Moin,
Topfballen sollten immer vor dem Pflanzen etwas geöffnet werden. Nicht dass man die Wurzeln anschneiden muss, der Ballen muss nur "aufgerissen" werden und Wurzeln sollten aus dem Ballen herausstehen. Ich mach das immer mit dem hakenförmigen Teil der Rosenschere. Die Begründungen, die Du zitierts, sind aber nicht ganz zutreffend.
Hauptgrund ist der, dass bei einem stärker durchwurzelten Topfballen die Wurzeln es kaum schaffen, aus diesem herauszuwurzeln, sie wachsen am Pflanzplatz also nur schwer an. Das liegt zum Einen an den unterschiedlichen Substraten von Topf und Pflanzstelle, zum Anderen an der oftmals dichten Verfilzung der Wurzeln, die in diesem Zustand wie ein eigener Topf wirken und nur sehr schlecht das Wasser beim Angiessen aufnehmen können. Ausserdem bekommt man bei der relativ glatten Oberfläche des Wurzelballens keinen so guten Kontakt von Wurzel mit Erdreich hin, wie bei aufgerissenem Ballen. So kann es passieren, dass die Pflanze vertrocknet, obwohl man giesst und giesst und giesst und........... Sie werden ballentrocken.
Ein anderer Fall wäre, dass das alte Substrat zu gut Wasser aufnimmt und dann, bei Böden die gut Wasser halten, es zum Versumpfen des alten Ballen kommt und die Wurzeln bzw. der Wurzelhals wegen Staunässe abfault. Die Drainage nach dem Aufreissen ist etwas verbessert.
Wenn der Ballen nicht verfilzt ist, braucht man ihn auch kaum aufmachen.
Das Kreiswachstum ist nur bei Bäumen im Topf (incl. Zaubernüssen, Blumen-Hartriegel und Magnolien) ein größeres Problem. Getopfte Bäume sollte man deshalb immer im Herbst nach dem Laubfall oder im Frühling vor dem Austrieb kaufen und dann den Wurzelballen gründlich aufdröseln. Hier können nämlich die gedrehten Wurzeln tatsächlich dafür sorgen, dass der Baum später kaum Standfestigkeit entwickelt (sie verhalten sich fast wie eine Bettfeder) oder dass sie durch ihr eigenes Dickenwachstum den Stammgrund abwürgen und die Pflanze sich selbst stranguliert. Beides sind aber Dinge, die erst nach Jahren auftreten. Ein Baum soll aber meist etwas länger leben, als sieben bis zehn Jahre. Deshalb breitet man die Wurzeln dieser Pflanzen dann im Pflanzloch auch möglichst sternförmig aus........ so gut es geht.
Freilandware mit Ballen oder wurzelnackt sind getopften Bäumen eigentlich immer vorzuziehen.
Bei "normalen" Sträuchern, Stauden und einjährigen ist das Drehwachstum unerheblich. Bei diesen gilt nur das oben gesagte.
Beim Ballieren bzw. Verschulen von Baumschul-Gehölzen werden die Wurzeln absichtlich verletzt, damit sie ein stärkeres Feinwurzel-System bilden. Das Verletzen der Wurzeln ist also eher kein Problem (Ausnahmen bestätigen die Regel) und hindert Pflanzen kaum am Anwachsen.