Das sehe ich genauso.
Wer seinen "Garten" (von mir aus auch den "Vorgarten" oder besser gesagt, was davon übrig ist, denn vielfach ist das einfach nur "Abstandsgrün" zur Straße oder zum Gehweg hin) mit Steinen, Kies und ein paar Immergrünen ausstreut, hat bezüglich eines Kiesgartens nichts verstanden! Die in den Gartenzeitschriften immer wieder gern gepriesenen Kiesgärten sind in Wahrheit bunte Staudenpflanzungen, meist mit Präriestauden besetzt, die im Gegensatz zu den Steinwüsten Lebensraum für Insekten, Eidechsen und andere Tiere bieten!
Der Kies in solchen Kiesgärten dient dort als Mulchschicht gegen Verdunstung und Austrocknung und macht ggf. Unkräutern das Leben schwer. Tatsächlich haben aber die Stauden in den Kiesgärten das Sagen, die Steinchen sind dort eben nur Beiwerk. Solche Kiesgärten sind blühende Oasen und da tummelt sich an sonnigen Tagen das geballte Insektenleben.
Das erwähnte Buch "da wächst nichts" ist gut, ich hab kurz mal reingelesen. Wenn es nicht eigentlich so furchtbar traurig wäre, könnte man sich prächtig darüber amüsieren...
Tatsache ist, dass den Menschen der Bezug zur Natur verloren gegangen ist. Man sieht es auch daran, wenn man sich mit solchen Leuten mal unterhält oder einfach nur zufällig Gespräche mitbekommt... beim Aufhängen der Wespenfallen wird dann darüber gerätselt und "gefachsimpelt", ob das nicht auch Bienen tötet oder ob Bienen und Wespen nicht sowieso dasselbe ist. Echt schockierend!
Meine Generation hatte zwar noch einen "Schulwald" (also ein kleines Stück im Wald), wo wir mit dem örtlichen Förster junge Bäume gepflanzt haben, aber einen Schulgarten hatten wir nicht mehr. Schade.
Wenn der Bio- oder Sachkunde-Unterricht statt drinnen mehr draußen stattfinden würde und die Kinder dadurch einen positiven (!) Bezug zur Natur und zum Garten an sich bekämen, würden sie sich später als Erwachsene vllt auch anders verhalten. Die Prägung im kindlichen Alter kann auch darüber mitentscheiden, ob ein Garten eher bunt und summend oder kahl und steinig (und vllt noch mit kitschigen Figürchen bestückt) wird. Passt vllt nicht so als Beispiel, aber wenn man einen Hund schlecht sozialisiert und erzieht, dann kann der auch nur so reagieren, wie er es beigebracht bekommen hat. Wenn Kinder also nie den (positiven) Bezug zur Natur hatten, warum sollten sie sich später dafür interessieren oder es anders machen? Gibt zwar auch Ausnahmen von der Regel, aber die sind leider nur spärlich gesät...
Erwachsene lassen sich nicht so gerne in ihre Meinungen reinreden, da ist es noch leichter die Kinder zu überzeugen. Wenn die hartnäckig genug sind und sagen "Mama, ich hätte soooo gerne eine Ecke für mich und ein paar Blümchen, um die ich mich kümmern kann", dann kann sich schon mal was zum positiven wenden.
Schwierig sind aber solche überängstlichen Eltern, die dann auch noch vermuten, dass ihre Kinder alles an Pflanzen in den Mund stecken und essen, wenn sie nicht aufpassen und es ihnen verbieten. Wie soll man denen dann noch erklären, dass das alles eine Frage der Erziehung ist? Die würden dich sofort am liebsten verklagen wegen übler Nachrede und so, obwohl du sie nur über die Pflanzenverwendung im Garten aufklären und ihnen nicht das Jugendamt auf den Hals hetzen wolltest.
Was ich andeuten will, ist, dass den Menschen schwierig beizukommen ist, auch wenn man es nur gut meint (für wen auch immer; für die Leute, für die Tiere oder für sich selbst). Die ganzen Vorschriften in Deutschlands Bürokratie machen die Sache dann noch ein Stückchen komplizierter.
Dieser Vorsatz, alles müsse sicher und ungiftig sein, ist manchmal die größte Hemmschwelle von allen. Vor dreißig, fünfzig Jahren war das noch ein bisschen anders; da würden die Leute von heute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil das ja so gefährlich da war. Tatsächlich sind zu den Zeiten auch nicht mehr Kinder (oder andere Menschen) verunglückt als heute.
Aber jetzt drifte ich irgendwie vom Thema ab...
Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass der Wandel von den Menschen selbst kommen muss. Es muss ihre freie Entscheidung sein, sonst schürt das wieder Probleme. Die Werbung für mehr blühende Landschaften und für mehr nektarspendende, bienenfreundliche Pflanzen in den Gärten ist eine Sache. Ob das tatsächlich etwas bringt, ist die andere. Versteht mich nicht falsch, ich bin auch für mehr Blühstreifen an den Äckern und dafür, dass nicht jedes Kräutlein gleich tot gespritzt wird, bloß weil es an der falschen Stelle wächst! Ich bezweifle nur, dass dies die Menschen tatsächlich umstimmt.
Vllt sollte man mehr an das Ego der Leute apellieren; ihnen also aufzeigen, was sie stattdessen tun könnten, wenn sie es nur
wollten und was ihnen das für deutlich mehr Vorteile bedeuten würde - ich glaube, dass dies die Menschen eher hören würden. Und dann den Menschen, die es vormachen auch eher zuhören würden!
Also vllt nicht: "Pflanzt solche und solche Blümchen, denn sonst sterben die Bienen aus!", weil dann vllt die Reation käme: "Ist doch gut, so werden wir nicht gestochen"; sondern: "Wenn wir den Bienen helfen zu überleben, indem wir ihnen Blumen pflanzen, die sie zum Überleben brauchen, helfen wir uns selbst. Bienen bestäuben etwa 80% aller Wild- und Nutzpflanzen, darunter auch so gut wie alle Obst- und Gemüsegewächse! Wollt ihr euch in zehn Jahren vllt nur noch von Brot ernähren??"
Quelle zur BestäubungGetreide sind Gräser und Windbestäuber, da haben die Bienen (und anderen Insekten) nichts zu tun.Wenn man geschickt argumentiert, kommt man mit solchen Menschen dann eher ins gespräch, als wenn man nur stupide die Vorteile für die Natur aufzählt (das machen alle und bringen tut's (scheinbar) nichts). Wohl oder übel ist das Ego der Leute die einzige Möglichkeit, die Leute vllt umzustimmen.
lg
Henrike