Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 11:18 Uhr  ·  #1
Hallo,
ich habe eine größere (An-)Sammlung von Orchideen aller Art. Mir fällt auf, dass Phalaenopsis nach ein paar Jahren schlapp machen. Das heißt, die Blätter werden trocken und schlapp. Oft blühen sie dann aus Verzweiflung noch mal, aber dann ist Sense.
Falsches Gießen kanns nicht sein. Alle meine Orchideen (außer den Vandas) stehen in Lechuza mit Regenwasser und werden zusätzlich 2 x im Monat in hochverdünnten Kamillentee getaucht und von 20 Pflanzen blühen eigentlich immer mindestens 5 gleichzeitig.

Da ich meine Pflanzen nicht nummeriere und sie auch nicht im gekauften Substrat behalte (das sogar manchmal sehr schlecht ist), weiß ich natürlich nicht, welche von wo stammt. Manche sind aus dem Gartenmarkt, manche aus Baumärkten. Ich kann nur an ihrer Länge sehen, dass das Absterben Pflanzen betrifft, die schon ein paar Jahre alt sind.

Ich stelle allerdings fest, dass zwei, die mir mein Mann zu Geburtstagen geschenkt hat und die aus einer nahe gelegenen Gärtnerei stammen, extrem gesund und blühwillig sind. Leider auch extrem teuer. Sie sind die einzigen gelben, deshalb kann ich sie gut unterscheiden.

Deshalb frage ich mich, ob diese Phalaenopsis-Massenware in Baumärkten womöglich eine Art geplanter Obsoleszenz haben oder, anders gefragt, ob sie so nachlässig gezüchtet werden, dass einigen von ihnen halt einfach kein langes Leben beschert ist. Oder ob alle Ph. eine begrenzte Lebenszeit haben.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Pflanzendoktor*in
Avatar
Herkunft: Ennepetal
Beiträge: 3169
Dabei seit: 11 / 2009

Blüten: 1030
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 12:06 Uhr  ·  #2
Hi,

1. welches Lechuza meinst du? Ich kenne das Terrapon (Granulat ca. 1mm), das halte ich für epiphytische Orchideen (also auch Phalaenopsis) für ungeeiegnet. Die Wurzeln können nicht bis ins Reservoir gelangen und erhalten zu wenig Luft. Das "normale" Pon könnte gehen, aber auch nur, wenn das wie Semi-Hydro-Kultur benutzt wird, also ohne Reservoir und mit regelmäßigem, kompletten Tauchen.

2. Regenwasser und hochverdünnter Kamillentee? Das ist zu wenig. Im Sommer alle vier Wochen düngen ist schon Pflicht, sonst sind die unterernährt und müssen von ihren Reserven zehren. Nach ein paar Jahren ist dann Ende.
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 12:59 Uhr  ·  #3
1. Ich nehm das normale Pon. Wird ja auch so empfohlen.

2. Ich mach's mit Reservoir UND Tauchen. Die Reservoirs sind bei einigen Orchideen innerhalb von drei Wochen leergesoffen, andere halb leer. Also transportieren die Baumwollschnüre die Feuchtigkeit tatsächlich hoch, so wie es das Osmosegesetz vorschreibt.

3. Nicht Regenwasser UND Kamillentee, sondern mit Regenwasser verdünnter Kamillentee (beim Tauchen).

4. Na gut,dann halt regelmäßiger ein paar Tropfen Dünger dazu. Sind sie aber erst mal angekränkelt, hilft auch kein Dünger mehr, das hab ich auch schon probiert.
Pflanzendoktor*in
Avatar
Herkunft: Ennepetal
Beiträge: 3169
Dabei seit: 11 / 2009

Blüten: 1030
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 13:05 Uhr  ·  #4
Na, ich weiß nicht. Ich würd es nicht machen, mir ist Semi-Hydro da sympathischer.

Mit Osmose hat das auch nichts zu tun, sondern das sind Kapillarkräfte, also Oberflächenspannung, die das Wasser "hochziehen".

Wo stehen denn die Orchideen? Fenster, Himmelsrichtung, Temperatur?
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 14:33 Uhr  ·  #5
1. Lechuza hab ich seit drei oder vier Jahren, Kamillentee hab ich kurz vorher entdeckt. Mit beidem zusammen gedeihen meine Orchis bis auf einen Schlappmacher pro Jahr ganz hervorragend. Ich hab den Beitrag unter deinem Link gelesen und weiß nicht, was an Semi-Hydro so viel anders sein soll als an meiner Ansaug- und Tauchkombination.

