisch ist aber, dass du dir auch nicht alles erlauben kannst, heißt, das Regelwerk eines B-Plans hat auch so seine Grenzen. Du kannst den Leuten, späteren Eigentümern z.B. nicht vorschreiben, dass sie bienenfreundliche Stauden, eine Blumenwiese oder ähnliches anpflanzen oder gar einen Teich anlegen sollen (der ja auch einen hohen ökologischen Wert hat). Das würde zu sehr ins Persönlichkeitsrecht der Eigentümer eingreifen, mit dem Ergebnis, dass der Bebauungsplan sehr schnell aus "Unverhältnismäßigkeit" gekippt würde. Dann müssen Planungsänderungen an den betreffenden Stellen durchgesetzt werden.

Schwierig kann es auch sein, wenn der Eigentümer sich darauf beruft, das Wasser könne trotz Pflaster versickern, weil es spezielles Pflaster ist, dass ein ausreichend großes Porenvolumen hat. Es gibt beispielsweise auch speziellen Wasserdurchlässigen Asphalt (es gibt noch andere Videos dazu), durch den das Niederschlagswasser ungehindert durchsickern kann.
Optisch gesehen sind diese Flächen auch versiegelt, bieten Bienen & Co. auch keine Nahrung und keinen Lebensraum, aber sie sind, was die Versickerung von anfallendem Wasser betrifft, keine ganz so drastische Katastrophe wie vergleichbare Flächen mit herkömmlichem Asphalt.
Anfallendes Niederschlagswasser soll auf dem Grundstück versickert werden, wo es anfällt. Es wird leider immer noch zu viel Regenwasser als Abwasser in der Kanalisation "entsorgt", obwohl sich über Rigolen etc. Abhilfe schaffen ließe.

Wenn sich hinsichtlich der ökologischen Nutzbarkeit des Lebensraumes etwas ändern soll, dann muss es von den Leuten selber kommen. Viele wissen auch gar nicht, mit welch einfachen Mitteln sich schon ein bisschen mehr Lebensraum für Bienen, Vögel & Co. schaffen ließe. Ich treffe auch immer wieder auf Menschen, die mich dann mit großen Augen angucken und ganz erstaunt sind, dass sie mit dem Anpflanzen von ein paar bienenfreundlichen Stauden schon etwas Gutes tun können. Und wenn man sie dann fragt, ob sie was gegen Bienen oder Hummeln haben, man nur die ängstliche Frage zurück bekommt: "na ja, die können doch auch stechen, oder??". Und wenn man dann erstmal den Unterschied zwischen Bienen, Hummeln und Wespen erklären muss... und dass Wespen es eigentlich auch nicht verdient haben, einfach hinterrücks gekillt zu werden, bloß weil sie mal vom Kuchen naschen. Die fressen ja auch schädliche Raupen und sind in dem Sinne ganz nützliche Tiere...

Man könnte also festhalten: viele wissen nicht, was sie tun könnten oder denken sich "was kann ich schon machen?"
Dabei fangen viele große Sachen auch im ganz Kleinen an...

Ich habe z.B. einen bienenfreundlichen Balkon und meine Eltern haben einen Garten, wo zu fast jeder Jahreszeit was blüht, was für Bienen auch interessant ist....

lg
Henrike
Azubi
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 23.04.2018 - 09:56 Uhr  ·  #5
Danke für die ausführliche Antwort!
Das mit den Bebauungsplänen ist mir schon klar.
Es ist hier auch so das nur ein gewisser Prozentsatz des Grundstücks bebaut werden darf,
aber das scheint viele Leute nicht zu kümmern und man geht ja jetzt auch nicht hin und schwärzt sie an.
Wie GingkoWolf sagt: "Wenn sich hinsichtlich der ökologischen Nutzbarkeit des Lebensraumes etwas ändern soll, dann muss es von den Leuten selber kommen."
Es ist wohl wirklich so, das es viele nicht interessiert. Selbstverwirklichung ist angesagt! Traurig
Aber schön das es auch Leute gibt die nicht alles ermorden und Pflanzen für Tiere auswählen.
Wir haben fast alle Pflanzen in unserem Garten danach ausgesucht und bei uns wird auch nicht gespritzt.
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 23.04.2018 - 10:54 Uhr  ·  #6
Na dann los, begeistere sie für schön gepflegte Gärten. Mach ihnen bewusst, wie gut für die Seele Pflanzen sind und dass Gartenarbeit Meditationskurse überflüssig macht.

Zeig ihnen, mit was für einfachen Mitteln man schon etwas tun kann, mach Werbung für Insekten, Pflanzen und Co.

