Nun,

was ist passiert: Du hast das Baby aus seinem kuscheligen Anzucht-Heim rausgeholt. Dort war es warm und wunderbar luftfeucht. Die Nadeln brauchten in dieser Atmosphäre keinen Schutz gegen Verdunstung und haben eine weiche Konsistenz entwickelt. Auch die Wurzeln durften machen, was sie wollten. Es gab Wasser, soviel das Baby brauchte.
Dann kam so ein Riese und riss es aus dieser paradiesischen Umgebung. Nun ist die Luft kühler und trockener und die Wurzeln müssen erst mal wieder die Wasservorräte im neuen Erdreich für sich erschliessen.

So etwas nennt man Umpflanzschock und ist ein typisches Verhalten von Pflanzen, wenn sie massiv gestört werden, was sicher nicht immer umumgänglich ist. Im Normalfall brauchen solche Pflanzen ca. 3 Tage bis 1 Woche und alles ist wieder OK. Die Nadeln richten sich wieder auf und die Pflanze beginnt mit dem Wachstum....... im Normalfall.
Wenn Du Pech hast, dann sind die gestörten Wurzeln von einem Pilz befallen worden, der gerade anfängt, die kleine Kiefer von unten her zu verputzen.

Die Probleme, die ich jetzt hier sehe ist der wirklich überdimensionierte Topf und die späte Aussaat-Zeit. Der Topf sollte höchstens die Hälfte des Durchmesser des jetzigen haben. Den jetzigen kann die Pflanze nicht in ausreichend schneller Zeit durchwurzeln und dann entsteht die Gefahr von irreversiblen Staunässeschäden. Zu große Töpfe sind deutlich gefährlicher als erstmal klein anzufangen. In Deinen Topf hätte ich ca. 5 Sämlinge reinpikiert und die hätten darin dann bis zum nächsten Frühjahr gestanden.
Wenn ich Aussaaten machen, pikiere ich auch nicht mehr in Schalen, aber der erste Topf, den ich nehme, hat einen Durchmesser von gerade mal 8 cm. Da kommen dann selbst die Sämlinge von Bäumen, wie z.B. kanarischem Lorbeer, hinein. Umtopfen kann ich dann immer noch.

Wieso hast Du erst jetzt ausgesät? Die Pflanze möchte, wegen der kürzer werdenden Tage, in ungefähr 4 Wochen mit ihrer kalten Ruhezeit anfangen. Sie gehört zu den Bäumen, die in der dunklen Jahreszeit unbedingt eine Wachstumsruhe einhalten sollten um hormonell nicht durcheinander zu kommen. Bei einer Frühjahrsaussaat hätte sie über ein halbes Jahr Zeit gehabt sich zu etablieren und wäre deutlich besser abgehärtet in ihren ersten Winter gegangen.

Wenn sich Dein Baby erholen sollte, dann stell es an den hellsten, luftigsten und kältesten, aber frostfreien, Ort, den Du bieten kannst. Dann schafft es evtl. den nächsten Winter und kann dann nächstes Frühjahr im richtigen Rhythmus weiterwachsen.

Warte noch ca. 1 Woche und dann wird sich zeigen, ob Du Pech hast (Pilz) oder es nur der Schock war.

Moin,

das bei Jungpflanzen nach kurzer Zeit schon die Wurzeln unten aus den Abzugslöchern wachsen, ist ganz normal. Es ist aber noch nicht das Zeichen, sie sofort wieder umzupflanzen. Erst wenn der Topf gut durchwurzelt ist, wird umgetopft. Wenn man dabei dann den entstandenen Wurzelfilz aufdröselt, ist das kein Problem. Bei mir wird der Ballen auch schon mal etwas rabiater gegen eine Eimerwand geklopft (aber von einer Hand unterstützt) oder mit der Rosenschere aufgerissen. So sind sie halt, die Profi-Gärtner .

Meine Empfehlung: nach dem Wiederaufrichten der Nadeln wird die Pflanze im hellen Kellerraum abgehärtet und kommt dann ab Mitte/Ende November in das frostfrei gehaltene Mini-Gewächshaus.

Pauschale Gießempfehlungen sind immer schwer. Eine Faustregel ist aber, dass man ein Substrat lieber leicht antrocknen lässt als es zu feucht zu halten. Wenn die Erdoberfläche abgetrocknet ist, kann man gerne nochmal zwei bis drei Tage warten. Ausser es ist sehr sonnig und warm, gibts ja auch mal im Winter, dann muss man schon mal eher nachgiessen. Wenn die Schlangenhaut-Kiefer größer ist, kann sie, im Garten ausgepflanzt, ordentlich Trockenheit ab. Im Topf ist sie etwas wasserbedürftiger.

Ich kann dir einen Tipp für die Zukunft geben, mit dem du den Umtopfschock nahezu ausschalten kannst.
Setze deine Sämlinge in möglichst grobes und durchlässiges Substrat. Da hast du null Staunässe und eine extrem hohe Luftführung.
Du wirst staunen, wie sich deine Zöglinge darin entwickeln.



Gruß,
C.S.