2. Blühende Orchis stehen im Wohnzimmer, 50 cm vor einem Südostfenster, das im Hochsommer von ca. 10.30 bis 14 Uhr Sonne abkriegt, falls es nicht regnet oder die Markise vorm Fenster unten ist. Direkte Bestrahlung wird von einem dünnen weißen Stoffrollo gefiltert. Temperatur im WoZi immer so zwischen 21 und 25°, je nach Außentemperatur. Nachts 0-3° kühler. Neben den Orchis steht ein Brunnen mit Vernebler, der jeden Tag ca. 1 l Wasser in die Luft pustet.
Was ausgeblüht hat, darf sich an einem hellen Nordfenster im etwas kühleren Schlafzimmer ausruhen, bis es wieder Blüte ansetzt. Die Dendrobien stehen auch gern am Nordostfenster und kriegen im Sommer Morgensonne, saufen da auch viel. Winterkälte haben die noch nie verlangt und blühen und vermehren sich trotzdem, aber ich kann's ja mal mit dem Wintergarten versuchen.
Nur meine Vandas stehen ganz ohne Substrat in großen Vasen direkt an einem Südfenster im ersten Stock und kriegen da bis zu 6 Stunden Sonne am Tag. Täglich gibts ein Schnapsglas Wasser in die Vase, das abends verdunstet ist, und ein- bis zweimal pro Woche gibts Tauchunterricht. Denen geht's prima. Aber von denen war ja auch nicht die Rede.

Was mir übrigens auffällt: Einige Phalaenopsis haben auch nach Jahren noch eine gedrungene Form. Andere wachsen in die Höhe und würden irgendwann aus dem Substrat kippen, wenn man sie nicht stützen würde. Das sind dann auch die Kandidaten, die eher schlapp machen als die kleinen Dicken.
Pflanzendoktor*in
Avatar
Herkunft: Ennepetal
Beiträge: 3169
Dabei seit: 11 / 2009

Blüten: 1030
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 14:44 Uhr  ·  #6
Es kommt drauf an, WELCHE Dendrobien-Gruppe.

Bei den kippeligen Phals würd ich mal tippen, dass die irgendwann ein Wurzelproblem bekommen und sich nicht genug versorgen können. Länger als 14 Tage würd ich keine Phal unter 18° halten, also könnte das Schlafzimmer zu kalt sein.
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 15:41 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von matucana
Länger als 14 Tage würd ich keine Phal unter 18° halten, also könnte das Schlafzimmer zu kalt sein.


Da haben wir nie unter 18°, auch nachts nicht, wegen zentral geregelter Fußbodenheizung. Außerdem würden dann alle Phalaenopsis eingehen, die dort stehen. Es ist aber höchstens eine pro Jahr. Deshalb kommt mir das ja so seltsam vor. Die üblichen Verdächtigungen würden sich ja immer auf alle beziehen, die unter denselben Bedingungen stehen. Deshalb tippe ich auf Schwächlinge in der Massenzüchtung.
Pflanzenprofessor*in
Avatar
Herkunft: Peine
Beiträge: 7402
Dabei seit: 05 / 2011

Blüten: 881
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 19:19 Uhr  ·  #8
Phaleonopsis sind größtenteils Hybriden, d.h. sie haben Eigenschaften von unterschiedlichen Eltern. das wird m.E. einen Teil der Robustheit ausmachen. Gerade gelbe/gelbgrundige Phaleonopsis wachsen auch bei mir wie doof. Außerdem eine Kreuzung mit P.lindenii. Diese habe ich bereits seit 2002!

Dazu kommt, dass die Pflanzen im Baumarkt ggf. sehr gepuscht sind, und so weniger Ressourcen mitbringen als solche aus der Gärtnerei. Der Pflegeaufwand im Baumarkt ist auch geringer, so dass die Pflanzen vielleicht schon beim Kauf in einem nicht optimalen Zustand sind.
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 03.08.2016 - 20:43 Uhr  ·  #9
Danke, Beatty, das dachte ich mir!
Pflanzenprofessor*in
Avatar
Herkunft: westlich von München
Beiträge: 8647
Dabei seit: 01 / 2011