Viele kennen es einfach gar nicht anders. Wer in einer Stadt aufgewachsen ist, kann mit Beeten oft erst einmal nichts anfangen, aber ist nach einem kleinen Anstoß durchaus interessiert und motiviert. Sie brauchen nur jemanden, der ihnen die Alternativen aufzeigt und sie begeistert. Dann geschieht der Rest von alleine.

Werde aktiv, gib nicht auf, bevor du es nicht wenigstens versucht hast.

Lade zum Beispiel nette Nachbarn zu Tee/Kaffee in deine kleine Oase ein. So ergibt sich fast zwangsläufig die Gelegenheit, die Werbetrommel zu rühren.
Azubi
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 30.04.2018 - 00:48 Uhr  ·  #7
Im Verkauf von Pflanzen merke ich oft, dass ich am Besten, sofern die Leute nicht gezielt danach fragen, bloß nicht erwähnen sollte, dass bestimmte Pflanzen auch tolle Bienenfutterpflanzen sind. Da hörte ich oft, dass sie bloß nichts wollen, was irgendwelche Insekten anlockt. Nicht einmal Schmetterlinge. Gründe dafür, kann/will mir aber niemand nennen. Nur dass sie es nicht wollen.

Ich erinnere mich auch an einen Kunden, der mit Windrädchen eine Amsel von seinen Beeten fern halten wollte, weil die auf der Suche nach Insekten/Würmern den Mulch und die Erde etwas auf dem Weg vorm Beet verteilte.

Mittlerweile gehe ich dazu über, den zusätzlichen Nutzen für die Natur, nur noch dann zu erwähnen, wenn ich einschätzen kann, dass da auch 'Wert' drauf gelegt wird.

Das 'Zeug' soll oft pflegeleicht sein, am Besten keinen Dreck machen, sprich kein Laub und keine Blüten abwerfen.
Viel gießen will man natürlich auch nicht.
Zeitgleich aber das ganze Jahr blühen und im Winter noch grün sein. Sagt man dass es eine solche Pflanze nicht gibt und schlägt man dann eine Pflanze aus Plastik vor, wird man angeschaut als sei man nicht ganz dicht. Echt soll es dann schon sein.

Manchmal scheitert es auch einfach an der 'Giftigkeit' einer Pflanze. Da wird dann lieber die Thuja, als die Eibe gekauft, weil man ja Kinder/Enkel/Tiere hat.

Vielen fehlt glaube ich einfach der Bezug zur Natur.

Doch es gibt sie noch, die Leute, welche gezielt nach Pflanzen fragen die für Bienen geeignet sind. Die wollen dann keine Geranien im Balkonkasten haben und setzen sich lieber ein paar Ziersträucher, die auch Vögel und Insekten toll finden, anstelle der Thujahecke oder dem Kirschlorbeer.

In einem Vorort in meiner Nähe fällt auf, dass viele Gärten neuen Häusern weichen und damit sind nicht einmal Schrebergärten gemeint, sondern die Gärten, die eigentlich schon zu einem Haus gehören. In den 'Gärten' oder 'Grünstreifen' von den neuen Häusern, geht der Trend zum 'pflegeleichten' Rasen, in dem kein Blümlein wachsen darf, eventuell noch die eine oder andere Thuja oder es wird direkt eine Stein'wüste' in der vielleicht grade noch 1-2 Kübel mit Hortensien drin stehen.
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 06.05.2018 - 07:37 Uhr  ·  #8
Hallo Tomatenfreund,
ich finde auch, dass man immer öfter "Gärten des Grauens" sieht.
https://www.youtube.com/watch?v=WfAzEaxyGOE
Da fahre ich auch regelmäßig vorbei und bestaune die tollen Kombinationen
VG Sandra
PS Tomatenfreund- zeig Deinen Garten doch mal hier:
zeigt-her-eure-gaerten-fotos-bedingung-t12768-855.html
DSC00574.JPG
DSC00574.JPG (486.02 KB)
DSC00574.JPG
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 06.05.2018 - 11:31 Uhr  ·  #9
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 08.05.2018 - 16:16 Uhr  ·  #10
Das sehe ich genauso.
Wer seinen "Garten" (von mir aus auch den "Vorgarten" oder besser gesagt, was davon übrig ist, denn vielfach ist das einfach nur "Abstandsgrün" zur Straße oder zum Gehweg hin) mit Steinen, Kies und ein paar Immergrünen ausstreut, hat bezüglich eines Kiesgartens nichts verstanden! Die in den Gartenzeitschriften immer wieder gern gepriesenen Kiesgärten sind in Wahrheit bunte Staudenpflanzungen, meist mit Präriestauden besetzt, die im Gegensatz zu den Steinwüsten Lebensraum für Insekten, Eidechsen und andere Tiere bieten!
Der Kies in solchen Kiesgärten dient dort als Mulchschicht gegen Verdunstung und Austrocknung und macht ggf. Unkräutern das Leben schwer. Tatsächlich haben aber die Stauden in den Kiesgärten das Sagen, die Steinchen sind dort eben nur Beiwerk. Solche Kiesgärten sind blühende Oasen und da tummelt sich an sonnigen Tagen das geballte Insektenleben.

Das erwähnte Buch "da wächst nichts" ist gut, ich hab kurz mal reingelesen. Wenn es nicht eigentlich so furchtbar traurig wäre, könnte man sich prächtig darüber amüsieren...
Tatsache ist, dass den Menschen der Bezug zur Natur verloren gegangen ist. Man sieht es auch daran, wenn man sich mit solchen Leuten mal unterhält oder einfach nur zufällig Gespräche mitbekommt... beim Aufhängen der Wespenfallen wird dann darüber gerätselt und "gefachsimpelt", ob das nicht auch Bienen tötet oder ob Bienen und Wespen nicht sowieso dasselbe ist. Echt schockierend!

Meine Generation hatte zwar noch einen "Schulwald" (also ein kleines Stück im Wald), wo wir mit dem örtlichen Förster junge Bäume gepflanzt haben, aber einen Schulgarten hatten wir nicht mehr. Schade.
Wenn der Bio- oder Sachkunde-Unterricht statt drinnen mehr draußen stattfinden würde und die Kinder dadurch einen positiven (!) Bezug zur Natur und zum Garten an sich bekämen, würden sie sich später als Erwachsene vllt auch anders verhalten. Die Prägung im kindlichen Alter kann auch darüber mitentscheiden, ob ein Garten eher bunt und summend oder kahl und steinig (und vllt noch mit kitschigen Figürchen bestückt) wird. Passt vllt nicht so als Beispiel, aber wenn man einen Hund schlecht sozialisiert und erzieht, dann kann der auch nur so reagieren, wie er es beigebracht bekommen hat. Wenn Kinder also nie den (positiven) Bezug zur Natur hatten, warum sollten sie sich später dafür interessieren oder es anders machen? Gibt zwar auch Ausnahmen von der Regel, aber die sind leider nur spärlich gesät...

Erwachsene lassen sich nicht so gerne in ihre Meinungen reinreden, da ist es noch leichter die Kinder zu überzeugen. Wenn die hartnäckig genug sind und sagen "Mama, ich hätte soooo gerne eine Ecke für mich und ein paar Blümchen, um die ich mich kümmern kann", dann kann sich schon mal was zum positiven wenden.
Schwierig sind aber solche überängstlichen Eltern, die dann auch noch vermuten, dass ihre Kinder alles an Pflanzen in den Mund stecken und essen, wenn sie nicht aufpassen und es ihnen verbieten. Wie soll man denen dann noch erklären, dass das alles eine Frage der Erziehung ist? Die würden dich sofort am liebsten verklagen wegen übler Nachrede und so, obwohl du sie nur über die Pflanzenverwendung im Garten aufklären und ihnen nicht das Jugendamt auf den Hals hetzen wolltest.

Was ich andeuten will, ist, dass den Menschen schwierig beizukommen ist, auch wenn man es nur gut meint (für wen auch immer; für die Leute, für die Tiere oder für sich selbst). Die ganzen Vorschriften in Deutschlands Bürokratie machen die Sache dann noch ein Stückchen komplizierter.
Dieser Vorsatz, alles müsse sicher und ungiftig sein, ist manchmal die größte Hemmschwelle von allen. Vor dreißig, fünfzig Jahren war das noch ein bisschen anders; da würden die Leute von heute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil das ja so gefährlich da war. Tatsächlich sind zu den Zeiten auch nicht mehr Kinder (oder andere Menschen) verunglückt als heute.

Aber jetzt drifte ich irgendwie vom Thema ab...

Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass der Wandel von den Menschen selbst kommen muss. Es muss ihre freie Entscheidung sein, sonst schürt das wieder Probleme. Die Werbung für mehr blühende Landschaften und für mehr nektarspendende, bienenfreundliche Pflanzen in den Gärten ist eine Sache. Ob das tatsächlich etwas bringt, ist die andere. Versteht mich nicht falsch, ich bin auch für mehr Blühstreifen an den Äckern und dafür, dass nicht jedes Kräutlein gleich tot gespritzt wird, bloß weil es an der falschen Stelle wächst! Ich bezweifle nur, dass dies die Menschen tatsächlich umstimmt.
Vllt sollte man mehr an das Ego der Leute apellieren; ihnen also aufzeigen, was sie stattdessen tun könnten, wenn sie es nur wollten und was ihnen das für deutlich mehr Vorteile bedeuten würde - ich glaube, dass dies die Menschen eher hören würden. Und dann den Menschen, die es vormachen auch eher zuhören würden!