Blüten: 23673
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 04.08.2016 - 10:54 Uhr  ·  #10
Meine ältesten sind jetzt gute 10 Jahre alt und erfreuen sich bester Gesundheit. Und das sogar, obwohl ich die ersten Jahre nie gedüngt, sondern per Schnapsglasmethode mit stark kalkhaltigem Leitungswasser gegossen habe.
Zudem topfe ich nie gleich nach dem Kauf um, sondern frühestens nach 2-3 Jahren.
Die ältesten habe ich aus einem Supermarkt und aus dem Baumarkt. Es ist eine reinweiße großblütige, eine dunkelviolettgespreckelte, eine weiße mit violetten Pünktchen und eine rosa gestreifte.
Die haben schon einiges auch an langen Trockenperioden mitgemacht, standen an Süd- Südwest und jetzt wieder an West- und Ostfenstern und haben zwei Umzüge überstanden.

Insgesamt sind es knapp 70 mittlerweile geworden. Ich bin ein ganz schlechter Zimmergärtner und nur die Orchideen gedeihen bei mir.

Gut, jetzt hab ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen und werde mal wieder düngen. Aber da ich jetzt mit Bachwasser tauche, denke ich, da werden von den Enten und Fischen auch paar Nährstoffe drin sein.
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 04.08.2016 - 12:51 Uhr  ·  #11
Na, wer wird denn gleich nach dem Kauf umtopfen? Da blüht sie ja für gewöhnlich noch. Und wenn es eine gesunde Phalaenopsis ist, mit außerdem noch ein paar Knospen dran, tut sie das auch noch mindestens ein Vierteljahr. Eine von meinen zwei besonders vitalen Geburtstags-Phs., von denen ich oben schrieb, hat mal - mit Bildung immer neuer Seitentriebe - zehn Monate lang geblüht.
Aber 70 Orchis??? Kannst du dir die Vornamen alle merken? Hast du auch noch Platz zum Wohnen? - Und nie eine kranke? Naja, wer hat, der hat. Vielleicht quassele ich ja auch zu viel mit meinen Pflanzen. Kann ja sein, einige Orchis fühlen sich beim Meditieren gestört.
Es soll ja auch Gegenden geben, wo sie die Luft besonders gern mögen.

Sagen wir es laut: Dein Bericht ist ein harter Schlag gegen meine Verschwörungstheorie.
Pflanzenprofessor*in
Avatar
Herkunft: westlich von München
Beiträge: 8647
Dabei seit: 01 / 2011

Blüten: 23673
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 04.08.2016 - 13:00 Uhr  ·  #12
Ich hab nur etwa 20 mit Namen. Alle anderen sind namenlose Phalaenopsis Hybriden aus der fröhlichen bunten Mischung.
Ja, es ist etwas voll bei mir. Aber das ist ja nix neuen bei nem Greenie.

Vielleicht fotografier ich die Mannschaft mal.

Gestorben sind auch schon ein paar. Aber sicher nicht mehr als 10 im Laufe der Jahre. Zwei haben mal innerhalb von 2 Wochen alle Blätter abgest0ßen und sind eingegangen. Keine Ahnung warum.
Hauptgärtner*in
Avatar
Herkunft: Frankfurt, Klimazone 8a
Beiträge: 367
Dabei seit: 10 / 2008

Blüten: 55
Betreff:

Re: Phalaenopsis mit geplanter Obsoleszenz?

 · 
Gepostet: 04.08.2016 - 13:12 Uhr  ·  #13
Arrharrr! Ca. 10 in 10 Jahren - da wären wir ja ungefähr bei meiner grob geschätzten Quote. Obwohl - ich glaube nicht mal, dass es eine pro Jahr war. Vielleicht eher doch nur fünf bis sieben insgesamt in 15 Jahren. Die zwei Oncidien zähle ich nicht mit. Diese anspruchsvolle Madam wird bei mir überhaupt nicht froh und ich habe ihr abgeschworen.
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Pflegen & Schneiden & Veredeln

Worum geht es hier?
Richtige Pflanzenpflege, schneiden und veredeln...
Die richtige Pflege von Pflanzen umfasst das Düngen (welcher Dünger und wie oft düngen), Schneiden (wie schneiden und wann wird geschnitten), Wässern (wieviel Wasser und wie oft gießen), Standort der Pflanze (wieviel Licht oder Schatten), Boden (welche Erde oder Substrate), Überwinterung (wie überwintern und bei welchen Temperaturen, winterharte oder nicht), Veredelung (welche Technik zum veredeln, okulieren, anplatten oder pfropfen).

Aus unserem Shop

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.