Also vllt nicht: "Pflanzt solche und solche Blümchen, denn sonst sterben die Bienen aus!", weil dann vllt die Reation käme: "Ist doch gut, so werden wir nicht gestochen"; sondern: "Wenn wir den Bienen helfen zu überleben, indem wir ihnen Blumen pflanzen, die sie zum Überleben brauchen, helfen wir uns selbst. Bienen bestäuben etwa 80% aller Wild- und Nutzpflanzen, darunter auch so gut wie alle Obst- und Gemüsegewächse! Wollt ihr euch in zehn Jahren vllt nur noch von Brot ernähren??"
Quelle zur Bestäubung
Getreide sind Gräser und Windbestäuber, da haben die Bienen (und anderen Insekten) nichts zu tun.

Wenn man geschickt argumentiert, kommt man mit solchen Menschen dann eher ins gespräch, als wenn man nur stupide die Vorteile für die Natur aufzählt (das machen alle und bringen tut's (scheinbar) nichts). Wohl oder übel ist das Ego der Leute die einzige Möglichkeit, die Leute vllt umzustimmen.

lg
Henrike
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 21.05.2018 - 12:07 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von GinkgoWolf

Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass der Wandel von den Menschen selbst kommen muss. Es muss ihre freie Entscheidung sein, sonst schürt das wieder Probleme. Die Werbung für mehr blühende Landschaften und für mehr nektarspendende, bienenfreundliche Pflanzen in den Gärten ist eine Sache.

Hm-ich fürchte nur, der Mensch bekommt es garnicht so mit/gewöhnt sich dran/merkt keinen direkten Unterschied, da es so schleichend ist.
Zumal in der Landwirtschaft viel vorgeschrieben ist, es immer mehr um Profit geht (die größten EU-Subventionen werden nicht vom kleinen, nachhaltig wirtschaftenden Bauern abgrgriffen, sondern von großen Konzernen mit riesigen Flächen). Ich habe nicht den Eindruck das die Politik für den Menschen gemacht wird, sondern für die Industrie (siehe Dieselskandal....).
Ich habe schon gehört (aus direkter, vertrauenswürdiger Quelle), dass einer seinen Nachbar (Imker) wegen Körperverletzung anzeigen wollte, weil er von einer Biene gestochen wurde Ich denke die meisten verlieren komplett den Bezug zur Natur.
VG Sandra
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Re: Zunehmende Bodenversiegelung

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Gepostet: 21.05.2018 - 21:39 Uhr  ·  #12
Seitdem ich beim Fazebuch unterwegs bin und die dortigen Gartengruppen teilweise verfolge, finde ich die hiesigen Greenen völlig entspannt.

Denn wie naiv und unbedarft mit dem Grünzeug manche umgehen, das graust schon.
Das Haupttotschlagargument beim kleinsten Insekt, wildem Unkräutlein udgl. ist, dass die Kinder oder Haustiere gefährdet wären. Oder auch das Ernteergebnis! Also wird Gift gespritzt und mit Spülilauge gearbeitet, was das Zeug hergibt. Auf die Auswirkungen auf die Natur denkt niemand. Zugleich wird gejammert, dass die Obstbäume keine Früchte bekämen ...
Stolz zeigen dann viele auch ihre Form der "Gartenverunstaltung" ... versiegelte Flächen oder monotones Grün ohne jeden Nährwert.

Diese zunehmende Bodenversiegelung ist in vielen Fällen auch hausgemacht, weil kaum noch jemand praktischen Biologieunterricht erfährt. Weder im Kindergarten, noch in der Schule.
Und in unserer ach so schnelllebigen Zeit muss natürlich alles auch schnell und effizient im privaten Bereich erfolgen, also der Garten rasch und einfach mal eben "durchgefeudelt" werden. Eine Steinwüste ist da so einfacher zu pflegen ... was natürlich ein Irrglauben ist, weil sich Sämlinge verdammt wohl fühlen.
Ich denke, dass sich die Bodenversiegelungsfraktion früher oder später wieder besinnt, eben weil die Auswirkungen auch im Kleinen deutlich werden. Sommernächte in Saunamanier könnten dazu gehören ... dass Pflanzen uU kühlend wirken.
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